Ich denke schon, dass Kinder und Jugendliche ein Recht darauf haben die kritische Frage zu stellen, warum der Staat für ihre Bedürfnisse kein Geld hat, für die Bedürfnisse von Asylbewebern, von denen der grösste Teil eigentlich gar keinen Asylgrund hat, aber schon. Darüber liesse sich zum Beispiel im Unterricht offen diskutieren. Berechtigte Fragen der Schüler mit einer plumpen Ausrede über behördliche Zuständigkeiten abzukanzeln würde ich für falsch halten. Da fühlen die Schüler sich doch überhaupt nicht ernstgenommen.
Das halte ich übrigens für immens schwierig und man sollte sich immer vorher (!) Gedanken machen, mit was für einer Klassenstruktur man es da zu tun hat und inwiefern etwa SuS im Raum sein könnten, die schon einigermaßen klare, extrem rechte Vorstellungen haben (das mag in Klasse 5 weniger der Fall sein, da du die Aussage aber - wenn ich dich nicht falsch versehe - auf alle Schüler beziehst, muss das eine Rolle spielen). Wenn man da auch nur einen Schüler sitzen hat, dem man die Macht gibt, mit einer solchen Frage/Aussage den geplanten Unterricht zu verhindern und stattdessen eine Frage über den Sinn von Asylpolitik zu besprechen, in der er offenkundig eine extrem rechte Position bezieht (nämlich dass die Asylbewerber all das Geld bekämen, das den armen Deutschen dadurch verloren geht) dann hat man ganz schnell ein prinzipielles Problem: Gesteht man den SuS dieses Recht, so wie du forderst, zu, können sie theoretisch bei jedem kleinen Anlass (und auch zwischen einer veralteten VHS und der Asylproblematik sehe ich keinen zwingend logischen Zusammenhang) deinen Unterricht beenden und über irgendein "Problem" mit Migranten/Asylbewerbern etc. sprechen.
Das Problem ist nun, dass es im Internet und ggf. auch direkt bei irgendwelchen kruden Persönlichkeiten ausreichend Material zu diesem ganzen extrem rechten Gedankengut gibt - das schaffen also auch die SuS. Und wenn du es schaffst, inhaltlich dagegen an zu argumentieren und zu zeigen, dass Rechtsextremismus einfach keinen Sinn macht, dann kommen sie halt zur Not wieder mit irgendeiner Verschwöungstheorie, dass ja der Bundeskanzler eh dem US-Präsidenten durch die Kanzlerakte zum Gehorsam verpflichtet sei oder sonst was...dann kommst du schnell an den Punkt, wo du mit logischen Argumenten nicht mehr zu Rande kommst. Und genau da läufst du dann Gefahr, die Kontrolle zu verlieren und bietest den SuS, die offenbar schon extrem rechte Vorstellungen haben, auch noch eine Bühne, weitere, ggf. unzufriedene SuS in ihren Bann zu ziehen. Unzufriedenheit ist ja in einem bestimmten Alter auch keine Seltenheit, ich halte ein solches Vorgehen genau dann, wenn man nicht ausschließen kann, dass man einen SuS mit extrem rechtem Hintergrund in der Klasse oder im Kurs hat, also für potenziell gefährlich. Denn wie gesagt, ginge es nur um inhaltliche Logik und Sachargumente, dürfte es generell keinen Rechtsextremismus geben...so einfach ist es also leider nicht. Von daher denke ich, dass es besser ist, einem solchen Kommentar mit der Antwort, die z.B. alias vorgeschlagen hat, zu begegnen, aber keine Diskussion zuzulassen. Erstens hast du eine geplante Stunde mit Stundenziel, zweitens weißt du nie, wo das endet. Dann lieber mit dem betreffenden Schüler nach der Stunde unter vier Augen besprechen, dass extrem rechte Aussagen im Unterricht keine Berechtigung haben und auch keinen Platz finden werden - und da kannst du auch mit ihm argumentieren, er hat ja keine Bühne und kann niemanden durch seine "Argumente" überzeugen.
Ich will damit keinesfalls sagen, dass man jeder Diskussion aus dem Weg gehen muss, natürlich gehört zur politischen Bildung unbedingt, dass über aktuelle Probleme gesprochen und diskutiert wird. Und in einer fünften Klasse ist es wohl auch unwahrscheinlicher, dass man da einen von sich aus schon überzeugten extrem rechten Schüler hat. In oberen Stufen ist dies leider nicht immer auszuschließen und man präsentiert diesen SuS dann seine offene Flanke, wenn man Diskussionen zulässt, auf die schnell plattes, populistisches, extrem rechtes Denken antwortet. Daher fordere ich einzig und allein, dass man sich im Vorfeld die Gedanken macht, was passieren kann: Da hat man viel zu verlieren, weil man oft kaum als Sieger aus einer solchen Debatte herauskommen kann. Und wenn diese Angst besteht, sollte man sich gut überlegen, ob man das in seinem Unterricht zulassen will.