Beiträge von Kathie

    Du hast ein Beispiel genannt, deine Freundin.
    Wir unterrichten jahrlang in der Schuleingangsstufe und bis Jahrgangsstufe 4. Ich könnte dir 50 Beispiele nennen, manche ähnlich wie deins, manche komplett anders.
    Du unterrichtest an der Berufsschule. Meinst du wirklich, du weißt mehr darüber, wie gewisse Familien (mit Grundschulkindern) ticken? Meinst du, es ist uns nicht bewusst, dass andere Kulturen anders denken? Und meinst du, wenn man jemanden nett drauf hinweise, dass hier anderes erwartet wird, dann macht er das liebend gerne und bereitwillig?


    Ich glaube schon, dass der Großteil der hier Schreibenden durchaus über den Tellerrand schaut und nicht immer nur von sich aus geht. Dennoch bin ich der Meinung, es braucht keinen flächendeckenden Ganztag, und das vergleichsweise gute Abschneiden von Bayern gibt mir da auch eigentlich Recht, würd ich behaupten.


    Und nochmal in aller Deutlichkeit: deutsche desinteressierte Familien sind auch ein Problem, und die haben keinen anderen kulturellen Hintergrund. Ach ja, ich glaube, damit wäre alles gesagt, was ich noch loswerden wollte.

    Die gesamte schulische Sozialisation kan bei Personen mit Migrationshintergrund anders sein. Eine Ansprache dieser Gruppe wird sich kaum über drei EA im Jahr erschlagen lassen. Da werden wohl persönliche Lernstandsgespräche hermüssen - mit jeder Familie.


    Ich bitte, dass auch ernst zu nehmen. Die Hürden sind wirklich hoch - ihr seid Lehrer, bitte probiert den Perspektivwechsel.
    Beschafft euch ein koreanisches Schulbuch und seht euch die Übungen für die erste Klasse an. Die Art zu arbeiten wird den
    meisten völlig fremd sein.

    Ach komm. Da kann ich nur ungläubig kucken, bei so einem Ratschlag. Was glaubst du denn, wie Schulalltag und Elternarbeit ablaufen?


    Erstens finden natürlich in der Grundschule intensive Lernstandsgespräche mit jeder Familie statt, wir haben hier übrigens eine verbindliche Sprechstunde, zu der wir auch Eltern einladen und zu der wir im Bedarf einen Übersetzer hinzuholen. Mit vielen Familien spreche ich drei- bis viermal im jahr eine Stunde lang persönlich, zusätzlich zu Telefonaten und Mitteilungen im Postheft.
    Zusätzlich dazu gibt es x Elternabende für die ganze Klasse, und zwar einen schon Monate vor der Einschulung, einen anderen am zweiten Schultag usw.


    Ich brauche mir kein koreanisches und auch kein albanisches Schulbuch zu besorgen. Ich kann mir vorstellen, dass der Unterricht da anders abläuft, aber in meiner Klasse sind die Kinder ohe Migrationshintergrund in der absoluten Minderheit, und mich da in jedes Schulsystem der Welt einzudenken sehe ich nicht ein - wozu auch. Wir sind jetzt in diesem Moment hier und im deutschen Schulsystem.
    Das soll nicht heißen, dass ich kein Verständnis habe. Natürlich ist es schwierig, in eine andere Kultur zu kommen, natürlich ist es schwierig, wenn man die Sprache und Gepflogenheiten nicht kennt. Deshalb gibt es tausend Angebote. Mein Verständnis endet genau da, wo diese Angebote zum wiederholten Mal nicht angenommen werden, aber trotzdem gejammert wird. Und nein, ich lasse das nicht am Kind aus, sondern fördere und helfe und mache all das, was ein Lehrer eben tut. Was da ein koreanisches Schulbuch zu suchen hat, keine Ahnung. :P



    Lesen, rechnen, die Uhr, das sind natürlich Inhalte der Schule, aber es ist eben auch etwas, das Übung erfordert, und geübt wird nicht NUR in der Schule, sondern auch zu Hause.


    Und ich sehe es genauso wie viele andere: Es gibt genug Eltern, die alles auf die Schule schieben, und die "Ausrede" der Berufstätigkeit allzu gern benutzen. Aber 5 Minuten lesen am Abend, mal beim Essen zusammen auf die Uhr kucken, das Einmaleins während des Haareföhnens abfragen oder am Wochenende die Fibel aufschlagen, sowas ist machbar. Und das sollte auch gemacht werden, wenn das Kind eine Ganztagesschule besucht. Wie sagte der Rektor meiner Tochter so schön: "Sie zeigen dadurch, dass Ihnen Schule wichtig ist. Und das ist ganz entscheidend für den Erfolg Ihres Kindes." Stimmt. Einfach einmal Interesse zeigen!



