Meiner Meinung nach bist Du als Lehrer vielleicht gar nicht so ungeeignet, wie Du Dich fühlst und wie Dich hier wohl auch viele sehen. Das tun sie mit Recht, aber ich will doch zu bedenken geben, dass viele der Einwände, die Du vorbringst, im Alltag vielleicht gar keinen Bestand hätten.
Um mal ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern: Ich selbst bin, das muss ich im Rückblick zugeben, eigentlich hauptsächlich deshalb Lehrer geworden, weil ich mir nichts anderes zugetraut habe. Dass ich auch ein Medizin- oder Jurastudium wahrscheinlich locker gepackt hätte, ging mir ein paar Semester zu spät auf. Ein Praktikum vor Studienbeginn war damals absolut unüblich, und wenn mich jemand gefragt hätte, hätte ich wohl zugeben müssen, mir kaum vorstellen zu können, vor einer Klasse zu stehen. Ich will sogar so weit gehen, dass mir Schüler - damals ja nur maximal zehn, zwölf Jahre jünger als ich - sogar Unbehagen verursachten, wenn ich sie an einer Haltestelle oder in ähnlicher Situation traf.
Mit dem ersten Praktikum kam dann zumindest das Gefühl "So schlimm sind die gar nicht". Mit dem zweiten (damals auch letzten), studienbegleitenden Praktikum kam das Gefühl "Vor der Klasse stehen und mit Schülern reden ist gar nicht so schlimm", und schon kurz nach Beginn des Referendariats erkannte ich, dass Schüler zu 99% sehr nett sind und der Rest es nicht persönlich meint.
Ein großer Fan von Kinder bin ich immer noch nicht. An der Grundschule würde ich wahnsinnig werden, deshalb bin ich an eine reine Oberstufe (FOS) gegangen. Mittlerweile habe ich die Schulart gründlich gewechselt und muss nun gelegentlich auch in der Grundschule vertreten. Kein Problem (das ganze geschieht nur stundenweise und mit maximal sechs Kindern).
Langer Rede kurzer Sinn: An Deiner Stelle würde ich schleunigst versuchen, Praxisluft zu schnuppern. Für ein Orientierungspraktikum musst Du nicht als Lehramtsstudent eingeschrieben sein. Danach kannst Du immer noch sagen, dass das nichts wird.
LG
Fossi
PS: Nicht, dass ich es gutheißen würde - aber Lehrer, die so sind, wie Du Dich beschreibst, gibt es zur Genüge. Insofern: Keine falsche Scheu!
edit: Die oben angegebenen 99% sind noch untertrieben, wie ich gerade festgestellt habe. Von ca. 1000 Schülern, die ich bisher kennengelernt habe, waren maximal drei wirklich unangenehm (auch im Sinne von hinterfotzig, verschlagen, "mit Vorsicht zu genießen" oder wie auch immer man da sagen will). Macht 0,33%.