Beiträge von katta

    Zu den Rahmenvorgaben wurde ja schon einiges gesagt.
    Was deine weitere Motivation für die Wahl des Berufs des Lehrers angeht, denke daran, dass es bessere Wege gibt, Schüler zu erreichen, sie für Engagement zu motivieren als der Matheunterricht ;- ). Viele Schulen haben heutzutage soziale Projekte, Partnerschaften - und der persönliche Kontakt/ die persönliche Verbindung, die ein Lehrer zu z.B. einer Schule in Südafrika oder einem sozialen Projekt in Kolumbien hat, hilft dabei definitiv. Es gibt sogar Schulen, die es alle paar Jahre hinkriegen, auch mit Schülern zu diesen Projekten zu fahren und vor Ort zu helfen. Das läuft dann häufig in Form einer AG, zum Beispiel. Das wäre an deiner Stelle eher die Richtung, an die ich denken würde, wenn das auch eine Motivation ist (denn ja, das fachliche, die Schüler zu Abschlüssen führen, um ihnen eben in der Gesellschaft, in der sie leben, gut zurecht kommen zu können, ist nämlich auch eine nicht zu unterschätzende Aufgabe).


    Und meine Erfahrungen sind inzwischen auch so, dass Schüler nicht so passiv und desinteressiert sind, wie man manchmal meint. Ich habe auch eine Weile gemosert, wie angepasst unsere Schüler doch sind, dass sich alle primär mit CDU und FDP identifizieren (das ist jetzt keine Pauschalkritik an diesen Parteien, mir ging es eher darum, dass das für mich Sinnbild war, dass die Jugendlichen die Gesellschaft, so wie sie ist, einfach akzeptieren und sie nicht in Frage stellen, was man irgendwann m.M. nach definitiv mal gemacht haben sollte...)... und dann wurde ich SV Lehrerin (Vertrauenslehrerin) und arbeitete mit Schülern zusammen, die politisch waren, die Dinge bewegen wollen... dann hat diese SV einen PoetrySlam organisiert und ich habe Texte der Schüler gehört, die mich sehr nachdenklich gemacht haben... (und auch wieder hoffnungsvoll)... und dir mich zu der Einsicht genötigt haben, dass, wenn ich mal ehrlich drüber nachdenke, ich meine ganze Kritik an der Gesellschaft, mein Hinterfragen, das ich als Jugendliche hatte, tatsächlich auch nicht in die Schule getragen habe, sondern viel mit mir selber ausgemacht habe... und dass die echten "Revoluzzer" in meinem Jahrgang auch überschaubar waren... also diejenigen, die das offensiv nach außen getragen haben. Unsere Lehrer hielten uns vermutlich auch für sehr desinteressiert und nur auf Konsum und Spaß ausgerichtet, auch wenn da in den Köpfen definitiv mehr passierte.


    Aber ja, damals wie heute gibt es auch diejenigen, die es wirklich nicht interessiert. Die man vermutlich auch mit Videos, persönlichen Erfahrungen etc eher nicht motiviert bekommt. Es lohnt sich aber meiner Meinung nach schon, diejenigen anzusprechen, die man erreichen kann, die vielleicht nur nicht wissen, was sie konkret tun können.


    Im Mathe- oder Lateinunterricht stelle ich mir das aber tatsächlich auch eher schwierig vor... ;-P

    Der Umgang mit Täuschungsversuchen (und dazu zählen Plagiate ja nun mal) sind eigentlich geregelt, in NRW in der APO_GoSt (Allgemeine Prüfungsordnung, keine Ahnung, wie das brandenburgische Äquivalent heißt), Wiederholen einer Aufgabe ist eine der drei oder vier dort aufgeführten Möglichkeiten. Lohnt sich eh als Referendar/ Lehrer, sich mit den rechtlichen Grundlagen auseinander zu setzen...


    Sprich für NRW: Grundsätzlich dürfen Teile einer Prüfung wiederholt werden. Sie dürfen auch mit Ungenügend bewertet werden.


