Beiträge von John2

    Erstmal vielen Dank für die interessanten Beiträge!


    Dass man

    Zitat


    vielleicht ist der Herr ein Elternteil ?


    hier tatsächlich schon einen Gegensatz konstruieren kann?


    Schon mit dieser Frage trifft Friesin das Problem genau auf den Punkt!


    Ist es meine Pflicht, als Lehrer zu vergessen, dass man auch ein Elternteil ist?
    Wird nicht gerade dadurch der Weg für diesen Gegensatz zur "Erziehungspartnerschaft" bereitet? Ist es wirklich vorrangig Aufgabe eines Lehrers, Erziehungsfehler zu beseitigen, weil sich Schüler eben so zu verhalten haben, wie es der - vom System Schule - vorgeschriebenen Norm entspricht?


    Überspitzt ausgedrückt: Schule als Institution, einen staatlich definierten Verhaltensanspruch durchzusetzen auch gegen den Willen der "Erziehungspartner". Wie gesagt, überspitzt ausgedrückt, von einem, der eben die Elternrolle nicht vergessen hat, trotz der Lehrerrolle.


    Was ich will, ist schlicht und einfach ausgedrückt, genau das, was sicher in jeder Vorschrift für Lehrer auch irgendwie irgendwo so steht: Eltern nicht als "Kunden" oder "Klienten" (im günstigsten Fall) behandeln, ihnen die geballte Amts- und Institutionsautorität entgegenschmettern, sondern
    in Form einer Art Gleichberechtigung unter Berücksichtigung eines gemeinsamen Zieles nach Wegen der optimalen Förderung (auch in charakterlicherr Hinsicht ) suchen.


    Konkret nun auf Verweise und so bezogen: Ein Verweis, der unter Bezug auf einen Verstoss gegen die Schulordnung gegeben wird (trifft ja wohl vielleicht auf alle Verweise irgendwie zu) ist eine schulische "Waffe", genannt Ordnungsmaßnahme. Dient der "Waffengebrauch" lediglich als Machtdemonstration um eben die Schulordnung durchzusetzen und Verstösse zu ahnden), wird er von den Eltern nicht zu Unrecht oft nicht anerkannt und zielt damit ins Leere, es sei denn, die Institution Schule will damit tatsächlich schon den Weg vorbereiten, den Schüler ggf. irgendwann von der Schule zu entfernen.


    Muss sich die Schule aber berechtigt vor Störungen des Unterrichts durch den Täter schützen, ist ein Verweis voll berechtigt und eine gute Ordnungsmaßnahme.


    Ich bitte, diese Darstellung noch als vereinfacht zu begreifen und vielleicht sich nicht an angreifbaren Einzelformulierungen aufzuhängen, sondern zu versuchen, mein grundsätzliches Anliegen zu verstehen und darauf einzugehen!


    Den Ausführungen von Schubiddu zum Thema Konfliktaustragung stimme ich schon zu, bin allerdings der Meinung, dass mit einem Konflikt so umgegangen werden sollte:


    1. nach Möglichkeit vor dem Entstehen schon ersticken
    2. wenn dies nicht geht, analysieren und mit möglichst umproblematischen, zur Not aber mit allen, Mitteln austragen
    3. auf keinen Fall jedoch unterdrücken.


    Vielleicht noch ein Beispiel: Wenn Schüler an irgendeiner Stelle der Schule öfter irgendeinen Mist machen, löse ich das Problem dann dadurch auf die richtige Weise, dass ich den Aufenthalt dort verbiete oder ist das eine falsche Lösung, die im Grunde nur die Unfähigkeit der Schule zeigt, den Mist zu unterbinden, ohne das positive (den Aufenthalt) gleich mit zu unterbinden?

    ich versuch mal, meine Gedanken als langjähriger Lehrer, Kollege und kritischer Vater ganz allgemein darzustellen.


    Wer ist mit mir noch der Meinung, dass das Wichtigste in der Schule ist,
    dass Eltern und Lehrer nicht gegeneinander arbeiten, sondern sich voll und ganz als Erziehungspartner begreifen, deren Aufgabe (für die einen beruflich, für die anderen privat) es ist, gemeinsam das bestmögliche für den "obersten Dienstherrn", das Kind, herauszuholen?


