Manche Setzungen in dieser Diskussionen verstehe ich nicht so ganz.
Neid? Ist böse, bah! Man ist nicht neidisch!
In Wahrheit ist Neid etwas absolut Selbstverständliches. Als Kiefernwalds Kollege wäre ich möglicherweise auch neidisch. Jemand, der auf die Tortur des nachgemachten universitären Latinums verzichten darf, klar bin ich auf den neidisch. Und soll mir keiner erzählen, es gebe in der freien Wirtschaft kein Neidproblem. Allerdings dürfte Kiefernwald von mir erwarten, dass ich solche Gefühle für mich behalte. Zumindest solange, bis mir ein Seiteneinsteiger einige allzu selbstgefällige Sprüche servierte. ("Junge, komm erstmal so wie ich mit meiner freien Wirtschaftserfahrung im Leben an...")
30 Jahre im eigenen Saft braten? Nie aus dem System Schule herausgekommen zu sein? Igitt! Geht ja gar nicht! Im Zeitalter des Event-Hoppings und TV-Zappings muss man immer wieder Neues erleben, überall mal reingeschnuppert haben. Ob das oberflächlich bleibt? Egal, es geht um Quantität, nicht um Qualität!
Kaum einer käme auf die Idee zu argumentieren, dass jemand, der über Jahrzehnte im System gearbeitet hat, ein absoluter Vollprofi sein kann, von dem jeder Jungspund und Seiteneinsteiger sich 'ne Menge abgucken könnte. Gibt's aber auch.
Auf einer Skala von "absolut unbrauchbar für Schule und Unterricht" bis zu "Naturtalent im Unterricht" lassen sich auch unsere Seiteneinsteiger einsortieren (die angestammten KollegInnen natürlich auch). Und wir haben tatsächlich schon das eine oder andere "Naturtalent" an Land gezogen. Es gibt aber erstaunlich vele, die doch mehr oder weniger zu glauben scheinen, Unterricht sei eine Art Vorlesung und mit einem Wikipedia-Ausdruck (das sehen Schüler sofort!) zu halten. Das verwundert mich, weil es m.E. tatsächlich keines LA-Studiums bedarf, um sich schnell mal ein paar pädagog. Grundlagen anzueignen. Dass dies aber eben doch nicht selbstverständlich zu sein scheint, könnte darauf hinweisen, dass das Studium der Profis eben doch nicht völllig für den A*** war.
Zitat
Original von pintman
Ist es nicht wichtig auch - und vielleicht hier sogar gerade - am Gymnasium Berufserfahrung mitzubringen? Jede Schulform soll doch früher oder später in einen Beruf führen.
Es ist sicher wünschenswert, auch Gymnasiasten über den Tellerrand schauen zu lassen (und die überall wie Pilze aus der Erde sprießenden Schülerfirmen sind nur ein Beispiel, dass da auch vieles in Bewegung ist), aber grundsätzlich bleibt trotzdem: Die gymnasiale Ausbildung ist eine, die zum Studium befähigen soll. Das bleibt originäres Ziel.