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Original von Basti zwei
Haben sich schon Eltern darüber beschwert, dass ihre Kinder von einer Aufsichtsperson quasi ermuntert wurden, Alkohol zu konsumieren usw? Auch wenn Jugendliche nicht viel zu Hause erzählen, wird es sich doch herumsprechen, und manche Eltern könnten dann recht ungemütlich werden (was ich auch verstünde).
Das ist ein weiterer Punkt. Die Schule liegt in einer Kleinstadt mit knapp 10.000 Einwohnern. R. selbst ist auf diese Schule gegangen, ist von einigen Lehrern dort noch selbst unterrichtet worden und wohnt seit Jahren im Ort. Viele der Eltern kennen ihn, sind teilweise gut mit ihm befreundet. Somit kamen bisher auch noch keine Beschwerden, obwohl ich weiß, dass einige Eltern von den Ereignissen wissen. Die waren davon allerdings wenig beeindruckt und freuten sich vielmehr über eine "gelungene" Fahrt, die den Kindern Spaß gemacht habe.
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Original von Modal Nodes
Wie ich sie hasse, diese Lehrer die ihre Schüler als Kumpel sehen...
Schon alleine, sich von den Schülern mit Vornamen anreden zu lassen.
Dazu muss ich wohl kurz einwerfen, dass es sich nur um einen Bruchteil der Schüler handelte (2-3 Mädels), die ihn beim Vornamen riefen. Meines Wissens hat er das auch keinem der anderen Schüler auf der Fahrt angeboten. Ich habe mich mit ihm darüber unterhalten und er sagte, dass er den Schülerinnen schon Monate vor der Fahrt das Du angeboten habe, und zwar als Privatperson und nicht als Lehrer, da er sie damals auch schon lange nicht mehr unterrichtete und davon ausging, dies auch nie wieder zu tun. Jedoch fände er es sinnlos, sich auf ein Wechselspiel einzulassen, wo in der Schule gesiezt wird und außerhalbt nicht. Darum habe er ihnen gesagt, sie könnten ihn auch auf der Fahrt dutzen. Ein Punkt, den ich irgendwie so akzeptieren kann.
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Original von freckle
Moment, du schreibst er hatte am letzten Abend Aufsicht, verschwand bis 6 Uhr morgens, die Mädchen schliefen bei den Jungs (!) --> das würde ich schleunigst dem Rektor melden. Denn es könnte ja der (hoffentlich unwahrscheinliche) Fall auftreten, dass ein Mädchen nun schwanger ist!! Also ich nehme mal an das vorher geklärt wurde das die Mädchen eben nicht bei den Jungs pennen dürfen. Klaro können die immer entwischen, aber wenn die Ausicht grob verletzt wurde - was dann?
Daran habe ich auch schon gedacht, aber in der Klasse sind Jungs und Mädels reifemäßig noch sehr weit auseinander und ich bezweifele stark, dass dieser Fall eintreten könnte. Ausschließen kann man es selbstverständlich nie, aber ich hoffe sehr, dass in dieser Richtung nichts passiert ist.
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Original von Timm
Ganz ehrlich hört sich das alles mehr nach Klosterausflug als nach Klassenfahrt an. Ich finde, mit Schülern über 16 mal einen trinken zu gehen, hat noch nichts mit hemmungsloser Fraternisierung zu tun (wobei Vorname geht gar nicht!). Und dass du die Leitung der Fahrt hast, finde ich auch heftig. Egal, wie das auch immer bei euch geregelt ist, aber unter Kollegen gibt es für mich keinen Chef.
Nun, bei uns gibt es normalerweise auch keinen Chef, da Herr R. jedoch so spät zu den Planungen stieß (gerade mal einen Monat vor der Fahrt) und alles schon recht fest stand, blieb da nicht mehr sonderlich viel auszudiskutieren. Die Regeln standen, die Aktivitäten standen, im Grunde war schon alles geklärt.
Wohl ein Punkt, der ihn auch sehr gestört hat, wie er mir sagte. Aber es ließ sich zu dem Zeitpunkt einfach nicht mehr viel daran ändern.
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Original von Hermine.
Allerdings hätte ich auch Probleme damit, das Programm mit zuviel Kultur "zuzukleistern", nur um die Schüler zu beschäftigen, damit sie nicht auf Dummheiten kommen (so hört sich das in deinem Beitrag nämlich für mich an)- ich finde, die Schüler sollten bei einer Klassenfahrt schon durchaus ein bisschen Zeit für sich bekommen, für Shopping etc.
