Beiträge von barmeliton

    Ich verstehe schon. Aber hier beschreibst du wieder die Situation wie sie jetzt ist. Die Frage, die mich interessiert hätte wäre gewesen: was hättest du gerne, dass deine Schule es tut/tun könnte? Was hättest du gerne mit dem Schüler getan, i.e. warum findest du seine Entscheidung zu gehen nicht gut - was hättest du tun können, wenn er geblieben wäre?


    Ich würde mir von der Schule das gleiche wünschen was der Schüler sich von der Schule wünscht: Mehr Parameter, die es einzulösen gilt. Und zwar von der Institution und nicht von mir als Lehrer. Echte Sanktionen, Konsequenzen bei Fehlverhalten etc. etc. Nicht tausend Chancen und ständig nur Fördern. Aber kein Fordern. ...
    Keine Ahnung was Du meinst.

    Hallo Meike!


    Ich als Klassenlehrer hätte mir gerne gewünscht, dass nicht die Lehrer allein für das Gelingen des Unterrichts (Stoffvermittlung, Disziplin im Unterricht, Lernatmoshäre im Klassenraum) zuständig ist. Sondern auch unsere Schule als Institution etwas für diese Parameter tut. Wir unterrichtenden Lehrer sind am Ende mit hochpubertären, bildungsaversen und sich selbst überlassenen Schülern (Institution Schule und Eltern) überfordert. Der Schüler kennt sich selbst gut genug um zu wissen, dass er nicht die genügende Eigendisziplin aufbringen kann um sich aus diesem Sumpf zu ziehen wenn die Institution Schule nicht den entsprechenden Rahmen bietet. Als Klassenlehrer sich bei der Abteilungsleitung zu beschweren bedeutet, dass man schlecht angesehen ist, "wenn man die Klasse nicht genug im Griff hat". Unsere Schulleitung verbringt den ganzen Tag in seinem Büro vor dem PC. Er hat keinen Schülerkontakt.


    Heute fragte der Schüler mich, ob er nicht wiederholen könne, da er ja so viel Stoff verpasst hat. Ich musste ihm antworten, dass das ja von der Hamburger Schulbehörde VERBOTEN ist. Das geht nur mit einem besonderen Antrag, den eine anderer Vater einer anderen Schülerin meiner Klasse schon einmal gestellt hat. Dieser wurde abgelehnt.
    Er muss in die Lernförderung gehen.

    und die Eltern verhalten sich wie die Schule selbst: Sie geben dem Kind achselzuckend freie Hand. "Wenn er es doch will?" Das Kind ist doch damit alleine überfordert.
    Ich als Klassenlehrer werde einen faulen Störenfried los, der woanders seine Mitschüler vom Lernen abhält. Was für eine Vorstellung von Erziehung... Wo sind wir angekommen mit soviel "Selbstbestimmung" und "Eigenverantwortung". Das sind nur hohle Floskeln die vorgeschoben werden um sich aus der erzieherischen Verantwortung zu stehlen. Ein Trauerspiel.

    Hallo Kollegen!


    Ich habe einen Schüler, der seit mehreren Jahren schlecht steht (mindestens 4-5 mangelhaft auf jedem Zeugnis; sitzen bleiben ist bei uns abgeschafft). Er ist in der Regel stark abgelenkt im Unterricht. Hört fast nie zu und beschäftigt sich mit den anderen Störenfrieden in der Klasse. Er lernt für keinen Test, macht so gut wie nie Hausaufgaben und oft fehlt Material. Jetzt nach den Sommerferien mitten im Gesellschaftsunterricht stelle ich eine Frage zum Dreibund. Ruft ein anderer rein: "XYZ verlässt unsere Schule!"
    So hat sich dieser Schüler in den Ferien überlegt, dass er bei uns nicht lernen kann. Alles sei zu locker, es läge an der Schule, eine Chance nach der anderen, die Lehrer nicht streng genug etc. Okay, das ist meine Interpretation. Er sagt: Hier werde ich zu stark abgelenkt von den anderen Störenfrieden...
    Meine Diagnose:
    Er scheitert an sich und an dem chancenreichen System unserer Schule! Keine Konsequenzen für nichts. Eine Klassenkonferenz nach der anderen. Verwarnung, Verweis, Ausschluss vom Unterricht (für 3 Tage, für 4 Tage, eine Woche). Versetzung in eine parallele Lerngruppe wäre eine Zumutung für alle. Abschulung kommt bei uns fast nie vor. Egal wie viele 5er und 6er; es gibt immer eine Versetzung. Er hat sich selbst nicht im Griff und unsere Schule hilft ihm nicht mit einer Chance nach der anderen. Ich finde nun er ist schlau genug um zu erkennen, dass er es bei uns zu nichts bringt und möchte nun auf die nahe gelegene Katholische Schule.
    Die Eltern wie immer bei diesen Kindern: "Er hat sich dazu entschieden" etc. pp)


