Beiträge von Nighthawk

    Ich gehe sehr wohl davon aus, dass der Zweitkorrektor seine Arbeit macht und eine Kontollinstanz ist.


    Nur ... dazu muss nicht in verschiedenen Farben korrigiert werden - zur Not sieht man auch an der Schrift, dass das zwei verschiedene Leute waren.


    Hauptaspekt einer Zweitkorrektur soll ja größere Objektivität und damit Gerechtigkeit dem Schüler gegenüber sein. Die sehe ich allerdings auch gegeben, wenn - egal ob mit Bleistift, rot, grün oder weiß korrigiert wurde - sich Erst- und Zweitkorrektor zusammen setzen und der Zweitkorrektor dann sagt, wo er was anders sieht. Dann bespricht man das sachlich miteinander. Kann einer den anderen davon fachlich überzeugen, dass er/sie den besseren Korrekturansatz hat, dann wird die Punktvergabe entsprechend erfolgen. Wenn Erst- und Zweitkorrektor jeweils auf ihren Standpunkten beharren, gibt es immer noch die Möglichkeit der Drittkorrektur.


    Mit einander sprechen ist was anderes als sich absprechen. Jeder, der Arbeiten korrigiert weiß, dass es diese angebliche 100% Objektivität nicht gibt. Wenn der Zweitkorrektor zu mir meint, ich hätte den Schüler bei der Aufgabe zu streng bewertet, höre ich mir die Argumente an, schaue mir die Arbeit nochmal an und entscheide dann, ob ich diese Sicht des Zweitkorrektors mittragen kann. Kann ich das nicht und kann ich dem Zweitkorrektor nicht deutlich machen, dass "meine" Korrektur die objektivere ist, steht es ihm immer noch frei, einen Drittentscheid herbei zu führen. Ich sehe es also nicht negativ, wenn sich Erst- und Zweitkorrektor auf eine Wertung "einigen".


    Und: Ich rede hier nur von Fällen, wo sich unterschiedliche Noten ergeben würden. Dass der Zweitkorrektor bei Aufgabe 1 mehr PUnkte vergibt als ich und dafür bei Aufgabe 2 weniger und der Schüler dann im Endeffekt doch bei der gleichen Note landet führt bei uns nicht zu einer Diskussion zwischen Erst- und Zweitkorrektor.

    Bei uns so:


    Erstkorrektur mit rot (Punktzahlen aber mit Bleistift), Zweitkorrektur entweder auch in rot (je nach Fach, siehe unten) oder mit Bleistift.


    Punkte der Zweitkorrektur auf jeden Fall mit Bleistift, man setzt sich zusammen und redet drüber.


    Aber: ich denke schon, dass man die Zweitkorrektur sehen soll - nicht in dem Sinn, dass man erkennen soll, was Kollege Nr 1 alles übersehen hat, sondern dass man sehen soll, dass der Zweitkorrektor auch gearbeitet hat. In Fächern wie Englisch mag es besser sein, wenn der Zweitkorrektor mit Bleistift korrigiert, damit es nicht so ausschaut, als hätte der Erstkorrektor zu viele Fehler übersehen. In Geschichte aber bin ich der Ansicht, dass bei Fragen der Interpretation oder Beurteilung Erst- und Zweitkorrektor durchaus voneinander abweichen dürfen - solange am Ende die gleiche Note rauskommt.

    Ich hätte den Eltern wohl geantwortet, dass es durchaus einen objektiv/quantitativ feststellbaren Unterschied zwischen "Banknachbarin einmal etwas fragen" und "die ganze Stunde quatschen" gibt.

    Aus der bayerischen GSO:


    Hausaufgaben
    1 Um den Lehrstoff einzuüben und die Schülerinnen und Schüler zu eigener Tätigkeit anzuregen, werden Hausaufgaben gestellt, die von Schülerinnen und Schülern mit durchschnittlichem Leistungsvermögen in angemessener Zeit erledigt werden können. 2 Schriftliche Hausaufgaben werden nicht bewertet; hiervon kann in den Seminaren abgewichen werden. 3 Die Lehrerkonferenz legt vor Unterrichtsbeginn des Schuljahres die Grundsätze für die Hausaufgaben fest; die Koordinierung der Hausaufgaben in den einzelnen Klassen unter besonderer Berücksichtigung der Anforderungen des Nachmittagsunterrichts obliegt der Klassenleiterin oder dem Klassenleiter. 4 Sonntage, Feiertage und Ferien sind von Hausaufgaben freizuhalten.


