Beiträge von Cancun

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    Original von Friesin
    Kliene Kinder fühlen sich zum al an großen Schulen heimatlos ohne festen Klassneraum,


    Hm, muss ich Mutter mal fragen, wie das bei denen war.


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    man kann nichts stehen-/liegenlassen,


    Die Schüler? Für die sind persönliche Schüler-Spinte wie in den USA und zunehmend auch hierzulande meiner Ansicht nach die bessere Lösung als das Klassenzimmer.


    Der Lehrer? Der kann doch gerade wenn er seinen eigenen Unterrichtsraum hat, wesentlich mehr und in Möbeln nach Wahl unterbringen, statt wie in manchen meiner bisherigen Schulen froh zu sein, wenn er auch nur ein jämmerliches Ablagefach oder einen festen Sitzplatz im Lehrerzimmer bekommt.


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    selten etwas dauerhaft aufhängen,


    Ich nehme an, hier geht es um Lernposter, Gruppenarbeits-Ergebnisse und so was?


    Ist doch dann genau die Entscheidung des Lehrers, welche Klasse was wie lange in seinem Raum aufhängt.


    Zugleich kommt es dann aber vielleicht auch mal dazu, dass obsolete Poster etc. nach den Projekten in einem vernünftigen Zeitrahmen auch mal wieder verschwinden, statt so lange rumzuhängen, bis die entsprechenden Schüler bereits von der Uni als Praktikanten wieder in die Schule zurückkehren ;)


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    keiner fühlt sich für Sauberkeit und Ordnung mehr zuständig,


    Im Gegenteil steht dann sogar sehr genau fest, wer zuständig ist, nämlich der Lehrer selbst. Der kann dann auch keinem anderen mehr die Schuld für irgend eine Sauerei zuschieben - und muss "nur noch" seine jeweiligen Klassen dazu erziehen, seinen Raum sauberzuhalten.


    Ich wüsste da schon Mittel und Wege.


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    Seit wann erkennt denn das Finanzamt noch das Arbeitszimmer an ?


    Ich muss gestehen, dass das für mich noch nie ein Problem war, weil ich seit gut sechs Jahren zugleich immer auch freiberuflich tätig war.

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    Original von Dejana
    Ich bin Grundschullehrerin und hab meinen eigenen Klassenraum.


    Lehrer-Räume statt Klassenräume fänd ich auch ziemlich geil, das haben sie an der Schule meiner Mutter ein paar Jahre vor deren Pensionierung eingeführt... gibt natürlich in jeder kleinen Pause einen ziemlichen Exodus auf den Fluren, aber für meine Begroffe überwiegen die Vorteile.


    Ich glaub, die meisten Kollegien sind nur deshalb dagegen, weil sie befürchten, dass das Finanzamt das Arbeitszimmer dann endgültig nicht mehr anerkennt.

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    Original von Mikael
    Mich wundert immer wieder, warum bei fast allen Berufsgruppen es als in Ordnung angesehen wird, wenn man primär mit seinem Beruf Geld verdienen will, nur die Lehrkräfte sollen "Idealismus" an die erste Stelle setzen?


    Wird es nicht unbedingt. Jedenfalls darf man das in der Wirtschaft genau so wenig zugeben, sondern es ist seit geraumer Zeit en vogue, dass man eine "persönliche Vision" oder so was hat.


    Wenn man bei einem Auswahlgespräch bei einem Wirtschaftsunternehmen auf die Frage, was einen an dem Job reizt, keine bessere Antwort hat als "Grundgehalt, Boni und Dienstwagen" oder "ich hab nix anderes gelernt", dann müsste man im Grunde gar nicht erst hinfahren.


    (Dass man es trotzdem tun würde, weil dort im Unterschied zum Schuldienst das Unternehmen die Reisekosten trägt, steht auf einem anderen Blatt :D)

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    Original von Antigone
    Mit deiner Fächer-Kombi wird man in dich allerdings - nicht nur in NRW - durchaus begrüßen.


    DAS hab ich allerdings schon mal gehört, nämlich bei meiner Abwanderung nach Süddeutschland damals. Da hieß es in einem Bundesland auch "massiver Chemikermangel - Stelle garantiert." Ende vom Lied war aber kein einziges reguläres Angebot trotz zwei, drei Dutzend Auswahlgesprächen. Da kamen die Bewerber zu den Gesprächen stellenweise kurz vor knapp aus Berlin mit dem Flieger.


    Die Stelle hab ich dann nur aus "politischen" Gründen bekommen, nachdem das reguläre Verfahren ausgelaufen und der Markt wirklich komplett leergefegt war. Von einer Schulleiterin mit guten Connections, die vor ihrer Versetzung noch auf die Schnelle die Personallage an der alten Schule aufpolieren wollte. Nach einem katastrophal schlecht gelaufenen Auswahlgespräch. Unter regulären Umständen hätten sie nach dieser Farce meine Unterlagen schon weggeworfen, bevor ich das Schulgelände verließ.