    Ich kenne übrigens keine Grundschullehrerin, die von den Eltern verlangt, die Hausaufgaben zu verbessern...

    Klar sollte die Möglichkeit da sein! Natürlich sollte es Horte und Mittagsbetreuungen geben.


    Aber auch das entbindet nicht die Eltern von der Pflicht, hin und wieder mit einem Erstklässler zu lesen, einem Zweitklässler das Einmaleins zu üben oder mit einem Drittklässler Blätter zu sammeln für den Sachunterricht. Das sollte auch berufstätigen Eltern bewusst sein. Sie sind immer noch die Eltern, und gerade Grundschüler KÖNNEN sich nicht komplett alleine organisieren.


    Bei uns sagen die Horte übrigens sogar, dass sie nicht mit den Kindern lesen üben können, weil es zu laut ist und sie diese Einzelbetreuung nicht leisten können. Und nun? Doch wieder Elternhaus.
    Ich verstehe sowieso nicht, warum es Lehrer gibt, die die Eltern komplett aus der Pflicht nehmen wollen.

    Natürlich und genau darum geht es auch bei anderen schon genannten Gruppen. Es gibt dabei auch solche, denen die heimische Tierschar wichtiger zu sein scheint. Und dann gibt es noch Helikpotereltern und Eltern, die ihre Kinder Wohlstandsverwahrlosen lassen, Eltern, die sich im Rosenkrieg befinden und vieles mehr. Primaballerina hat es wirklich treffend zusammen gefasst, leider damit aber einen ekligen Sturm derjenigen Lehrereltern ( wieder eine besondere Gruppe, die ich nur zu gut kennen ;–)), die zu glauben scheinen, man wollte Ihnen Ihre Erziehungskompetenz von staatlicher Seite absprechen, ausgelöst.

    Du hast keine Kinder, wetten?


    Ich glorifiziere hier weder Mütter noch irgendwelche Erziehungsmodelle, ich spreche mich einfach nur dagegen aus, allen Kindern / Familien die verpflichtende gebundene Ganztagesschule aufzudrücken aus dem Grund, dass sonst keine Chancengleichheit herrscht. Und wenn du und auch frkoletta genau gelesen hättet, hättet ihr das sicherlich auch erkannt.


    Ferner schrieb ich von vorhandenen Förderangeboten, die wichtig sind, aber freiwillig. Vielleicht sollte man die dann tatsächlich verpflichtend machen für gewisse Klientel...
    Eigentlich führt das alles ziemlich weit vom Thema weg, wenn jetzt schon wieder über verpflichtende Ganztagesschule gestritten wird. In Bayern jedenfalls gibt es davon eher wenige, zumindest in meinem Umfeld, und die Schüler haben recht gut abgeschnitten. Ob es wirklich weniger Migranten in Bayern gibt, wage ich auch zu bezweifeln.

    Und die restlichen Schüler werden in Geiselhaft gezwungen, um allen Kindern die gleichen Chancen zu geben. -


    Das ist überall in Europa so und wird auch bei uns so sein.

    Und das fändest du offensichtlich akzeptabel?


    Nur weil andere Eltern nicht in der Lage sind, ihrem Kind am Nachmittag Struktur, Anregung und ein halbwegs normales Umfeld zu bieten, soll ich als Mutter dann gezwungen sein, mein Kind ganztags fremdbetreuen zu lassen, damit alle die gleichen Chancen haben??? Das kann nicht dein Ernst sein. Dürfte ich am Wochenende dann noch Vokabeln abfragen, auch wenn andere das nicht tun? Dürfte ich an Schwimmtagen kucken, ob eine Badehose dabei ist, auch wenn andere das vielleicht vergessen? Chancengleichheit wird es nie komplett geben.


    Primarballerina, genau. Ich stimme dir zu. Man verlangt nichts Ungewöhnliches von den Eltern der Schulanfänger, wenn man sie auffordert, für Nachschub zu soregn, sollte der Kleber verbraucht oder die Schere verloren sein, oder sie darauf hinweist, dass es angebracht ist, einmal die Woche im Schulranzen aufzuräumen.


