Beiträge von John2

    Es geht hier doch um eine prinzipielle Frage, da sollte man sich doch nicht an dem Wort Spaß aufhängen oder gar pädagogische Kunst darin sehen, den Schülern möglichst viele Vorschriften zu machen.


    Verantwortungsbewusstsein muss Trumpf sein, sonst nichts!


    Wie haltet ihr es mit Schülern in einer Großstadt, mit oder ohne gebundener Freizeit?


    Maßnahmen zur Sicherheit (Gruppenbildung, Handynummer, Verbote der Benützung öffentlicher Verkehrsmittel usw. sind selbstverständlich), aber will (darf) ihnen den "Spaß" an einem selbständigen Einkuafsbummel nehmen?


    Ist es unpädagogischer oder weicheiiger, berechtigten Schülerwünschen im Bewusstsein der Verantwortung nachzugeben und nach bestem Wissen und Gewissen Gefahrenmomente zu minimieren, als sich hinter Verboten, Verordnungen und Sicherheitsaspekten zu verschanzen, damit die Schüler verzichten lernen!


    Was ist bequemer, Kollege Mikael????

    ganz gut argumentiert!


    Aber fragen wir mal so rum: Siehst du einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Schwimmen und Klettern, wenn diese Unternehmung mit Schülern gemacht wird?


    Mir ist noch nicht ganz klar, wie ich diesen Unterschied in der weiteren Diskussion formulieren würde, aber eines ist vorweg klar:


    Ich würde nur unter allergrößten Bedenken mit Schülern eine Art Kletterpartie machen, habe dagegen gegen gemeinsames Schwimmen Gehen kaum grundsätzliche Einwände.


    Ob dies nur damit zusammenhängt, dass ich selbst wohl schwimme und mir auch das Retten zutraue, niemals aber klettere oder ob es auch logische Unterschiede gibt?

    Hallo Kollege Nighthawk,


    wenn ich deinen letzten Absatz richtig verstanden habe, werte ich ihn als eines der größten Komplimente, die ich je bezüglich meiner Einstellung bekommen habe!


    Mir ist anhand deiner Argumentation auch klar geworden, dass ich mit dem Film in der von mir gewählten Form wohl über ein Ziel hinausgeschossen bin, aber aus Fehlern lernt man und ich bin noch lernfähig.


    Auf jeden Fall freut es mich mehr, mit einer gewissen Skepsis als ein Angehöriger einer neuen, vielleicht modernen, Lehrergeneration betrachtet zu werden, als als verknöcherter Lehrer, der nur auf seine Pension wartet.


    Klar kann ich meinen Schülern durch keinerlei Thesen und Meinungen vorspielen, dass ich ein junger, dynamischer, vielleicht revolutionär denkender Lehrer bin ;(, die grauen Haare und so würden mich Lügen strafen, aber
    ich denk mal, meine Idee ist hier rübergekommen und vielleicht geht die Diskussion weiter.


    Das Wichtigste ist, glaub ich, dass kein Lehrer vergessen sollte, dass er selbst Schüler war, egal, wie lange das her ist.

    Hallo Schubbidu,


    ich kann mir vorstellen, dass es für alles im Leben eine Risikovermeidungsmöglichkeit gibt und ich sehr vielen Gefahren, und seien sie auch noch so unwahrscheinlich, damit entgehe, dass ich ihnen konsequent ausweiche (Glaskastenprinzip)


    Wenn du so leben willst, bitte schön.


    Nur sollten Lehrer, die so handeln und denken, dann so ehrlich sein und zugeben, dass sie zur Vermeidung eigener Risiken solche Veranstaltungen nicht anbieten und nicht - was du ja nicht tust, andere Kollegen sehr wohl - so tun, als hätte die Absage von Veranstaltungen irgendwas mit pädagogischem Gewissen, Schülerschutz oder so zu tun.

    das mit dem guten Beispiel ist ja schon ganz ok, vielleicht ist es auch nur mein Gefühl, vielleicht aber auch mehr, mir kommt das irgendwie wie eine Art "Alibi-Funktion" vor.


