Beiträge von Eugenia

    Das Motto in Hessen heißt also: Wir warten mal ab, bis so viele Lehrer krank / in Quarantäne / über den Jordan sind, dass kein Präsenzunterricht im Regelbetrieb mehr möglich ist - dann überlegen wir vielleicht, ob man eventuell mal was machen sollte. Ich finde das nur noch menschenverachtend.

    Es mag ketzerisch klingen, aber ich bin inzwischen bei diesen Vertretungen durch Studierende weitgehend desillusioniert und habe auch Probleme damit, dass die Betreffenden bei uns unterschreiben, sie könnten Unterricht machen, obwohl dem häufig nicht so ist. Da hilft auch keine sorgfältige Stundenplanung, für die man Arbeit investiert, die aber leider häufig ins Leere läuft, weil die außerschulische Vertretung sich nicht daran hält oder das Ganze extrem oberflächlich rüberbringt. Es kommt gar nicht so selten vor, dass sich Vertretungen nicht um meine Aufgaben kümmern, stattdessen Spielchen mit den Kindern spielen oder paralysiert dasitzen, während um sie das Chaos tobt. Wenn Vertretung absehbar ist, norde ich die Klasse ein und gebe einen Vertretungsauftrag, mit dem die Schüler in Stillarbeit für die Stunde beschäftigt sind. In der nächsten Stunde wird das dann von mir kontrolliert, wer keine bearbeiteten Aufgaben nachweisen kann, bekommt die entsprechende Note. Den Auftrag erteile ich den Schülern dann oft schon im Vorfeld, damit keiner sagen kann "Die Vertretung hat uns aber nichts davon gesagt."

    Wir hatten zwar schon zahlreiche Fälle an unserer Schule, es gibt jedoch keine Anhaltspunkte dafür, dass sich die Infektionen innerhalb der Schule weiterverbreitet haben. Und grundsätzlich ist die Nachvollziehbarkeit von Infektionsketten innerhalb von Schulen aufgrund der detaillierten Dokumentation von Kontakten (--> Sitzpläne) wohl so gut wie in kaum einem anderen Lebensbereich.

    Dass es keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass sich Corona innerhalb der Schule weiterverbreitet, liegt zumindest in Hessen auch daran, dass kaum mehr an Schulen getestet wird. Selbst Kontaktpersonen 1. Grades aus der Schule wandern oft ohne Test einfach in Quarantäne. Massentests an zwei Schulen in Mittelhessen ergaben eine erhebliche Dunkelziffer. Die Nachvollziehbarkeit über Sitzplänen ist für mich wenig überzeugend. Ich verstehe auch die aktuelle Linie nicht, nach der nur direkte Sitznachbarn in Quarantäne wandern - war da nicht was mit Aerosolen, die sich im Raum verbreiten?? Lehrer gehen hier übrigens gar nicht mehr in Quarantäne - offenbar schreckt Corona vor dem Personal zurück. Und die Kontakte an größeren Schulen sind überhaupt nicht detailliert dokumentierbar. Die Schüler sind im Kurssystem klassenübergreifend zusammengewürfelt (das fängt schon in der 5 mit Reli / Ethik an), in der Pause trifft man sich mit Parallelklassen oder Schüler aus der Parallelklasse schneien in der Pause rein. Hier werden dann vom Gesundheitsamt teilweise Oberstufenschüler aufgefordert, alle Pausenkontakte zu nennen - irgendwie realitätsfremd. Zum Essen in der Pause darf der Mundschutz natürlich abgenommen werden - und genau so natürlich machen die Schüler das total diszipliniert und keiner redet beim Essen ohne 1,5m Abstand mit den Mitschülern ^^ (Ironie aus). Die Schüler selbst empfinden es inzwischen als blanken Hohn, dass Sitznachbarn in Quarantäne wandern, aber Mitschüler, die eng im Bus mit dem Infizierten gefahren sind oder ihm gegenüber saßen nicht.

