Denkt eigentlich jemand an die Schüler, die nach den Ferien auch bei Regelbetrieb weiterhin nicht teilnehmen können? Ich habe allein in meiner Klasse zwei davon, die so schwer vorerkrankt sind, dass die Fachärzte sagten ein Corona Infektion wäre das Todesurteil.
Denen gilt eigentlich meine Hauptsorge. Denen, und natürlich den Kids, die Risikopatienten in der Familie haben. Die sind auch sehr vorsichtig, im Umgang mit den anderen, beobachte ich zumindest.
Das ist wohl eine Frage der Perspektive.
Ich nehme immer von der 'Gegenseite' das gebetsmühlenartige Postulat wahr, an den Schulen fände das wesentliche Infektionsgeschehen statt, Kinder und Jugendliche seien 'Superspreader', die Schulen dürften auf keinen Fall wieder in den Regelbetrieb usw.
Davon abgesehen, dass es keinerlei ernsthafte Hinweise oder gar Belege dafür gibt, habe ich bereits darauf hingewiesen, dass ich diese Postulate für verheerend für das Image unseres Berufsstandes halte.
Wenn das dann noch von Usern kommt, die hier im Forum bislang ausschließlich zum Thema Corona geschrieben haben ...
Ganz davon abgesehen, dass diese Einschätzung dem widerspricht, was die meisten meiner Kollegen in der Praxis denken. Ich halte die Leute, die im Internet diese Panik über Schulöffnungen verbreiten, für eine laute Minderheit.
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Was genau denken denn die meisten deiner Kollegen? Wobei bei diesem Thema ja sowieso unerheblich ist, was die meisten denken, das Virus interessiert das nicht.
Als verheerend für das Image unseres Berufsstandes (um mal bei dieser pathetischen Wortwahl zu bleiben) würde ich es empfindend, wenn wir, wohlwissend um die Risiken, einfach entsprechende Regeln kippen ohne sinnvolle Alternativen zu präsentieren.
MSN und Abstand funkionieren in den Schulen wie im öffentlichen Leben offenbar super - aber nein, nach dem Willen der KMK soll der Mindestabstand zumindest im Klassenraum fallen. Findest du das denn sinnvoll?
Dass Kinder generell "Superspreader" sind, hat hier mWn niemand geschrieben. Allerdings ist es bei dem neuen CoV so, dass der überwiegende Teil der Infizierten gar niemanden ansteckt; einige wenige dagegen stecken viele an. (Auf Wunsch kann ich gern verlinken)
Wie das mit den Kindern und Jugendlichen hier aussieht, dazu liegen zu wenige Erkenntnisse vor - allerdings weiß man mittlerweile, dass sich die Kids (entgegen früherer Kolportationen) genauso häufig infizieren, ja, sogar etwas häufiger im Vergleich zu Erwachsenen.
Wenn man das zu bedenken gibt, ist man außerdem nicht gegen Schulöffnungen, man wünscht sich aber ein tragfähiges Konzept, mit größtmöglichem Schutz. Das scheint hier in der Diskussion etwas unterzugehen.
Der Artikel ist so schlecht, dass er kaum lesbar ist. In München müssen nicht "immer mehr Kitas wegen Corona-Infektionsfällen" schließen, sondern einzelne Gruppen wegen des Verdachts (!) auf eine Corona-Infektion. Es gibt in München rund 1400 Kitas. Dass in nicht mal 1% davon (unter der Annahme, dass alle wieder offen haben) einzelne Gruppen vorübergehend geschlossen werden, ist kein Grund zur Sorge, sondern ein Zeichen dafür, dass das System bisher funktioniert. Für das Infektionsgeschehen sehe ich in den paar Verdachtsfällen noch keine nennenswerte Bedeutung. Im Gegensatz zu Gottendiensten.
Wenn wir am Ende bei im Schnitt 1,5 Verdachtsfällen pro Kita sind, ist alles gut. Das entspricht dann ungefähr den polizeilich untersuchten Drogenverstößen an Münchener Schulen (350 Schulen, 464 Verstöße in 2016; habe keine neueren Zahlen gefunden).
Die schriftstellerische Qualität des ARtikels ist natürlich diskussionswürdig (ist halt ein Boulevardblatt), es geht auch nicht um "harte Fakten", es geht um erste Tendenzen. Und da ist es nun mal so, dass man bereits jetzt, nach diesem sehr kurzen Zeitraum, Fälle sieht, was ich persönlich bemerkenswert finde. Man muss natürlich abwarten, wie sich das entwickelt und, vor allem, ob und inwiefern es bei diesen zu weiteren Ansteckungen innerhalb der Gruppe kommt/gekommen ist.