    Teilt ihr meine Einschätzung?


    Oder ist er allein an seinem Scheitern schuld?

    ... sind durchweg schlecht.
    Denn nur gut erzogene, ausgeglichene und zufriedene Kinder sind von Natur aus neugierig, Alle Kinder (in meiner Schule ca. 80%) die zu Hause vor dem TV oder PC kaltgestellt werden sind in der Regel äußerste desinteressiert an schulischer Bildung. Die Freiheiten von kooperativen Lernformen werden von diesen (lerngestörten) Kindern nicht als Chance gesehen. Vielmehr aber als eine Möglichkeit zu machen was sie wollen im Unterricht. Das bedeutet an meiner Schule im Hamburger Problembezirk dass man Kooperative Lernformen mit disziplinlosem Chaos gleichsetzen kann. Deswegen versuche ich sie auch tunlichst zu vermeiden. Wer sich ERNSTHAFT mit diesen Lernformen beschäftigt stellt fest, dass die schwächsten Schüler dabei am wenigsten lernen.
    Dass sie aber immer noch als Allheilmittel in der Lehrerausbildung gelten ist ein stiller Skandal.
    Wer aber an einem gut vorsortiertem Gymnasium arbeitet mag das vielleicht anders sehen.

    "So einen renitenten Knaben hatte ich auch schon in der gymnasialen Oberstufe - ja, einer kann die ganze Gruppe aufmischen, ätzend."
    Hallo Pieksieben!


    Ja aber der Alltag an einer Gemeinschaftsschule in einem Problemviertel in HH ist nochmal ´n anderer Schnack wie man hier oben sagt.
    Ich habe sehr häufig erlebt, dass die Gymnasialkollegen sich auf Fortbildungen nicht mal normal über den jeweiligen Alltag mit Stadtteilschulkollegen austauschen konnten, da sie komplett andere Erlebnisse haben. Manchmal glaube ich, dass die Hauptaufgabe von uns Stadtteilschullehrern und Hauptschullehrern ist das Gymnasium von den Bildungsaversen freizuhalten.

    An meiner Stadtteilschule gibt es keinen Auszeitraum. Und unser Direktor sitzt den ganzen Tag vorm PC und würde sich um keinen Preis der Welt mal ´ne Unterrichtsstunde anschauen in Klasse 7 oder 8 um zu sehen wie das so bei uns im Unterricht läuft. Den Unterricht den unsere Schulleitung gibt ist nur Oberstufe und ganz kleine Gruppen. Sie wollen nicht wirklich wissen was läuft. Die meisten Kollegen sind auch froh darum. So bekommen sie wenigstens nicht die Schuld weil es nicht läuft.

    Heute morgen fand ich einen Zettel des Sekretariats im Fach. Sie erhielten den Auftrag alle Tutoren zu befragen, ob es eventuell "Sitzenbleiber" in unseren Klassen gibt. Außerdem sollten sie die Klassenakten danach untersuchen. Es ist eine behördliche Anweisung, da ja hier in Hamburg das "Sitzenbleiben" nicht mehr erwünscht ist. Hintergrund ist eine Schülerin in meiner Klasse, deren Vater möchte, dass das Kind wegen der hohen Fehlzeiten (ca. 80 %) aller Tage das nicht gelernte nachhole.
    Das Jahr wiederholen ist nach Meinung der Behörde nicht mehr nötig, da wir ja die "Lernhilfe" am Nachmittag (nach dem Ganztag) haben. Viele fehlen dort jedoch so oft, bis sie da ganz rausfliegen, denn sie nehmen ja anderen damit die Plätze weg.


