Beiträge von katta

    haha, wenn wir das jetzt so machen, unterrichte ich in ethik am gym alles, alles, alles: englisch ja eh, von wegen englische quellen, und deutsch ja auch, textarbeit galore in der philosophie. und sozialwissenschaften tauchen ständig auf. etwa ethik 10, vertragstheorien und fragen nach dem zweck von herrschaft und macht noch und nöcher, freilich auch die frage nach der gestaltung des politischen gemeinwesens. dann ethik 11, da reden wir sehr viel über den freien willen im kontext der psychologie, soziologie, neurologie... weh dem, der nicht weiß, was ein aktionspotential ist oder was die kontrollgruppe da so den ganzen tag macht. oder ethik 5: lehrplan sagt, wir machen "wahrnehmung als erlebnis", also ästhetik für zehnjährige erfahrbar machen. kunst und musik voraus! die liste lässt sich problemlos erweitern.


    ich bin sicher, das kann man für viele fächer so anbringen, wenn man will. als lehrer ist man als fachidiot einfach falsch.


    edit: logik. ich hab' die logik vergessen. aussagenlogik-basics in ethik 8, negationen, immunisierung, alles am start.

    Jein. Das war für mich z.B. in Englisch nämlich anfangs tatsächlich eine extreme Umstellung und Einarbeitung, da gerade der Oberstufenunterricht in Englisch eigentlich gefühlt nichts mit einem literatur- und sprachwissenschaftlichen Studium zu tun und reine Sprachvermittlung steht auch im Hintergrund, in der Oberstufe ist das Fach echt eher eine Geisteswissenschaft und das wissen die wenigsten, die das studieren. Das ist in Deutsch definitiv nicht so extrem (auch wenn ich da natürlich auch einen Hintergrund in Geschichte brauche). Das trifft also sicherlich nicht so extrem für alle Fächer zu (auch wenn ich Philo/ Ethik auch für eines dieser Fächer halte). Und gerade bei genetic engineering oder globalisation habe ich anfangs extrem geflucht - inzwischen mache ich es extrem gerne.


    Aber ich stimme dir zu: Fachidioten kommen nur eingeschränkt weit. Und meine alten Lehrer, gerne auch als "Mathe-Physik-Mafia" bezeichnet, waren vielleicht fachlich kompetent, aber alles andere als gut darin, ihr Wissen zu vermitteln (ok, vielleicht auch schlicht nicht daran interessiert, insbesondere an Mädchen... aber das ist ein Theme für sich).


    Studiere das, worauf du Lust hast, und was du dir vorstellen kannst, lange zu unterrichten.
    Die Überlegung, mit sehr gegensätzlichen Fächern auch mehr Spannung im Arbeitsalltag zu erleben, ist nicht zu verachten, das ist mit Sicherheit sehr befriedigend, wenn man viel Abwechslung und andere Zugänge zur Welt und Wissen hat.
    Denn das ist evtl. eine Fähigkeit, die den reinen Naturwissenschaftler sowie den reinen Geisteswissenschaftlern fehlt: einen breiteren, allumfassenderen, multiperspektivischen Blick auf die Welt und der kann mit Sicherheit sehr bereichernd sein (gerade auch für Schüler, wenn man es schafft, dieses zu vermitteln).


    Und wenn du sagst, dein Herz hängt daran, in die absoluten Tiefen der Materie einzusteigen und deinen Schülern die Faszination daran zu vermitteln, dann mach das.
    Belächle aber nicht die Kollegen, die einen anderen Zugang haben. Der muss nicht automatisch schlechter sein. Er ist anders.


    Und inkompetente Kollegen gibt es in jeder möglichen Fächerkombination...

