Beiträge von Eugenia

    Aber trotzdem denke ich, dass man das mangelnde Engagement der Kommunen aus den letzten xx Jahren und die Konsequenzen daraus nicht dem Ministerium vorwerfen kann.

    Man kann den Ministerien aber vorwerfen, dass sie in der Öffentlichkeit den Anschein erwecken, ihre Vorgaben ließen sich problemlos umsetzen, und die Probleme auf kommunaler Ebene, die auch an den Kultusministern in den letzten Jahren nicht vorbei gegangen sein können, einfach wegschweigen oder im Zweifelsfall "Wenden Sie sich an X, da sind wir nicht zuständig" sagen. Jeder schiebt dem anderen gerade die Verantwortung zu - und am Schluss landet der Mist bei den Lehrern und Schulleitungen, die sehen können, wo sie bleiben.

    Also mein Mann arbeitet auch von zu Hause aus. Die Schule hat schon vor den Ferien Tandems mit Kollegen gebildet, für die er den Unterricht vorbereitet. D.h. im Grunde ist er dafür federführend verantwortlich, sie halten ihn dann in der Schule. Er wird auch alles korrigieren, was anfällt. Wie das klappt, werden wir sehen. Ich habe jetzt schon von anderen Schulen gehört, wo das auch so gehandhabt wird.

    Eine Frage zum Schuljahresbeginn: Macht ihr eigentlich die üblichen Jahresanfangskonferenzen oder Vorbereitungswochen wie üblich in der Schule? Hier im Kreis wird das offenbar ganz unterschiedlich gehandhabt. Bei uns findet keine Einstiegs-Dienstbesprechung statt, alles wird online weitergegeben, die Gesamtschule am Ort trifft sich, als wäre kein Corona, mit über 100 Kollegen zur Konferenz.

    Ich habe den Eindruck, diese Tests, die es auch hier in Hessen gibt, haben mehrere Funktionen.


    1. Natürlich vordergründig die Information, ob man selbst sich infiziert hat, für den einzelnen Lehrer. Dass dem Staat unsere Gesundheit dadurch besonders wichtig ist, sehe ich auch nicht. Sonst würde man sinnigere Konzepte zur Ansteckungsprävention bieten, nicht testen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Klar werden dadurch eventuell Kollegen herausgefischt, die sonst andere weiter anstecken könnten, und Infektionsketten werden vll. verkürzt, der Beigeschmack bleibt: Sie arbeiten jetzt mal ohne Mundschutz, Abstand etc. (so hier in Hessen bei uns) und dann können Sie ja regelmäßig prüfen lassen, ob es Sie erwischt hat.


    2. Die Tests wirken wie eine Art Seismograph. Man merkt quasi, ob das Virus an einer Schule zugeschlagen hat und evtl. schon symptomlos unter den Schülern grassiert oder im Kollegium.


    3. Ich glaube auch, dass man durch die Testreihen Einblick in die Verbreitung des Virus in Schulen bekommen will. Quasi als Teil der Erforschung des Virus.


    4. Politische Profilierung. :)


    Bin übrigens auch gerade auf der Suche nach einem testenden Arzt, bisher erklären sich alle für überlastet.

    Zum Thema Lehrerzimmer: Bei uns gibt es da keine besondere Regelung, mehr "Augen zu und durch". Hessen sagt ja auch, es soll Abstand gehalten werden, wo es möglich ist. Und die Schulleitung stellt sich auf den Standpunkt: Ist im Lehrerzimmer eigentlich nicht möglich, also muss auch kein Abstand gehalten werden. Sprich: wer auf Abstand Wert legt, muss irgendwie das Lehrerzimmer umschiffen.

    Mal eine allgemeine Frage, Fokus auf Hessen: kann eine Schule alleine entscheiden, die ursprüngliche Regelungen vor den Sommerferien, also beispielsweise nur zwei Präsenztage oder Einteilung in A und B und wöchentlichen Unterricht in Präsenz, beizuhalten? Oder ist man als Schule vorerst "gezwungen" in den "normalen" Unterricht zu wechseln?

    Also ich dachte, dass alle Schulen in den "normalen" Unterrichtsbetrieb gehen. Der Schulleitung bleibt es nur überlassen, zu entscheiden, ob auf dem Schulgelände Masken getragen werden.

    Natürlich kann sie das, mir war nur nicht ganz klar, was mit "noch keine Bestätigung vom Arzt" gemeint ist. Schwanger laut Selbsttest und noch nicht beim Arzt gewesen oder nur keine schriftliche Bestätigung des Arztes.

    Und warum sollte sie dies tun? Sie kann es sofort mitteilen, dazu braucht es keinen Arzt.

    Natürlich kann sie das, mir war nur nicht ganz klar, was mit "noch keine Bestätigung vom Arzt" gemeint ist. Schwanger laut Selbsttest und noch nicht beim Arzt gewesen oder nur keine schriftliche Bestätigung des Arztes.

