Dazu sei allerdings auch noch angemerkt:
In Bayern sind es - zumindest an Realschule oder Gymnasium, man möge mich korrigieren, falls sich diie Hauptschule da stark unterscheidet - drei Lehrproben. Die zählen für den Schnitt des zweiten Staatsexamens eine ganze Menge, das ist richtig.
Dazu kommt aber noch eine Beurteilungsnote (in die das Urteil mehrerer Seminarlehrer/betreuender Lehrer und des Seminarvorstandes einfließt und die auch noch einiges zählt), die Note einer schriftlichen Arbeit und die Noten aus schriftlichen bzw. mündlichen Prüfungen in Pädagogik, Didaktik und Schulrecht.
Das ist der Schnitt des zweiten Staatsexamens, der 1:1 mit dem Schnitt des ersten Staatsexamens an der Uni verrechnet wird.
Vor diesem Hintergrund ist es mir zu einfach, wenn jemand sagt, dass Leute mit weniger gutem Schnitt oft die besseren Lehrer wären als die, die die guten Noten hatten - dazu kommen hier zu viele verschiedene Noten (vergeben von verschiedenen Leuten) zusammen ... das müsste schon enormes Pech sein, wenn die sich alle irren würden. Ich habe über die letzten 5 Jahre hinweg viele Refis betreut (nicht benotet) und die Noten, die ihnen von den zuständigen Beurteilern gegeben wurden, waren in den meisten Fällen für mich (in Anbetracht meines Eindrucks von den Unterrichtsbesuchen) nachvollziehbar.
Von daher würde ich zunächst generell schon eher davon ausgehen, dass jemand mit 2,00 als "Gesamtpaket" (Fachwissen, Unterricht etc) eine bessere Leistung gebracht hat und das Zeug zum besseren Lehrer hat, als jemand mit 3,90. "Das Zeug haben" heißt nicht, dass jemand ein besserer Lehrer ist/sein wird - aber die Wahrscheinlichkeit mag höher sein (und ja, jeder von uns mag einen Einzelfall als Gegenbeispiel kennen).
Ein bestandenes Examen berechtigt auch, sich überall zu bewerben - nur sagt der Staat halt "ab diesem Schnitt verbeamten wir die Leute nicht". Das mag arrogant sein, ist aber gutes Recht eines Arbeitgebers.
Sollte es plötzlich einen Mangel an Lehrkräften für bestimmte Fächer geben, wird der Staat diesen Schnitt dann entsprechend ändern und plötzlich doch Leute einstellen, die er früher abgelehnt hätte.
Man kann sich auch bei den Schulen direkt bewerben (zumindest teilweise, abhängig von Schulform und Fach) ... die Schulen können auch Verträge ausstellen - aber eben nicht unbefristet bzw. verbeamten kann nur der Staat.
Was man allerdings zugeben muss: Der Freistaat Bayern hat in der Vergangenheit tatsächlich vielen guten, sogar sehr guten Leuten die Anstellung verweigert, weil er den Einstellungsschnitt jedes Jahr dem errechneten Lehrerbedarf - gekoppelt mit dem Haushaltsentwurf - angepasst hat (wir brauchen nur 3 Englisch/Geschichtslehrer, um den Bedarf zu decken, können uns aber nur zwei leisten ... also nehmen wir die zwei mit dem besten Schnitt - alle über 1,60 können also schauen, wo sie bleiben).
DAS ist eher ein Skandal.