    Das Referendariat kannst du nur in dem Lehramt absolvieren, das du auch studiert hast.
    Es gibt Gymnasiallehrer, die an Realschulen arbeiten - wenn der Arbeitsmarkt knapp ist und die keine finden.
    Grundsätzlich kann man in anderen Bundesländern arbeiten und auch sein Referendariat absolvieren. Musst natürlich gucken, dass es die Fächerkombination dort auch gibt.
    So viel schon mal eben schnell.
    Kommentare zur nicht gerade gesuchten Kombi wirst du gleich vermutlich noch erhalten. ;-p

    Ich finde die Umsetzung der Inklusion auch mehr als überarbeitungswürdig. Wir haben jetzt den 4. Jahrgang mit I-Kindern (immer mit Schwerpunkt Lernen) und die Kinder laufen halt irgendwie mit. Anfangs gab es noch kleine Klassengrößen, jetzt sind die Klassen mit 28 bzw. 30 Kindern voll. Es gibt zwei Klassenräume mit direkt angeschlossenem Inklusionsraum. Meine Klasse hat keinen. Es gibt einen Sonderpädagogen. Und einen halben. Echt Inklusion ist es eigentlich nicht, denn in vielen Fächern/ Stunden werden die I-Kinder aus dem Unterricht genommen und erhalten in der kleineren Gruppe, teils jahrgangsübergreifend, dann vom Sonderpädagogen Unterricht (beispielsweise während die anderen Latein/Französische haben oder Physik oder sowas). Teilweise sitzen die Kinder im Regelunterricht, arbeiten aber am Wochenplan des Sonderpädagogen. Hauswirtschaftsräume o.ä. gibt es nicht, in denen unsere Achtklässler dieses entsprechende Fach belegen könnten. Die Fachlehrer versuchen halt irgendwie, die Kinder zu integrieren oder ihnen die Arbeitsblätter ein wenig zu vereinfachen oder anzupassen. Das geht aber schlicht oft nicht. Anfangs habe ich für meine drei I-Kinder das halbe Deutschbuch umgeschrieben. Dazu habe ich bei vier Oberstufenkursen und den daran hängenden Klausuren plus die Zusatzaufgaben, die man ja an so einer Schule auch noch so hat, schlicht und ergreifend nicht mehr. Also müssen sie irgendwie mitlaufen. Wir haben in der Parallelklasse einen Jungen, der im Prinzip weder richtig lesen noch schreiben kann. Wie soll der denn an einem Gymnasium bitte halbwegs ordentlich mitlaufen? Dafür sind wir noch nicht mal im Ansatz ausgebildet. Dazu ist so ein großes System wie ein Gymnasium oder eine Gesamtschule für viele Förderschulkinder auch ganz schön überfordernd.
    Ich empfinde das für alle Beteiligten als extrem frustrierend.


    Und habe gerade mal nach Fortbildungen gegoogelt: Meine Bezirksregierung bietet ganze zwei an, eine für den Schwerpunkt emotional-sozial, an dem ein Sonderpädagoge, ein Sozialpädagoge und ein Regelschullehrer teilnehmen sollen (einen Sozialpädagogen hat noch lange nicht jede Schule). Und eine für Berufskollegs.


    Ja ja, das Land investiert totaaaaal viel... und es läuft sooooo super...
    Mir tun die Kinder einfach nur leid, weil die halt immer irgendwie auf dem Abstellgleis stehen und man sich schlicht nicht um sie kümmern kann, wie man selber es gerne möchte. Denn da sind noch 25 andere Kinder in der Klasse, die mich auch brauchen und da gleiche Anrecht auf mich haben.
    Ja, es gibt von den ca. 20 I-Kindern zwei, die ziemlich gut mitkommen und denen diese "Inklusion" ganz gut getan hat, die eigentlich die normalen Arbeiten mitschreiben. 18 laufen halt irgendwie mit. Total frustrierend.

    Spätestens bei den beiden anderen Stufenkoordinatoren ist das Arbeitsaufwandargument aber quatsch. Diese Tätigkeiten gibt es an meiner Schule ja auch und die laufen ohne Ermäßigung/Aufstiegsstelle völlig nebenher ohne dass es da Qualitäts-, Personal- oder Zeitprobleme gibt. ;) Das soll jetzt nicht heißen, dass es da nix zu tun gibt, sondern dass das keine übermäßige Mehrarbeit produziert, wenn man strukturiert und organisiert arbeitet.