    Die Hausaufgaben sind VOM Schüler zu erledigen.


    Übrigens würde ich (und da sind wir wieder bei dem "für mich", das für Timm jede Diskussion sinnlos macht) den von Timm zitierten Teil der Notenverordnung zu den Hausaufgaben auch erst einmal so interpretieren, dass der Schüler die Aufgaben alleine zu erledigen hat:
    "selbständiges und eigenverantwortliches Arbeiten", "Festigung der im Unterricht vermittelten Kenntnisse, zur Übung, Vertiefung
    und Anwendung der vom Schüler erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten".


    Ich (sorry, ich schon wieder) glaube nicht, dass mit den Fähigkeiten und Fertigkeiten die "soziale Fähigkeit" gemeint ist, sich von Dritten bei der Hausaufgabe helfen zu lassen ... zumindest nicht, wenn es bei der Hausaufgabe um das Schreiben eines Aufsatzes ging.


    Und: Startbeitrag dieses Threads hatte ich durchaus den Eindruck, dass hier eine Arbeit abgeliefert wurde, bei der die Lehrerin eine "hauptsächliche Fremdleistung" vermutet, deren Einbringung in die Bewertung "kein Mensch" hier befürwortet - wieso diskutieren wir dann überhaupt?

    Ich denke, hier werden verschiedene Dinge vermischt. Es gibt sicherlich Aufgaben, bei denen möchte ich, dass der Schüler im Team arbeitet und sich ggf. Hilfe sucht. Aber es gibt auch Aufgaben, bei denen möchte ich, dass der Schüler sie alleine löst - denn auch das selbständige Arbeiten gehört zur Vorbereitung auf die Uni.


    Ich denke kaum, dass Professoren es akzeptieren würden, wenn der Student eine "von einem Mentor" geschriebene Seminararbeit abgibt.


    Hausaufgaben fallen für mich immer erst einmal in die Kategorie "eigenständig machen", es sei denn, die Aufgabenstellung gibt explizit was anderes vor, denn Hausaufgaben sind - zumindest in meinem Bundesland - hauptsächlich zur Übung und Vertiefung von Stoff gedacht, der bereits besprochen wurde. Es ist eine Form der "Kontrolle", ob der Schüler den Stoff nun wirklich verstanden hat und damit arbeiten kann. Holt er sich dabei fremde Hilfe, bekomme ich falsche Rückmeldung.


    Da in Bayern Hausaufgaben nicht benotet werden dürfen - anders sieht es mit Projekten aus, das wäre wohl eher das, was Timm vorschwebt - kann ich mich dazu wenig äußern. Allerdings würde ich grundsätzlich auch hier erst einmal meinen, dass jede Leistung, die benotet wird, zunächst einmal grundsätzlich vom Schüler allein erbracht werden muss - es sei denn, man hat von Anfang an etwas anderes gesagt. Für mich ist einfach der "Normalfall", dass benotete Leistungen eigenständig erbracht werden und die Benotung von Leistungen, bei denen andere mitgewirkt haben ein "Sonderfall" ist, der aber dann eben vorher angekündigt werden muss.

    Wir evakuieren ... ich weiß gar nicht, ob ich den Plan hier erzählen soll ... weniger aus Angst, dass ein potentieller Täter mitliest, als dass hier einige mit dem Kopf auf der Tischplatte aufschlagen.


    Es gibt eine Durchsage - die man kennt oder auch nicht (die Neuen dieses Jahr kannten sie erstmal nicht). Aus dieser Durchsage ist zu entnehmen, wo der Täter zuletzt gesehen wurde - und nun soll der Lehrer eigenverantwortlich mit der Klasse das Schulgebäude verlassen und zu einer Sammelstelle gehen (Tiefgarage).


