gerade heute hatte ich wieder eine Diskussion mit meinen Schülern, die schulische und spätere akademische Leistungen für nicht lohnenswert finden. Als Beispiele mußten die aktuellen Plagiatsfälle herhalten, Menschen "die den goldenen Löffel halt von Geburt an im A*** stecken haben" (Zitat der Schüler) und gegen die man im Konkurenzsystem nicht bestehen kan.
Was ist das denn für eine sonderbare Argumentation? Es lohnt sich nicht zu studieren, weil
a) einige Leute von Geburt an reich sind und
b) einige Leute ihre Karriere wegen nachgewiesener Plagiate beenden müssen
?
Gegen diese Leute kann man "nicht bestehen"? Wieso denn?
Soll man lieber Friseur oder Schreiner werden, weil man auch mit einem BWL-Studium höchstwahrscheinlich nicht in die Vorstandsetagen der Deutschen Bank vorrücken wird und weil es geklaute Abschlussarbeiten gibt?
Ich würde mal mit den Schülern über den Ausdruck "sich lohnen" sprechen. Was haben die Leute für eine Vorstellung, für Wünsche, für Ansprüche an ihr Berufsleben? Wird man glücklich, wenn die Kasse stimmt? Wie wichtig ist mir ein *interessanter* Job und meine persönliche Entwicklung, wie wichtig ist es mir, dass ich mich beruflich verändern kann, wenn ich das wünsche?
Und wie sehr lasse ich mich von den Medien beeinflussen, die natürlich gern Skandale und Skandälchen heraushauen und dabei den Anschein erwecken, es würde nur noch gelogen und betrogen? Lohnt es sich nicht mehr, etwas zu kaufen, weil andere klauen?
Wenn bei der Diskussion herauskommt, dass ein Studium ohne ein fachliches Interesse tatsächlich für den erwähnten A* ist, egal wie golden die dort bereits vorhandenen Löffel sind, dann wäre das ein gutes Resultat. Ich glaube, diese Art Diskussionen werden von Schülern geführt, die nicht wissen, wo sie hinwollen. Es gibt ja auch welche, die das sehr genau wissen und nur den Weg dahin noch suchen.
Was ich manchmal bei Schülern vermisse, ist Anstrengungsbereitschaft. Ich meine jetzt gar nicht so sehr in der Schule selbst, sondern mit Blick auf die Zukunft. Wenn ein begabter junger Mensch sich nicht dort vervollkommnen will, wo er richtig gut ist, sondern eher danach guckt, was am chilligsten ist - dann stimmt mich das bedenklich.