    Nur zur Info..

    Traurig. Aber der von Dir beschriebene Arbeitsalltag habe ich NIE anders erlebt. (Gesamt- und Hauptschulen). Ich weiß gar nicht mehr was ich machen sollte wenn die Schüler bei der ersten Ermahnung still wären. Das täte mich schon sehr verunsichern.


    Zitat

    Gibt es für mich evtl. die Möglichkeit im Ministerium, Schulamt oder dem IQSH Arbeit zu finden?


    Von diesen Leuten (Vorgesetzten) bin ich seit ich arbeite umgeben. Die also nicht mehr unterrichten und in Bürojobs geflüchtet sind.
    Ich möchte nicht sarkastisch wirken. Aber wir Lehrer leben doch in sehr unterschiedlichen Realitäten. Realschule und Gymnasium auf der einen Seite. Haupt- und Gesamtschulen auf der anderen Seite. Oft wissen Gymnasiallehrer gar nicht wovon ich rede wenn ich mal mein Leid klage.(z.B. auf Fortbildungen).


    Die Frage ist:


    Was bist Du?


    Leidenschaftliche Fachfrau/Fachmann ?
    Leidenschaftliche Pädagogin?


    Wo hängt Dein Herz?

    Ich glaube das Problem ist, dass die Bildungspolitik eine der wenigen Politikfelder ist mit der man Punkte in Landtagswahlen erzielen kann. Die gesteckten Ziele brauchen aber gleichzeitig nicht unbedingt erfüllt werden. Das ist den meisten Wählern dann wieder schnuppe.
    Ja, da haben fast alle Parteien versagt.


    Das schreibt die AfD in ihr Programm:


    Bildung
    Wir fordern bundesweit einheitliche Bildungsstandards orientiert an den besten Schulsystemen Deutschlands.
    Wir fordern, Bildung als Kernaufgabe der Familie zu fördern. Kitas und Schulen müssen dies sinnvoll ergänzen. Nichts ist für unsere Zukunft wichtiger als die Bildung unserer Kinder.
    In erster Linie sind die Eltern für die Bildung und Erziehung ihrer Kinder verantwortlich. Der Staat muss ihnen dabei helfen, diese Aufgabe zu erfüllen. Frühkindliche Bildungsangebote sollen unabhängig vom Familienhintergrund verfügbar sein.


    Dieser Teil gefällt mir am besten:
    die Eltern für die Bildung und Erziehung ihrer Kinder verantwortlich

    Gestern Abend rief mich ein Vater einer Schülerin meiner 8. Klasse an. Seine Tochter fehlte im letzten Halbjahr von 95 Tagen 75 Tage. Von diesen 75 fehlte sie zwei Drittel unentschuldigt. Hat also ständig blau gemacht. Der Vater hat nun den Wunsch, dass seine Tochter das Jahr wiederholt, da sie ja schließlich große Lücken in fast allen Fächern hat. Ich sagte ihm direkt, dass ich das für sehr vernünftig und sinnvoll halte und dass ich heute sogleich mit der Abteilungsleitung unsere Stadtteilschule (HH) sprechen werde.
    Jetzt die Überraschung: Sie erklärte mir, dass in Hamburg das Sitzen bleiben abgeschafft wurde. Folglich nicht erwünscht ist, da wir ja die LERNFÖRDERUNG hätten.


    Die Lernförderung wird bei uns mal mehr und weniger wahrgenommen. Viele Schüler machen sie sooft blau, dass sie auf Dauer von der Lernförderung ausgeschlossen werden. Denn sie liegt ja zeitlich am Spätnachmittag. Siebte und achte Stunde.


    Also muss die Schülerin das Jahr mit ihren Lücken fortsetzen und versuchen selbständig die Lücken aufzuarbeiten. Wird ihr das gelingen? Zumal sich die Lernförderung sowieso nur um die Hauptfächer kümmert?