Mit ein paar festgelegten Regeln, z.B. sie dürfen nur in Gruppen von mindestens drei Leuten losgehen, ich will von einem aus der Gruppe die Handynummer, sie dürfen sich in dem und dem Dunstkreis bewegen- funktioniert das bei uns eigentlich ganz gut. Wer Regeln bricht, muss die Konsequenzen dafür ausbaden.
Vielleicht ein Vorschlag für zukünftige Klassenfahrten: Triff dich mit dem zweiten Kollegen noch vor der Klassenfahrt und haltet schriftlich gemeinsame Regeln fest und was ihr vorhabt, bei Regelbruch zu machen. So merkst du schon gleich, wenn es gar nicht geht und kannst dementsprechend darauf reagieren. Wie du schon selbst gemerkt hast, ist es vielleicht manchmal besser, auf sein Bauchgefühl zu hören.
Die Jugendlichen hatten ja ein wenig Freizeit. Sie durften in Gruppen von 5 Leuten ab und an ein paar Stunden die Stadt erkunden und z.B. auch shoppen. Handynummern hatte ich mir schon vor der Fahrt von allen Schülern geben lassen. Da kommen wir auch schon zum nächsten Punkt, der mich aufregt.
Auch Herr R. hatte mir nach Nachfrage seine Handynummer gegeben, reagierte jedoch nie auf Anrufe. Das ging soweit, dass ich einmal, als sich die Klasse in zwei Gruppen geteilt hatte, eine unter meiner und eine unter seiner Leitung, eine Schülerin bitten musste, doch ihre Freundin in der anderen Gruppe anzurufen, damit diese mal kurz R. ans Telefon holen konnte.
Zu deinem Tipp, Hermine: Ich habe mich vor dieser Fahrt ja mit Herr R. getroffen und ausgetauscht. Anfangs hatte ich auch noch ein ganz gutes Gefühl, obwohl unsere Ansichten weit auseinander gingen. Ich dachte, dies ließe sich klären.
Im Nachhinein denke ich, dass ich evtl. mehr auf seine Kritik bzg. der Planung hätte eingehen sollen, um seine "postpubertäre" Reaktion zu verhindern, aber ich dachte ja nun nicht, dass ich mit 31 Kindern statt 30 und einem Lehrer auf Fahrt ginge.
Postpubertär finde ich übrigens sehr passend, wenn auch für einen Mann Ende 30 sehr bedenklich.
Aber es freut mich, dass ihr die Situation alle so ähnlich seht! Ich habe allerdings immer noch bedenken.
Denn man muss leider ganz ehrlich sagen, dass nicht alles schlecht war.
R. hat sich zwar teilweise absolut verantwortungslos verhalten, war aber an anderen Stellen unverzichtbar.
Er kannte die Stadt besser als ich, wusste immer, wo man war und wie man wo hinkam und hat uns wahrscheinlich mehrere Male vor sinnfreiem im Kreis Rennen bewahrt. Zudem organisierte er mehrere kleine Sportturniere auf der Fahrt, hielt die Schüler (auch alkoholfrei) bei Laune und ich muss leider zugeben, dass er in den Museen auf alle Fragen der Schüler mit viel Fachwissen antworten konnte. Und da war ein Haufen Fragen dabei, wo ich außer einem hilflosen Schulterzucken nichts zu antworten gehabt hätte.
Wenn ich dann noch an die Momente denke, wo ich vor lauter Stress absolut den Überblick über die Situation verloren habe (jaja, die erste Fahrt...) und er die Klasse zusammenhielt und verhinderte, dass ein paar Jungs auf gut Glück begannen, den Hamburger Hauptbahnhof zu erkunden, bekomme ich fast ein schlechtes Gewissen, zur Schulleitung zu gehen.
Es ist wirklich ein Zwiespalt, denn nicht alles war schlecht und ich möchte ihm eigentlich nicht die Zukunft verbauen, indem irgendwas in seiner Personalakte landet.
Andererseits habe ich Bedenken, ob ich es verantworten kann, die Vorfälle nicht zu melden. Zumal mir ein Kollege berichtete, dass R. schon auf dem letzten Schulfest betrunken erschienen war und schon seit Jahren ein Alkoholproblem haben soll.
Natürlich alles nur Vermutungen, die mir aber alles andere als unrealistisch erscheinen.
Vielleicht sollte ich auch zuerst das Gespräch mit ihm selbst suchen?