Interessante Diskussion, die sich hier aufgetan hat - leider drängt sich doch bei vielen Postings immer wieder das Gefühl auf, dass die Leute über Dinge sprechen, die sie irgendwo GEHÖRT haben und eher nicht selber erfahren haben .
Vielleicht hättet Ihr gerne eine Meinung von jemandem, der BEIDE Seiten kennt, die "freie" Wirtschaft und die Schule.
Ich habe nach meinem Studium 4 Jahre lang in der freien Wirtschaft gearbeitet (26 - 30 Jahre alt) und bin dann durch Babypause nach und nach in den Lehrerberuf gewechselt und habe das mit OBAS abgeschlossen (sehr junger OBAS-Teilnehmer bzw. Absolvent) und bin nun ebenfalls verbeamteter Sek 1/2 Lehrer und noch nie so glücklich gewesen, mit dem, was ich tue.
Man kann nicht alles immer so schwarz-weiss malen, wie das einige Kandidaten hier machen. Freie Wirtschaft bzw. Schule/Verbeamtung haben jeweils ihre Vor+Nachteile - das sind eben die berühmten zwei Seiten der Medaille. Oder? Man muss einfach entscheiden, was einem wichtiger ist.
Auch ich hatte einen schönen Dienstwagen, Firmenhandy auch zur privaten Nutzung, leckere Geschäftsessen, tolle Parties und Empfänge, Messen, viele Dienstreisen an durchaus nette Orte usw. Nett, aber mir ging das nach 3 Jahren ziemlich auf die Nerven. Ich wollte gar nicht immer im Flugzeug sitzen, nicht andauernd von zuhause weg sein, nicht schon wieder in einem Hotel hocken, nicht schon wieder an irgendeiner Bar sitzen und Cocktails schlürfen. Andere finden das vielleicht gut! Ist doch prima!
Aber, man darf eben auch nicht vergessen, dass als Gegenleistung auch einiges erwartet wird. Der Druck ist hoch und man bekommt suggeriert, dass man durchaus austauschbar ist, wenn es nicht läuft. Da muss man dann schon ganz schön erfinderisch sein, um immer allem zu genügen. Die ein oder andere schlaflose Nacht hatte ich sicher. Zudem wird wirklich mit harten Bandagen gekämpft - es ist nicht alles Gold, was glänzt. Überstunden waren im übrigen mit meinem Gehalt abgegolten, Weihnachtsgeld zahlen ja nun wirklich kaum noch Unternehmen, und immer weniger.
Insofern sollte man einige der hier getroffenen Aussagen doch einfach mal relativieren.
Wenn man Schule wählt, dann weiss man doch auch, worauf man sich einlässt. Man hat mit vielen Vorurteilen gegenüber Lehrern zu kämpfen, man weiss, dass man nachmittags oder abends noch zu tun hat, man kann aber dafür mittags oder nachmittags nach Hause gehen und eben noch Zeit mit seinen Kindern verbringen, man verdient sehr ordentlich, aber keine Massen, man hat Spitzenlastzeiten (Vor Zeugnissen, Abitur) aber auch 6 Wochen Sommerferien, man muss die täglichen Unzulänglichkeiten im System Schule hinnehmen, bekommt aber dafür von seinen Schülern so viel zurück - mir geht es zumindest so. Die Arbeit mit den Schülern gibt mir viel und verleiht mir das Gefühl, etwas sinnvolles zu tun. Man fährt in Jugendherbergen und übernachtet in einfachen Skihütten und trinkt Hagebuttentee anstatt Champagner, richtig, aber, wenn man das nicht will, dann sollte man doch bitte auch kein Lehrer werden, sondern einen anderen Weg wählen. Jeder von uns ist zur Schule gegangen und hat eine Idee, wie das Leben/Berufsleben von Lehrern aussieht.
Und wenn man dann, bevor man überhaupt irgendwo richtig in das System Schule einsteigt, hier schon immer weiter rummosert, na dann kann ich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch, das gibt nix! Unzufriedenheit vorprogrammiert, die armen Kinder!
Viele Grüsse