Ich finde diese Diskussion im Grunde völlig unnötig. Wenn ich mir Konzertkarten kaufe, dafür Geld ausgebe, den Weg auf mich nehme und ihn finanziere, dann will ich nicht, dass neben mir jemand permanent laut schreit und auf und ab springt, selbst wenn es aus Begeisterung ist. Inklusion ist wichtig - das bedeutet aber gegenseitige Rücksichtnahme und nicht "ich ertrage alles, weil ich jemanden um jeden Preis inkludieren will." Inklusion kann nicht heißen, dass ein Einzelner seine Interessen auf Biegen und Brechen durchsetzt und seine Bedürfnisse erfüllt bekommt und alle anderen einseitig Rücksicht nehmen müssen. Dass das Ganze sofort verquickt wird mit "Diese elitären Klassikfans sollen sich mal nicht so haben." finde ich ebenfalls daneben. Nehmen wir mal an, das Kind würde sich für bildende Kunst begeistern und im Museum sich so freuen, dass es immer alle Gemälde anfassen will oder Kunstgegenstände umwirft. Auch die plakative Überschrift, nach der Willi nie ein Konzert in der Elbphilharmonie hören wird, halte ich für unangebracht. Das impliziert ja, dass Willi nie in der Lage sein wird, seine Affekte mehr zu kontrollieren. Warum eigentlich nicht? Das Kind ist gerade mal 9 - auch Schwerbehinderte entwickeln sich weiter. Am meisten aber stört mich diese unsägliche Verquickung von
1. Diese Elbphilharmonie ist ein total überteuertes Prestigeprojekt
2. und natürlich werden dabei schon wieder mal Behinderte ausgegrenzt.
Willi wird mit seinem Verhalten im Moment nicht nur in der Elbphilharmonie anecken, sondern in jedem durchschnittlichen Konzertsaal. Dass die Elbphilharmonie zu teuer war und Steuergelder auch sinnvoller hätten genutzt werden können, bleibt unbenommen. Aber das gilt für jeden - nicht nur für Willi. Mein Mann kann aus gesundheitlichen Gründen kein Schwimmbad besuchen. Am Ort wurde für viel Geld gerade das Schwimmbad saniert und er wird nie in den Genuss der Anlage kommen, wie es zur Zeit aussieht, obwohl er letztlich mit dafür bezahlt hat. Das ist so bei Steuergeldern, wirklich allen kommt nie alles zugute, auch wenn das im Idealfall wunderbar wäre.