    Das so allgemeingültig zu sagen, halte ich für gewagt. Das hängt doch sehr davon ab, wie die Arbeit an der Schule aufgeteilt ist, wie groß die Schulen sind usw. usf. (was unsere Koordinatoren machen ist definitiv nicht wenig - und ich denke, es ist durchaus von Schule zu Schule anders organisiert, welche Aufgaben in welchen Aufgabenbereich fallen - Tag der Offenen Tür, diverse Infoabende für Eltern, die überlegen, ihre Kinder bei uns anzumelden, fallen bei uns z.B. auch in den Bereich des Oberstufenkoordinators, um nur eine Aufgabe zu nennen. Das dürfte an anderen Schulen wieder anders aussehen).

    Inwiefern die Schlechten fallen gelassen werden, hängt auch viel von dir als Lehrer und auch von der Schule ab, das ist jetzt nicht per se so - auch wenn natürlich unser gegliedertes Schulsystem darauf ausgerichtet ist, einfach "nach unten" abzugeben und es definitiv Gymnasien gibt, die sich es da leicht machen. Wobei ich auch schon mehrfach einen Schulformwechsel empfohlen haben, nicht, weil ich der Meinung war, das Kind schafft es auf gar keinen Fall, sondern weil ich sah, es schafft es jetzt nicht, es ackert und ackert und kommt auf keinen grünen Zweig und ich habe mir Sorgen um das Selbstwertgefühl des Kindes gemacht. So einschneidend ein Schulwechsel auch ist, vielleicht ist es besser, wenn es dann endlich mal wieder Erfolgserlebnisse hat?


    Sprich: Du kannst da schon einiges selber gestalten und eben anders handhaben. Auch am Gymnasium wird pädagogisch gearbeitet. Was bei uns - dank Abstiegsangst der Mittelklasse - teilweise abgeht, wie die Schüler tatsächlich unter dem (vermeintlichen und echten) Druck leiden, das Gefühl, ohne 1er Abi ja gar nichts hinkriegen zu können... auch die brauchen jemanden, der ihnen zuhört. I.d.R. sind unsere Schüler aber etwas distanzierter. Kinder sogenannter bildungsferner Schichten sind häufig "distanzloser" dir gegenüber, d.h. sie öffnen sich schneller als unsere Kinder, die wir hier so haben. Sind zumindest bislang meine Erfahrungen und die einiger Kollegen, die auch durchaus Schulformen und Einzugsgebiete gewechselt haben.

    Und: Amerikanische Schreibweise verbessere ich nicht, die gilt für mich als absolut in Ordnung (außer der Schüler kann sich nicht entscheiden und schreibt im gleichen Text mal so und mal so beim gleichen Wort).

    Das hat mich auch sehr verwundert...


    Bist du jetzt fest angestellt oder bist du noch in der Ausbildung? Das System in Österreich ist ja ein anderes als bei uns.

    In beiden Fällen wurden die betroffenen Schüler aber dazu gedrängt, sich bei der SV zu beschweren.
    In beiden Fällen wurden die jeweiligen Klassenlehrer übergangen und nicht mal darüber informiert.

    Mit SV meinst du die Schülervertretung, oder?
    Woher weißt du denn, dass sie dazu gedrängt wurden? Und, wenn du das weißt, müsstest du doch auch wissen, von wem?


    Wenn es wirklich die Schülervertretung ist: Die Schüler müssen nicht mit ihrem Klassenlehrer darüber reden, wenn sie mit irgendeiner Stelle Kontakt aufnehmen, sei es die SV, sei es die Schulleitung direkt oder wen auch immer. Verstehe deine Verärgerung hier nicht ganz?