    Deine Darstellung finde ich auch etwas widersprüchlich, einerseits war die Lehrerin so "nett" und bot allen an, die Prüfung zu wiederholen, andererseits fühlte die Schülerin sich unter Druck gesetzt? Ich hätte der Schülerin geraten, dass sie selber noch einmal mit der Lehrerin spricht und ihre Sicht erklärt (also dass sie sich unsicher war, ob sie etwas plagiiert und sich unter Druck gesetzt gefühlt hat). Und es bietet sich auch an, sich über die Schülerin zu informieren, wenn es ganz schlecht läuft, versucht sie nur gerade, dich zu manipulieren und zu instrumentalisieren.
    Da es für mich nach Oberstufe/ höherer Jahrgang klingt, halte ich es für ein wichtiges Erziehungsziel, dass die Schülerin lernt, zunächst mal zu versuchen, ihre Probleme selber zu klären. Muss man später ja schließlich auch und auch durchaus mit Personen, von denen man abhängig ist (z.B. dem Vorgesetzten).



    Edit: Der Thread-Titel ist übrigens vollkommen irreführend. Die Kollegin hat die Schüler ja nicht genötigt, ein Plagiat zu begehen, sondern es geht ja um den Umgang mit einem möglichen Plagiat. Das sind ja schon zwei sehr unterschiedliche Dinge...


    Und solltest du ein Schüler sein: Das waren wohl leider nicht die Antworten, die du erhofft hast...

    Was genau sind denn eigentlich distanzlose Fragen? Wir reden unter Kollegen auch mal und dann fragt man schon mal bei frisch verheirateten etc.. Mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass das distanzlos ist.

    Ich glaube, ein wenig hängt es davon ab, in welchem Verhältnis man steht und wie man es formuliert - zumindest aus meiner Perspektive. Für mich ist es schon ein Unterschied, ob man fragt "Und, wann ist es bei euch so weit?" (also implizit voraussetzt, dass doch jeder Kinder haben möchten muss) oder "Wollt ihr irgendwann auch mal Kinder haben?" (also für mich eine offenere Frage).


    Ein anderes Problem besteht aber wohl auch darin, wenn man eben an jemanden gerät, der sehr gerne Kinder haben möchte, aber nicht kann, oder sehr persönliche Gründe hat, warum er/sie keine möchte, da reißt man dann evtl. immer wieder Wunden auf - oder gerät eben auf einem in einen eher intimeren Bereich, den man mitunter mit (auch sehr netten) Kollegen eigentlich nicht betritt, sondern höchstens mit engen Freunden (seien es bestimmte Krankheiten, traumatische Kindheit... oder eben das besondere Sexleben des anderen, wie oben, dass die Fragenden dann i.d.R. so detailliert doch nicht wissen wollten :P ), da steht man dann evtl. in einem schwierigen Rechtfertigungszwang, wenn dann mehrfach nachgehakt wird (und das wird es da gerne mal).


    Mich persönlich nervt es mitunter einfach, dass voraus gesetzt wird, dass ich doch als "normale" Frau "natürlich" einen Kinderwunsch haben muss - und dann ggf. etwas gönnerhaft von oben herab behauptet wird, der käme doch bestimmt noch. Zum einen impliziert es halt, dass ich damit "unnormal" bin, es drängt mich ein wenig in ein bestimmtes Rollenverhalten und zum anderen habe ich noch nie sehr gut darauf reagiert, wenn andere meinen, sie wüssten besser als ich selber, was ich denke und fühle. :P


    I.d.R. prallt es allerdings an mir ab und die meisten haben mein "nö, kein Interesse" schlicht akzeptiert, ohne noch nachzufragen und mich missionieren zu wollen. ;) Und meine Eltern leben eh nach der Devise "ihr müsst mit euren Entscheidungen glücklich werden, nicht wir" - auch wenn sie vermutlich sehr gerne Großeltern wären, aber das ist ja nun auch kein ausreichender Grund, dass ich Kinder in die Welt setze. Und sie machen auch wirklich gar keinen Druck, wie grundsätzlich kaum jemand in meiner Verwandtschaft. (Lediglich meine kinderlose (!) Tante ging mir in meinen frühen 20ern auf den Senkel, dass ich doch mal langsam an Kinder denken müsse. Ich habe sie dann mit freundlichen Grüßen an meinen älteren Bruder verwiesen, den traut sich nämlich keiner, so etwas zu fragen - aber meine Tante wusste eh immer sehr genau, wie ich mein Leben leben und was ich wie ändern und tun muss... einer der Gründe, warum ich kaum noch Kontakt zu ihr habe...)