    Dass einige Familien bildungsfern sind ist Tatsache. Dass bildungsnahe Familien wahrscheinlich in der Regel Kinder mit größeren Schulerfolg haben, ist für mich ehrlich gesagt auch nicht überraschend. Und nun erzähle mir keiner, es gäbe zu wenig Förderung. Es ist nämlich alles mögliche da. Vorkurse, Deutsch-Förderklassen, Übergangsklassen, teilweise sogar Einzelförderung, Hausaufgabenbetreuung ehrenamtlich, Lesemamis, Lesepaten, Mamicafe zum Deutschlernen, Deutschkurse für Mütter, etc pp... der Großteil dieser Förderung kommt Kindern aus bildungsfernen Familien zugute. Denn die anderen brauchen das nicht so sehr. Ist natürlich in Ordnung, aber dann kann doch endlich mal der Aufschrei aufhören, Kinder aus bildungsfernen Familien würden so benachteiligt! Nein! Sie bekommen viele Chancen und ob und wie sie sie annehmen, ist ihre freie Entscheidung!


    Und dass man selbst seine Kinder fördert, muss jedem Elternteil erlaubt sein, auch wenn dann evtl. der Abstand zum schwächsten Kind der Klasse noch größer wird.

    Der Knackpunkt ist meiner Erfahrung nach das Beherrschen oder Nichtbeherrschen der deutschen Sprache.


    Wenn Familien mit Migrationshintergrund super integriert sind, die Sprache sprechen und das Kind ähnliche Erdahrungen wie Altersgenossen machen durfte (mit Papier basteln, eine Schere benutzen, im Kindergarten Bücher vorgelesen bekommen etc), dann ist der Unterschied zwischen "Kind mit Migrationshintergrund" und "Kind ohne Migrationshintergrund" vernachlässigbar.


    Wenn aber im Elternhaus keiner Deutsch spricht, das Kind weder zum Kindergarten noch in Vorkurse o.ä. gebracht wird, kein Geld für Bastelsachen, Bücher etc da ist, dann ist der Unterschied gravierend.


    Also ich bin sicher, dass bestimmte Migrationshintergründe mit schwächeren schulischen Leistungen korrelieren. Und ich bin ebenso sicher, dass daran nicht die Lehrer Schuld sind, jetzt nur mal vorbeugend gesprochen.



    Cora, ich stimme dir in den meisten Punkten zu, nur würde mich interessieren, welche beiden RS-Arbeitshefte du meinst. Zauberlehrling, klar. Welches ist dein zweites? Ich persönlich kenne vier Stück, die an meiner Schule und an der meiner Kinder verwendet wurden, und ich glaube, meine Nichte hat wieder ein anderes.

    Das, was an deinen Beiträgen irgendwie befremdet bzw. auch teilweise nervt, ist, dass du meinst, Dinge erläutern zu müssen, die jedem klar denkenden Erwachsenen natürlich bewusst sind.


    Nicht nur in diesem Thread, aber auch. Überdenke das doch mal.
    Viele Lehrer hier wissen mehr als du und haben auch mehr Lebenserfahrung als du - das schrieb ich dir bereits. Du hast sicherlich auch theoretisches Wissen und dazu einige fixe Ideen ;) und in manchen Punkten hast du nicht einmal Unrecht.
    Aber jetzt hör doch bitte auf, darüber zu fabulieren, ob und wie Dejanas Studium anerkannt werden könnte oder nicht! Das hatte sie nicht gefragt, da wird sie sich schon a die richtigen Stellen wenden, das ist nicht ein Problem, welches du hier lösen sollst!



    Damit meine ich, du brauchst nicht auf Dejanas nächsten Beitrag warten, sie wird auch ohne deine Mutmaßungen eine Lösung finden. Das ist nicht böse gemeint. Aber ich glaube, du hast dich hier in irgendwas verrant.

    Miss Jones, echt jetzt, "Primimäuse"??? :autsch: Find ich sogar in Anführungszeichen irgendwie unpassend, aber vielleicht ist das Geschmackssache.


    Dejana, ich hab jetzt nicht mehr im Kopf, in welches Bundesland es dich zieht, aber zum Beispiel der Lehrplan von Bayern ist komplett im Internet abrufbar (LehrplanPlus heißt er). Da kannst du Jahrgangsstufen und Fächer anklicken und dann mal vergleichen.
    Deine Dateien kann man - oder ich - nicht öffnen.


    Wäre es nicht vielleicht klug, in eine Großstadt zu ziehen, wo es mehr englischsprachige Privatschulen gibt?

    Kleiner Unterschied, ob du im Rahmen des Schwimmunterrichts als ausgebildete Schwimmlehrerin (und sag jetzt bitte nicht, in Berlin darf Hinz und Kunz Schwimmunterricht erteilen!!!) im Lehrschwimmbecken unterrichtest, oder mit Jugendlichen im Rahmen einer Klassenfahrt ins Meer willst, meinst du nicht?

    Naja, der Vergleich "über die Schultasche stolpern" oder "in der Großstadt wohnen" hinkt doch total. Aber das weißt du selbst.


