Hallo,
zum Lehrersein gehört auch, den Schülern gegenüber Konsequenz zu zeigen. Das heißt Sanktionen, die man verhängt, müssen nachvollziehbar und konsequent sein. Als Lehrer muss man meiner Meinung nach auch bereit sein, pädagogische Maßnahmen und Ordnungsmaßnahmen zu ergreifen - und zwar um der Erziehungsaufgabe gerecht zu werden! Das bedeutet aber ebenfalls, Konflikte mit den Schülern aushalten zu können und sich im Zweifelsfall auch einmal "unbeliebt" zu machen. Vielleicht solltest du dir einmal überlegen, welche Folgen es bei den Schülern hat, wenn du nicht für Ruhe sorgst und so der Unterricht darunter leidet - gerade für diejenigen Schüler, die Ruhe brauchen, um sich zu konzentrieren und die dadurch benachteiligt werden. Du solltest dir ebenfalls bewusst machen, dass nicht jedes Schülerverhalten automatisch durch entsprechende Unterrichtsinterventionen und interessanten Unterricht zu beeinflussen ist.
Ich kenne eine ganze Reihe von Kollegen, die ich ebenfalls als "zu geduldig" mit den Schülern ansehe - die Gründe hierfür sind sehr unterschiedlich und reichen von einer hohen Toleranzschwelle bis hin zu Bequemlichkeit und der Angst, von den Schülern nicht mehr gemocht zu werden, wenn man konsequent pädagogische Maßnahmen ergreift. Ich glaube, dass deine Erfahrung für einen Praktikanten nichts Ungewöhnliches ist, aber auch "gestandene" Lehrer machen sich sehr oft Gedanken, ob die ergriffenen Maßnahmen denn die richtigen waren. Das gehört zur Reflexion der eigenen Rolle als Lehrer dazu. Und diese Rolle wirst du erst finden müssen. Für all diese Prozesse ist die Ausbildung aber da. Du solltest dieses Problem vielleicht auch einmal bei deinem Mentor / Praktikumsbeauftragten thematisieren. Wenn du deine eigenen Erfahrungen als Schüler ansprichst, solltest du vielleicht auch einmal überlegen, wie du Lehrer wahrgenommen hast, die nicht für ein angemessenes ruhiges und konzentriertes Lehrklima sorgten, sondern die Schüler einfach gewähren ließen.
Grüße Eugenia