    Samu schrieb: "Ja, fühlt sich doof an, aber das Gesundheitsamt entscheidet nun mal. Und genauso, wie wir hier abkotzen, wenn Hinz und Dr. Kunz ganz genau wissen, was Lehrer alles (nicht) tun wird es auch den Gesundheitsämtern gehen. Dort arbeiten Ärzte, die Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen treffen."


    Hier trifft das Gesundheitsamt inzwischen Entscheidungen aus purer Mängelverwaltung. Es gibt schlichtweg nicht genug Testkapazitäten mehr. Folge: Schüler werden nicht mehr getestet, sondern sitzen nur noch ihre Zeit in Quarantäne ab. Wenn Symptome auftreten, erfolgt vielleicht ein Test - manchmal wird aber auch einfach abgewartet, was draus wird. Auf Entscheidungen über Quarantäne bei Schülern warten die Schulen teilweise mehrere Tage, weil das Amt überlastet ist. Außerdem ist die Gesundheitsamt-Leitung der Meinung, Corona verbreitet sich eigentlich an Schulen so gut wir gar nicht. Wurde offen mitgeteilt. Mit "bestem Wissen und Gewissen" hat das wenig zu tun, das widerspricht inzwischen der klaren Stellungnahme des RKI.

    Wenn die 90-jährige Oma Erna Angst vor Ansteckung hat und nicht in die Gastronomie geht, ist das OK. Wenn ihr 30-jähriger Enkel Karl sich das zutraut, ist das OK. Beide haben unter Abwägung aller Faktoren in Eigenverantwortung entschieden.

    Eine Pandemie hat aber nur sehr bedingt etwas mit Eigenverantwortung zu tun - deutlich mehr mit Verantwortung für sich UND ANDERE. Wenn Karl sich zutraut, sich riskanteren Situationen auszusetzen, sich infiziert und dann z.B. Arbeitskollegen, wildfremde Leute in der Bahn oder im schlimmsten Fall Oma Erna ansteckt, ohne es zu wissen, weil er noch gar keine Symptome entwickelt hat, nutzt das Prinzip Eigenverantwortung auch nichts mehr. Im Prinzip entscheidet bei einer Pandemie jeder auch für seine möglichen Kontaktpersonen mit, für die es vielleicht deutlich gefährlicher ist als für den scheinbar fitten Karl. Aber ich habe das Gefühl, die Eigenverantwortungs-Befürworter interessiert das im Grunde nicht.

    Es gibt auch die klassischen Grippe- oder Pollenzeiten. Deswegen kann die Welt aber nicht alle paar Monate stillstehen...

    Ich finde es unfassbar, Corona mit Grippe und Pollenallergie in eine Reihe zu stellen.


    1. Müsste der Letzte inzwischen kapiert haben, dass Corona keine Grippe ist.

    2. Ist Pollenallergie weder ansteckend noch tödlich und hat auch noch nie die Welt zum Stillstand gebracht.

    3. Bin ich es Leid, von Menschen, denen ich aufgrund ihres Bildungsgrades eigentlich mehr Hirn zutrauen würde, derartige Verharmlosungen zu hören.

    Aber vielleicht sollten wir auch aufhören, den Troll zu füttern, da ist Hopfen und Malz verloren.

    Kathie: Ich erinnere mich, ja. Es darf ja jeder seine Position zum Virus und zu der gesamtgesellschaftlichen Lage haben. Schwieriger finde ich, dass halt jetzt wieder mit Maßnahmen für alle gedroht wird und dem Einzelnen verwehrt wird, entscheiden zu können, was er sich zutraut und was nicht.


    laleona: Vlt. bin ich da etwas abgeklärter als andere. Sicherlich ist das Einzelschicksal immer schade, aber die Grausamkeit des Lebens ist ja, dass es endlich ist. Selbst wenn der 83-jährige nicht an Corona stirbt, könnte er an einer Vielzahl anderer Krankheiten sterben. Das ist ja immer das, was ich mit Risiken des Lebens meine.