    Norbert Bolz sagt dazu in seinem Cicero-Interview: "Es sind uralte Tatsachen, dass das meiste, was in der Schule gelernt wird, wieder vergessen wird. Damit müssen wir uns abfinden. Zumal die Alternativen, die aufgezeigt werden, bei näherer Betrachtung sofort in sich zusammenfallen. Ich kenne nur eine einzige Alternative, die mir sofort einleuchtet und das wäre ein Zurück zum antiken lernen." Wir haben keine bessere Alternative als alles Wichtige zu lehren und als Schüler alles Wichtige zu lernen. Auch wenn wir glauben, dass wir das nicht brauchen. Es gibt keine gute Alternative.

    Ich bin A12 Lehrer in HH wohne aber in NDS an der Hamburger Landesgrenze. Fahre jeden morgen nach HH rein zur Arbeit. Jetzt hatte ich die Idee mich an eine niedersächsische Schule zu bewerben. Vielleicht sogar mit der Option eine A 13 - Stelle zu bekommen. Außerdem machte diese niedersächsische Schule an der ich mich gestern vorgestellt habe einen guten und gepflegten Eindruck. Meine Bewerbung und meinen Lebenslauf habe ich persönlich vorbei gebracht. Macht einen bessern Eindruck dachte ich. Als ich der Direktorin meine Papiere übergab sagte sie, dass es sehr gut möglich sei, dass ich an ihrer Schule arbeiten könne. Jedoch müsse ich vorher eine Verzichtserklärung unterschreiben, dass ich auf eine A13 Bezahlung verzichten werde.


    Wer von Euch hat so etwas schon mal gehört? Wo ist die gesetzliche Grundlage hierfür? Welchen Sinn hat das? Ohne eine Verbesserung der Stelle (also A12/A13) gibt mich doch meine Schule gar nicht frei, oder?


    Danke für Kommentare, Infos etc.

    Sitzen bleiben


    Dieses Thema hatten wir ja schon vor 2 Monaten auch ohne NDS-Wahl.
    Jeden Tag habe ich diese oberfrustrierten Dauernichtsitzenbleiber vor meiner Nase. Eigentlich drehen sie bald durch. Dass ihr Verhalten (Schlechtverhalten) einfach keine Konsequenzen hat verstehen sie selbst nicht richtig. Jetzt sind wir in Klasse 8. Die Kandidaten wissen eigentlich jetzt schon, dass sie ohne Abschluss gehen. Aber es gibt partout keinen richtigen Druck vielleicht doch was für die Schule zu tun.


    Zur Lernförderung: Hier gehen sie nicht hin. Machen meistens blau und fliegen deswegen auf Dauer raus. Nicht dass es keine Lernförderung gäbe!!! (Unsere Schule wirbt damit.)
    Aber sie wollen nix tun wenn sie es ja auch nicht müssen und es den Eltern egal ist. Denen kann NUR mit Einzelnachhilfe geholfen werden. DAS zahlt niemand.


    Und hier noch die Nicht Sitzen Bleiben Befürworter....
    Die keine Nicht Sitzen Bleiber kennen.

    Ich war schon 15 Jahre Lehrer in NRW. Als ich dann an meine neue Schule hier in HH kam hatte ich ziemlichen Stress mit der SL.


    Ehrabschneidend, ungerecht, kleinlich. Hinter meiner Arbeit hinterherschnüffelnd. Ich war sehr unglücklich, da ich ja zunächst neu war. Heute ist ER weg. Und ich bin voll integriert im Kollegium. Inzwischen nicht mehr so schnell aus der Bahn zu werfen. Zu wissen, dass die ohne mich zwar irgendwie klar kämen aber mich im Moment mehr brauche als viele andere gibt mir die Kraft.
    Mein Tipp: Lass Dich nicht aus der Ruhe bringen. Wenn sie laut werden sagst Du, dass Du nur mit PR mit ihnen weiter diskutierst. Dann hört das irgendwann auf. Denn solange Du Dich nicht wehrst machen sie weiter. Dann haben sie kein Respekt. Du musst Dich AKTIV wehren, damit sie Dich in Ruhe lassen mit dem "bossing".
    Am Ende machen viele SL das so, weil sie 1. einen sch****ß Job haben und 2. damit überfordert sind. Außerdem macht- oder geldgeil sind.

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