Der Vergleich mit den Drogendelikten hängt mMn, da Infektionsgeschehen dynamisch ist.
Was ist so schwierig daran sich die Daten der letzten Wochen aus verschiedenen Ländern anzuschauen? Meines Wissens gab es einzig in Israel ein grösseres Problem und auch dort waren die Schulen nicht der Startpunkt der Infektionsketten sondern die Durchlauferhitzer. Letzteres muss man unbedingt verhindern. Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Bildung ist ein Grundrecht. Wenn Lehrer sich hinstellen und dafür plädieren mal lieber dieses Grundrecht weiter einzuschränken (dass der Fernunterricht in Deutschland alles andere als funktioniert hat, das ist unterdessen auch international bekannt) damit nur ja keiner auf seine 2 Wochen Mallorca verzichten muss, dann bin ich durchaus bei Plattenspieler , das ist ein Armutszeugnis für unseren Berufsstand. Ich bin ja heilfroh, dass zumindest mein Kollegium ziemlich einstimmig auf Präsenzunterricht in voller Klassenstärke hofft. Wir wissen selbstverständlich, dass wir mit den "Grossen" die epidemiologisch gesehen schwierigere Klientel haben und haben entsprechend ein Schutzkonzept ausgearbeitet. Masken werden da sicher eine Rolle spielen, ich schrieb ja schon, dass ich das durchaus begrüsse mit der Maskenpflicht. Man muss aber realistisch bleiben: Wenn von aussen viele Infektionen eingetragen werden, dann ist alles was wir an den Schulen hampeln vergebene Liebesmüh. Nur ist das eben nicht unsere "Schuld". Wenn im Wald ein Feuer ausbricht, löscht die Feuerwehr dort wo es brennt und holzt nicht den ganzen unschuldigen Wald drumherum ab. Diese Logik scheint bei Corona nicht zu gelten.
Was genau hat digitales Lernen mit dem Mallorca-Urlaub zu tun? Ich fand, das digitale Unterrichten hat recht gut funktioniert, und ich fand z. B. auch Videokonferenzen mit den Schülern super. Es dauert zwar alles etwas länger als beim Präsenzunterricht, aber prinzipiell war das eine super Sache. Das Einzige, was ich problematisch fand, war die teils ungeklärte und widersprüchliche Lage zum Datenschutz, aber den Fernunterricht deshalb generell abzulehnen, erschließt sich mir nicht.
Mit der Maskenpflicht im Unterricht bin ich ganz bei dir, da sollte man aber die Kinder weiter konsequent erziehen und nicht jetzt, wie es tw ja schon in der öffentlichen Diskussion gefordert, diese zu früh aufgeben. Die Einschränkung ist minimal und dient dem Schutz aller.
Wie du schon sehr treffend schriebst, besteht die Gefahr, dass Schulen zu Durchlauferhitzern des Infektionsgeschehens werden könnten - und da wünsche ich mir eben tragfähige Konzepte, die verhindern, dass im Ernstfall ein infiziertes Kind alle anderen im schlecht gelüfteten Klassenzimmer ansteckt. Wie Drosten schon vor längerer Zeit sagte, die Schulen brauchen Lüftungskonzepte; auch Ventilatoren könnten eine Menge bringen. Man kann, wenn man will, so viel machen und verbessern - im Moment hab ich aber eher den Eindruck, dass man in Vogel-Strauß-Manier einfach mal schauen will, wie das dann nach den Sommerferien so wird (denn, ist ja vorher auch gut gegangen).
Dass wir jetzt ( noch ) ganz andere Bedingungen haben, wird oft vergessen.
Wir haben ja gerade "Unterricht wie früher." Aber vorsichtiger, d.h. Dauerlüften, öfter Händewaschen: Beim Ankommen in der Schule, vor dem Essen, nach der Pause. Kein Teilen von Essen und Material, Schulsachen alle im Ranzen, Jacken an der Stuhllehne. Immer nur 2 Klassen im Pausenhof, die sich nicht vermischen sollen, gestaffelten Unterrichtsbeginn. Bis auf Sport und Musik wird alles unterrichtet. Bin gespannt.... Bis jetzt ist alles gut.
Oh, interessant.
Unterrichtet ihr denn in voller Klassenstärke?
Ich finde eben auch, dass es "gut" läuft, ich wünsche mir, dass es so bleibt.