    Problem: der schnellste und beste Weg zu diesem Sammelpunkt liegt die ganze Zeit im Blickfeld des Täters, falls dieser sich in einem zentralen Raum unserer Schule aufhalten sollte ... bestes Schussfeld.


    Mein Einwand, dass man da dem Täter ja direkt ins Schussfeld laufen würde, wurde vom zuständigen Polizeibeamten (!) abgetan mit: "Wir schießen schneller." ... ich sag nix mehr ...


    Dieser Plan ist mit den Einsatzkräften vor Ort abgesprochen, also nicht nur ein toller Einfall der Schulleitung ...

    An anderer Stelle wurde die "Propaganda" des Philo-Verbands angeprangert. Hier nun ein entsprechendes BLLV-Statement.


    Auch Elternverbände müssen nicht unbedingt objektiv sein ... so forderte der bayerische Elternverband, da die Kinder ja unter der Mehrbelastung des G8 leiden (das würde ich auch nicht in Frage stellen), dass die Stundentafeln gekürzt werden (soweit noch alles ok). Aber die Kürzungsvorstellungen des Elternverbandes hätten den Schülern des G8 bedeutend weniger Wochenstunden beschert, als die Schüler des G9 gehabt hatten ...


    Zum Auswendig-Lernen und wieder vergessen:


    Wie Herr Rau schon sagte ... man schaue sich die Abitur-Aufgaben an. Selbst in einem Fach wie Geschichte (LERN-Fach) ging ohne Fähigkeiten der Beurteilung gar nichts (von Quellen- und Karikaturinterpretation gar nicht zu reden). Selbstverständlich sind diese Fähigkeiten Teil des Lehrplans und werden - zumindest soweit mein Überblick reicht - auch intensiv im Unterricht eingesetzt und verlangt.


    Ja ... die Halbwertszeit von Gelerntem ist nicht sonderlich hoch .... liegt's wirklich nur an der Schulform? Oder nicht doch auch an dem sich ändernden Lernverhalten? Der sich ändernden Konzentration? Der sich ändernden Haltung im Elternhaus zu Bildungsinhalten - Bildung selbst scheint oft egal, Hauptsache Abitur und egal, was das Kind nun wirklich kann. Und ... war das jemals wirklich soooo anders?


    Ich weigere mich (ja, flame on ...), den Sinn des Gymnasiums allein in der "Vorbereitung auf die Erfordernisse des künftigen Berufslebens" zu sehen. Erstens fordern viele Berufe andere Eigenschaften und zweitens könnte man dann manche Fächer ganz streichen ... auch nicht im Sinne einer "Bildung".


    Zur Überforderung der Kinder:


    Ja, das neue G8 in Bayern ist nicht unbedingt ein großer Wurf und sicher im Prinzip härter als das G9 (5. Klasse 1. Fremdsprache, 6. Klasse sofort 2. Fremdsprache ... im G9 war da ein Jahr "Pause" dazwischen, somit konnte sich die 1. Fremdsprache etwas besser festigen).


    Aber - und das geht jetzt so ein wenig auch zum Thema "Massenbetrieb" - wir haben einen beträchtlichen Prozentsatz Schüler, die entweder die Empfehlung für das Gymnasium nur knapp oder eigentlich gar nicht erhalten haben (bzw. nicht erhalten hätten dürfen).
    Ich hab das woanders schon mal geschrieben: Man tut den Kindern nichts Gutes, wenn man meint, dass es unbedingt mit der Brechstange Gymnasium sein muss ... liebe Eltern, informiert Euch und nehmt diese Infos auch an ... es gibt andere Wege, sogar zur allgemeinen Hochschulreife. Wenn das Kind noch nicht soweit ist, dass das Gymnasium ohne Über-Stress überstanden werden kann, der Knoten aber später mal platzt ... FOS/BOS sind eine echte Alternative.