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    Original von Mikael
    Bei Lehrkräften haben wir mittlerweile in bestimmten Schulstufen in einigen Fächern einen eklatanten Mangel an ausgebildeten Bewerbern. Eigentlich müssten die Gehälter dort steigen.


    Stattdessen versuchen man ja, Billigbewerber aus dem Ausland und andere Seiteneinsteiger zu locken, wenn ich das recht sehe.


    Zu meiner Zeit im Referendariat hatten wir den Eindruck, dass die Personallage an einer gegebenen Schule erheblich daran hängt, ob der Schulleiter einen guten Draht zur Verwaltung hat. Der Leiter meiner Ausbildungsschule hatte sich mal irgendwann einen ziemlichen Eklat geleistet und bekam es irgendwie zwischenmenschlich nicht gebacken, und entsprechend groß war die Personalnot


    Er bekam dann beispielsweise in meinem Jahrgang gleich drei Referendare für das zuvor ausgefallene Hauptfach - mit dem Resultat, dass die noch nicht mal ihren BDU vollumfänglich ableisten mussten, wären es in anderen Fächern zu katastrophalem Unterrichtsausfall kam. Sprachen, Mathe... ich erinnere mich an eine Stunde bei Elftklässlern, die sich nach einer mathefreien Mittelstufe kurz vor knapp noch das Lösen linearer Gleichungssysteme reinpfeiffen mussten. Damals eigentlich Stoff der neunten Klasse, wenn ich das recht sehe.


    Hatten die ein Glück, dass dann das Zentralabi kam.

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    Original von Friesin
    was willst du denn nun ? ?(


    Wie ich im ersten Posting schon schrieb:


    Mich interessiert, wie ihr die Lage im Allgemeinen so einschätzt und wie die Prognose für die Zukunft lautet, was die Rahmenbedingungen betrifft.


    Mir ist schon klar, dass man die Leichen im Keller einer bestimmten Schule eh erst entdeckt, wenn es zu spät ist. Aber mit der Änderung des Laufbahnrechts ist für mich zunächst die Grundvoraussetzung gegeben, überhaupt mal wieder drüber nachzudenken.


    Ich war ja zwischendurch sogar nach Süddeutschland gezogen, um gescheite Konditionen zu bekommen. Da ich ledig bin und keine Kinder habe, und dort sogar ein paar Bekannte, schien das so einfach... Dort ist's dann vielleicht nicht an den Konditionen gescheitert, aber an einer fatalen Kombination aus eigener Blödheit, Mentalitäts- und Systemunterschied, Entwurzelung und nicht zuletzt dem Hass einer Kollegin, die mich von der ersten Sekunde an nicht riechen konnte und in ihrer Eigenschaft als Fachschaftsleiterin meinte, mir das Leben zur Hölle machen zu müssen.


    Daraus hab ich für mich die Lehre gezogen, dass wenn überhaupt, dann nur in meiner Heimat, dem Ruhrgebiet. Und nicht an irgend einer beliebigen Schule, die ich angesichts nicht gerade brillanter Noten im zweiten Examen sowie einer etwas exotischen beruflichen Laufbahn mit Müh' und Not rumkriegen kann, sondern an einer Schule, die mir gefällt.


    Und das ginge ja jetzt theoretisch. Einschließlich Selbstwertgefühl. Wenn da nicht die unguten Erinnerungen wären an die besagten verkorksten Reformen, die unsäglich großen Klassen, die ganzen Blassbirnen in der Politik und so weiter und so fort.


    Es könnte halt im Prinzip ein sehr geiler Job sein - aber aus meiner Sicht nur, wenn die Voraussetzungen stimmen - oder ich wenigstens eine Chance erkenne, sie in meinem Sinne zu verändern.

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    Original von Hermine
    jedem der das glaubt, auch gerade den Angestellten, mal raten, sein Gehalt mal mit einem Durchschnittsgehalt zu vergleichen (nein, nicht Manager oder Ingenieur, sondern z.B. Journalist oder ähnlichem)- da schneidet ein angestellter Lehrer immer noch sehr gut ab!


    BAT IIa hätte ich ebenfalls noch genommen und würde mich nicht groß anstellen.


    Da die Konditionen ja auch für Beamte stetig unterhöhlt werden (in letzter Zeit mal Krieg mit der Beihilfe gehabt?) und man für die Pension später weiterhin Steuern zahlen muss, steht man sich da eh nicht mehr groß unterschiedlich.


    Aber dieser TVL ist nun mal weder mit BAT IIa noch gar mit A13 vergleichbar, sorry. Und ein zynisches "Danke" an die Kollegen von Verdi, die uns diesen Schlamassel eingebrockt haben. Wenn man das mal auf die Stundenzahl runterbricht - und ich muss ja hier keinem erzählen, wie viel Aufwand in gescheit geplanten Unterricht, Korrekturen etc. fließt - steht die Entschädigung einfach für meine Begriffe in keinem Verhältnis zur Arbeit und schon gar nicht zum Stress.


