Ich glaube, dass man tatsächlich so 3-6 Jahre nach dem Referendariat häufig in so eine Situation kommt - zumindest ging es mir auch so. Ich habe ca. 5 Jahre nach Ende des Referendariats bei mir Burn-out Symptome festgestellt und war blöd (?) genug, mich die folgenden drei Jahre allein damit herum zu schlagen.
Inzwischen geht es mir wieder recht gut. Erklären kann ich mir das folgendermaßen:
- das Examen an der Uni empfand ich als recht stressig
- das Referendariat, insbesondere das letzte halbe Jahr ebenso (der Druck unter den ich mich setzte war riesengroß, man wusste im Prinzip, dass vor der Endexamensnote die "1" stehen muss, sonst war es aus mit der festen Stelle)
- danach Vollzeitunterricht (doch ein Unterschied zum Referendariat, in dem man über 16 Stunden selten hinaus kam), Unterrichtsvorbereitung sehr zeitaufwändig
- jedes Jahr Abiturklassen mit einer Menge an Korrekturen oder mündlichen Prüfungen
- der Eindruck, dass für zusätzliche bzw. unangenehme und belastende Aufgaben immer die "jüngeren" Kollegen herangezogen werden (es passierte mir zweimal, dass ich - obwohl ich einen Geschichtsleistungskurs hatte, noch kurz vor dem Abitur einen Englisch Grundkurs dazu bekam, weil eine Kollegin ausfiel => Arbeitsbelastung mehr als verdoppelt ... dazu laufende Betreuung von Referendaren - teilweise 2-3 im Jahr - und Praktikanten).
Inwzischen ist der Stress des Examens und Referendariats abgeklungen, an die 24/25 Unterrichtsstunden habe ich mich mehr oder weniger gewöhnt, Vorbereitung wurde weniger, weil man sich nicht mehr alles neu erarbeiten muss, sondern auf schon mal gehaltene Stunden zurück greifen kann.
Die anderen Belastungen sind noch genau so da, aber ich empfinde sie nicht mehr so stark - Gewöhnung? Arrangement damit? Es erleichtert die Situation auch, dass ich mich nun in das (große) Kollegium gut eingefunden habe, mich austauschen kann, Leute gefunden habe, denen man auch mal im Vertrauen erzählen kann, was einen anko...
Ich habe auch gelernt, dass manche Dinge eine Frage der Perspektive sind ... Referendare betreuen ist eine zusätzliche Arbeit ... aber ...
- es zeigt, dass mein Chef mir was zutraut, mir "vertraut", dass er glaubt, ich mache hier gute Arbeit. Ähnliche Rückmeldung habe ich von den Referendaren selbst.
- es "bereichert" auch meinen Unterricht, weil ich neue Ideen mitnehme.
Manche Dinge nehme ich auch nicht mehr so ernst ... ich habe mehr Übung darin, Schulaufgaben so zu erstellen, dass ich auch besser zu korrigieren sind etc ... ich nehme die "verpflichtenden" Fortbildungen, bei denen man mich dazu zwingen will, mehrere Tage eine Veranstaltung zu besuchen, die meist in der Praxis wenig bringt recht locker usw.
Dennoch: an einigen Tagen geht es mir immer noch so wie Dir - aber im Vergleich zu vor 3-4 Jahren sind diese Tage deutlich weniger geworden.
Und wenn's mich grade mal wieder tierisch nervt, denke ich dran, dass ich im Sommer mit meiner Band auf dem größten Bluesfest Deutschlands spielen darf - und daneben sind manche anderen Angelegenheiten dann viel erträglicher
Will sagen: man muss sich ein Leben neben der Schule schaffen und das auch mit Klauen und Zähnen verteidigen.