    Kann die Überforderung mit der Stoff-Fülle nicht auch (!) daran liegen, dass die Kinder am Gymnasium überfordert sind? Übertrittsquoten sind in den letzten Jahren - gerade mit Einführung des G8 - an unserer Schule explodiert ... sind wirklich die Kinder plötzlich klüger? Oder hat irgendwer (vielleicht auch der Staat mit der Propaganda von der Wundertüte G8 ) den Eltern eingeredet, dass Gymnasium erstens sein muss und zweitens muss es auch jeder schaffen?


    Paar andere Gedanken, nun auf meine Schule bezogen, weil ich die Zahlen dafür einfach kenne:


    Wir sind eine große Schule ... ja, man könnte böse "Massenbetrieb" sagen ... über 1500 Schüler/innen. Aber ... obwohl unser Elternbeirat nicht unkritisch ist, ist dieser Vorwurf noch nie gefallen. Jedes Jahr wenn Einschreibung ist, können wir uns kaum retten und die letzten Jahre mussten wir Schüler ablehnen und der Ministerialbeauftragte musste sie anderen Schulen zuweisen. Hört sich nicht nach einem Massenbetrieb an, an den Eltern ihre Kinder nicht schicken wollen.


    Wir haben die letzten Jahre konstant jedes Jahr sieben 5. Klassen mit je 32 - 33 Schüler/innen (dazu sag ich lieber nix). Macht also so ungefähr 230 Kinder. Jetzt läuft grade Abitur ... über 150 Kollegiaten/ Kollegiatinnen. Als die in der 5. waren, hatten wir allerdings nur sechs 5. Klassen mit maximal 30 Kindern, also 180.
    Von 180 machen also jetzt 150 Abitur ... lieber BLLV ... wie war das, es schaffen nur 60% der Schüler, die den Übertritt wagen, das Abitur? Und da sind die noch gar nicht eingerechnet, die nach der 10. Klasse auf die FOS gingen und nun schon ihr Fachabitur haben.


    Unser Elternbeirat hat kürzlich einen Umfrage bei den Eltern durchgeführt. 85% (Unterstufe) - 75% (obere Mittelstufe) der Kinder kommen mit 2 Stunden für Hausaufgabe und Lernen täglich zurecht.
    Nachhilfe wird in Anspruch genommen, jedoch (da hab ich die Zahlen jetzt nicht im Kopf) weniger als ich dachte und meist nur punktuell.


    Ich sehe relativ wenige Kinder, die "trotz aller Bemühen an den hohen Hürden" scheitern. Dafür leider eine ganze Menge Kinder - und auch Eltern - die es nicht für nötig erachten, dass Hausaufgaben gewissenhaft erledigt werden, Unterrichtsmaterialien dabei sind und ablenkende Gegenstände ausgeschaltet in der Schultasche sind.


    So ... das war jetzt die Gegendarstellung ... mit sicherheit auch "ideologisch" gefärbt. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte, aber mit solchen Pauschalurteilen und monokausalen Erklärungen kommen wir nicht weiter.

    Ich hatte noch nie Drittkorrekturen. Bei uns läuft das so:


    Erstkorrektur -> Zweitkorrektur. Dann setzen sich die beiden zusammen, gibt es Bewertungsdifferenzen werden sie besprochen und man einigt sich im Normalfall. Erst wenn man sich nicht einigen kann, kommt es zu einer Drittkorrektur. Ich hab bisher noch nie erlebt, dass man sich nicht einigen konnte.

    Ich erinnere mich düster, das müsste Valenzgrammatik sein. Jedes Verb benötigt eine bestimmte Anzahl von "Ergänzungen".


    Ich gebe. ..... Ist nicht unbedingt ein Satz.


    Ich gebe Dir. .... auch kein Satz.



    Ich gebe ein Buch. ... auch kein wirklich vollständiger Satz



    Ich gebe Dir ein Buch. Satz.


    Das Verb "geben" verlangt also - je nach Version der Valenzgrammatik, scheint Unterschiede zu geben - zwei oder auch drei "Stellen" (Subjekt, Akkusativ, Dativ).


