Finde es etwas schade, dass man, wenn man die leider noch ungeklärten Folgen von LongCovid anmahnt, direkt immer wieder mal mit Begriffen wie Hysterie, Panikmache, realitätsfern etc. belegt wird.
Es ist doch schön, wenn man Ex-Infizierte kennt, denen es super geht, und die während und nach der Infektion fast nichts gemerkt haben. Super!
Dennoch: Kein Mensch weiß zum jetzigen Zeitpunkt, welche Fähigkeiten dieses Virus noch so drauf hat, die unserer Erkenntnis bislang fast komplett verborgen sind. Wenn ein Virus sein Erbgut potentiell in den eigenen Chromosomen verstecken kann, und das auch noch ziemlich effektiv, da das eigene Immunsystem im Umgang mit dem neuen Mitbewohner noch total naiv ist, das finde ich, nun ja, doch ziemlich erschreckend.
Da finde ich dann Erfahrungsberichte im Stil von "Fritz hat das auch gehabt und ihm geht es super, besser denn je" weder beruhigend, noch zielführend.
Es gibt einfach sauviel, was wir in Bezug auf dieses Virus noch nicht wissen. Das sagen im Übrigen auch Forscher, die ihr Leben damit verbringen, die exotischsten und gefährlichsten Keime der Welt zu verstehen.
Ich kann mich erinnern, wie vor ungefähr einem Jahr, als die Medien den Virologiefakultäten die Türen eingerannt haben, weil die ganze Welt wissen wollte, was uns da eigentlich jetzt genau bedroht,ein interviewter Prof gemeint hatte (und auch da gab es schon Leute, die Angst vor Mutationen hatten!), dass man sich da keine große Sorgen machen müsse, denn Coronaviren seien im Vergleich zu anderen Virenstämmen evolutionär eher langsamer und konservativer unterwegs (was bestimmt auch stimmt).
Dafür, dass das Virus so mutationsunfreudig ist, hat es uns aber schon ganz schön gezeigt, wo der Hammer hängt.
Und auch sonst hat es garantiert noch viele Überraschungen parat.
Wirklich verstehen werden wir dieses Virus, wenn überhaupt, erst in Jahren, evtl. Jahrzehnten.
Deshalb sollte nach wie vor (und bis alle durchgeimpft sind) die Devise gelten: Infektionen unbedingt vermeiden.
Ach ja, noch etwas: Es geht gar nicht um die eigene Angst, sich zu infizieren (schon recht nicht, wenn man es vermutlich schon war). Es geht vor allem auch im Kontext Schule darum (finde ich zumindest), die anvertrauten Schüler vor einer Infektion zu bewahren, gerade WEIL man nicht weiß, welchen Schaden dieses Virus evtl auch erst nach Jahren (durch schleichende Prozesse oder bislang unbekannte Zusammenhänge und Prozesse) im Körper anrichten kann.
Deshalb ist der Griff zur Fensterklinke mein neuer Schul-Ultra-Automatismus und für mich im Moment wichtiger als alles andere, da ich mich den Rahmenbedingungen in Gestalt der heiligen Kuh des Präsenzunterrichts ja fügen muss.