Erstmal: mach copy + paste, wenn du einen langen Text schreibst. =)
Für den Nachweis der 20-22 SWS kannst du auch deine Studienordnung beilegen, nach der du damals studiert hast - hab ich auch getan. Das Diplom sollte als Beweis ja wohl ausreichend sein.
Vor den fachbezogenen Fragen hab ich auch ein wenig Sorge. Grundsätzlich kann ich mir aber nicht vorstellen, dass bei einem solchen Bewerbungsgespräch deine fachlichen Kenntinisse wirklich vertiefend abgefragt werden, denn das läßt schlichtweg die Zeit nicht zu.
Ich habe ja einige Kollegen, die schon oft bei Auswahlgesprächen saßen, und diese haben mich in der Hinsicht sehr beruhigt.
Tja, die Seminarleute haben natürlich den Scannerblick. Die können selbstverständlich innerhalb kürzester Zeit einschätzen, ob du als Lehrer tauglich bist. Bei einer Informationsveranstaltung wurde mir das zumindest zu verstehen gegeben.
Denn dort habe ich gefragt, was es denn mit der "Prognose" auf sich habe, ob es eventuell gewisse Rahmenbedingungen dafür gäbe.
Mir wurde daraufhin mitgeteilt, dass die Leute vom Seminar so erfahren seien, dass sie eben schon einen "Blick" für die Eignung der Teilnehmer hätten.
Was die Ausbildung nun betrifft, so muss dir klar sein, dass ein Referendariat immer mehr wert ist als die pädagogische Begleitmaßnahme. So ist es nun mal. Und viele Direktoren an Schulen legen auch Wert auf ein Referendariat (aber eben auch nicht alle).
Dir muss eben klar sein, dass du ohne Referendariat viel weniger Chancen auf dem Stellenmarkt hast.
Du bist nun in der glücklichen Situation, mit Physik und Chemie Mangelfächer abzudecken. Aber ich kann dir auch sagen, dass es selbst für die Mangelfächer Mathe + Physik bereits 12 Bewerber an unserer Schule gibt, die grundständig ausgebildet worden sind. Da muss nur einer die Stelle wollen, dann bist du aus dem Rennen.
Des weiteren muss dir klar sein, dass nirgendwo verläßliche Zahlen vorliegen: Die ausgebildeten Lehrer, die z.B. vorher Vertretungsunterricht gegeben haben, werden nicht mit einberechnet, sondern es wird immer nur von denen ausgegangen, die gerade erst ihr Referendariat abgeschlossen haben.
Hinzu kommen dann noch Grundschullehrer, die keine Stelle bekamen. Sie werden dir vorgezogen und auch nicht mit einberechnet.
Die Situation wird Seiteneinsteigern wirklich sehr euphemistisch dargestellt. Bei einem Beratungsgespräch im Seminar wurde mir erzählt, dass ich die größten Chancen hätte: 32 Jahre alt, Deutsch und Philosophie als Fächer, berufserfahren durch einige Vertretungsstellen.
Die Realität schaut aber anders aus. Und sie ist eben deswegen anders, weil es gar keine genaue Übersicht über den Stellenmarkt gibt, weil eben keine genauen Zahlen vorliegen.
OBAS ist eine riesige Chance, wenn du die Möglichkeit hast, mach es!!!
Vernünftiger wäre aus meiner Sicht jedoch die alte Ordnung: Bewerbung auf ein normales Referendariat mit pädagogischer Begleitmaßnahme. Schade, dass die Möglichkeit abgeschafft wurde.
Rede ruhig einmal mit Schulleitungen darüber, denn die haben wirklich realistische Einschätzungen über ihre Bewerbersituation und wissen auch um die Willkür der Entscheidungen des Schulministeriums. Du wirst nach solchen Gesprächen verstehen, dass der Seiteneinstieg sehr viel schwieriger ist, als er dargestellt wird.
Und dann kommt noch dazu, dass Schulleitungen manchmal gar nicht richtig informiert werden. Als ich mich damals um die erste Vertretungsstelle bemühte, habe ich von der Bezirksregierung und von der Schulleitung ganz widersprüchliche Aussagen erhalten.
Ministerium, Bezirksregierung und Schulen arbeiten nicht wirklich reibungslos zusammen, da weiß oft die linke Hand nicht, was die rechte gerade macht... Chaos!
Damals habe ich wirklich Wochen mit Telefonaten verbracht, um einigermaßen an Durchblick zu gewinnen. Und ich hatte auch mit ratlosen Schulleitungen zu tun, die mich gern eingestellt hätten, aber wirklich nicht wussten, ob es auch möglich ist.
Von daher ist es der falsche Ausgangspunkt, sich nur danach zu richten, dass man auch mit niedriger Gehaltsstufe zufrieden wäre.
Ich wäre auch mit A12 und sogar A11 zufrieden, wenn ich einfach nur meinen Wunschberuf ausüben dürfte. Aber meine Erfahrungen lehren mich, dass es eben bei all dem Chaos wichtig ist, so viel an Ausbildung mitzunehmen, wie möglich. Die Erlasse werden ständig geändert, je nach Bedarf wird es strenger oder lockerer. Von daher, mit dieser Willkür im Nacken, sollte man jede Maßnahme in Anspruch nehmen, die mit einer grundständigen Ausbildung vergleichbar ist.
Das ist wirklich keine Frage des Geldes, glaub mir.
Zum Bewerbungsgespräch noch ein paar Tipps: Schau dir den Fragenkatalog an und denk dir schon mal einige Antworten. Sei vor allem auch selbstreflektierend. Wenn z.B. Fragen nach Disziplinproblemen in der Klasse kommen, solltest du in jedem Fall auch auf deine Unterrichtsmethoden zu sprechen kommen, bzw. auf die Änderungen dieser.
Du musst gleichermaßen selbstbewusst und selbstkritisch rüberkommen.
Ich habe immer offen über meine Schwierigkeiten geredet und auch Fehler meinerseits zugegeben. Das war nie verkehrt. Alle wissen schließlich, dass du kein Profi bist. Und Lehrer zu sein heißt eben lehren und lernen.
Probleme haben alle Lehrer mit ihren Schülern, ob alter Hase oder Frischling. Jeder Mensch ist nun mal anders, somit gibt es auch immer wieder Konfliktsituationen, die neu oder zumindest anders sind. Von daher, verkauf dich möglichst gut, spiel aber nicht den Superlehrer.
Ich wünsch dir viel Glück fürs Bewerbungsgespräch und sei nicht zu traurig, wenn es nicht klappen wird. Manche Bewerbungsgespräche sind einfach nur doof, weil man selbst schon merkt, dass diese Schule nicht die Richtige für einen ist. Da muss auch immer die Chemie stimmen. Und Bewerbungsgespräche laufen auch immer sehr unterschiedlich ab, da kommts eben stark auf die Schulleitung an.
Und wenn es klappen sollte: Nimm die Stelle bloß an und freu dir nen Wolf!!!