Beiträge von *Jazzy*

    Da fällt mir ein, dass ich mich letztens mit einem Bekannten unterhielt, der mir bei nem Bierchen erzählte, dass er Legastheniker ist (Abiturient, aktuell FSJ, wird bald studieren). Er hat alle Wörter auswendig gelernt, da er bis heute nicht verstehen kann, wie man eigentlich richtig schreibt. Ihm unbekannte Wörter bringt er nicht zu Papier. Dieses Gespräch war für mich noch einmal erschreckend und erhellend. Sicherlich ist es bei einigen Kids absolute Faulheit, ggf. auch einfach Unkonzentriertheit, doch man darf diese schwerwiegenden Fälle nicht übersehen.
    Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinem Fall!

    @Jazzy82, was für Kurse machst du genau und orientierst du dich an einem bestimmten Konzept?

    Ich gebe bei uns u.a. die LRS Kurse jede Woche eine halbe Stunde pro Kurs. Die Kursgröße übersteigt nicht 12 Kids. Hautpsächlich orientiere ich mich an RELESA (Recklinghäuser Lese - Schreibaufbau) und benutze zur Diagnostik auch die dort angegebenen Tests. Dazu gibt es allerdings noch weitere Übungen zur Konzentration, diverse Arbeitspläne, Lernspiele... Vor einigen Jahren war das eine dreiteilige Fortbildung. Soweit ich weiß, wird die Fortbildung jedoch nicht mehr angeboten.

    Abschreiben beinhaltet definitiv rechtschreibliches Vermögen.
    Ein Beispiel: Schreibe bitte folgendes Wort ab: Kryokonservierung


    Nun musst du zunächst das Wort versuchen zu lesen/entschlüsseln. Dabei versucht man bereits erlernte Rechtschreibstrategien anzuwenden, nämlich das Wort in Silben zu unterteilen und es dann zu verstehen. Außerdem untersuche ich es auf bekannte Muster. Die Endsilbe -ung wird abgespeichert (mit g, nicht mit k), auch das ganze Wort konservierung kann abgespeichert werden. (mit v, nicht mit w, mit ie, nicht mit i) und der Anfang ist eine totale Herausforderung. Das Wort muss groß geschrieben werden, da kommt ein y vor und eine Silbe besteht nur aus einem Vokal...
    Wörter werden nicht abgeschrieben, in dem ich mir jeden Buchstaben merke, sondern in dem ich versuche, bereits erlernte Rechtschreibmuster aufzurufen und anzuwenden. Da liegt bei LRS Kandidaten das Problem. Diese Herausforderung kann man sich vielleicht vorstellen, wenn man mal einen Text in einer fremden Sprache abschreibt.
    Meine LRS Kurse führen regelmäßig Abschreibdiktate durch, müssen diese rückwärts kontrollieren, markierte Wörter noch einmal in Silben aufteilen und es gibt immer noch Fehler. Wir haben ein sehr gutes Konzept und nach zwei Jahren Förderung können viele SuS ohne Förderbedarf am Unterricht teilnehmen.

    Guten Morgen,


    bei einer diagnostizierten LRS dürfen inzwischen keinerlei Rechtschreibfehler mehr gewertet werden. Früher hat man die Groß- und Kleinschreibung nicht beachtet, da es sich hier um ein Regelbewusstsein handelt. Schließlich wurden dann alle bereits thematisierten Rechtschreibregeln nicht mehr für den Nachteilsausgleich anerkannt sondern nur noch die tatsächlichen isolierten Störungen, wie das Vertauschen von Buchstaben, Fehlen von Buchstaben, Fehlen von Silben... Das ist inzwischen nicht mehr so. Heutzutage (zumindest in NRW) wird kein Rechtschreibfehler bei der Notenbildung berücksichtigt. Außerdem darf den Kids mehr Zeit für die Arbeiten eingeräumt werden.
    Wenn es bei euch so wenige Förderzentren gibt, bietet ihr denn dann in eurer Schule LRS Förderkurse an?

    Ich sehe das genauso wie Jazzy. Wenn du die Aufgaben zu schwer gestellt hast, stell sie anders und beschwere dich nicht über die Kinder. Eltern musst du anrufen- hoffen, zweifeln, vermuten bringen dich nicht weiter. Wenn einer den Raum nicht verlässt, stell dich mit beiden Beinen hin, guck das Kind an und sage: du gehst jetzt, sonst rufe ich den Papa an und dann ist Holland in Not, mein Freund. Geh zum Klassenbuch, hol dein Handy raus und wähle die Nummer...


    Beispielsweise, es gibt sicher noch andere Wege. Wichtig ist es m.E., dass du aus der Hilflosigkeitsschleife rauskommst. Was wie sein sollte und was passieren könnte und ob das alles was bringt... Die Fragen stellen sich gar nicht, du musst handeln, damit du Unterricht machen kannst. Zunächst mal völlig egal, was die Schulsozialarbeiterin macht, woran Hänschen Freude hätte, ob Susi mehr wissen müsste, was der Schulleiter findet oder wie Mäxchens Mutter ihr Kind erzieht. Du bist der Lehrer und gibst den Rahmen vor.