    Bewusst überspitzt: Ich weiß ja, ihr schaut auch schreckliche Filme an, aber hier in der Schule verhalten wir uns mustergültig und schauen nur "Heidi".


    Worauf ich hinauswill, ist, eine Art Pädagogik der Ehrlichkeit, ohne die die Vorbildwirkung für mich fraglich ist. Bleibe ich beim Beispiel Alkohol.


    Ich habe mit meinen Schülern schon viele Klassenfahrten unternommen, und dabei auch im Hinblick auf Alkoholerlaubnis Entscheidugen getroffen, die ich heute anders treffen würde (die Gesetzeslage war anders, auch ich selbst bewegte mich am Rande eines Alkoholproblems).


    Ob die Schüler ohne die "Fehlentscheidungen" mehr oder weniger getrunken hätten, während der Fahrten ist müßige Spekulation, auf jeden Fall habe ich mich nie grundsätzlich hinter einer Schablone des Vorbilds verschanzt, sondern eine überlegte Auseinandersetzung gesucht.


    Ein Beispiel: Als ich selbst soweit war, im Jahr vielleicht insgesamt noch knapp 1,0 Promille zusammenzubringen, also praktisch Antialkoholiker, habe ich nach totalem Alkoholverbot und keinerlei Beweise für Nichteinhaltung den Schülern an der Grenze erlaubt, beim Mittagsaufenthalt ein alkoholisches Getränk zu sich zu nehmen. Antwort der Klassensprecher:
    "Nur, wenn Sie auch eines trinken!"


    Beispiele treffen nicht, Vergleiche hinken. Also bitte: Grundsatzdiskussion darüber, was von einer pädagogischen Idee zu halten ist, die eine Vorbildwirkung nur in Verbindung mit ehrlicher Anerkennung menschlicher Schwächen für wertvoll anerkennt!

    Nighthawk, deine Argumente haben mich wohl überzeugt, wenngleich noch dahingehend leise Zweifel bleiben, ob die Schüler nicht - meist ohne Wissen der Eltern, öfter aber auf jeden Fall - ohne jeden "pädagogischen Schutz" durch Gespräche - völlig unreflektiert solche Filme im Privatbereich anschauen.
    Klar geht uns das nichts an, nur: Werden wir unserem pädagogischem Auftrag wirklich voll gerecht, wenn wir Medieneinflüsse, die wir für schlecht halten, einfach ausklammern und unsere Hände in Unschuld waschen?


    Ich will diesen Aspekt nur mal ganz vorsichtig zur Diskussion stellen, bitte nicht gleich, wie ich es hier schon erlebt habe, die Worte im Munde umdrehen und auf radikale Behauptungen reagieren, die so nicht gestellt wurden.


    Ich will also keinesfalls zwecks Abschreckung ohne Rücksicht auf Alter der Schüler die "schlimmsten" Filme anschauen und thematisieren, ich will aber auch nicht, dass sich die Schule in eine Art "Medienwolkenkuckucksheim" zurückzieht, nur um ja nichts auch nur ansatzweise Unbedenkliches zu zeigen!


    Zitat

    vielleicht werd ich langsam alt.


    Tja, mit meinen erst 59 3/4 Jahren hab ich halt noch nicht so viel Erfahrungen und hänge wohl zu modernen Ideen an!

    Vor einiger Zeit habe ich mit meinen Fünftklässlern den Film Troja angeschaut.
    Lassen wir mal die rechtliche Seite weg! Der Zusammenhang mit dem Unterrichtsstoff war klar, Altersgrenze na ja.