    Aber das hab ich vor Jahrzehnten mal im Studium gemacht, seitdem nie wirklich wieder ...

    Es scheint tatsächlich stark unterschiedliche Vorschriften und Gesetzeslagen zu geben - Hawkeye hat ja schon vorgeschlagen, mal einen Vergleichs-Thread zu erstellen bzgl. solcher Vorschriften (Notengebung, Schulaufgabenzahl, Absenzen usw.)


    Ich glaube auch langsam fast, dass sich die Lehrerpersönlichkeiten (z.B. eben das, was als richtig, pädagogisch oder notwendig und angemessen eingestuft wird) je nach Vorschriftenlage und Umfeld unterschiedlich entwickelt - siehe die Ansichten hier.


    Meike: Nochmal, das Mädchen bekommt die 6 nicht, weil sie einen Arzttermin wahrgenommen hat, sondern weil es versäumt wurde, sich dafür entprechend befreien zu lassen. Damit gilt ihre Abwesenheit als unentschuldigt.


    Ich habe die ganze Woche mit mir gerungen, wie ich entscheiden soll (die Schulleitung hat mir das dann abgenommen ... worüber ich nicht unbedingt glücklich bin). Mit der Info, dass das Mädchen allerdings selbst die Zweifel ihrer Mutter bzgl. Schulaufgabe und Termin mit einer Falschbehauptung zerstreut hat, wäre ich auch zu dem Entschluss, dass es keinen Nachtermin gibt, gekommen.

    Ich kenne aber genügend 11-Jährige, die gesagt hätten "Du Mama, da schreiben wir Schulaufgabe."


    Ich kenne auch genügend 11-Jährige, die - wenn der Lehrer am Montag nochmal dran erinnert, dass am Mittwoch Schulaufgabe ist - sagen würden, dass sie da einen Arzttermin jetzt plötzlich haben.


    Ich kenne sonst keine 11-Jährige, die (und das ist jetzt zugegeben eine neue Info, die ich auch erst heute bekommen habe) zur Mama, die durchaus Bedenken bzgl. des Termins und der Schulaufgabe hatte (beide wussten also von der Überschneidung) sagt: "Kein Problem, ich kann die Schulaufgabe in einer Parallelklasse mitschreiben." Sowas ist NIE gesagt worden, sonst hätte ich ja wohl gewusst, dass da ein Arzttermin im Raum steht.
    Es sieht also so aus dass
    -beide von der Überschneidung wussten
    - Mama sogar Bedenken hatte
    - Töchterchen mit einer unwahren Behauptung die Mama davon überzeugt hat, dass man an diesem Tag fehlen kann.


    Interessant finde ich auch die Frage der juristischen Bewertung - denn genau das haben einige Kollegen/Kolleginnen ebenfalls gesagt (es wäre juristisch nicht durchsetzbar). Interessant allerdings, dass bisher weder diese Kollegen/Kolleginnen noch die Schulleitung noch ich dazu wirklich aussagekräftige Belegstellen gefunden habe(n). Dafür eine ganze Menge Schulen, die explizit in ihren Elterninfos genau dieses Vorgehen (keine Befreiung bei voraussehbarem Termin = Note 6) ankündigen und wohl auch so halten.
    Andererseits mag die juristische Lage auch auf Grund der verschiedenen Ländergesetze durchaus unterschiedlich sein.

    In der Unterstufe hängt bei uns in jeder Klasse eine Seitentafel, auf die jeder Lehrer die Hausaufgaben schreibt. So kann jeder Lehrer sehen, was die Klasse schon von anderen Fachlehrern aufbekommen hat - zumindest bekommt man einen Eindruck, ob das schon recht viel ist oder nicht.

    Ich habe im Referendariat von meinem Englisch Seminarlehrer den Satz mit auf dem Weg bekommen: SIE müssen mit den Noten ihrer Schulaufgaben und dem Schnitt leben können - nicht der Fachbetreuer.


    Wenn ICH der Ansicht bin, dass die Aufgaben doch zu leicht waren, dann mach ich halt einen strengeren Schwellenwert (es sei denn, ICH bin der Ansicht, dass die Schüler/innen auch mal eine etwas leichtere gute Note verdient haben).