    OT: Beim Lesen des Beitrags hörte ich innerlich eine Peitsche knallen 8)

    Ich bin auch ein Fan von Arbeitsplänen, habe es in der Klasse einmal ausprobiert und festgestellt, dass meine Arbeitsaufträge nicht deutlich genug waren und so immer wieder Fragen kamen, was gemacht werden müsse. Jetzt weiß ich "kurz, prägnant und dennoch idiotensicher", was jedoch gar nicht so leicht ist...

    Dann übe das ;) Sprich dich mit deinem Mentor ab. Jeder Arbeitsplan sollte identisch aufgebaut sein, die Materialien immer an den gleichen Stellen. Dann läuft das irgendwann ganz einfach.

    Gerne würde ich mal mit den Eltern in Kontakt treten, aber ich vermute mal, dass sie über das Verhalten ihrer Kinder bereits Bescheid wissen, da es ja bereits in Klasse 1 und 2 so war. Ob das wirklich etwas bringt...

    Nun, du hast eine Mitteilungspflicht den Eltern gegenüber. Die haben außerdem die Erziehungspflicht. Wenn du es nicht schaffst, Schüler zu erziehen, müssen die Eltern deutlich informiert werden. Am besten mit Protokoll, alle unterschreiben, Ziele vereinbaren, ab in die Akte. Frag sie mal, welche Lösung sie haben, wenn ihr Kind durchdreht, alle stört, nicht den Raum verlassen möchte. Dann kannst du auch vorschlagen, dass du sie direkt anrufst und im Härtefall das Kind abgeholt werden müsste. Wenn die Eltern dem zustimmen, wäre das Problem gelöst.

    setzen irgendwo auch eine Kollaboration des Schülers voraus und wenn der nicht macht, was ich sage, stehe ich im Prinzip blöd da, weil ich die Schüler ja nicht anfassen darf.

    Dann liegt hier schon ein großes Problem. Wenn der Lehrer eine Ansage macht, muss der Schüler gehorchen. Gehorcht er nicht, muss ich wissen, wie ich das Problem löse. Hier ist jedoch das gesamte Kollegium gefragt. Habt ihr hier keinen Handlungsrahmen festgesetzt? Wir haben z.B. einen Trainingsraum, in den dann die Schüler geschickt werden. Bei schwierigeren Situationen und völliger Verweigerung wird die SL eingebunden und es werden die Eltern sofort angerufen und die Schüler müssen abgeholt werden, alle verpassten Fächer werden als 6 gewertet. Die Option, dass ein Schüler nicht gehorcht, gibt es nicht. Wenn du bereits Angst hast, eine Konsequenz auszusprechen, weil du damit rechnest, dass du sie praktisch nicht durchführen kannst, ist das ein riesiges Problem.

    Morgen!


    Deine Regeln müssen mit Konsequenzen absolut transparent und klar sein. Niemals gibt es irgendeine Ausnahme (für kein Kind). Überlege dir deshalb genau, was du überhaupt praktisch durchführen kannst. Gibt es vielleicht schon einen festen Regelkatalog für eure Schule? (Eintrag ins Hausaufgabenheft, Brief, Anruf, an einen Einzelplatz setzen, auf den Flur setzen, in die Parallelklasse setzen, Trainingsraum, Eltern in die Schule bestellen, Kind abholen lassen,...). Habt ihr vielleicht auch Schulsozialarbeiter an eurer Schule? Vielleicht können sie dich unterstützen. Ich nehme an, dass bereits deutliche Gespräche mit den Eltern stattgefunden haben? Falls es ganz heftig ist, kann natürlich auch über ein AOSF Verfahren nachgedacht werden, Förderschwerpunkt Emotional-Sozial.


    Schaffe feste Rituale und Arbeitsabläufe. Ich finde immer Phasen mit Arbeitsplänen sehr dankbar. Starte immer gleich (z.B. mit einem passenden Spiel, das die Motiavation hochhält). Danach wird das Ziel des Arbeitsplans benannt und die SuS schwärmen aus. Sie haben Pflicht- und Wahlaufgaben, können EA oder PA machen, es gibt Selbstkorrekturbögen und du läufst als Lernbegleiter herum und hast Zeit, dich um die schwierigen Fälle zu kümmern. Die meisten SuS arbeiten so nämlich sehr engagiert, die bist du quasi "los". Wenn nun ein Chaot ausrastet, stört das die restlichen SuS fast nicht, weil sie bereits versorgt sind. Strukturiere deinen Unterricht so, dass du nahezu überflüssig bist. Am Ende wird überprüft, ob das Ziel erreicht wurde.
    Noch ein Tipp, auch wenn es blöd klingt. Finde doch mal heraus, was deine Chaoten gerne machen. Unterhalte dich mit ihnen, interessiere dich für sie, lobe sie. Die Beziehung zu diesen Kids ist häufig ausschlaggebend für einen entspannten Unterricht.