    Du hast eine Risikovorerkrankung und bist schwanger? Dann mach dir keine Gedanken, ob die anderen Kollegen schlecht über dich denken. Was hilft dir, was die Kollegen denken, wenn die Sache schief geht? "Ausbaden" musst du das dann allein für dich, da hilft dir auch kein Kollege und keine Schulleitung, nur weil du dich "tapfer" hingeschleppt hast. Und für das Baby ist eine permanent dauergestresste Mutter, die die Situation noch gesundheitlich belastet, auch nicht gut. Ich würde zum Arzt gehen, die Schwangerschaft bestätigen lassen, mich mit ihm beraten und dann die Schulleitung informieren.

    https://www.news4teachers.de/2…tWMSFozNFyf-YPKQePox0loWY Zur Maskenpflicht in Berlin. Kurios finde ich dabei den Einwand der CDU:


    «Ich halte eine Maskenpflicht zum jetzigen Zeitpunkt für nicht sinnvoll. Das ist Panik statt Planung», sagte CDU-Bildungsfachmann Dirk Stettner. Unklar sei zum Beispiel, was mit Schülern passiere, die keine Maske trügen, oder solchen, bei denen die Eltern das ablehnten. Die Schulen würden alleingelassen. "


    Die Schulen werden nicht dadurch alleingelassen, dass Regelverstöße sanktioniert werden müssen, sondern durch die allgemeine Konzeptlosigkeit in der Planung. Die Haltung ist offenbar "Oh, es könnte sich ja jemand nicht dran halten oder es nicht gut finden - dann lassen wir es doch lieber ganz."

    Ich wundere mich immer noch, wie Kollegien oder Schulleitungen Kompetenz in medizinischen Fragen eingeräumt wird.

    Ja, das wundert mich auch. Demnächst können Lehrer und Erzieher dann sogar entscheiden, ob ein Kind, das hustend in die Schule kommt, nur eine Erkältung hat, oder vielleicht doch Corona-Symptome, mit denen es heimgeschickt wird. Alles nur auf Augenschein - da klage mir noch mal einer über fehlende Kompetenz im Lehrerberuf ;)

    Enora: Ja, da ist von Mindestabstand die Rede, aber nicht verbindlich. Selbst für Konferenzen ist nur eine "Sollte"-Regelung angegeben, d.h. "eindringlicher Empfehlungscharakter", der aber noch Ermessensspielraum gibt. Bei Kollegien und / oder Schulleitungen, bei denen eine eher laxe Haltung vorherrscht, wenig hilfreich. "Sollte" heißt eben nicht "muss".

    Aufgrund von Unterhaltung mit mehreren Menschen (zum Teil auch Lehrkräfte) und mit meinen Kolleg*innen vor den Ferien habe ich gemerkt, dass immer noch ein Großteil gegen Masken ist (innerhalb der Schule) wenn Abstand gewahrt werden kann. Auch wenn kein Abstand gewahrt werden kann sehen viele es als „nicht wichtig“ an. „Da passiert schon nichts“. SL sieht es ähnlich.

    Diese "Da passiert schon nichts" Haltung kenne ich auch, oft gepaart mit dem Unwillen, möglicherweise unbequeme Vorschriften bei Schülern einzufordern. Ich glaube nicht, dass man eine rechtliche Handhabe dagegen hat, wenn das Kultusministerium die Entscheidung der SL überlässt. Man kann sich nur mit gleichgesinnten Kollegen zusammentun, dokumentieren, wie die Gefährdungslage ist (enge Gänge, dicht gedrängt stehende Schüler und Kollegen), und sich selbst so gut wie möglich schützen. Noch unbefriedigender ist es, wenn der Personalrat in diese "Da passiert schon nichts" Fraktion gehört, wie an der Schule meines Mannes. Dann hat man im Prinzip wenig Rückhalt. Am besten ist es, wenn Eltern hartnäckig nachfragen. Ich glaube auch nicht, dass man einen Rechtsanspruch auf eine FFP2 Maske hat. Leider. Die sind zwar inzwischen auch "schon" ab 3-5 Euro das Stück zu haben, aber trotzdem läppert sich das zusammen.

    Ob Mundschutz in der Schule von Schülern akzeptiert wird, hängt, glaube ich, ganz viel an dem, was Schulleitung und Kollegen vorleben. Hat man dort die Gleichgültigkeits-Fraktion sitzen, die alles laufen lässt, weil es bequemer ist, als Konflikte auszutragen oder hartnäckig zu appellieren, oder Leute, die nach dem Motto handeln "mir ist das lästig, ich will das nicht, das klappt doch ohnehin nicht", dann kann das auch nicht klappen.