    Der Punkt ist doch gerade, dass es nicht um den Einzelnen geht, es geht darum dass der Einzelne mal für eine gewisse Zeit mit seinen individuellen Bedürfnissen zurückstecken muss, um Rücksicht auf andere zu nehmen. Aber ich habe inzwischen den Eindruck, das geht in so manchen Kopf einfach nicht hinein.


    Wenn der 83jährige nicht an Corona stirbt, könnte er natürlich auch an etwas anderem sterben. Das kann man auch in jüngerem Alter. Der 83jährige könnte aber auch einfach noch längere Zeit weiterleben, wenn er schlicht und ergreifend kein Corona bekommt, weil andere das Hirn besitzen und Rücksicht nehmen, ohne ihn zur Isolation zu verurteilen! Natürlich ist in höherem Alter allgemein die Wahrscheinlichkeit zu sterben größer. Aber das heißt nicht, dass man nicht so lange wie möglich leben möchte. Ich finde diese Haltung extrem kaltschnäuzig - aber das wurde hier ja schon häufiger konstatiert.Übrigens sterben auch jüngere Leute ohne Vorerkrankungen an Corona. Ohne dass sie sich dafür entschieden haben, sondern vielleicht, weil andere einfach nicht in der Lage sind, mal zu verzichten.


    Eine gute Bekannte von mir liegt gerade im Krankenhaus, mit Corona. Keine Risikogruppe, keine Feierwütige. Schwerer Verlauf. Die denkt sicher nicht "Mensch, ist doch egal, woran ich sterbe, das ist Lebensrisiko."

    Trotz rasant steigender Zahlen erzählt mir eben meine Schwägerin, dass das Gesundheitsamt in ihrem Landkreis bei Coronafällen an Schulen nur noch die direkten Sitznachbarn in Quarantäne schickt. Mitschüler und Lehrer werden nicht mehr getestet, weil Schulen kein Ort für die Ausbreitung von Corona sei. Das hätten die bisherigen Tests gezeigt. Hier gibt es noch klassenweise Quarantäne - wenige Kilometer weiter. Offenbar macht das Virus da sehr genaue Unterschiede, wen es wo ansteckt...

    Wie genau würde das denn "hingebogen"? Wie würde das begründet?

    Die genaue Argumentation haben wir gar nicht immer mitgeteilt bekommen. Einmal hieß es, es gebe ein "funktionierendes Hygienekonzept" (weil die Klasse damals freiwillig Mundschutz trug). Einmal war ein Schüler wegen einer Familienfeier für zwei Tage beurlaubt und hatte dann Corona-Symptome. Vorher war er aber in der Schule. Da hieß es, er hätte sich wahrscheinlich auf der Feier angesteckt und falls er sich schon vorher angesteckt hätte, dann wäre er noch nicht infektiös gewesen. Viele Kollegen haben eher den Eindruck, dass die Gesundheitsämter inzwischen so überlastet sind, dass Schule nicht mehr im Zentrum des Interesses steht und jeder irgendwie vermeidbare Test auch entfällt.

    Also bei uns gab es jetzt nacheinander drei Corona-Fälle, bei denen jedes Mal das Gesundheitsamt es irgendwie "hingebogen" hat, dass der Schüler ja eigentlich gar keinen hätte anstecken können, obwohl er regelmäßig im Unterricht war, und deshalb auch keiner, weder Schüler noch Kollegen, zu testen sind oder in Quarantäne gehen. Sprich ich stehe teilweise vor Klassen, in denen es einen Corona-Fall gab, die Schüler niesen und husten jahreszeitbedingt auch und ich habe ein sehr, sehr mulmiges Gefühl.

    wir hatten zwar eine Berufsschulklasse wegen zweier positiv getesteter Schüler in Quarantäne, bei den dort unterrrichtenden KuK wurde aber vom Gesundheitsamt wegen des "funktionierenden Hygienekonzepts" davon abgesehen, sie in Quarantäne zu schicken.