    Also: Streng, konsequent, zieltransparent, vertrauensvoll und gerne noch eine Prise Humor ;)

    Moin!


    Der Thread ist alt, doch ich grabe ihn mal aus. Inzwischen habe ich meine Bewerbung abgeschickt, die Revision hinter mir und meine dienstliche Beurteilung wurde an die BezReg geschickt. In der Ausschreibung stand, dass die Stelle ab sofort zu besetzen ist. Wie lange dauert es nun erfahrungsgemäß, bis die BezReg sich rührt? Danke für eure Antworten.

    Morgen!


    Das passiert häufig. Die Frage ist ja, hat er ein Phonem-Graphem-Problem oder verwechselt er nur die Schreibweise. Hat er das Problem z.B. auch bei d, t oder g, k?
    Was Krabappel schreibt ist wichtig: Übe b oder d. Erstelle ihm einen schönen Wochenplan mit anregenden Arbeitsmaterialien. Erst muss der eine Buchstabe gefestigt werden. Ich würde mit dem b starten, da es hier tatsächlich die schöne Ableitung von dem Großbuchstaben gibt. Womöglich erledigt diese Arbeit bereits das Problem.

    Moin!


    Schließe mich Krabappel an.
    Bei Deutsch fehlt dir noch das Thema. Deine Unterrichtsreihe ist ja nicht das Aktiv/Passiv, sondern z.B. Vorgangsbeschreibungen. Dabei wenden sie das Passiv an. Ich mag da immer praktische Dinge, z.B. nen Smoothie zubereiten und diesen Vorgang im Passiv aufschreiben.

    Moin!


    Ich thematisiere den Missbrauchsskandal gerade im katholischen Religionsunterricht. Tatsächlich wussten viele Schüler darüber gar nicht Bescheid. Die Versklavung der Nonnen hatte niemand mitbekommen. Es ist absolut erschreckend, was da gerade ans Tageslicht kommt. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Institution Kirche seit Jahrzenten wegschaut und pädophile Geistliche sogar geschützt hat.


    Ich kann euch noch folgenden Beitrag empfehlen:


    https://www.ardmediathek.de/ar…portage-und-dokumentation


    Erschreckend, dass dort ein mehrfach auffälliger Pädophiler als Strafe versetzt wird... als Lehrer an ein Gymnasium. Ich habe die Reportage mit meinen Schülern angesehen. So viel Aufmerksamkeit hatte ich noch nie im Reliunterricht.


    Ebenfalls sehr zu empfehlen ist der Film "Spotlight". Darum geht´s https://www.sueddeutsche.de/pa…-spotlight-geht-1.2885087



    Ich finde es persönlich müßig, nun herauszusuchen, was die Kirche aber aktuell oder früher gut gemacht hat. Der durch die Kirche und ihre Geistlichen unterstützte jahrzehntelange Kindsmissbrauch überschattet alles und ist durch keine gute Tat zu entschuldigen. Auch aus Respekt vor den Tausenden von Opfern finde ich es unangebracht. Es gibt für dieses institutionelle und menschlich absolut verachtenswerte Verhalten keine Entschuldigung. Ich blicke gerade Richtung Vatikan und bin gespannt, was für nichtssagende Phrasen das Ergebnis des Gipfels bilden. Denn dass nichts beschlossen wird, wurde ja bereits angekündigt.

    Hallo!


    Ich kann dir leider nicht dabei helfen, wie viele Prüfungen erlaubt sind. Aber wir dürfen keine mündliche Prüfung alleine durchführen (Aussage unserer didaktischen Leitung, die weiß wo es steht, ich leider gerade nicht). Das ist eine enorme Entlastung, denn wir führen an einem Tag teilweise 30 mündliche Prüfungen durch und die Konzentration lässt irgendwann total nach. Vielleicht würde dir ja bereits eine Unterstützung helfen.

    Hallo!


    Vor meiner ersten Reihenplanung war ich auch total überfordert. Mein erster Entwurf hat theoretisch alle Kompetenzziele der Jahrgangsstufe 4 innerhalb von drei Wochen abgedeckt. Das soll mir mal einer nachmachen 8) Komischerweise hat meine Mentorin die Reihe so nicht durchgewunken...


    Liebe Lisa,


    zuerst guck bitte in den Lehrplan. Welche Kompetenzen werden am Ende der Jahrgangsstufe in diesem Bereich (Ostergeschichte) erwartet? Dann legst du das Ziel (Was können/wissen die Kids am Ende der Reihe, was vorher noch nicht da war?) der Reihe fest. Nun überlegst du, wie du Stunde um Stunde diesem Ziel näher kommst. Dafür bestimmst du Stundenziele, die du dann mit Inhalt füllst.
    Also: Erst das Reihenziel, dann die Stundenziele und Themen, dann die Methoden in den einzelnen Stunden.


    Wenn du das gemacht hast, können wir hier über Feinheiten sprechen. Niemand wird dir fertige Unterrichtsreihen zukommen lassen. Das Ref ist ja genau dafür da, dass man lernt, wie man es selber macht. Viel Erfolg!

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