Naja, diejenigen, die in Werkstätten arbeiten, haben keine Lobby und sind nicht in der Lage, für ihre Arbeitnehmerrechte zu kämpfen.
Diesen Zusammenhang kann ich daher nur bedingt nachvollziehen:
Erwartest du Dankbarkeit von ihr oder wie genau meinst du das? Welche Hürden für die Person zu meistern waren, um dorthin zu gelangen, wo sie jetzt ist, die jeder ohne Behinderung nicht hatte, wissen wir nicht. Ich denke, es waren viele, die weit über die Stufe auf der Bühne hinausgehen.
Sie setzt sich offenbar für Menschen mit diversen Behinderungen ein und nutzt ihren Verstand dafür. Man kann ja schlecht verlangen, dass sie sich nur über fehlende Rollstuhlrampen zu beschweren hat.
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Natürlich erwarte ich keine Dankbarkeit von der Darstellerin - wofür denn, das wäre doch lächerlich. Sie hat sich ihren Studienabschluss durch Leistung - und sicher unter deutlich erschwerten Bedingungen aufgrund ihrer Behinderung - erarbeitet. Und das bedeutet bei Glasknochenkrankheit selbstverständlich nicht nur das Problem einer fehlenden Rollstuhlrampe.
Mich stören folgende Dinge:
1. Beim Thema Inklusion werden in den Medien sehr häufig primär Körperbehinderte gezeigt. Überspitzt gesagt: Der freundliche Rolli, der problemlos im Schulunterricht integriert ist. Dass Inklusion aber ganz andere Probleme mit sich bringt, z.B. bei Menschen mit emotional-sozialen Problemen oder Lernbehinderungen oder geistiger Behinderung oder starken Mehrfachbehinderungen, fällt meist in den Beiträgen hinten runter. Das störte mich auch im Satirebeitrag der Anstalt.
2. Auch für das Thema "Arbeit in Behindertenwerkstätten" setzt "Die Anstalt" wieder eine Rollstuhlfahrerin in die "Werkstatt" auf der Bühne, die selbst gerade kein Beispiel für rundum "exkludierte" Ausgebeutete ist. Das war mir schlicht zu platt. Dass die Kabarettisten sich für die Rechte von Menschen mit verschiedenen Behinderungen stark machen, finde ich - wie ich schon sagte - sehr wichtig und gut. Die reale Situation ist aber deutlich differenzierter als hier dargestellt. Behinderte werden nicht grundsätzlich und aus niederen Beweggründen in Förderschulen und Werkstätten verfrachtet, Behindertenwerkstätten sind auch nicht pauschal "böse Ausbeutungsinstitutionen", genauso wenig wie Förderschulen "Verhinderungsanstalten" für den Schulabschluss sind und mit ihrer Abschaffung alles gut wäre - den Eindruck konnte man aber in der Sendung bekommen. Ja, das ist Satire und Satire überspitzt, aber das war mir in einigen Teilen doch etwas zu viel der Simplifizierung.