    Im ersten Foren-Beitrag steht nur Lehrer und Lehrerinnen und im großen Text auf der ersten Seite der Studie auch.Dann hab ich das Kleingedruckte gestern Abend wohl überlesen, sorry.


    Wenn man den link aufruft, steht da Folgendes:



    Wobei doch auf der ersten Seite steht, dass sie auf der Suche nach "Regelschullehrern" ist, ich gehe also davon aus, dass es gerade darum geht, was Lehrerinnen darüber wissen, die kein Studium absolviert haben, das irgendwie in diese Richtung geht (ich gehe davon aus, nicht jeder Förderschullehrer kennt sich mit Autismus aus, aber die Chance ist da doch höher, dass das im Studium mal gemacht wurde, als vermutlich bei den anderen Lehrämtern). Zumindest habe ich das Anliegen so verstanden?


    Nachtrag: Wobei mir alles andere als klar ist, ob es jetzt nur an Lehrer gerichtet ist, die schon mal autistische Schüler unterrichtet haben? Insbesondere beim Lesen der Fragen wurde ich diesbezüglich immer unsicherer...?

    Ich finde 5en und 6en ja ziemlich überflüssig, weil sie in der Oberstufe sowieso mehr oder weniger einer Totalverweigerung gleichkommen und es dann (wie weiter oben schon mal geschrieben wurde) eh schon egal ist, ob der Schüler nichts oder noch weniger als nichts gewusst hat bzw. wissen hat wollen.

    Kommt n bisschen darauf an. In Fremdsprachen, Geschichte und Geo mag das noch zutreffen, da muss man nicht viel mehr, als auswendiglernen. e:

    Sehe ich anders. In Englisch gebe ich durchaus öfter mal 5en, wenn deren Sprachvermögen halt katastrophal ist (und ja, auch davon kommen immer einige in die Oberstufe... :-/ und manche davon wählen dann doch tatsächlich auch noch LK... :autsch: ), da Darstellungsleistung hier deutlich stärker gewichtet wird als Inhalt (wer allerdings halbwegs mit Texten umgehen kann, recht ordentliches Englisch formulieren kann und auch einiges versteht, ein klein wenig im Unterricht aufpasst und somit die geforderten Textsorten produzieren kann... ja, der kann damit dann auch locker eine 3 kriegen, da sie dank Kompetenzverschiebung nur noch etwas können, aber nicht wirklich noch etwas wissen müssen...)

    katta: Vielen lieben Dank für die umfassende Anwort :) Darf ich fragen an welcher Uni du studiert hast, und wie du das Studium dort bewerten würdest?
    Und verstehe ich das richtig, dass du sagen würdest, dass Deutsch in der Sek II eher als "Verlegenheitskurs" besucht wird als andere Fächer? Das ist natürlich schon ein wichtiger Aspekt was die Schülermotivation angeht.


    @andere: Danke euch auch für die Antworten :)


    Freue mich über weitere Beiträge :)

    Da ich mein Studium 2005 (und lange vor Bachelor usw.) abgeschlossen habe, wird dir das nicht sehr viel bringen, die Uni hat sich inzwischen sehr verändert, so weit ich weiß.
    Chilipaprikas Gedanken sind definitiv empfehlenswert, wenn man gerne Deutsch unterrichten möchte, damit man eine breite Basis legen kann.

    Ich kann nur zu den oben stehenden Fragen etwas sagen - und zum Kommentar, das Studium sei langweilig und praxisfern. Es ist keine Berufsausbildung im klassischen Sinne. Und gerade für anspruchsvollen und wirklich guten Deutschunterricht in der Oberstufe braucht man ein fundiertes Fachstudium hinter sich, um wirklich die Zusammenhänge, Entwicklungen usw. selber voll zu durchringen und dann auch aufzeigen zu können. Wenn du also einen hohen Anspruch an deinen Deutschunterricht stellst, dann solltest du m.M. nach das Studium durchziehen, sonst wird es eher Klausurtrainingsunterricht bzw. Unterricht nach Schema F (ich kann für mich selber z.B. sagen, dass ich das in Englisch in der Oberstufe um Längen besser hinkriege und da besser ausgebildet bin als in Deutsch - was vermutlich auch damit zu tun hat, dass Deutsch in der Oberstufe deutlich mehr Literaturunterricht ist, während Englisch an vielen Stellen doch schon fast eher eine Gesellschaftswissenschaft mit der ein oder anderen Lektüre ist...).