    Probleme mit der Vertrauenslehrerin deswegen, aber - man staune - nicht wegen der Gewaltszenen (die mit den Schülern sehr intensiv vorher relativiert wurden und deren pädagogische Bedenklichkeit ich glaube, aufgefangen zu haben, sondern deswegen, weil eine Schülerin bei einer Liebesszene vor Rührung weinte und die anderen Schüler dieses Ereignis frei und unbefangen berichteten.


    Schande über mein Haupt als schlechter Pädagoge, oder doch nicht?

    genau das ist der Punkt.


    totale Absicherung geht nur dann, wenn wir praktisch unseren Auftrag im Hinblick auf Aktionen zur Förderung der Klassengemeinschaft generell sein lassen würden. Dann wären wir zwar auf der sicheren Seite, aber wohl auch auf der pädagogisch falschen. Lösung: Verantwortungsbewusst handeln und in Sachen Schwimmen als Beispiel so entscheiden, schließlich will ein Lehrer generell, dass alle Schüler gesund wieder heimkommen (und auch nicht bei 18 Hinfahrern mit 18 + 1 im Bauch zurückkommen :), er will nicht ins Gefängnis (die Größer der Gefahr will ich nicht einschätzen), aber er will sicher auch nicht aus übertriebener Angst vor jedem Risiko den Schülern jeden Spaß nehmen.


    Nebenbei: Vor einem Prozess gegen Eltern, die auch dann, wenn nichts passiert, einem etwas anhängen wollen, würde ich mich garantiert nicht fürchten! Schließlich können wir schon etwas Vertrauen in den Rechtsstaat haben, wie das Ergebnis einer juristischen Probenzerpflückung ja bewiesen hat!

    Hallo bolzbold,


    freilich kann ein gutes Gewissen davor nicht schützen. Die Frage ist doch nur, ob ich in einem Ernstfall, wenn also wirklich eine Hetzjagd gegen einen Lehrer wegen ungeziemer Berührungen oder so kommt, aus der Defensive heraus reagiere oder gleich damit kontere, dass ich z. B. selbst sofort Anzeige wegen übler Nachrede stelle.


    Worauf ich hinauswill, ist eine einfache Überlegung (vielleicht entdeckt man den Zusammenhang mit einem anderen Beitrag von mir, in dem man mir hier "unterstellte", "Elternteil" zu sein). Man beachte den scheinbaren Gegensatz!


    Oder sind hier in diesem Forum alle Kolleginnen und Kollegen so jung, dass sie noch keine schulpflichtigen Kinder haben?


    Also: Zunächst mal sind die Eltern der Schulkinder als Erziehungspartner zu verstehen und ich versuche, voll und in jeder Hinsicht mit ihnen zu arbeiten, ganz bewusst. Je mehr es dabei gelingt, das typische Lehrerimage in den Hintergrund treten zu lassen, um so besser. Werde ich aber in irgendeiner Weise (muss ja nicht nur bei den Berührungsfällen) sein "angegriffen" schalte ich ganz schnell auf Gegenangriff um.


    Meine Erfahrungen mit dieser Einstellung sind nur positiv. Auf Wunsch
    gebe ich gerne noch einige Beispiele.


    Zurück zum Thema hier: Ich glaube eben, dass auch in einer solchen Extremsituation diese Strategie eine Chance hat. Wobei es natürlich schon ein Unterschied ist, ob Eltern aus tröstenden Berührungen von Grundschulkindern "Fälle" konstruieren oder pubertäre Teenager aus Geltungssucht oder anderen Motiven Storys über Übergriffe von Pädagogen erfinden. Ein Unterschied wohl, aber für die Reaktion eines Lehrers, der sich selbst vor ungerechtfertigten Vorwürfen schützen will, ist wohl in beiden Fällen Eigenangriff die beste Verteidigung. Dass es natürlich im zweiten Fall, wenn man frühzeitig die Gefahr erkennt, andere gute Mittel gibt, Eskalierungen zu vermeiden, ist auch klar.