    chilipaprika: Fühle ich mich nicht angesprochen, denn hier wurde ich ja von jemanden direkt angesprochen, dass ich bei Arbeitsaufnahme wusste, dass es meine Dienstpflicht ist und die ist und bleibt es hier nun mal nicht, übrigens in beiden Bundesländern nicht! Und auch das mit der Bezahlung ist in beiden Bundesländern gleich mit der von mir genannten Begründung. Also ist nicht entscheidend, wo ich arbeite.


    Und von unserem Troll wurde nie das Argument, dass es in NRW so ist, gebracht. Und nun erzähle mir nicht wieder, dass es der TE aber nicht hilft, denn meine Antworten haben ihr nach eigener Aussage sehr wohl geholfen, weil sie nun weiß, dass es in anderen Bundesländern anders/möglich ist.

    Verständnisfrage für mich:
    Meinst du mit beiden Bundesländern jetzt Berlin und NRW?


    Denn in NRW ist es definitiv Dienstpflicht, in der ADO so festgehalten. Und u.a. durch das Gerichtsurteil, dass Klassenfahrten nur genehmigt werden dürfen, wenn die Kosten vom Arbeitgeber erstattet werden können, bestätigt (das war lange Jahre nämlich nicht der Fall, bis jemand dagegen geklagt hat.)


    Oder redest du von Teilzeitkräften? Aber auch da ist die ADO in NRW eindeutig und benennt Klassenfahrten als Dienstpflicht (inwiefern das bei Teilzeitkräften dann abgegolten wird, wurde weiter oben schon zitiert).

    Und als persönliche Anekdote:
    Keine Ahnung, ob ich Kinder bekommen kann oder nicht. Und meine Gründe gegen Kinder liegen auch nicht darin, dass ich unendlich viel reisen möchte oder mich nicht einschränken möchte oder was auch immer an - angeblich egoistischen - Gründen man so haben kann.
    Ich komme gerade vom Besuch bei einer Freundin mit zwei Monate altem Baby.
    Joah, das ist ganz süß und lustig. Es ist schön zu sehen, wie sehr ihr Mann und sie sich freuen, wie sie strahlt.
    Aber es löst sowas von nichts bei mir aus, nicht mal der Ansatz eines "ach, das wäre doch schön".
    Ich finde Kinder weder zu laut noch nervig oder sonst was. Ich habe keine schlimme Kindheit hinter mir oder was es sonst noch an gesellschaftlich (eher) akzeptierten Gründen für Kinderlosigkeit gibt.
    Ich habe nur schlicht überhaupt gar kein Bedürfnis nach eigenen Kindern.
    Und ja, ich stehe kurz vor der 40, der typische Satz mit "warte ab, deine biologische Uhr wird schon noch ticken" trifft hier wohl definitiv nicht zu.


    Auch so etwas soll es geben.


    Und nein, ich habe nicht die geringste Lust, das zu diskutieren, geschweige denn mich dafür rechtfertigen zu müssen, warum das denn so ist, denn "jede normale Frau hat doch das Bedürfnis nach eigenen Kindern". Nö.

    Spinnt man deine Überlegung des Egoismus weg von dem Individuum, dann ist vielmehr die Person egoistisch, die freiwillig aufgrund ihrer Luxusbedürfnisse auf Nachwuchs verzichtet. Denn erst durch den Nachwuchs wird sichergestellt, dass ausreichend Wertschöpfung betrieben wird um den Ruhestand zu finanzieren.


    Und bezogen auf deine Erfahrungen. Gerade die Menschen, die negative Erfahrungen in ihrer Kindheit erfahren haben, würden so etwas niemals ihren Kindern antun, sondern ihnen eine wunderschöne Kindheit ermöglichen.
    Ich hatte eine tolle Kindheit trotz wenig Geld. Es gab keine Möglichkeit an Austäuschen (ist das die Mehrzahl?) teilzunehmen. Das wird bei meinen Kindern trotz der Anzahl so nicht sein.