    Beispiel: Ich schicke immer an die Eltern einen grundsätzlchen Gedanken über das Thema Hausaufgabe:


    Hausaufgabe kann viel Sinn haben und hat sie auch, aber sie ist niemals ein Grund, dass sich Lehrer und Kinder, Lehrer und Eltern, Eltern und Kinder miteinander streiten müssen


    sicher ist meine Einstellung irgendwie ziemlich idealistisch, aber ich habe schon an Schulen erlebt, dass Kinder und Eltern fast schon wie Feinde behandelt wurden:


    Wir müssen mit einer Zunge sprechen, sonst spielen uns die gegeneinander aus


    Als ob es nicht das wichtigste überhaupt wäre, jeglichen Gedanken an ein Gegeneinander auszuschalten!


    Natürlich kann ich mal anderer Meinung sein als der Erziehungspartner, aber die Sachlichkeit sollte ich dabei nie vergessen.


    Warum regen sich Lehrer auf, wenn Eltern den Sinn einzelner Verweise nicht anerkennen? Beispiel: ein Schülerin ruft in der Pause trotz allgemeinem Handy-Verbot ihre Mutter mit dem Handy an. Welchen Sinn macht ein Verweis?

    ich hab hier mal eine Frage, die sich vielleicht etwas außerhalb des eigentlichen Themas bewegt (oder doch nicht), weiß aber nicht genau, wo man einen neuen Thread eröffnen könnte.


    Die Meinungen hier sind ja sehr unterschiedlich und das macht die Würze dieses Forums aus. Frage aber: Können und sollen die Meinungen an einer Schule auch so unterschiedlich sein?


    Ich bin der Meinung, jeder Lehrer ist Pädagoge und hat als solcher das Recht, den Verstoss, bzw. das Verhalten, so zu würdigen, wie er es mit seinem pädagogischen Verständnis sieht. Es mag sich nach seiner subjektiven Sichtweise um eine Provokation handeln, er mag Maßnahmen wie Nachsitzen oder Verweis oder was auch immer für angebracht halten, ein Kollege würde anders reagieren. Auf jeden Fall ist es kein formaler Verstoss gegen die Schulordnung, wie z. B. Kleiderordnung und daher kann individuelles Reagieren prinzipiell möglich sein.


    Nun das Problem: An vielen Schulen stelle ich fest, dass großer Wert auf erzieherische Einigkeit gelegt wird. Ist es nicht wichtiger, dass jeder Erziehungsprofi voll hinter seiner persönlichen Reaktion auf solches Verhalten steht als dass "mit einer Zunge gesprochen wird"?

    Stelle Drittklässlern das bekannte Rätsel:


    Faust und Gretchen liegen tot am Boden, daneben zerbrochenes Glas


    aufgabe: mit Fragen herantasten (Ja- oder nein-Fragen):


    1. Höhepunkt:


    Waren sie Geschwister? A v m: vielleicht


    Etliche Fragen später:


    Hatten die beiden Sex? Antwort von mir: vielleicht


    Schüler: Ja wie geht denn das, wenn sie Geschwister waren, warum haben sie das dann getan? Was könnte man antworten? - ich wollte nicht zu viel verraten und wählte: "weil es ihnen wurscht war".


    Über die Erkenntnis, dass es wohl keine Menschen waren, den Umweg über Aliens und so kam man schließlich endlich auf auf Fische.


    Nun aber der 2. Höhepunkt in der scheinbar halb aufgeklärten Klasse:


    Ja, aber Sie haben doch gesagt, die haben doch vielleicht Sex gehabt, aber es waren doch Tiere und Tiere haben doch keinen Sex ?(

    kann mich in dieses Problem natürlich nur bedingt hineindenken, da ich kein Gymnasiallehrer bin. Reflexionsaufgaben find ich gut, mach ich selbst.