    Nun, ob es wirklich "zum Äußersten", also der "gemeinsamen Nacht" im Schulhaus gekommen wäre?


    Jedenfalls kam nach ca. 10 Minuten die Rettung in Form der Freundin der Schülerin, die auf ihren Ruf nach Monika die Antwort von ihr erhielt "Herr.... lässt mich nicht gehen", aufgeregt die Treppe runterkam, mich am Gang sitzen sah und schließlich die Situation dadurch auflöste, dass sie nach einer fast inquisitorischen Befragung von Monika und mir selbst die Tafel reinigte.


    Ich werde nie vergessen, wie sie in vollem Bewusstsein ihrer Rolle äußerte "So was Kindisches" und werde wohl nie erfahren, wen sie damit gemeint hat.


    Auf jeden Fall finde ich, dass Lehrer und Lehrerinnen, die ein reines Gewissen in dieser Sache haben, immer einen Weg finden können, Probleme zu vermeiden und ggf. auf falsche Anschuldigungen angemessen zu reagieren.

    @kl Frosch: Das ist natürlich klar. Ich habe mich auch demonstrativ auf den Gang gesetzt und die Schülerin allein im Klassenzimmer gelassen. Nur löste das das Problem nicht, denn wir beide waren wohl ganz allein im Schulhaus.


    Ich bin sicher, es war eine Machtprobe, nicht mehr, von keiner Seite, aber:
    Soll ich einfach diese Machtprobe aufgeben? Bin ich dann überhaupt sicher vor etwaigen Gerüchten?


    Ich löse die Situation noch nicht auf, lasse euch mal etwas spekulieren:


    Nur so viel: Wir beide, die Schülerin und ich, gehör (t) en sicher zu denen, die
    notfalls auch über die eigene Leiche gehen und prinzipiell imstande sind, eher eine Nacht in einem Schulhaus zu verbringen, als nachzugeben.

    ich bin ja nun seit mehr als 30 Jahren Lehrer und meine erste Erfahrung hierzu war, als ich als junger Lehrer im 1. Dj den Konrektor Arm in Arm mit einer Schülerin über den Pausehof gehen sah. Dass dieser Mann dann, als ich nach mehrjähriger Verwendung an anderen Schulen zurückkam, nicht mehr Konrektor war und an eine reine Knabengrundschule versetzt wurde, hat mich wenig gewundert. Persönlich habe ich immer Mittel und Wege gefunden, irgendwelche Gerüchte zu vermeiden, wenn sich nun Kinder im GS-Alter 1/2 bei mir mal aufs Knie setzen, riskiere ich es glatt, sie nicht davonzujagen!


    Meine wichtigste "Waffe" war der vielleicht sogar nach außen hin erkennbare 100%ige Wille, bei dem geringsten diesbezüglichen Angriff durch einen Elternteil oder durch die Schüler selbst, soweit strafmündig, sofort in die Gegenoffensive (eigene Anzeige wegen übler Nachrede) zu gehen.


    Ich bin vielleicht blauäugig, wage aber trotzdem zu sagen: Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.


    Aber mal ne Testfrage: Situation: Kellerraum einer Schule mit Unterricht in Maschinenschreiben, Winter, 17 Uhr Unterrichtsschluss, Bitte an die Schülerinnen einer 9. Klasse, Zeichnungen, die sie in den Schlussminuten an die Tafel gekritzelt haben (mit Erlaubnis) zu entfernen. Weigerung einer Schülerin, die als letzte zurückbleibt: "Diese Zeichnung mach ich nicht weg, hab ich nicht hingemalt".


    Auf eine weitere Aufforderung hin kommt: "Auch wenn Sie mich nicht gehen lassen, ich wisch diese Zeichnung nicht weg und wenn ich die ganze Nacht hierbleiben muss!"

    Eine Kollegin bat mich als langjährige Mobile Reserve kürzlich um einen Rat, in einer nur scheinbar einfachen Sache. Gibt es hier Bestimmungen oder bewegt sich alles in einer Grauzone?