    Sowohl beim Aldi als auch bei der WAZ geh ich abends nach Hause, da kann ich den Beruf von einer Sekunde auf die andere aus- und den Feierabend anknipsen. Hab ich beides schon gemacht, und noch ganz andere Jobs. Dass das in der Schule nicht funktioniert - schon gar nicht wenn man mitbekommt, dass Schüler irgendwie private Probleme haben - muss ich hier auch keinem erzählen.


    Da find ich A13 nicht "viel", sondern "korrekt" (und A12 für die Kollegen von Primarstufe / Sek I find ich schlicht unfair, aber das ist noch mal ein völlig anderes Thema.)


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    Mir tun die Schüler unglaubich Leid, deren Lehrer von vornherein wissen, dass sie den Beruf eigentlich zum Kotzen finden und die jeglichen Idealismus von vornherein verloren haben. Wer so eine Einstellung mitbringt, sollte sich den Schülern zuliebe ganz schnell einen anderen Job suchen!


    Vom Beamtensessel aus ist es ziemlich einfach, hehre Vokabeln wie "Idealismus" zu gebrauchen. Mich würd mal konkret interessieren, was vom Diensteid, Idealismus etc. noch übrig blieben würde, wenn der Dienstherr per Dekret mal einfach das Gehalt auf TVL-Niveau herabsetzen würde. Den Kollegenjeden Monat ungefragt in die Tasche packen und mindestens 800 Euro netto rausfischen. Dazu möglichst noch die Beihilfe kassieren und die Kollegen in die AOK kicken, so dass sie sich beim nächsten Arzt-Termin drei Stunden im anderen Wartezimmer mit den anderen Kassenpatienten wiederfinden.


    Man kann sich ja für die Wartezeit immer was zum Korrigieren mitbringen ;)

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    Original von monalila
    Wenn man Lehrer sein will, sollte man in erster Linie Pädagoge sein. Wenn die Schüler dir wichtig sind, dann wirst du trotz aller Widrigkeiten in diesem Beruf eine Menge Befriedigung erfahren können - denn dann schaust du nicht auf Geld, Zeit, Regeln etc. und auch die Schüler schauen nicht nach deinen Examensnoten oder sonstigen gesellschaftlichen "Leistungen".


    Das klingt vermutlich altbacken und weltfremd.


    Altbacken weniger, aber halt idealistisch bis an die Grenze der Blauäugigkeit.


    Wenn Schüler mir wichtig sind und ich dann womöglich sogar mehrere Klassen habe, in denen ich 35 von der Sorte abfertigen muss (von unterrichten kann ja da keine Rede mehr sein); wenn die 35 sich dort infolge der Zimmergröße gegenseitig auf dem Schoß sitzen; wenn die Ausstattung von vorn bis hinten nicht reicht; wenn die Sekretärin noch nicht mal die Email-Adresse der Schule kennt - dann kann ich halt gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte.


    Und das alles noch als Angestellter zu TVL-Konditionen zu machen, also für einen Hauch mehr als eine Kassiererin beim Aldi nach Hause bringt, während Kollegen wie Du als Beamte für die gleiche Arbeit das Doppelte bis Dreifache bekommen, kann ich bei aller Liebe nicht mit meinem Selbstwertgefühl vereinbaren. Sorry.


    Vor allem wenn ich dann noch erleben muss, was gewisse ältere Kollegen sich an "Leistung" abzuliefern erdreisten, während man von mir als vergleichsweise jüngerem Pädagogen alle möglichen Ansprüche an Innovation etc. stellt.


    Möglicherweise bin ich da desillusioniert bis an die Grenze des Zynismus, das will ich nicht verhehlen.

    Servus,


    nachdem die Höchstaltersgrenze zur Verbeamtung in NRW unversehens vor den Sommerferien ja auf 40 Jahre raufgesetzt worden ist, spiele ich mal wieder mit dem Gedanken, mich doch noch mal zu bewerben. Fächer Englisch/Chemie, eher Gym als Ges.


    Allerdings gibt es da ja trotz allem noch zahlreiche sehr abschreckende Faktoren, die einem das Leben an den Schulen des Landes NRW gründlich verleiden können... allein das Chaos mit dem Zentral-Abi... die ebenso verkorkste Umstellung auf das G8... nach wie vor auch trotz der neuesten Einstellungsoffensive offenkundig viel zu wenig Lehrer...


    Ich hab diesen Sommer einem Achtklässler etwas Nachhilfe gegeben, der hat nach wie vor 35 Schüler in der Klasse. An dem Verteilungsschlüssel hat sich also offenbar nix geändert.


    Mit allen Konsequenzen für den Unterricht. In Mathe beispielsweise spielte irgendwelcher Kontext da anscheinend überhaupt keine Rolle, da wurde offenkundig stupide gepaukt.


    Wie seht ihr das so?

    Servus,


    weiß jemand, was sich seit 2006 in NRW hinsichtlich der Verbeamtung nach Überschreiten der Höchstaltersgrenze von 35 Jahren getan hat? Gibt es noch eine Mangelfachliste und welche Fächer stehen aktuell drauf?

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