    Erfahrungen prägen und zeigen einem was man besser machen möchte.[/quote]



    (Edit: Auch zu blöd zum Zitieren, das obige stammt von Yummi)


    Es sind doch bei weitem nicht nur Luxusgründe, die gegen eigene Kinder sprechen! Alleine das ist schon eine Vorverurteilung, wenn impliziert wird, dass das der einzige Grund sei. (Zumindest, wenn es von dir so gemeint war. Wahrscheinlicher hast du auf das Egoismus-Argument reagiert?)


    Deinen zweiten Punkt finde ich viel zu einfach. Es gibt Menschen, die sich aus in frühester Kindheit erlernten Mustern lösen können. Es gibt unendlich viele, die es eben nicht können und Muster wieder und wieder wiederholen (schlagende Eltern & Ehemänner, psychische Misshandlung erfahren und selber anwenden usw. usf.). Und wer dann so reflektiert ist, für sich zu entscheiden, dass er/ sie nicht sicher genug ist, ob er/sie die erlernten Muster wirklich nicht wiederholt und seinen Kindern so etwas nicht antun möchte... ganz ehrlich, aus meiner Sicht verdient das Hochachtung!

    [...]
    Ich darf die Überstunden offensichtlich nicht abrechnen und zahle sämtliche Eintritte u.s.w. auf der Klassenfahrt aus eigener Tasche...


    @ Karl Tim: Du hast keine eigenen Kinder, oder? "Einfach bei Nachbarn lassen" kann und werde ich meine Kinder ganz sicher nicht. Das würde ich bestenfalls bei guten Freunden machen aber die arbeiten ja selber.


    Ich fahre ja freiwillig mit weil es meine eigene Klasse ist, die ich sehr mag. Als Begleitung für eine "fremde" Klasse würde ich das im Moment nicht auf mich nehmen. Es klappt ja auch mit der Betreuung und ich fahre auf jeden Fall mit. Mir geht es da eher ums Prinzip, weil ich als doofer Lehrer mal wieder ordentlich drauf zahle und das eigentlich nicht in Ordnung finde. Dieses "ausnehmen lassen" für den Dienstherrn gibt es so in keinem anderen Beruf

    Denke daran, die Belege aufzubewahren, auch für die Eintritte, Mittagessen (sofern es keine Vollpension der Jugendherberge ist) etc., damit du die Reisekosten einreichen kannst. Zugegeben, das LBV ist da sehr eigen, aber man kann (und sollte) seine Reisekosten und Spesen einreichen, auch bei uns gibt es einen Tagessatz z.B. für Auslandsreisen etc. Auf den Kosten sitzen bleiben sollte man an und für sich nicht (nur für die Ausgangsproblematik "km weit fahren um Kinder unterzubringen" sehe ich kaum Chancen...)

    Wie immer: Welche Klasse, welche Schulform? Welche Ideen hast du selber schon entwickelt? Sonst kann dir keiner was sagen und eine Suche auf 4teachers macht dann eher Sinn als hier zu fragen, wenn du so gar keine Idee hast.

    In Englisch wird es an sich so gehandhabt, dass man anfangs überwiegend mit didaktisierten Texten arbeitet, ab einer bestimmten Niveaustufe aber mehr und mehr authentische (also nicht/kaum veränderte Originaltexte) Texte verwendet werden, da das Ziel ja ist, die Schüler zu befähigen, sicher in der Fremdsprache zu agieren, dazu gehört natürlich auch, Zeitungsartikel, Ganzschriften etc. im Original zu verstehen. In der Oberstufe beispielsweise werden eigentlich nur authentische Texte eingesetzt - zwar annotiert, aber nicht verändert.
    Das bereits grammatische Strukturen vorhanden sind, die die Schüler noch nicht (aktiv) beherrschen, ist ja auch durchaus ein Vorteil beim Lernen (hängt natürlich vom Phänomen und Lernstand ab -- die Lektüren z.B. von Langenscheidt oder Penguin führen deswegen oft auf, welche grammatischen Phänomene im jeweiligen Text vorkommen, so dass man immer ein bisschen oberhalb des Niveaus der Schüler ansetzen kann).

