Zitat
Original von Hawkeye
Grüße
H.
PS: Mal ne andere Frage: was haben eure Eltern eigentlich beruflich gemacht? Oder anders: wie viele Schichten habt ihr übersprungen auf dem Weg zum Lehrer? Und: wie sieht es in euren Kollegien aus? Wie viele Arbeiterkinder sind bei euch Lehrer im Kollegium? Wie viele Türken, Russen, Spätaussiedler, Polen? Wie viele aus diesem Bereich haben mit euch Abitur gemacht, mit euch studiert? Wie viele zählt ihr davon zu euren Freunden? Wie viele Freunde von euch haben einen Hauptschulabschluss - und nur den? Wie groß ist der Lehreranteil auf euren Geburtstagspartys?
Wir sind ca. 22 Kollegen:
ein "Arbeiterkind" (das wissen wir nur, weil er damit immer wieder gerne kokettiert), gleichzeitig auch ehemaliger Hauptschüler mít zweitem Bildungsweg - vielleicht auch mehr, aber das interessiert uns bisher herzlich wenig
ein Pole (gebürtig, eingebürgert)
ein Vietnamese (gebürtig, eingebürgert)
Ich habe selbst nicht-studierte Eltern, Vater aber immerhin "einfacher" Beamter (Postler) mit Abi, Mutter "nur" Volksschule (Verkäuferin, Hausfrau).
Im Freundeskreis überwiegend Abiturienten, viele Lehrer (aber viele aus "Arbeiterfamilien" - liegts am Ruhrgebiet???), einige Hauptschüler (aus Jugendtagen). Das hängt nun mal mit der eigenen Biographie zusammen, durch die eigene Schullaufbahn und die Unikontakte entwickeln sich die meisten dauerhaften Freundschaften, Engagement in der Gemeinde (Jugendarbeit) und auch jetzige Ehrenämter (und Chor...) ergänzen das Spektrum,
ach, mein Mann ist Lehrer, aber ebenfalls "Arbeiterkind", merkwürdig, dass mir das gerade erst einfällt, ist eben kein "Thema" für uns.
Einige unserer Schüler (Hauptschule) wechseln nach der Erprobungsstufe in die Realschule (aber nur sehr wenige!), viele machen aber später auf der Gesamtschule, im Berufskolleg oder dem Gymnasium ihr Abi, allein aus meiner letzten Entlassklasse ca. 5. Leider weiß ich nicht von allen Schülern den weiteren Werdegang, aber immer wieder werde ich überrascht von "Abiturienten". Auch aus meiner jetzigen Klasse 9 wollen einige studieren, zum Teil realistisch, sie haben den "Dreh" erst später bekommen - wären bei der beschriebenen Vision bestimmt "untergegangen", da sie viel vom sozialen Miteinander in der Klasse profitiert haben. Die Eltern sind oft überrascht von den Entwicklungen, die ihre Kinder gemacht haben und bestätigen uns oft, dass sie die Hauptschule nicht mehr für eine Sackgasse halten. Das tut uns gut, da wir das als Anerkennung auch unserer Arbeit erleben.
Aber: die Mehrzahl der Wechsler wechselt nach wie vor von "oben" nach "unten", d. h. von Realschule zu uns oder auch vom Gymnasium zu uns. Erst letzte Woche hatten wir Besuch von einem Ehemaligen, der vom Gym zu uns kam, ein Jahr bei uns blieb (in 9), dann wieder zum Gym (Internat) wechselte und dort sein Abi machte.
Von der Vision halte ich sehr wenig, die individuelle Förderung wäre zwar wünschenswert, daher mehr Personal, bessere Ausstattung und wir können die Vorteile der Vision für unseren Schulalltag hier und jetzt nutzen. Ansätze verwirklichen wir schon (auch durch die Qualitätsanalyse bestätigt), aber verbessern können wir uns sicher auch noch. Ich differenziere sehr viel, aber für jeden einzelnen Schüler alles mundgerecht zu machen, schaffe ich nun wirklich nicht.
Boeing