Nochmal die Frage: ist aus Lehrersicht das Klammern an der Dreigliedrigkeit nicht nur für das Kollegium am Gymnasium erstrebenswert? Das würde ich gern mal von den HauptschullehrerInnen wissen.
Morgen!
Nein, ist es nicht. Ich würde mir eine Viergliedrigkeit zurück wünschen: Förderschule, Hauptschule, Realschule, Gymnasium. Sehr gerne darf es auch Gesamtschulen geben. (Ups, mir fällt gerade auf, ich habe meine Schulform eliminiert)
Allerdings würde ich mir auch eine bessere Durchlässigkeit und Aufgeklärtheit wünschen. Die wenigsten Lehrer/Eltern/Schüler wissen darüber Bescheid, wie z.B. der Hauptschüler nach seinem HS9 oder HS10 weitermachen kann - Das Bild der Resterampe, des Bodensatzes, des zukünftigen Hartz 4 Empfängers... nervt einfach nur noch. Dass z.B. eine Ausbildung, die besser als 3 abgeschlossen wird, automatisch zum nächsthöheren Abschluss führt, ist den wenigsten bekannt. Dass viele größere Firmen 2jährige Ausbildungen für HS anbieten und diese nach Erfolg den Zugang zu einer höheren Ausbildung im gleichen Betrieb erlangen (wird dann ebenfalls verkürzt auf zwei Jahre), wird ebenfalls nicht vermittelt. Oder aufklären, welche tollen Programme die Berufskollegs anbieten. Viele Wege können noch zu einer höheren Ausbildung führen. Die Hauptschule ist keine Endstation.
Mich nervt das Inklusionsgerede: Jedem Kind die gleichen Chancen!
Das ist doch nicht wahr. Nur weil ich ein Kind mit Förderbedarf GE oder LE auf ein Gymnasium lasse, hat es doch nicht die gleichen Chancen. Und warum darf das Kind mit Förderbedarf auf das Gymnasium oder die Realschule und das Kind mit der (unverbindlichen) Hauptschulempfehlung wird womöglich abgelehnt? Das ist keine Chancengleichheit.
Jedem Kind die beste, angemessene Bildung!
So müsste es heißen. Und wenn ich mitbekomme, dass früher in den Förderschulen kochen, waschen, einkaufen, Bankgeschäfte etc. durchgenommen wurde und das nun alles wegfällt, dann bekommt dieses Kind nicht mehr die angemessene Bildung. Es sitzt z.B. in einem Chemiekurs oder Englischkurs oder Mathekurs und hört sich Sachen an, die es niemals verstehen wird. Lebenszeitverschwendung.
Da ich in einem System arbeite, in dem ich binnendifferenziert ein Hauptfach unterrichte, möchte ich mich dazu auch noch einmal äußern. In meiner Klasse befinden sich also Schüler mit dem Ziel einen HS, RS, FOR und FOR-Q zu erreichen (ich erwähne nur am Rande, dass es natürlich teilweise noch Förderschüler und Flüchtlinge gibt). Ich muss jedem dieser Abschlüsse in meinen drei Stunden pro Woche bei einer Personenzahl von 30 gerecht werden. Da geht viel Zeit drauf, in der ich für die Schwächeren Dinge erkläre, die den Stärkeren völlig klar sind. Andersherum schalten die Schwächeren ab, wenn ich plötzlich auf gymnasialem Niveau arbeite. Lebenszeitverschwendung.
Noch kurz zum Abschluss. "Meine" Hauptschüler, die sich aktiv um Lehrstellen bemüht haben, rennen aktuell von einem Vorstellungsgespräch zum nächsten und viele haben bereits bis zu drei Ausbildungsstellen sicher.