    Nein, das hatte nicht den Charakter einer Überprüfung, in den Unterricht ist er nicht gekommen. Er hatte einen Bogen mit Themenbereichen, zu dem man sich vorher Gedanken machen sollte (anfangs nannte sich das Perspektivgespräch), es ging wirklich nur um so Fragen, wo man seine eigenen Schwerpunkte setzen möchte usw. (wird eine Vorlage aus irgendeiner Schulleiterfortbildung gewesen sein). Und es war ein Angebot, auf das er immer wieder hingewiesen hat, persönlich angesprochen hat er m.W. nach niemanden, lediglich in unserer schriftlichen Infomail, die wir einmal wöchentlich bekommen, immer wieder darauf hingewiesen - und dann hat es sich auch im Kollegium rumgesprochen, dass das ganz nett ist. Wurde aber bei uns primär von den jüngeren Kollegen in Anspruch genommen, soweit ich das mitgekriegt habe.

    Berechenbar und kompetent sein (und im Zweifel halt nachlesen und die Entscheidung später treffen und nicht einfach mal so aus dem Bauch heraus)... wohlüberlegte Entscheidungen treffen, versuchen, langfristig zu denken und zu planen...


    Unser neuer Schulleiter hat Jahresgespräche angeboten, um die Kollegen kennen zu lernen, man hat sich eine Stunde zusammengesetzt, über die eigenen Wünsche und Ziele gesprochen, so in die Richtung. Fand ich eigentlich ganz gut, damit er sich ein Bild vom Kollegium machen kann. Aber wir sind auch eine recht große Schule.


    Klare Aufgabenverteilung und diese transparent machen: wer ist für welche Aufgaben und Entscheidungen zuständig und Ansprechpartner.


    Ansonsten: Viel Spaß und viel Erfolg!

    Im Deutschbuch von (ich meine Cornelsen... evtl. auch Klett - sorry, habe mir vor ein paar Jahren dazu einen Reader erstellt zum selbständigen Erarbeiten durch die Kinder und dafür verschiedene Quellen genutzt) gibt es das Gedicht von Georg Britting "Fröhlicher Regen", das ganz geeignet sein könnte (es kommen so Wortneuschöpfungen vor wie Regenriese oder Blauhimmelhasser).

    Nichtsdestotrotz: Niemals, niemals, niemals für einen UB von der Methode her planen! Das kannst du für den Ausbildungsunterricht mal machen, weil du da Übung gewinnen willst, aber du brauchst zuerst ein geeignetes Lernziel, sonst wird die Stunde nix.

    Völlig davon abgesehen, dass wir gar keine Küche haben, wie würde das finanziert - und kaum einer hat Ahnung, wie man für etwa 80 Leute kocht... plus die ganzen "Probleme" im Bereich Essen... bloß nicht, das würde bei uns zu "Krieg" führen (und wir sind ein sehr harmonisches Kollegium). I.d.R. kommt es bei uns oft hin, dass neue Kollegen mit Kuchen ihren Einstand geben, jemand runden Geburtstag hatte oder geheiratet hat... ;)


    Wir haben eine Tagesordnung mit Zeitvorgaben und Endpunkt, dazu die Info ob es um Meinungsaustausch geht oder nur die Entscheidung -- klappt meistens (von "empfindlichen" Themen mal abgesehen, wie z.B. die Verteilung von Entlastungsstunden/ aka die "wer arbeitet am meisten"-Diskussion...)


    Was meinst du mit Gestaltungsfreiraum?


    Man kann dem Schulleiter bzw. Konferenzleiter (z.B. bei Fachkonferenzen) Themenwünsche nennen, die dann je nach Dringlichkeit und Gesamtdauer der Konferenz auch angeführt werden, wird aber vom Konferenzleiter entschieden.