    Es ist an einem Donnerstag ein Feiertag. Bei einem Lehrer mit immer gleichem Stundendeputat ist dies rechnerisch natürlich kein Problem, bei einem entfallen halt mehr Stunden, beim anderen weniger. Ich würde auch bei einer Vollzeitmobilen kaum eine Schwierigkeit sehen, wie so ein Tag zu berechnen ist, denn in 4 Tagen leiste ich normalerweise nicht das volle Stundenmaß ab, oder kann zumindest leicht in einer anderen Woche ausgleichen.


    Wenn nun aber die Mobile Reserve mit Teilzeit 20 Unterrichtsstunden an der Stammschule tätig ist, aber verschiedene Vertretungen hat und nicht das Stundenmaß von einem bestimmten Lehrer übernimmt, kann es so gehen, wie mir die Kollegin gesagt hat:


    Sie wurde an den Tagen Montag, Dienstag, Mittwoch jeweils 6 Stunden eingesetzt und hat am Freitag noch Unterricht, was also mindestens 2 Stunden bedeutet, auf Rücksprache sieht die Schulleitung zunächst jedenfalls keinen rechtlichen Grund, den Feiertag zu berücksichtigen, sondern verweist lediglich auf interne Kulanz.


    Gibt es Erfahrungen oder Bestimmungen, wie in solchen Fällen gerechnet werden kann oder gerechnet werden muss?


    Wie gesagt, als Vollzeitmobiler läuft dies alles insgesamt so, dass es mit der Arbeitszeit passt, aber bei den Teilzeitmobilen habe ich schon oft den Eindruck, dass sie in Wochen mit freien Tagen "ausgenützt", auf jeden Fall benachteiligt werden.

    ein Bravo für das Eingeständnis, falls ich Hermine richtig verstanden habe,
    dass die Allrounder aus der Hauptschule durchaus fachlich in der Lage sind, in der Unterstufe des Gymnasiums Deutschunterricht zu geben.


    Hier würde ich natürlich keinesfalls widersprechen. Dass ich dies (das Unterrichten) selbst auch gerne tun würde, wenn dadurch (zunächst) noch nicht irgendwelche Ungerechtigkeiten hinsichtlich Besoldung, Stundenmaß und Aufstiegschancen (ein eigenes Thema!) beseitigt werden, ist klar. Warum? Deutschstunden in der Gymnasiumsunterstufe sind sicher keine größere Belastung an Vor- und Nachbereitung als in der Hauptschule und sicher auch nicht im Unterricht selbst!


    Und es wäre eben für mich ein erster Schritt zur Beseitigung der Unterschiede zwischen den Lehrämtern!

    Bibo


    ich hab ja auch nicht behauptet, dass durch diesen Austausch bereits eine Gleichbehandlung hergestellt ist. Mein Gedanke war einfach der, dass die Strukturen - um nicht zu sagen Mauern - die die einzelnen Schularten radikal trennen, durch solche Austauschaktionen eben langsam aufgeweicht werden könn(t)en. Wenn ich an der gleichen Schule unterrichte, dann hat eben eine Forderung anch gleicher Besoldung und gleichem Stundenmaß schon etwas mehr Gewicht, auch wenn sie heute oder morgen noch nicht erfüllt wird.

    also ich selbst hab hier keine Erfahrung als Lehrer am Gymnasium anzubieten und werde wohl auch in meinen letzten 5 Jahren keine mehr machen.


    Die Idee aber finde ich toll, wenn auch aus einem Grund, der vielleicht überrascht.


    Davon ausgehend, dass hier in diesem Forum ja viele jüngere Kolleginnen und Kollegen von verschiedenen Schularten sitzen, oute ich mich mal als alten BLLV-Mitstreiter, der schon in jungen Jahren sich immer für die Gleichwertigkeit aller Lehrämter, Gleichbehandlung, gleiche Bezahlung etc., also praktisch gegen das dreigliedrige Schulsystem, bekannt hat.


