Ich weiß nicht, inwiefern ich dir hier falsche Dinge unterstellt habe - bei der Frage nach der Ziellosigkeit habe ich deutlich gemacht, dass das nur eine Theorie ist, die ich von mir selbst kenne. Bei der Unterstellung, dass du fachdidaktisch in der Theorie nichts drauf hast, habe ich mich auf deine Aussagen bezogen, dass dem (noch) so ist. Wenn es daneben falsche Unterstellungen gab, liegt das wohl daran, dass ich das aus deinen Beiträgen so herausgelesen habe - mag mein Fehler sein, vielleicht verstehe ich teilweise einfach deine Ironie etc. nicht (was ja im Geschriebenen oftmals nicht so richtig klappt).
Ich habe generell nichts dagegen einzuwenden, dass du dich zu Höherem berufen fühlst oder die Fachinhalte auf einem höheren Niveau vermitteln willst - nur sehe ich es eben so, dass das dann eher die Fachwissenschaft machen müsstest, die Fachdidaktik sollte nicht nur Ersatz sein.
Wenn du die Fachdidaktik nun für dich entdeckst: Schöne Sache. Es liegt natürlich auch an dir, wie deine Seminare am Ende aussehen. Trotzdem bleiben theoretische, pädagogische Fragestellungen auch dort nicht aus, sondern eher im Mittelpunkt; die Inhalte, die dir offenkundig mehr am Herzen liegen, bilden nur den notwendigen Rahmen, um nicht nur abstrakt zu bleiben. Wobei ich hier auch schon interessante Kurse hatte, in denen es einen inhaltlichen Fokus gab und anschließend die Frage gestellt wurde, wie man das jetzt fachdidaktisch umsetzen könne - eine sehr gelungene Kombination beider Seiten, doch müsste das ja auch erst einmal die Studienordnung deiner Fakultät so zulassen. In rein fachdidaktischen Seminaren haben rein fachwissenschaftliche Diskussionen erst einmal nichts zu suchen.
Ich bleibe bei meiner Meinung, dass es nicht ratsam ist, in die Fachdidaktik zu gehen, wenn man dort eigentlich nicht sein will. Ich habe selbst schlechte Fachdidaktiker erleben dürfen und kann dir sagen: Das macht echt keinen Spaß. Vor allem, wenn die eben die Didaktik unterschätzen und nur als inhaltsleeres Geplappere abtun. Und ein wenig sehe ich da bei dir die Gefahr, wenn du auch schreibst, dass alles Fachdidaktische für dich keine Herausforderung ist, weil du schwierige, philosophische Texte verstehst. Ein Fachdidaktiker sollte imho ein Crack auf seinem Gebiet sein, prakisch und theoretisch.
Ich frage mich ein wenig, wieso die Ansprüche an einen guten Lehrer, die hier (bei anderen) durchscheinen, nicht auch an einen guten Fachdidaktiker gestellt werden: Ja, ein guter Lehrer sollte auch fachlich etwas draufhaben. Ein guter Fachdidaktiker aber eben auch. Er sollte die Theorien auch kennen, weil es in der Uni eben auch immer um eine wissenschaftliche Betrachtung geht. Und das zu Recht, ich möchte diese theoretische Basis wirklich nicht missen, weil sie für mich auch so etwas wie einen Anker darstellt, an dem man sich ggf. mal kurz festhalten kann, wenn man in der Praxis den Karren vor die Wand gefahren hat, obwohl man seine Planung vielleicht eigentlich total gut fand. Das passiert glaube ich jedem Mal, dass die eigene Planung einfach nicht hinhaut - da sind ein paar objektive Standards, an die man sich halten kann, bestimmt nicht schlecht - und das sage nicht nur nich, das sagen auch Referendare und Lehrerfrischlinge, die ich kenne. Das mag einigen eingefleischten Praxiserfahrenen banal vorkommen - uns fehlt die Praxis aber eben noch und solche Banalitäten können dann Gold wert sein.
Und wenn du der universitären Didaktik unterstellst, inhaltsleeres Geplappere zu sein: Ja, das gibt es mitunter durchaus auch. Was mir ein historischer Abriss des deutschen Schulsystems so wirklich bringt: Ich weiß es nicht. Aber gerade dann solltest du doch viel, viel höhere Ansprüche an Fachdidaktiker stellen: Dass sie eben nicht irgendwelche leeren Phrasen von sich geben, sondern sich mit der Theorie der eigenen Fachdidaktik super auskennen und diese unter praktischen Gesichtspunkten bewerten, hinterfragen, anwenden können. Von daher glaube ich eben auch, dass ein, zwei gute Literaturtipps dazu, was zurzeit so in fachdidaktischen Seminaren gelehrt wird, nicht unbedingt ausreichend sein werden, wenn du deinen eigenen Ansprüchen an gute, praxisnahe (aber eben immer noch universitär-theoretisch-wissenschaftlich fundierte) Fachdidaktik gerecht werden willst. Aber gut, jeder muss ja mal irgendwo anfangen - und wenn es nicht bei den zwei Büchern bleibt, alles gut.
Ich will dir hier nichts Falsches unterstellen, sondern schreibe Antworten auf die Inhalte, die ich deinen Posts hier entnehme - damit muss ich nicht immer richtig liegen, aber anders funktioniert es doch nicht. Aber am Ende geht es doch in einem solchen Forum um genau so etwas: Meinungsaustausch. Das sind dann freilich nicht immer Meinungen, die der Meinung der Threaderstellerin auch entsprechen und ihr gefallen. Ich will schlichtweg vor Gefahren warnen, die ich meine, erkennen zu können, wenn ich deine Posts lese - wenn ich damit daneben liege, freue ich mich genauso wie du selbst. Ob ich glaube, dass ich damit meilenweit daneben liege, ist eine andere Frage...
Über den Unsinn in den Seminaren: Das ist zumindest auch die gängige Warnung in - Obacht! - fachdidaktischen und allgemeindidaktischen Uni-Kursen: Wenn etwas im Ref falsch läuft, wird es ohne großes Hinterfragen uns, den Refs, in die Schuhe geschoben - am Ende müsse ein Lehrer, so die Meinung vieler Seminarausbilder, für jeden Schüler eine Möglichkeit kennen, ihn wieder ins Boot zu holen. Schafft man das nicht, hat man versagt. Und hier sagen uns die Uni-(Fach-)Didaktiker, dass das reine Utopie ist und niemals gelingen kann, schon gar nicht unter den Rahmenbedingungen unseres Schulsystems.