    In unserer Englisch-Fachschaft wurde vereinbart (vor meiner Zeit), dass in der Unter- und Mittelstufe die 4 bei 60% beginnt (in Abgrenzung zur 5). Man muss also 60% richtig haben, sonst gibt es eine 5. Das stammt meiner Ansicht nach noch aus der Zeit, als Lücken geprüft wurden, wo es eine 50% Rate-Trefferchance gab. Solche Aufgaben stelle ich nicht und deshalb ist mir hier der Fachschaftsbeschluss weniger wichtig als mein Gefühl dafür, dass die Noten, die draufstehen, die "verdienten" Noten sind - und deshalb liegt der Schwellenwert für meine Schulaufgaben öfters dann doch bei 50%.

    Stopp - die Schülerin wird wenn dann nicht für den Arztbesuch bestraft, sondern dafür, dass sie die Regeln, die für so einen Fall gelten, nicht eingehalten hat - und diese Einhaltung wird bei uns eben auch schon in der 5. Klasse verlangt. Ist auch meiner Ansicht nach kein besonderer Anspruch.


    Ich frag mal jetzt genau so scharf zurück: Ihr müsst ja geringe Ansprüche an Euere Schüler haben, dass Ihr nicht mal erwartet, dass sie sich für vorhersehbare Termine gemäß der Haus- und Schulordnung entschuldigen.


    Weitblick - also sorry, aber das Wort geht doch hier wohl völlig an der Situation vorbei. Die Schülerin wusste am Montag sowohl, dass sie am Mittwoch Schulaufgabe schreibt als auch um ihren Termin. Auch von einer Schülerin der 5. Klasse erwarte ich da, dass sie da irgendwas sagt.
    Dazu braucht es keinen Weitblick.


    Schülern und Eltern wird am Schuljahresanfang schriftlich und vom Klassleiter mündlich erläutert, wie solche Arzttermine gehandhabt werden - eben mit vorheriger Befreiung. Wenn ich der Schülerin (und den Eltern) jetzt zugestehe, dass sie diese Information "vergisst", ihr dafür "der Weitblick" fehlt, dann kann ich mir für die 5. Klasse die komplette Haus- und Schulordnung schenken.


    Übrigens: Die ganze Sache ging so aus, dass ich zunächst mal die Schulleitung informierte (muss ich machen und auch zu meiner Absicherung, egal wie ich entschieden hätte) ... und die nach Telefonat mit der Mutter ohne Rücksprache mit mir (fand ich dann weniger gut) zur Entscheidung kam, dass es keinen Nachtermin gibt (ehrlich gesagt irgendwie zu meiner Überraschung).

    Nun sind das aber doch Dinge, die von verschiedenen Lehrern auch ganz verschieden gehandhabt werden - vergleiche die Diskussion über Alkohol auf Klassenfahrten.


    Kopieren: Den Kompromiss gibt es auch in Bayern - ich kenne keinen Lehrer, der ganze Werke von vorne bis hinten kopiert.


    Was Lehrerfreiplätze und Umlagen auf Schüler betrifft, mag es in Bayern ganz andere Regelungen geben.


    Das heißt, aus "pädagogischen Gründen" die Regeln biegen ist eine sehr individuelle Sache, liegt sehr stark im subjektivem Ermessen des Lehrers ... und ist damit stets zu hinterfragen (was mit der Diskussion hier auch meine Absicht ist). Jedenfalls finde ich, dass es von keinem Lehrer erwartet werden kann - denn man trägt ja auch die Konsequenzen, wenn das Verbiegen der Regeln negative Folgen haben sollte. Und von daher wäre ich auch vorsichtig, sofort zu urteilen, dass das eine Verhalten pädagogisch, das andere "Juristerei" wäre.

    Die Frage Pädagoge oder Schuljurist finde ich nun doch etwas überspitzt.


    Schließen sich Pädagogik und Regeln aus?


    Hat die Nicht-Durchsetzung von Regeln nicht auch eine erzieherische Botschaft?


