Beiträge von minelein

    Hallo,


    ich wollte mal - als Mutter - etwas zu diesem Thema schreiben. Knapper als bei uns geht ein Übertritt wohl nicht ...


    Im Prinzip finde ich die Aussage richtig, dass man kein Kind auf das Gymnasium schicken sollte, wenn fest steht, dass es sich dort nur quälen würde und ständig Misserfolge hätte.


    Hier ist - so kurz wie möglich - die Historie der Schullaufbahn unseres Sohnes (jetzt 10 Jahre alt). Bitte sagt mir doch einfach mal, wie ihr dieses Kind in das deutsche Schulsystem eingliedern würdet und wie man es fördern könnte und sollte:


    Juli 2005 - Einschulung 1. Klasse (Alter: 6 Jahre und 4 Monate)
    Sept 2005 - Erstes Krisengespräch mit der Klassenlehrerin: Das Kind ist außerordentlich pfiffig aber auch unkonzentriert und leicht ablenkbar, es hat motorische Probleme (trifft z.B. die Kästchen im Mathebuch nicht). Verdacht auf ADHS geäußert -> "Da gibt es ja Medikamente"
    Dez. 2005 Behandlung des KISS-Syndroms, anschließende Ergotherapie
    Jan. 2006 Beginn kinderpsychologischer Therapie, bei Tests wird festgestellt, dass er einen außerordentlichen Sprachschatz hat, entspricht dem eines 12-13jähigen
    Jan. 2007 Umzug, Schulwechsel. Wir wurden von der alten Schule verabschiedet mit einem Achselzucken und den Worten "Das Kind ist unbeschulbar!" Die neue Lehrerin ist konsequent, kontrolliert täglich die HA und hält engen Kontakt zum Elternhaus -> deutliche Verbesserung der Situation
    Aug. 2007 Lehrerwechsel. Motorische Probleme wurden weniger, Disziplinprobleme wieder stärker (neue Lehrerin war nicht so konsequent, wir hatten als Eltern Probleme, regelmäßigen Kontakt zu halten)
    Juni 2008 Zeugnis war ordentlich, überwiegend 2er - und das bisher IMMER ohne zusätzliche Lern- oder Übungseinheiten im Elternhaus, oftmals mit unvollständig angefertigten HA
    Aug. 2009 Lehrerwechsel. Ganz junge Lehrerin, frisch aus der Ausbildung, sehr engagiert und bemüht. Trotzdem plötzlich deutliche Verschlechterung der Leistungen: 2 5er geschrieben (D und M).
    Nov. 2008 Vorgespräch zur Schulformempfehlung: Lehrerin ist überzeugt, dass das Kind weit über Durchschnitt intelligent ist, kann aber aufgrund der versemmelten Arbeiten - entgegen anderslautender eigener Meinung - nichts anderes als Hauptschule empfehlen. Wir äuißern unsere Absicht, das Kind auf die Gesamtschule geben zu wollen.
    Dez. 2008 Intelligenztest bei einem Kinderpsychologen, Ergebnis: weit überdurchschnittliche Intelligenz, in Teilbereichen hochbegabt. Beendigung der Zusammenarbeit mit der bisherigen Kinderpsychologin, neue Förderungsmaßnahme für begabte "Underachiever".
    Jan 2009 Beginn einer Tomatis-Hörtherapie. Diagnose: Das Kind nimmt Hintergrundgeräusche deutlicher wahr als das, was ihm direkt gesagt wird. Dadurch extreme Ablenkbarkeit. Hat es bisher durch Intelligenz kompensiert. Außerdem nach wie vor motorische Probleme durch schlechtes Gleichgewicht. Dadurch "Zappeligkeit" und Unlust zum Schreiben.
    Der Schule liegen alle Ergbenisse und externe Beurteilungen vor. Alle Gutachter und Therapeuten werden von der Schweigepflicht befreit, damit die Lehrerin sich mit ihnen austauschen kann.
    Zeugnis mit Schulformempfehlung: Hauptschule, eingeschränkt Realschule
    Feb 2009 Abschluss der Hörtherapie mit spürbarem Erfolg
    Behandlung von Wirbelblockierungen beim Osteopathen
    Neue Brille mit Korrektur der Winkelfehlsichtigkeit
    Schriftbild wird plötzlich deutlich besser, war zuvor manchmal nicht eindeutig lesbar.
    Widerspruch gegen die Schulformempfehlung der Grundschule
    März 2009 Änderung der Schulformempfehlung in "Realschule"
    2 Wochen nach Beendigung der Hörtheapie macht das Kind plötzlich einen Riesenschub: macht freiwillig Hausaufgaben, ohne Murren und Zetern, radiert selbständig Aufgaben im Matheheft aus, weil "es nicht bündig untereinander stand". Übt für den anstehenden Prognoseunterricht - ohne dass man ihn drängen muss. Zu Hause werden die Spannungen spürbar geringer.
    Rückmeldung von der GS: Kind macht mit, stört nicht mehr den Unterricht, liefert gute Ergebnisse ab, bekommt Sternchen etc.
    Apr 2009 Prognoseunterricht. Ergebnis: Kind darf auf das Gymnasium


    Nur zum Verständnis: Es geht uns nicht darum, das Kind mit Biegen und Brechen auf ein Gymnasium zu geben. Es geht um die Förderung eines hochintelligenten aber minderleistenden Kindes. Diese Art der Förderung wird von einigen wenigen Gymnasien angeboten, aber von keiner Real- oder Gesamtschule (jedenfalls nicht hier in der Umgebung). Wir haben ein Gymnasium gefunden, das ihn aufnehmen würde und sich die geeignete Förderung zutraut. Da kommen wir aber ohne die entsprechende Empfehlung nicht hin. Dem Kind würde dadurch die Förderung, die ihm helfen würde, verwehrt.


    Außerdem ist dieses Kind sehr sensibel und möchte nicht anders sein als seine Mitschüler, deshalb nimmt er oft Verhaltensweisen anderer Kinder an und orientiert sich an ihren Leistungen. Er würde also - egal auf welcher Schule - vermutlich nie zu den besten der Klasse gehören. Deshalb ist ein späterer Übertritt von der Realschule auf das Gymnasium eher unwahrscheinlich.


    In den Prognoseunterricht ist er übrigens sehr gern gegangen. Nach eigener Aussage hätte der ruhig noch 3 Jahre weiter gehen können. Es war ruhiger, die Lehrer waren strenger (konsequenter). Er hat sich dort sofort wohl gefühlt. Von "Stress" kann hier also keine Rede sein. :)


    Bin gespannt auf Eure Meinungen. Was hätten wir mit diesem Kind tun sollen?


    Viele Grüße
    minelein

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