    Was die Fragen angeht:
    Ja, man wird auch mal (!) fachfremd eingesetzt, am Gymnasium allerdings eher seltener bis gar nicht (und auch, wenn es geht, eher nicht in Hauptfächern, eher mal in Politik oder Kunst in den kleinen Klassen, wenn man sich das zutraut). Und auf gar keinen Fall in der Oberstufe, bei uns ist das allerhöchstens mal in der Einführungsphase in der neu-einsetzenden Fremdsprache passiert, dass da ein Kollege unterrichtet hat, der ein Jahr in Spanien gelebt hat. Aber der unterrichtete dann auch definitiv nicht mehr in der Qualifikationsphase, also den zwei Jahren, die für das Abi zählen. Wenn du also primär daran Interesse hast, führt am Fachstudium für Deutsch kein Weg vorbei.


    Was den Anspruch angeht, stellt sich halt auch die Frage, wie du Anspruch definierst. In den Fremdsprachen ist die SI primär zum Spracherwerb da, was man mit denen dann in Klassen 8 und 9 diskutieren kann... hängt halt sehr vom Sprachniveau ab. Aber auch bei wirklich guten Schülern merkt man, dass es ihnen natürlich in der Muttersprache leichter fällt, Diskussionen zu führen (und ich habe einen wirklich extrem (!) guten Englisch LK, der kurz vorm Abi steht, mit denen kann man wirklich was machen, aber das ist die Ausnahme). I.d.R. steht die Sprache da immer als eine mehr oder weniger große Barriere, in Deutsch ist es natürlich einfacher, sich primär auf den Inhalt zu konzentrieren.
    Bestimmte Abstraktionslevel erreichen die Schüler aber i.d.R. auch erst ab einem gewissen Alter, egal, was sie evtl. an Wortschatz haben.


    Das man allerdings grundsätzlich und regelmäßig in der Oberstufe tiefgreifende, spannende Diskussionen führt... die müssen Englisch und Deutsch belegen, ob sie wollen oder nicht, es gibt einen nicht unerheblichen Teil der Schülerschaft, die keine Bereitschaft haben, sich auf Texte einzulassen (und ich habe Schüler aus einem extrem bildungsnahen Milieu - ok, eher wirtschaftlich als künstlerisch orientiert). Auch für viele deutschsprachige Schüler aus so genannten "gutem Hause" sind Texte in der Sprache Goethes oder Schillers schwer zu verstehen (und wie gesagt, oft auch mangelnde Bereitschaft, sich mal durchzubeißen - ja, ärgerlicherweise auch im LK; gerade der Deutsch LK ist ja oft die Verlegenheitswahl, wenn man irgendwie nichts so richtig kann... ich hatte die selber als Schülerin alle in meinem LK sitzen, war das vielleicht nervig...).
    Zumal zumindest bei den Schülern, die wir haben, man ganz klar einen "wie kann ich das denn 1 zu 1 später gebrauchen" Gedanken erkennt. "Ich will BWL studieren, was soll ich da Gedichte analysieren?" D.h. man kämpft also auch noch damit, ihnen den Wert und Nutzen der Gegenstände nahezubringen, denn viele denken nur an die nächste Klausur, die Abinote, um dann irgendwas zu studieren, was Geld bringt (wir haben gehobene Mittelschicht mit ordentlich Abstiegsangst...)