    Dabei habe ich manchmal die Erfahrungen gemacht, dass Schüler - die von mir ausdrücklich die Freiheit bekommen zu schreiben, was sie über die Sache wirklich denken - recht gut und offen schreiben.


    Zweifellos geht die Schülerin mit ihrer Wortwahl über das zulässige Maß auch bei liberaler Sichtweise hinaus. Objektiv handelt es sich um eine klare Provokation.


    Allerdings gilt bei mir der Wahlspruch: "Zu einer Provokation gehören immer zwei".


    Die Frage lautet also: Könnte die Lehrkraft (noch immer) so reagieren, dass sie die Provokation als solche nicht annimmt, etwa im Stile von Malina vorgeschlagen?


    Wenn dies nicht (oder nicht mehr) möglich ist oder für gut gehalten wird, hilft wohl nur, den Angriff mit schulischen Reaktionswaffen zu beantworten, also praktisch mit einem Verweis.


    Wie ich auf diesen wieder als Vater reagieren würde, ist eine ganz andere Geschichte.

    Nun ja, mein allgemeiner Tipp hilft vielleicht nicht vor der Entscheidung, vielleicht aberdanach


    Mach eine Checkliste mit viel oder wenig Zusammenfassung (wenn du dabei im Sinne von Freud schummelst, ist dies ein Zeichen), z. B.


    Pakete annehmen, Päckchen annehmen als 2 oder 1 Punkt bezeichnen (blödes Beispiel, es gibt bessere, aber es ist wohl verständlich) und entscheide dann, wenn du die Liste als fertig betrachtest.


    Und jetzt zum Wichtigsten:


    Du wirst nie erfahren, ob die Entscheidung richtig war und ob die andere Entscheidung nicht besser gewesen wäre! Das ist ein unabänderliches Faktum, also stehe zur Entscheidung und nimm sie als "Mary-Sue- gegeben hin", genau wie wenn du zwischen zwei Männern die Wahl hast, wirst du nie wissen, ob die andere Wahl die bessere gewesen wäre (übrigens auch nicht bei einer Korrektur).


    Vielleicht hilft dir dieser Gedanke schon vorher, nicht durchzudrehen.

    Hallo,


    bin ganz neu hier und habe mich mal in diesem ersten Thema eingelesen, vielleicht 50 % der Beiträge und will mich nun auch kruz äußern:


    Das Zauberwort ist auf alle Fälle erstmal "Verantwortung". Ich habe scho zahlreiche Fahrten mit Schülern durchgeführt, habe meine Meinung und meine Vorschriften im Laufe der Zeit angepasst, speziell zum Thema "Alkohol", bin aber eben der Meinung, dass die Berücksichtigung dieses Wortes "Verantwortung" in seiner umfassenden Bedeutung hier die Richtschnur sein muss. Problem und pädagogische Aufgabe ist dabei, dass diese Verantwortung in viele Richtungen besteht, im Falle von Kollegin Blumenwiese gegenüber


    a) den Schülern, dass die Fahrt Spaß macht
    b) den Erziehungsberechtigten, dass die Kinder "gut aufgehoben" sind
    c) den Vorschriften des Jugendschutzes gegenüber
    d) dem Gesichtspunkt "Kollegialität", was den Kollegen betrifft (ob ein Gespräch mit dem Schulleiter hier notwendig wäre, um praktisch andere Schüler zu schützen, wie angeklungen ist, halte ich für sehr fraglich)
    e) zukünftigen Schülern gegenüber, weil ja durch entsprechende Reglementierungen oder Reaktionen die Lust, Fahrten zu veranstalten sinken kann.


    War etwas allgemein, dieser Beitrag, ich weiß, wollte aber damit nur betonen, dass ich trotz einer ziemlich liberalen Grundeinstellung noch nie Probleme bei Abschlussfahrten oder auch Schullandheimaufenthalten mit jüngeren Schülern hatte und Probleme mit Kollegen schon gar nicht (egal, ob ich nun "Chef" oder "Gleichberechtigter" war) und dass ich unter dem Gesichtspunkt der fünffachen Verantwortung sicher nicht schlecht gefahren bin.

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