Hallo allerseits in den Norden!
Wollte euch mal wieder ein update geben, was hier so inzwischen passiert.
Erst mal auf Vivis Fragen:
Hab hier im Wohnheim eigentlich meine besten Freunde, mit denen ich Dinge unternehmen kann. So wahnsinnig viel zu tun gibt es hier nicht, ist ein echtes kleines Kaff.
Hat aber einige Clubs (überwiegend R&B, HipHop und sowas) - aber ich bin nicht soo der riesen Club-Gänger.
Ansonsten noch einige (na gut, zwei) Pubs, und der eine davon serviert seeehr leckeres Essen. Da war ich in letzter Zeit öfter.
Ansonsten trifft man sich eben, hängt rum, quatscht, evtl. kocht man mal zusammen (sofern sich in einer "Digs" trifft, also der Wohnung eines Bekannten - in Wohnheimen gibt es keine Küche), gucken Filme.
Das Fernsehen ist hier auch überwiegend von den üblichen Verdächtigen, sprich amerikanischen Filmen und TV-Serien geprägt (ich kann meine heißgeliebten Gilmore Girls weiter verfolgen - und sie sind hier in der Staffel sogar hinterher, also hab ich nix verpasst ).
Ansonsten gibt es südafrikanische Seifenopern - einige auf englisch, andere auf afrikaans und dann gemischt (mit englischen Untertiteln). Die Mädels der Res sind süchtig, mich hat es leider nicht gepackt.
Einen südafrikanischen Film hab ich auch schon geguckt... bezeichnen wir die Erfahrung mal als interessant (Totsi, der den Oscar als bester ausländischer Film erhalten hat, habe ich blöderweise verpasst).
Ansonsten geht es mir hier eigentlich ganz gut (wenn man von den Kopf- und Nackenschmerzen - letztere erklären vermutlich erstere - mal absieht). Das erste Semester bzw. zweite term ist rum, jetzt stehen nur noch exams an. Das erste morgen, dann Freitag und das letzte am 21.
Die Seminare waren sehr interessant, ich weiß jetzt definitiv mehr über Afrika - also Ziel erreicht (um die Noten geht es mir ja nicht so sehr... aber muss dennoch angeben, dass die essays - und das waren verdammt viele, zehn innerhalb von knapp zwei Monaten... so hatte ich mir mein gap year vorm Referendariat eigentlich nicht vorgestellt - überwiegend gut bis sehr gut benotet wurdern *angebermodus off* - warten wir ab, was die exams angeht, mit den Kopfschmerzen funktioniert das alles gerade nicht so gut... diese Kopfschmerzen lassen sich übrigens auch nicht von Aspirin beeindrucken... a propos, Bayer gibt's hier auch und Zentrum - it's a small world after all).
Habe ich eigentlich schon erzählt, dass das Campusleben hier sehr lebendig ist?
Es gibt jede Menge Societies, Sports Clubs und von den religiösen Gruppen mal ganz zu schweigen.
Ich bin im Choir, Astrology Soc, Rotaract, Sharc, Aerobics, Weights Club, Mountain Club (note to self: never go to sign up night with a crazy Canadian ).
Besagte crazy Canadian ist meine beste Freundin hier - und sehr begeisterungsfähig und zieht andere Leute mit.
Die einzige Soc, zu ich tatsächlich regelmäßig gehe, ist der Choir: die Leute sind einfach super und es macht einen riesen Spaß - endlich bin ich mal mit einem Haufen verrückter zusammen, die das Singen genauso glücklich macht, wie mich.
Und ich lerne da ne Menge.
Außerdem unternimmt der Choir im September eine einwöchige Tour!
A propos, ein bisschen was gesehen vom Land hab ich inzwischen auch schon. Ich war in einigen kleineren Orten hier in der Umgebung, hab meine Füße in den indischen Ozean gesteckt (diese Südafrikaner sind alle nichts gewohnt, die fanden das total kalt - die haben ihre Füße im Herbst wohl auch noch nie in die Ost- oder Nordsee gehalten ).
Und ich war für ein Wochenende in der Karoo (fragt mich nicht, ob kleine oder große).
Diesen Juli kommen mich meine Eltern besuchen und dann werden wir zwei Wochen hier rumreisen und das wichtigste mitnehmen (Kapstadt, Garden Route, Durban, Drakensberge, Swaziland, Krüger Park usw.).
Anschließend besuche ich noch ein paar Tage eine Freundin in Windhoek und fahre zusammen mit ihr per Bus wieder hier runter (dauert ja nur zwei Tage... ).
Was ist sonst noch spannend?
Ich kann vier Worte Xhosa (sprich: Kossa), die am weitesten verbreitete afrikanische Sprache hier im Eastern Cape.
Überhaupt ist es sehr interessant, da ich hier sehr unterschiedlichen englischen Akzenten begegne, je nach Muttersprache des Sprechers.
Das "weiße" südafrikanische Englisch klingt für mich sehr britisch (aber ich bin ja auch halbe Kanadierin, echte oder halbe Briten sehen das vermutlich deutlich anders... ich werd hier aber trotzdem immer komisch angeguckt, wenn ich gerne "fries" statt "chips" hätte ).
Weiter südafrikanische, sprachliche Eigenheiten: zur Verabschiedung (und zum Prosten) heißt es "cheers".
Und wenn Südafrikaner "see you just now" sagen, ist es nicht "just now", sondern das dauert zwischen drei Stunden und einer Ewigkeit.
Oh, und "traffic lights" heißen "robots" - weiß der Geier, warum?!
Soweit mal wieder mein update, muss jetzt mal ins Bett (schreib morgen fürh schließlich ne Klausur...oh Graus).
Liebe Grüße in den Norden (bei euch wird's Sommer, hier langsam Winter)!
Alles Gute für das Referendariat bzw. den Job!
Katta
P.S.: Vivi, lese fleißig mit, du klingst schon sehr professionell (suche Literatur für "meine schwachen 11er" so schnell geht das). Viel Erfolg!
P.P.S.: Letzte Anekdote, klingt sehr albern bis peinlich, aber da kann mal sehen, was in der Schule gelernte Sätze anrichten können: dass die Sonne niie im Norden ist, sollte vielleicht mal spezifiziert werden... sonst setzt man sich auf der südlichen Halbkugel herrlich in die Nesseln, wenn man das erst mal im Brustton der Überzeugung äußert...