    Es gibt auch die anderen Schüler und alle paar Jahre auch den anderen Kurs. Ich hatte jetzt immer wieder das Glück, dass ich quasi in einem Jahrgang einen richtig diskussionsfreudigen Kurs hatte, der sich auf Dinge einließ, vieles in Frage stellte - danach folgten dann auch wieder zwei Jahrgänge, die wie Kaugummi waren, mit denen ich nicht mal ansatzweise so arbeiten konnte, wie mit diesen traumhaften Kursen. (Bin seit 2010 an meiner jetzigen Schule, jedes Jahr mindestens zwei Oberstufenkurse, bislang hatte ich drei richtig, richtig tolle Kurse - die anderen waren auch alle sehr nett und teilweise auch bemüht (teilweise auch einfach stinkendfaul...), aber bei denen war nichts mit spannenden und tiefgreifenden Diskussionen (teils fehlte das Sprachvermögen, teils das Abstraktionsvermögen, teils die Bereitschaft, die Texte (oder wenigstens mal eine Zusammenfassung) überhaupt zu lesen... :-/ )


    Ich will dich nicht entmutigen, allerdings die naive Vorstellung nehmen, dass Deutsch-Oberstufenkurse grundsätzlich davon geprägt sind, dass alle wild miteinander diskutieren, verschiedene Interpretationsansätze vergleichen, Lebensweltbezug selber herstellen oder überhaupt daran interessiert sind. Das gibt es, ja. Es ist aber nicht die "natürliche Erscheinungsform" gerade eines Deutschkurses. ;)



    Was den Unterschied zwischen Kleinen und Großen angeht (ich bin eigentlich immer in Klasse 5/6 und dann wieder in der Oberstufe eingesetzt, mit der ein oder anderen Mittelstufenklasse hin und wieder): Für alle Jahrgangsstufen ist Beziehungsarbeit wichtig. Ältere Schüler sind im Schnitt eher in der Lage zu trennen zwischen "der ist zwar menschlich komisch/ total doof" und "er hat aber was auf dem Kasten und kann das vermitteln", aber i.d.R. ist die Arbeit in der Oberstufe deutlich einfacher und auch angenehmer, wenn man auch hier die Beziehungsarbeit zu den Schülern nicht vernachlässigt.
    Bei den Kleinen ist es natürlich mehr Erziehungsarbeit im Großen und Ganzen und sie binden sich im Zweifel sehr an dich (was zur großen Gefahr führen kann, dass man sie extrem leicht emotional erpressen kann, weil sie einen nicht enttäuschen wollen - die Kleinen arbeiten überwiegend für dich, reißen sich für dich zusammen oder sind eben total betroffen, wenn sie Schwierigkeiten machen, weil sie dich enttäuscht haben). Classroom Management, disziplinieren ist in der Oberstufe (von der Einführungsphase mal abgesehen :autsch: ) ein eher kleineres Problem - wenn überhaupt. Dafür werden die Probleme, wenn die Schüler welche haben, i.d.R. dramatischer, je älter sie werden. Von ersten Drogenexperimenten, evtl. kleineren Straffälligkeiten über psychischen Problemen wie Ritzen, Selbstmordgedanken, Magersucht usw. usf. wird im Allgemeinen heftiger, sobald sie die Pubertät erreichen (ich erwähnte schon unsere Klientel? Mittelschicht mit Abstiegsangst? Der Druck zeigt sich in den Kindern - und das heißt nicht, dass die Eltern den explizit auf die Kinder ausüben, das ist seltener der Fall, aber die Grundstimmung lässt sich nicht abschütteln und ist an allen Stellen zu erkennen und viele Kinder können damit nicht umgehen, mit dem Gefühl, nicht scheitern zu dürfen, mit dem Gefühl, perfekt sein zu müssen, denn ohne 1er Abi und dem perfekten Studium, dass dann in Rekordzeit ohne "Zeitverschwendung" absolviert werden muss, kein gutes Leben führen können).
    Damit hat man natürlich als "reiner" Fachlehrer zunächst nicht unbedingt etwas zu tun, weil so etwas eigentlich erst über die Klassenlehrer bzw. Beratungslehrer läuft (mit einem Hauptfach bist du für den Job aber eh prädestiniert -- und in anderen Bundesländern wie z.B. Hessen ist das in Oberstufe auch wiederum anders organisiert über die Tutoren/ LK Lehrer, die quasi Klassenlehrerfunktion haben, soweit ich das verstanden habe).


