Hallo,
erster Tipp: Schränke die mögliche Buchauswahl für die Schüler ein, denn du musst das Dingen ja selber ggf. auch noch lesen und dann ein Lesetagebuch dafür erstellen - und das dauert! (Habe gerade einen Reader zum selbstständigen Erarbeiten des Themas Gedichte erarbeitet, das hat insgesamt bestimmt an die 18-19 Stunden gekostet...also inklusive Material sichten, Struktur überlegen, Material erstellen, Zeitplan aufstellen etc pp)
Grundsätzlich kannst du das Lesetagebuch so anlegen, wie du es für vernünftig hältst - du bist ja kein Ref mehr, der da jetzt noch benotet wird bzw. beurteilt, ob das denn jetzt den richtigen Definitionen entspricht.
Frisch aus dem Ref habe ich mit meiner 8. Klasse in Englisch auch ein Lesetagebuch durchgeführt. Die Schüler hatten einen Zeitplan, wann das Tagebuch abgegeben werden muss und auch ein grobe Richtlinie, bis wann was gelesen werden sollte, um gut durchzukommen. Das habe ich aber nicht überprüft, das sollte ja nur eine Hilfe sein. Die Aufgaben waren sowohl im Bereich Inhalssicherung, Charakterisierung, Wortschatz (war Englisch) und kreative Aufgaben. Die Aufgaben hängen natürlich davon ab, welche Schwerpunkte du setzen willst. Wenn sie z.B. Charakterisierung neu lernen sollen, hast du zwei Möglichkeiten: Ein entsprechendes Arbeitsblatt in das Lesetagebuch integrieren oder immer mal wieder Plenumsstunden einzubauen, in denen bestimmte Dinge gemeinsam eingeführt und besprochen werden. Hatte ich aber damals nicht.
Meine Schüler haben im Unterricht und zu Hause daran gearbeitet, in den Stunden habe ich also eigentlich nichts gemacht, außer mal so rumgucken, nachhören, wie es läuft, Fragen beantworten. Die Schüler hatten damals übrigens die Ausnahmegenehmigung, dass sie beim Arbeiten über Kopfhörer Musik hören durften. Waren sehr angenehme und sehr ruhige Stunden. War aber eh auch eine tolle Klasse...
Das Lesetagebuch hat bei mir damals eine Klassenarbeit ersetzt und deshalb hier mein erster, extrem wichtiger Tipp, solltest du das auch vorhaben: Mache vorher klar, was und wie du bewertest!
Sprich: Ich war so blöd und habe das nicht eingeschränkt, mit dem Effekt, dass ich de facto alles in die Bewertung einbeziehen musste. Und das war bei denen verdammt viel, jedes Tagebuch hatte bestimmt so an die 25 Seiten (weiß ich so genau nicht mehr, der Jahrgang macht inzwischen Abitur). Die Ergebnisse waren großartig, aber der Kommentar eines Schülers, als der Stapel mit 25 Lesetagebüchern auf meinem Pult lag, passte schon: "Jetzt bereuen sie bestimmt, dass sie das mit uns gemacht haben, oder?"
(Ich sagte ja, war eine tolle und auch schlaue Klasse... )
Nach den Herbstferien führe ich, wie gesagt, einen Reader in meiner 6 ein, das folgt ja ähnlichen Prinzipien. Diesmal läuft es so, dass die Kinder einen Zeitplan bekommen, wann sie was in etwa bearbeiten sollten. Es ist so angelegt, dass es überwiegend im Unterricht machbar sein sollte - so sie denn konzentriert arbeiten. Dazu gibt es drei feste Plenumstermine, an denen ich zwei wichtige Themenbereiche besprechen und sichern möchte. Da wissen die Kinder dann, welches AB sie bis dahin definitiv erarbeitet haben müssen.
Wie du dein Lesetagebuch aufziehst, hängt also letztlich von deinen Zielen ab.
Ein klassisches Lesetagebuch zielt ja oft eher auf Inhalt und "emotionales" (was hat mir besonders gefallen, was nicht, was hat mich überrascht... so die Richtung) ab. So etwas würde ich wahrscheinlich überwiegend zu Hause erstellen lassen (kontrollieren musst du es aber immer noch) und dann im "normalen" Unterricht Dinge erarbeiten (Charakterisierung, Personenkonstellationen etc pp).
Einer meiner Hauptgründe für den Reader zum Thema Gedichte und die überwiegend selbständige Erarbeitung ist übrigens der, dass ich mich in den nächsten Wochen, in denen sehr viele Zusatztermine anstehen, entlasten möchte. Bis Anfang/Mitte Dezember ist da jetzt "Ruhe im Karton" (sofern es alles klappt und aufgeht, wie ich mir das denke). Der zweite Grund ist der, dem individuellen Arbeitstempo der Kinder mal etwas gerechter zu werden. Und der dritte ihnen auch mal wieder Abwechslung zu bieten. (Danach geht's dann aber wieder ganz klassisch mit Unterrichtsgesprächen, Einzelarbeit, Partnerarbeit etc weiter ).
Hoffe, ich habe dir ein paar Anregungen geben können.
Vor allem: Löse dich von Definitionen, wie "man" es "richtig" macht, sondern passe das Modell deinen Zielen und Motiven an!