    Es ist doch immer eine Risikoabwägung. Natürlich kann beim Schwimmen etwas passieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Eltern eines ertrunkenen Schülers viel Verständnis dafür aufbringen, dass diese Aktivität gruppenbildend und spaßbringend und deshalb nötig war. Nein, sie werden höchstwahrscheinlich alle Hebel in Bewegung setzen, um etwas Gerechtigkeit zu erlangen. Sprich: vor Gericht gehen.


    Ob man das riskieren will, ist halt die Frage. Meistens passiert ja nichts. Ich kenne eine siebte Klasse, Wandertag am See. Die Lehrer (zwei Personen!) haben mit den Kindern den Treffpunkt am Ufer ausgemacht und sind dann gleich mal 45 Minuten zu spät gekommen. Während dieser zeit war die gesamte Klasse unbeaufsichtiggt am und im Wasser. Während eines Schultages wohlgemerkt. Wie bescheu*** kann man eigentlich sein? Entschuldigt die Ausdrucksweise... Es ist nichts passiert, aber da wäre natürlich die Hölle los gewesen! Zu Recht!!!


    Das war ein kleiner Exkurs, der ja nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun hat.
    Wenn du alle rechtlichen Vorgaben einhältst und es dir zutraust und davon keine schlaflosen Nächte bekommst (die hätte ich nämlich wochenlang vorher), dann kannst du es ja machen.


    Die Einstellung von dir, Trantor, finde ich mehr als sonderbar. Du nimmst Minderjährige mit auf Klassenfahrt und es scheint dir egal zu sein, was die so treiben??!! Vielleicht lebe ich mit meinen achtjährigen Schülern in einer anderen Welt, aber auch als Mutter finde ich diese laissez-faire Attitüde nicht wirklich gut und würde mein Kind da ungern mitschicken.

    Das ist nachvollziehbarerweise nicht gerade ein Umfeld, in dem man gerne wohnt. Da aber Wohnen in der Großstadt beliebt und die Anzahl der Immobilien beschränkt ist, gilt das Prinzip von Angebot und Nachfrage: Der Preis wird so weit hochgejagt, bis verbleibende Interessenten = Anzahl zur Verfügung stehender Immobilien. Wer in der Stadt nichts findet, muss auf's Land, wo es ja auch schön ist und vor allem genug Wohnraum gibt.


    Es gibt natürlich noch einmal etwas zwischen "klitzekleines Reihenhaus im Ghetto" und Villa mit prunkvollem Anwesen, aber hast du Kontakt zu Bewohnern der schöneren Wohngegenden deiner Stadt und wenn ja, verdienen diese wirklich so viel besser oder sind das auch nur Normalverdiener wie ihr?

    Sorry Sissymaus, ich bin ganz deiner Meinung, wir sollten zum Thema zurück. Aber nur ganz kurz zum zitierten Beitrag.


    Lehramtsstudent. Du schreibst hier mit Lehrern, die sicherlich um einiges mehr Lebenserfahrung haben als du und von denen der Großteil älter ist als du. Viele haben Familie, einen Beruf, Kinder, Immobilien abzubezahlen.
    Von daher finde ich es sehr befremdlich, wenn du in eine Diskussion über Elterngeld / Gehalt / Wohnraum / Wohngebiete einsteigst, das Thema für uns nochmal zusammenfasst und auf so geniale Schlüsse kommst wie: "Wer sich die Stadt nicht leisten kann, sollte aufs Land ziehen". So einfach ist das leben dann doch nicht, aber ich denke, du wirst deine Erfahrungen schon noch machen.

    Stimmt, Bolzbold. Manche Leute arbeiten nun mal im Speckgürtel (auch da gibt es Schulen) und die wollen auch nett wohnen, nicht nur in einer klitzekleinen Absteige. Das sind gar nicht mal so sehr individuelle Ansprüche, das ist eine Notwendigkeit.
    Zwei Lehrergehälter auf dem Land mögen zu einem sorgenfreien Leben komplett ausreichen, zwei Lehrergehälter in einer teuren Stadt reichen sicherlich auch aus, aber es ist ein spürbarer Unterschied. Und wenn ein Gehalt dann vielleicht komplett wegfällt, aber Haus oder Wohnung weiter abbezahlt werden wollen, dann kann es schwierig werden, denke ich mal.


    Jetzt bezogen auf Elternzeit / Elterngeld etc: ich finde nichts Verwerfliches dran, genau zu überlegen und auszurechnen, wie man es für sich am Geschicktesten dreht! Ganz egal, wo man wohnt. Es wäre doch ungeschickt, irgendwas zu verschenken - sooo dicke haben wir es dann auch wieder nicht.

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