    Aber i.d.R. ist der Umgang mit den Größeren natürlich entspannter, man kann sich mehr auf den Gegenstand konzentrieren, i.d.R. mehr Freiheiten geben und muss weniger disziplinieren (bzw. hat andere Freiheiten - meiner Q1 sage ich hin und wieder auch, dass sie, wenn sie nur quatschen wollen, doch bitte meinen Unterricht verlassen sollen, damit die anderen ungestört arbeiten können -- “Gibt das dann eine 6 für die Stunde, Frau Katta?" - "Ja klar, ist ja keine Mitarbeit." - "Aber das ist doch dann kein echtes Angebot, Frau Katta." - "So war es auch nicht gemeint..." )
    Man kann in größeren Schritten arbeiten, anderes Abstraktionsniveau erreichen - bei den Kleinen muss man kleinschnittiger vorgehen, die Arbeitsschritte genauer planen, mehr Abwechslung einbauen, darf keine Vorträge halten (also außer vielleicht Geschichten vom eigenen Hund erzählen... da können die auf einmal Ewigkeiten konzentriert zuhören... :P ), die Tafelbilder müssen strukturierter sein (das sollten sie bei den Großen auch - bzw. alles das - außer dem kleinschnittigen Vorgehen - zählt für die Großen auch, die verzeihen es aber eher, wenn es nicht so ist ;) )



    Ich mag es sehr, beide Extreme zu haben (ich muss nur hin und wieder aufpassen, dass, wenn ich überwiegend bei den Kleinen unterrichte, ich im LK nicht zu kleinschnittig vorgehe - auch wenn meine Oberstufenschüler das hin und wieder auch genießen, wenn sie mal mehr vorgekaut kriegen ;) ) und würde das tatsächlich nicht missen wollen.

    Ich musste jetzt in der Oberstufe eine Klausur wieder mitnehmen, weil ich einen Fehler in der Bepunktung im Erwartungshorizont gemacht habe, Einzelpunkte für die Aufgaben und Gesamtpunktzahl stimmten nicht überein... (die Schüler hat's gefreut, da sie natürlich eigentlich alle besser wurden ;-P und ich vermute, mein Geschimpfe auf mich selber hat sie auch amüsiert). Shit happens und ich habe die Erfahrung gemacht, dass Schüler das extrem positiv auffassen, wenn Lehrer, die mal Fehler machen, da völlig problemlos zu stehen (Zitat eines Schülers auf meine Frage, ob nur mir so ein Schwachsinn passieren würde: "Nee, aber Sie stehen da wenigstens zu."). Klar, wenn dir ständig so etwas passiert, kriegt man schon ein Problem, aber wenn es mal vorkommt... wir sind alle nur Menschen.

    In der Regel zwei bis drei Oberstufenkurse, eigentlich immer Zweitkorrekturen gehabt (und zwar unabhängig davon, ob ich einen Kurs im Abijahrgang hatte oder nicht - schön, wenn die Schulleitung und damit das System wechselt ;-P ), einzige Ausnahme das Jahr als ich zwei Grundkurse im Abi hatte und damit insgesamt 10 Abiklausuren und 15 oder 16 mündliche Prüfungen.