    Von Anfang an zu sagen "Das wird doch nichts." " oder "die Leute sind das leid" ist für mich fragwürdig. Wer sind denn "die Leute"? Das suggeriert eine breite Mehrheit von Gegnern, die nicht der Realität entspricht. An der Uni in Erfurt ist dazu eine Studie in Arbeit, die regelmäßig die Stimmung in der Covid19-Krise abfragt: https://projekte.uni-erfurt.de/cosmo2020/cosmo-analysis.html.


    Ergebnis für den Moment: 75% der Befragten stimmen der Beibehaltung von Masken in Geschäften zu, 70% für den ÖPNV. (Schulen wurden nicht abgefragt.) Die Studie spiegelt auch keine massive generelle Unzufriedenheit wider. Auch die Maske selbst wird nicht von der Mehrheit in Frage gestellt. "89.5% halten es für eine wirksame Schutzmaßnahme, in der Öffentlichkeit Masken zu tragen (vorherige Befragung: 89.8%). 89.2% geben an, in der Öffentlichkeit Masken zu tragen (vorherige Befragung: 89.3%)." Die Studie sagt auch, dass Freiwilligkeit tendenziell zu weniger Schutzverhalten führt, dass Mundschutzpflicht auch generell zu mehr Vorsicht führt, weil die Existenz der Pandemie so sichtbar bleibt, und empfiehlt v.a. intensive Aufklärungsarbeit.


    Was ich bedenklich finde, ist die Aggressivität und Irrationalität, die die Diskussion teilweise aufnimmt, wobei die aggressive Minderheit teilweise mehr ins Blickfeld rückt als die Mehrheit, die sich mit den vorübergehenden Einschränkungen arrangiert.

    Dazu, wie Kinder / Jugendliche mit den Masken zurechtkommen:


    Die örtliche Grundschule hatte vor den Ferien hier in den Bereichen außerhalb des Klassenraums Mundschutzpflicht eingeführt (Schulleitung, Kollegen und Eltern gemeinsam beschlossen). Lief. Die Kinder bekamen das erklärt. Kein Kind traumatisiert. Wenn der Lehrer (mit Mundschutz) durch die Reihen gehen musste, wurden die Kinder ebenfalls gebeten, ihren Mundschutz aufzusetzen. Lief. Ich glaube, man kann Kindern und Jugendlichen (und auch Erwachsenen) in einer Ausnahmesituation durchaus mal etwas zumuten, wenn es um den Schutz der Allgemeinheit geht; das sind keine zarten Pflänzchen, die gleich Schaden nehmen, weil sie sich ein Stück Stoff vor Mund und Nase binden sollen.


    Heute beim Bäcker: Vor mir betritt ein Kind (frühes Grundschulalter) den Laden, zieht ruck zuck seinen Mundschutz auf, erledigt souverän den Einkauf und geht wieder. Ohne Probleme. Hier übrigens ein Artikel (Interview mit einem Kinderarzt) zur Thematik, der das Ganze sehr pragmatisch und unaufgeregt sieht: https://www.zeit.de/wissen/ges…licht-coronavirus/seite-2.


    Dass das bei Schülern mit sozial-emotionalen Problemen schwierig sein kann, ist eine andere Sache, auch bei Personen mit Beeinträchtigungen im Hören. Und dass es Unterrichtssituationen gibt, in denen es auf das Mundbild aufkommt, ist auch klar. Und dass es Menschen gibt, die aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen können, ebenfalls (aber das ist eine kleine Minderheit). Dafür kann man im Einzelfall Lösungen finden, die nicht heißen müssen "Mundschutz generell weg." Vielleicht sollte man aber auch berücksichtigen (das klang hier im Thread schon an), dass mit mehr Schutzmaßnahmen die Inklusion von Kollegen und Schülern besser gelingen könnte, die darauf angewiesen sind, wegen eigener Probleme oder Problemen naher Angehöriger. Oder einfach mal akzeptieren, dass Normalität nicht herrscht, wenn man einfach die Schutzmaßnahmen weglässt und den Kopf in den Sand steckt.

    Das Video stammt in dieser Form der Visualisierung von der TU Berlin, Hermann Rietschel Institut. Es ist nicht reißerisch oder emotionalisierend, sondern zeigt einfach, wie sich von einer Person ausgehend Aerosole im Klassenraum verbreiten. Die Personen sind schematisch als Männchen dargestellt, das soll nicht Angst machen, sondern ist zur Visualisierung nicht unüblich. Selbst wenn man Bauklötze als Ersatz genommen hätte, bliebe die Tatsache bestehen. Man kann natürlich immer Panikmache wittern, man kann aber auch Leuten zugestehen, dass diese Sachverhalte ein nicht gerade gutes Gefühl erzeugen, wenn man demnächst selbst in dieser Lage ist. Warum soll man immer abstrakt beschreiben? Die Probleme sind ganz real, ich stehe da demnächst auch nicht abstrakt in der Aerosolwolke.

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