    Meine Schule ist in einem ziemlich guten Einzugsgebiet, auch durchaus viele leistungsstarke Kinder dabei (oder eben die Eltern mit genug Kohle, die ihre Kinder mit massig Nachhilfestunden durchschleusen): Trotzdem, wer glaubt, man könne Oberstufenklassen wie Proseminare leiten, täuscht sich ganz gewaltig! Die Beziehungsebene spielt auch in der Oberstufe noch eine wichtige Rolle, weniger auffällig als bei den Kleinen, aber ist definitiv vorhanden. Manche von ihnen können trennen zwischen "der ist zwar ein Idiot, aber kann fachlich was", viele nicht.
    Manchmal hat man tolle Kurse. Bei uns so alle drei bis vier Jahre, mit denen ich wirklich extrem toll arbeiten kann.
    I.d.R. kämpfe ich mit unmotivierten, nicht vorbereiteten Schülern, von denen die meisten - auch im ach so behüteten gehobenen Mittelstand - mit ganz gewaltigen Problemen zu Kämpfen haben (Drogenprobleme gibt es bei uns definitiv auch, dazu Magersucht, Ritzen, Depressionen usw. usf. - nein, natürlich ist es nicht mein Job, sie zu therapieren (auf gar keinen Fall!), pädagogisch damit umgehen muss ich trotzdem, denn der Erziehungsauftrag gehört auch zur Oberstufe!), du hast dann bei uns weniger diejenigen, die dich verbal beschimpfen (obwohl, einzelne Schüler bei uns auch schon mal Kolleginnen als Fo**** tituliert haben), aber massive Arroganz, die, wenn du damit nicht angemessen umgehen kannst, den gesamten Kurs zerschießen können - denn glaube mal, für den Großteil der Schüler ist das Kino, das dann zwischen Schüler und Lehrer abgeht spannender als jedes Fach.


    Dazu: Wissensschaftpropädeutik heißt nicht, dass die Schüler dann Physik oder Mathe studieren werden, sondern dass der Besuch des Gymnasiums sie dazu befähigen soll, überhaupt ein Studium aufzunehmen, sei es Natur-, Geistes-, Gesellschaftswissenschaften. D.h. Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens und Einblicke in die Denkstrukturen der jeweiligen Fächer. Was meinst du, weshalb die so enge Vorgaben haben, was sie abwählen dürfen?


    Es mag hin und wieder mal einen LK geben, mit dem du auch mal tiefer in die Materie einsteigen kannst.
    Wenn das dein Hauptziel ist, ja, dann bist du an der Schule falsch. Dann kannst du da nur unglücklich werden und wirst einer von diesen Lehrern, der nur über die "dummen, verzogenen Gören" abzieht...


    Und ja, auch Grundschullehrer liegen durchaus öfter mal daneben mit ihren Empfehlungen. Nicht, weil sie unfähig wären, sondern weil Kinder auch ganz unterschiedliche Entwicklungsschübe durchlaufen. Ich habe mehrere Jahrgänge erlebt (ich unterrichte eigentlich nahezu ausschließlich in den Stufen 5/6 und dann wieder Qualifikationsphase, mit der ein oder anderen Mittelstufe mal dazwischen) und da schon sehr viele, sehr interessante Biografien erlebt. Die Trennung nach Klasse 4 ist nach meinem Empfinden und meinen Erfahrungen definitiv zu früh.


    Wenn du Lehrer sein möchtest, muss es dir Spaß machen, wenn du Wissen auf jedem Level vermitteln kannst, und wenn Schüler etwas begreifen, spannende Fragen stellen, auch wenn sie für dich noch so banal ist. Du musst Freude daran haben, sie als Menschen zu sehen und zu begleiten und nicht nur als dein Schüler, der in Mathe eine Nulpe ist.

    Und daran dads Hinz und Kunz ihr Kind am Gymnasium anmelden können. Kein Wunder dass zu Zeiten von Grün Rot die Durchfallquote in der Orientierungsstufe erheblich angestiegen ist.


    Meine Sorge ist nicht das fallende Niveau durch die Lehrer. Da vertrau ich auf meine Kollegen. Ich befürchte eher eine schleichende Entwertung durch die Vorgabe inwieweit z.B. formale Kriterien wie Rechtschreibung, Grammatik usw. in die Gesamtnote zählen dürfen. Oder im Rahmen des Lehrplans Inhalte herausgenommen werden oder durch Laberthemen ersetzt werden.