    Nachtrag: I.d.R. sind es mindestens 6 meistens eher zwischen 9 und 13 Wochenstunde Oberstufe

    Inwiefern ist denn bitte meine "Studienabschlussnote" hier relevant? (Völlig davon abgesehen, dass ich die nach über zehn Jahren tatsächlich nicht mehr weiß, war noch nie gut darin, mir Zahlen zu merken, insbesondere solche, die für mein Leben total irrelevant sind - also alles abgesehen von Telefonnummern und Kontostand ;-p)


    Nachtrag: Wodurch natürlich auch klar ist, dass ich keine 1,0 hatte... das hätte selbst ich mir wahrscheinlich gemerkt :P

    Man sollte bei der Diskussion (eigentlich wie immer...) mal die verschiedenen Schulformen und Jahrgangsstufen nicht außer Acht lassen:


    In meiner 5. Klasse vermittle ich ihnen natürlich auch Lernstrategien, wie sie sich organisieren können; vieles können sie aus der Grundschule (vernachlässigen es aber auch gerne schnell, weil wir es nicht konsequent einfordern), vieles ist aber auch schlicht anders und sie müssen sich etwas umorientieren und brauchen dabei Hilfe. In Anbetracht dessen, dass nicht nur Kinder, deren Elternhaus es leisten kann, solche Strukturen zu vermitteln, an der Schule klar kommen können sollen, ist es auch meine Aufgabe, bei der Organisation zu unterstützen. D.h. bei uns konkret: Ich erläutere den Kindern unseren Schulplaner, der in allen Klassen angeschafft wird und der Struktur und den Anforderungen unserer Schule angepasst wurde. Dazu lasse ich anfangs am Ende jeder Stunde (oder wann ich die Wochenplanaufgaben/ Hausaufgaben... mitteilen möchte) ausreichend Zeit, achte darauf, dass alle das Heft draußen haben, schreibe die Aufgaben auf etc. pp. Das ganze wird dann über die Wochen hinweg mehr und mehr auslaufen und ich erwarte mit laufendem Schuljahr, dass sie das automatisieren. Dabei hilft es aber natürlich enorm, wenn alle in der Klasse unterrichtenden Kollegen das so (oder wenigstens ähnlich) handhaben und die Hefte auch hin und wieder kontrolliert werden (das tue ich stichprobenartig im Rahmen unserer Wochenplanstunden, die Eltern sind aber auch aufgefordert, diese Planer anzugucken/ zu kontrollieren).
    So wie ich mit ihnen auch mal bespreche, wie man seinen Arbeitsplatz sortiert, seine Tasche packt, ein Heft/ einen Hefter führt, wie man sinnvoll Vokabeln lernt. Das ist bei uns in der 5 auch tatsächlich abgesprochener Inhalt, dafür (u.a.) gibt es auch eine extra Stunde beim Klassenlehrer, die genau für solche methodischen Dinge, wie auch Klassenbildung/ team building vorgesehen ist.


    In der Oberstufe erwarte ich auch, dass sie sich organisieren können. Wenn sie es partout nicht hinkriegen und mich um Hilfe bitten, helfe ich ihnen. Aber hier erwarte ich auch Eigeninitiative. Das umfasst aber für mich auch, dass ich beispielsweise kein Problem damit habe, dass einzelne Schüler mit Laptop in meinem Unterricht sitzen. Gerade für einen von ihnen, der immer ein riesiger Chaot war und sich nie gut strukturieren kann, ist das tatsächlich eine extrem große Hilfe. Andere Kollegen sehen das leider anders (und das Argument, wenn er im Unterricht nicht schreibt, verbessere sich die Handschrift für die Klausuren ja nie... das tut sie so auch nicht... zumal er die Hausaufgaben immer tippen würde, das kann ich ihm ja schlecht verbieten...)

    Ich meine, der Verlag an der Ruhr hat recht viel spielerisches und bildliches Material für Englisch (Englische Puzzle für den Wortschatz, Lernen nach Fabeln) - wäre jetzt keine 'systematische' Grammatikerarbeitung, sondern primär auf der Ebene von Wortschatz - wenn es ja aber nur/primär für Phasen sein soll, in denen er nicht mitarbeiten kann und er sinnvoll mit Englisch beschäftigt werden soll, wäre das vielleicht ein Anfang?

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