    Den Präzedenzfall WIRD es geben. Vielleicht nicht an der ganzen Schule, aber in der Klasse. Im nächsten Fall werden die Eltern damit argumentieren, dass es hier einen Nachtermin gab. Es gibt einen Rechtsanspruch auf Gleichbehandlung ... warum hier Gnade, beim nächsten Mal nicht? Die Diskussion ist nur bis zum nächsten Fall rausgeschoben, wenn es hier einen Nachtermin gibt.


    (Ich tendiere übrigens entgegen Deinem Eindruck durchaus dazu, das Mädchen nachschreiben zu lassen - habe aber andererseits kein sonderlich gutes Gefühl dabei).

    Finde die Diskussion hier jetzt sehr interessant.


    Ich habe die Sache nun erstmal der Schulleitung übergeben (die will bei uns sowieso über sowas informiert werden) und die hat am Freitag ein Telefonat mit den Eltern geführt. Ich werde dann mal am Montag erfahren, was rausgekommen ist.


    Noch paar Anmerkungen:
    Ich habe auch in Bayern bei der Zeugnisnote einen gewissen Spielraum, ich kann mit Begründung auch bei 3,55 Notenschnitt z.B. eine Drei vergeben.
    Die Schülerin selbst stand zum Zwischenzeugnis genau zwischen Drei und Vier, eine Nichtversetzung wäre also wegen einer 6 nun nicht zu befürchten.
    Meine Arbeitsbelastung ist nicht der GRUND dafür, dass ich überlege, keinen Nachtermin zu geben, sondern ein weiterer Faktor. Wie schon gesagt, Eltern und Schüler (nicht alle, manche) übertreten in letzter Zeit vermehrt die festgesetzten Regeln und fast immer führt das zur Mehrbelastung von betroffenen Kollegen und Kolleginnen - gerade weil man "Gnade vor Recht" stellt ... und damit zum nächsten Regelbruch noch ermuntert.


    Edit: Und es wäre wohl kein Problem, die bestehende Regellage zu ignorieren und die Schülerin nachschreiben zu lassen. Ich denke nicht, dass mich jemand dazu ZWINGEN würde, in diesem Fall streng nach den Regeln zu handeln. Im Gegenteil, ich denke, es würde schwieriger werden, die Regeln durchsetzen zu wollen ... der leichtere Weg wäre also sicherlich (bis auf die Zusatzarbeit), die Schülerin nachschreiben zu lassen. Nur bin ich mir nicht sicher, dass es der richtige Weg ist, denn egal, was man sagt, man schafft einen Präzedenzfall, man gibt die Botschaft "Ihr müsst euch eigentlich nicht an die Regeln halten".
    Welchen Wert haben dann noch solche Regeln und welche erzieherischen/pädagogischen Wirkungen hat diese Botschaft auf lange Sicht auf Schüler/innen?

    Sie VERSUCHT, Dich zu provozieren. Ich kann gut verstehen, dass Dich das ärgert.


    Mal von disziplinarischen Folgen abgesehen, ich hätte (wenn ich die Ruhe bewahrt hätte) ihr gesagt, dass ihre Rechtschreibung katastrophal ist und sie dringend Extra-Übung benötigen würde. Die würde am Freitagnachmittag von 13 - 15 Uhr stattfinden. Das heißt, ich hätte ihr Nacharbeit verordnet. Das trifft sicher härter, als ein Verweis oder Ähnliches, vor allem wenn die Eltern das decken.
    Freitag ist bei uns Nacharbeitstag (an allen anderen Tagen ist für bestimmte Jahrgangsstufen Nachmittagsunterricht) und da ist immer ein Kollege da, der die Schüler beaufsichtigt. Der Lehrer, der die Nacharbeit anordnet, muss also gar nicht selber da sein (=> der Schüler könnte in dem Fall gar nicht wieder den gleichen Lehrer provozieren), sondern nur die Aufgaben, die der Schüler in der Zeit erledigen muss, dem Lehrer, der AUfsicht führt, rechtzeitig ins Fach legen.

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