    Herzlich Willkommen bei uns... genau das passiert hier, Englisch ist bei uns das eigentliche Laberfach geworden, wirklich was wissen/können muss man nicht... wer halbwegs ordentlich Englisch kann, sich halbwegs strukturieren kann, halbwegs mit Texten umgehen kann, der sollte eigentlich recht problemlos eine 3 schaffen können, aber mindestens ein Ausreichend...
    Ich bin definitiv kein Freund des reinen Paukens (selber schon als Schüler zu faul für gewesen ;-P), aber das die Kompetenzorientierung so völlig zulasten des Wissens ging - zumindest in der Oberstufe... na ja... In der SI kann man an den grammatischen Inhalten ja recht wenig ändern (aber wenn man sich mal die Aufgaben des Lernstandsvergleichs in der Klasse 8 anguckt, da staunen wir immer wieder: Das, was da abgefragt wird, hat mit dem Deutschunterricht des Gymnasiums herzlich wenig zu tun...Englisch ist für unsere Schüler meistens auch totaler pipifax und oft wird die Rechtschreibung ja auch gar nicht bewertet, wenn die Schreibung so ist, dass man das Wort erkennen kann und es inhaltlich richtig war: volle Punktzahl...) *seufz*


    Edit: Aber dafür muss man natürlich erst mal bis in die Oberstufe kommen - wobei das immer wieder erstaunlich vielen gelingt... was meine EF im Moment zum Beispiel abliefert... ich kann mir nicht erklären, wie die bis in diese Stufe gekommen sind. Ich hatte in beiden Klausuren einen Schnitt von 4,0 bzw. 4,1! Das passiert in dem Fach eigentlich nicht! I.d.R. (dank der schwammigen Bewertungsmaßstäbe des Zentralabiturs) habe ich Schnitte zwischen 2,1 und 3,2, wenn es mal schlechter läuft...


    oder noch anders: wir haben zum üben wenig bis keine zeit. das muss zuhause erledigt werden, wenn das kind das braucht.

    Oh ja!
    Das Gymnasium erfordert die Fähigkeit, abstrakt denken zu können - und das ganze bitte schnell. Das sind die Anforderungen.
    Ich habe hin und wieder mal Realschüler bei uns in der Oberstufe, die erzählen schon immer wieder, dass das Vorgehen auf dem Gymnasium extrem anders ist, die Realschule arbeitet kleinschnittiger, der Gymnasiast muss sehr schnell recht große Sprünge schaffen.
    Man bemüht sich als Lehrer, den Kindern zu helfen, aber gerade in der 5/6, wenn die Kinder doch sehr unterschiedlich schnell reifen, haben die noch verspielteren echt Stress, bauen schnell Lücken auf, die sich dann mitunter sehr gnadenlos rächen, weil die Basis schlicht nicht da ist. Und das ist dann einfach insbesondere für das Kind totaler Mist, wenn es sich abmüht, aber immer wieder scheitert - und dazu sieht, dass andere das aber sehr wohl hinkriegen. Da kann es sich ja fast nur zu dumm fühlen - auch wenn es oft, aus meiner Sicht, viel eher das Tempo ist, dass für diese Kinder an dieser Stelle noch zu schnell ist (auch wenn es natürlich Kinder gibt, die den Abstraktionsgrad schlicht nicht oder nur eingeschränkt erreichen).


    Gymnasiallehrer haben i.d.R. recht wenig Erfahrungen im Binnendifferenzieren. Und auch oft keinen Raum - und schon gar keine Zeit, das alles zu kontrollieren. Und meine Erfahrung ist inzwischen, dass gerade die Leistungsschwächeren mit eigenständigem (Er)Arbeiten massiv überfordert sind.


    Das System krankt meiner Meinung nach an G8, das falsch umgesetzt wurde - und dem Prinzip, dass Gymnasium ohne Unterstützung durch die Eltern deutlich schwieriger ist, was die sogenannten bildungsfernen Schichten oft nicht leisten können... aber das ist ein ganz anderes Thema...

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