Kann bei kleinen Kindern stimmen, zumindest in der Unterstufe habe ich das auch beobachtet, aber spätestens in der Pubertät hat es sich mit dem Wissensdurst dann bei vielen (!) erledigt.
Ja, natürlich gibt es falsche Fragen. Damit meine ich nicht in dem Sinne, dass es dumme Fragen gibt, sondern, dass es einfach Fragestellungen gibt, die zwar interessant sein mögen, den Unterricht aber kein bisschen voran bringen.
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Sonst ist die Stunde um und das, was eigentlich gelernt werden sollte, wurde nicht gelernt, weil keiner danach gefragt hat.
Genau hier liegt der unterschiedliche Ansatz:
Robischon will den individuellen Lernprozess der Kinder fördern und lehnt einen institutuinalisierten Lernprozess, in dem alle das gleiche lernen sollen, ab.
Es lässt sich durchaus darüber streiten, ob das, was du wolltest, dass die Schüler lernen, diese wirklich "gelernt" haben (oder es nur im nächsten Test mehr oder weniger fehlerfrei reproduzieren können).
Ich habe durchaus auch meine Zweifel daran, ob/wie Robischons Methode in der Sek I funktionieren kann im 45 Minuten Rhythmus, den ich alleine nun mal nicht auflösen kann, mit verpflichtenden Klassenarbeiten, die ich nun mal schreiben lassen muss (und mit definitiv keinerlei Ressourcen, um 30 individuelle Arbeiten zu konzipieren) und zentralen, vergleichenden Prüfungen - inkl. Pubertät, wo das andere Geschlecht und die mehr und mehr gewonnene "Freiheit", der größer werdende Bewegungsradius nun mal viel spannander sind.
Natürlich kann ich mir Szenarios ausdenken, natürlich kann ich anlassbezogen arbeiten, auf individuelle Fragen eingehen, das simple past eben dann vermitteln, wenn es gebraucht wird und nicht, wenn das Lehrbuch es vorschreibt.
Und ja, ich finde, Lernen im Gleichschritt hat auch große Nachteile (und ist selten echtes "Lernen").
Ich weiß aber auch nicht sicher, ob das bei 14/15jährigen wirklich alles so klappt. Wenn die Freundin Schluss gemacht, die Eltern sich getrennt, der Vater an Krebs erkrankt ist, gerade draußen die Sonne scheint.
Natürlich hat das System Schule viele Macken und Fehler und Unzulänglichkeiten. Kinder haben viel zu wenig Bewegung (und teilweise Bewegungsfreiheit), gerade für Jungs oft eine Qual, die sich dem System Schule oft viel schwerer anpassen können als viele Mädchen.
Dennoch finde auch ich es wichtig, dass Zusammenarbeiten, sich gegenseitig zuhören, aufeinander Rücksicht nehmen extrem wichtig ist und gelernt werden muss.
Und natürlich leuchtet mir ein, dass Schüler x deswegen stört und schwätzt, weil er schlicht überfordert ist (oder weil halt andere Sorgen gerade dringender ist).
Nur bin ich das in dem System durchaus auch. Ich habe auch nur begrenzte Ressourcen in einem sehr eng gesteckten Rahmen, aus dem ich keinen echten Ausweg sehe, den ich alleine verändern kann.
Wenn ich als Klassenlehrer in der Grundschule mehr oder weniger alle Fächer in meiner Klasse unterrichte, natürlich kann ich dann die 45 Minuten 45 MInuten sein lassen und längere und individuellere Arbeitsphasen zulassen.
Das kann ich aber schlicht nicht.
Aber das wurde ja eigentlich schon früher mal ausführlichst diskutiert und führte zu keinem für mich brauchbaren Ergebnis.
Sorry fürs OT, aber brannte mir unter den Nägeln.
Und on topic:
Ja, dieser unendliche elendige Verwaltungs- und Listenkram nervt mich auch unsäglich!
Und an einem großen Kollegium kann man sich vermutlich noch leichter aus verschiedenen Arbeitsgruppen raushalten als in der Grundschule, könnte ich mir vorstellen.
Ich würde auch gerne mehr unterrichten.
Mehr Zeit haben, mir Konzepte zu überlegen, wie ich eben in meinen konkreten Klassen individueller fördern und helfen kann (anstatt ein Förderkonzept für 1000 Schüler zu entwickeln...).
Mehr Projekte entwickeln. Und nicht wieder auf die nächste Klassenarbeit hinarbeiten und im Zweifek die Motivation mit Noten niederdrücken. Mir überlegen, wie ich dem weiterhelfen kann, der gerade total überfordert ist. Zeit und Ressourcen haben, wirklich sehen zu können, wer eigentlich über- und wer unterfordert ist, wer besondere Begabungen in welchen Bereichen hat, den Schüler ganzheitlicher sehen können, weil ich eben nicht 34 Schüler auf die nächste Klassenarbeit trimmen und disziplinieren muss...
Dreams...