    Und woher weiß man, ob das Hygienekonzept funktioniert, wenn man die Leute nicht testet?

    Die Annahme, der Arbeitgeber habe dafür zu sorgen, dass selbst während des Lüftens die Raumtemperatur nicht unter 20°C absinken dürfe, geht an der Realität und an den Anforderungen der ArbStättV vorbei. Im Übrigen ist die Raumtemperatur nach kurzem Stoßlüften ohne Auskühlen der Wände sehr schnell wieder erreicht.

    Ich habe im letzten Jahr mal in meinen Klassenräumen nachgemessen: in den meisten waren es maximal 18 Grad, in einige Räumen wurden nicht mal 16 Grad erreicht. In zwei Räumen bullerte die Heizung so, dass wir auch im Badeanzug hätten dasitzen können. Im Nachmittagsunterricht saß ich mit meiner Oberstufe regelmäßig mit Anorak im Raum, weil es im Winter zu kalt war. Und das ohne 3x in der Doppelstunde Fenster auf und runterkühlen. Unsere Schulleitung hat das dem Schulträger gemeldet, Reaktion: Null. Die Heizungsanlage ist marode, aber offenbar muss sie erst ganz zusammenbrechen, ehe da was passiert.

    Als Hilfsmittel gibt Hessen im neuen Hygieneplan 6.0 die CO2-App der gesetzlichen Unfallversicherung an: https://www.dguv.de/ifa/praxis…alitaet/co2-app/index.jsp


    Wird im App-Store recht negativ bewertet, weil umständlich und ziemlich unpräzise. Außerdem nur für 2 Stunden Aufenthalt im Raum ausgelegt. Aber kostenlos, das ist wahrscheinlich die Hauptsache. Vollmundig angepriesen. Wieder so eine Aktion, die nach außen wirkt. Wie oben beschrieben, soll man die Raummaße eingeben - ich wechsele stündlich den Raum.

    https://www.kmk.org/aktuelles/…bleibt-a-und-o-bunde.html


    Ergebnis des "Expertengesprächs Lüften". Grundtenor: Lüften reicht, alle 20 Minuten für 3-5 Minuten und in den Pausen, dabei wird es auch nur 2-3 Grad kälter im Raum. Sagen die Experten. Jetzt werden Handreichungen entwickelt "Wie lüfte ich richtig?" Wahrscheinlich ein 20 seitiges Papier mit intensiven Anleitungen, wie man den Fenstergriff betätigt.


    Dazu passend: https://www.geb-info.de/nachri…ung-fuer-lueftungstechnik. Der Bund gibt 500 Millionen für Corona-gerechte Umrüstung von Klimaanlagen in öffentlichen Gebäuden aus.


    Aber die Handreichungen für uns werden bestimmt auch ganz toll. Und so billig ....

    die Kitas und GS fahren das Modell schon länger so und da hat sich das bis jetzt nicht unbedingt als Problem herausgestellt.

    Kitas und Grundschulen haben auch nicht locker über 1000 Schüler, die sich nicht mehr in klaren Gruppen auseinanderhalten lassen. Bei uns (großes Gymnasium in Hessen) gab es von Anfang an keinen Mundschutz in den Klassen. Ich kenne kaum einen Kollegen, der nicht mit massiv mulmigem Gefühl vor der Klasse steht.

    Also hier im Kreis sind alle Fälle von Schulschließungen oder Teilquarantänen nicht auf infizierte Lehrer zurückzuführen, sondern auf Schüler, die die Eltern z.T. nach der Rückkehr aus Risikogebieten einfach mal in die Schule geschickt haben, ohne das Testergebnis abzuwarten.

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