Hallo Alema,
ich hatte dir vor ein paar Tagen schon ganz lang geantwortet, aber dann war plötzlich alles weg und ich konnte mich nicht sofort wieder aufraffen, alles neu zu schreiben. Jetzt versuch ich es heute nochmal.
Also, ich kann dich sehr gut verstehen. Ich habe im Sommer 2009 nach 7 Jahren „Pause“ wieder angefangen zu arbeiten (mit 14 Std.), bin an eine neue Schule gekommen, habe ein 1. Schuljahr gekriegt und gleichzeitig ist meine große Tochter auch eingeschult worden. Die Kleine war zu dem Zeitpunkt 4! Ich weiß noch zu gut, dass v.a. die ersten Wochen und Monate der absolute Horror waren und ich am liebsten alles wieder hingeschmissen hätte! Ich hatte das Gefühl, in allen Bereíchen total überfordert zu sein und keinem gerecht zu werden (weder meiner Arbeit, noch meinen Kindern, noch dem Haushalt, geschweige denn meinem Mann bzw. dem ganzen Familienleben). Ich habe mich immer gefragt, wie andere Frauen das alles hinkriegen, die auch arbeiten gehen….!? Und die Krönung war dann auch noch, dass wir in der 2. Schulwoche direkt die Schulinspektion hatten! Ganz toll! Jetzt hatte sich in den 7 Jahren auch echt viel verändert, das sagen auch die älteren Kollegen. Ich hatte mich anfangs nämlich immer gefragt, ob es nur an mir liegt und mir vieles so anders vorkommt (und teilweise schlimmer) als damals.
Mittlerweile muss ich sagen, hat sich alles so halbwegs eingespielt. Allerdings mache ich auch einiges anders als am Anfang. Nach ein paar Monaten habe ich mir eine Putzfrau gegönnt, die 1x die Woche kommt. Das ist schon mal eine enorme Arbeitserleichterung. Dann habe ich meine Ansprüche an meinen Unterricht runtergeschraubt. Denn so wie damals geht es einfach nicht mehr. Erstens war ich da alleine ohne Kinder, hatte zwar eine volle Stelle, aber da konnte man vieles ganz anders machen. Heißt ja nicht, dass mein Unterricht heute schlechter ist, aber vieles geht auch ohne viel Schnickschnack.
Seitdem ich wieder arbeite, habe ich gelernt¸ auch mal Sachen liegen zu lassen und mich nur um die Kinder zu kümmern (z.B. Wäsche, usw). Seitdem genieße ich jede freie Minute mit meinen Kindern noch mehr als vorher.
Ich arbeite leider auch an 5 Tagen, wobei ich an 2 Tagen nur je 2 Std. arbeite. Hatte meinen Chef schon im 1. Sj. gefragt, ob es nicht möglich wäre, einen freien Tag zu bekommen, aber er meinte, dass das im 1. und 2. Sj. als Klassenlehrer nicht so dolle wäre. Aber jetzt ab dem Sommer hoffe ich auf einen freien Tag. Ich bin jetzt in der glücklichen Lage, dass ich meine Eltern in der Nähe habe, die bei Konferenzen oder Abendterminen einspringen, weil mein Mann auch nicht immer kann (arbeitet zwar im Schichtdienst, aber da geht halt auch nicht immer alles).
Wenn ich das richtig gelesen habe, hast du ja erst im letzten Sommer wieder angefangen, d.h. du arbeitest ja gerade mal wieder 4 Monate. Gibt dir einfach noch ein bisschen Zeit, das spielt sich alles ein. Jetzt sind deine Kinder natürlich noch um einiges jünger als meine, da ist das mit Sicherheit eh alles noch schwieriger. Meine beiden beschäftigen sich mittlerweile doch schon mal alleine und lassen mich in Ruhe arbeiten (klappt zwar auch nicht immer, aber immer öfters ;-)).
Bezogen auf dein Kollegium brauchst du aber mit Sicherheit kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn du die einzige bist, die bei Konferenzen etc. pünktlich geht, dafür bekommst du auch nur die Hälfte Geld! Und wegen der Eltern in deiner Klasse mach dir nicht allzu viele Gedanken. DU bist die Lehrerin und du wirst deinen Job so gut wie möglich machen. Die Kinder lernen doch was, oder? Mach dir da nicht selber so viel Druck!
Wollte nun noch etwas zum Thema Einschulung des eigenen Kindes schreiben. Denn mein größter Horror trat ja auch ein nach meiner Elternzeit. Ich bekam ein 1. Sj und meine große Tochter wurde auch eingeschult. Mein SL war aber so nett, dass er meinte, ich könne erstmal zu der Einschulung meiner Tochter gehen, solle dann aber nach Möglichkeit so kommen, dass ich zumindest die Kinder und die Eltern meiner neuen Klasse noch sehe (die eine Schulstunde sollte dann unser GU-Lehrer machen). Fand ich total nett und es hat auch alles gut geklappt, ich war sogar schon in der Klasse, nachdem die Kinder gerade mal 10 Minuten mit ihm da waren. Mein SL hat den Stundenplan auch so gemacht, dass ich morgens frühstens zur 2. Std. habe, weil bei uns die OGS und der KiGa auch erst um 7.30 Uhr öffnet und mein Unterricht ja um 8 Uhr beginnt und mit Fahrtweg könnte es arg eng werden.
So, liebe Alema, ich hoffe, ich konnte dir zeigen, dass es auch anderen so geht und dass es aber nach einer gewissen Zeit mit Sicherheit besser wird! Ich drück dir ganz doll die Daumen und denk immer dran: DEINE eigenen Kinder sind immer wichtiger als Schule, Unterricht und irgendwelche anderen Eltern!!!
Viele Grüße
PAJ