    Alles, was nun die jahrhundertealten Strukturen aufreißt (Lehreraustausch, Reform des Übertrittsverfahrens) bzw. in der Vergangenheit aufgerissen hat, (Fächerstudium für GS- und HS-Lehrer) unterstütze ich daher grundsätzlich, unabhängig von Problemen im Einzelfall.


    Was ist schwerer? Einem intelligenten Nicht-Lateiner Latein beizubringen oder einem unintelligten Nicht-Alphabeten das Alphabet?

    Warum muss man als Deutschlehrer zu diesem Gedicht Zugang finden?


    Bzw. (bin ja allround-Lehrer, "Universal-Dilettant") gehört es zu den Pflichten eines Deutschlehrers, jedes Gedicht, das ein Schüler ihm vorliegt, sofort auf die Schnelle interpretieren zu können? Machen die Schüler dies überhaupt?


    Wie können die Schüler also die scheinbare "Schwäche" des Lehrers bemerken?


    Ich nehme mir schon die Freiheit, im Deutschunterricht die Gedichte zu interpretieren, zu denen ich Zugang finde.


    Könnt mir vorstellen, dass in der Trivialität der Zugang hier liegen könnte.

    Bei dem Beispiel mit dem Arzt wollte ich darauf hinaus, dass Ärzte von den Patienten oft als Halbgötter in Weiß behandelt werden (wurden), statt der Tatsache mehr Bedeutung beizumessen, dass sie - wie eben auch die meisten Beamten, z. B. die Lehrer - im Dienstleistungsbereich tätig sind und Ärzte von den Patienten leben.


    Wenn dieses von mir angeschnittene Miteinander in der Erziehung an einer Schule funktioniert, ist es ja gut. Ich glaube ja auch, dass es in den meisten Schulen der Fall ist und dass die meisten Kollegen so denken.


    Wenn sich diese Zahl durch meinen etwas provozierenden Gesprächsanstoß vielleicht doch noch erhöht haben sollte, oder vielleicht Andersdenkende zum Überdenken gebracht wurden, hatte der Beitrag schon seinen Sinn.


    Das war's eigentlich.

    dass das Ganze eigentlich selbstverständlich sein sollte, finde ich durchaus.
    Mir geht es aber darum, das theoretisch Selbstverständliche auch in der Praxis in einer Schule genau so selbstverständlich werden zu lassen.


    Beispiel: In einer Schulordnung steht "die Lehrer sind eure Freunde".


    Ein Kollege findet einen solchen Satz wegen der Gefahr der Kumpelhaftigkeit zu gefährlich. Oder man muss sich folgenden Satz vom Schulleiter anhören: "du bist zu demokratisch".


    Freilich stösst dieser pädagogische Idealismus irgendwann an seine Grenzen, freilich muss man in der Praxis manchmal radikal die berechtigten Ansprüche der "anderen Seite", bezogen auf den Schüler, durchsetzen, hab ich auch schon getan.


    Es geht hier doch nur darum, ob diese Einstellung erstmal in den Köpfen der Lehrerschaft Fuß fasst und dann soweit es geht, realisiert wird, oder eben die Einstellung, dass - extrem formuliert - nicht Lehrer die sind, die einen Auftrag erfüllen müssen, sondern Schüler und Eltern sich in ihrem Verhalten den Anforderungen der Institution Schule beugen müssen, um nicht mit ihr in Konflikt zu geraten.


    Ein Arzt soll ja auch nicht als Halbgott in Weiß, sondern als bezahlter "Dienstleister" behandelt werden, genau wie ein Lehrer oder ein Anwalt.


    Eltern und Kinder erwarten mit Recht Leistung vom Lehrer, dieser mit Recht angemessenes Verhalten.

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