Beiträge von Schubbidu


    Auch ich wäge natürlich Risiken ab und gehe sie zum Teil bewusst ein. In einem Glaskasten lebe ich sicher nicht. Ich unterscheide aber sehr deutlich, wo und gebenenfalls auch für wen bzw. durch wessen Verhalten ich Risiken trage.


    Im Privatleben klettere ich bspw. und zwar auch mit meinen Kindern (wenn diese mal alt genug sind). Im Berufsleben sieht die Sache anders aus. Da kann ich die Risiken nämlich viel schlechter kalkulieren, weil ich die Schüler und ihre Eltern viel schlechter kenne als das in Bezug auf mich, meine Kinder oder meine Freunde der Fall ist. Das heißt nicht, dass ich nie mit Schülern klettern gehen würde. Ich sage aber viel eher nein zu einem solchen Vorhaben.


    Und was das "Verkaufen" dieser Zurückhaltung gegenüber den Schülern und Eltern anbelangt: Nach meinen Erfahrungen akzeptieren sie das Argument, dass ich mich selbst vor rechtlichen Folgen schützen möchte, vor allen anderen Argumenten noch am ehesten.

    Zitat

    Original von Friesin
    Die Eltern haben dabei gar kein Mitspracherecht.


    Klar, wenn eine Klassenarbeit quasi als Dienstanweisung vom Chef eingestampft wird, hast du keine Chance. Dass die Eltern kein Mitspracherecht besitzen ist auch klar. Es gibt aber durchaus KollegInnen, die - egal ob in Bezug auf Direktion oder Eltern - einfach zu schnell den Konflikt scheuen und deshalb den Schnitt der KA nach oben rechnen. Auf diese Situation bezog sich auch meine Forderung nach Standhaftigkeit.

    Zitat

    Original von Friesin
    In manchen Fällen verführen diese Regeln dazu, die Ansprüche zu drosseln, um die Arbeit "durchzukriegen".


    Das mit dem "Durchkriegen" ist nach meinen Erfahrungen aber meist eine Frage der eigenen Standhaftigkeit. Ich darf halt nicht gleich einbrechen, wenn mein Direktor oder die Eltern mich dazu drängen wollen, eine Klassenarbeit nicht zu werten oder zum Ausgleich eine weitere anzubieten.

    Ich glaube auch nicht, dass hier in nennenswerter Zahl an entsprechenden Fällen benannt wird.


    Für mich spielt das aber auch eine untergeordnete Rolle. Ich habe es schon in einem anderen Beitrag geschrieben: Die Eintrittswahrscheinlichkeit ist spätestens dann völlig unrelevant, wenn der Fall tatsächlich passiert. Jeder, der bereits schwere Erkrankungen durchleben musste, weiß wovon ich rede.


    Als Konsequenz bedeutet das: Wenn ich Risiken, die für mich als Lehrer im Falle des Falles sehr unangenehme Konsequenzen haben könnten, mit recht einfachen Mitteln umgehen kann - und das Nicht-Anbieten bestimmter Veranstaltungen unter nicht 100% akzeptablen Bedingungen ist eine sehr einfache Lösung - dann verhalte ich mich entsprechend.

    Ich sehe das Ganze auch in einen größeren Rahmen eingebettet. Wir können nicht über die schleichende Entwertung der Haupt- und Realschule klagen, wenn wir an den höheren Schulen nicht bereit sind auch gewissen Mindeststandards durchzusetzen. Wer diese Hürden als Schüler nicht nehmen kann, sollte eben dann doch über eine andere Schullaufbahn nachdenken.


    Da Eltern aufgrund der allgemeinen bildungspolitischen Lage eben dazu neigen, ihre Kinder verstärkt auf das Gymnasium oder die Realschule zu schicken, auch wenn das Leistungsniveau und die Neigungen des Kindes in eine ganz andere Richtung weisen, werden solche Probleme wohl eher weiter zu- als abnehmen.

    Mal abgesehen von dem stoischen Bemühen um eine Leistungsverbesserung würde ich den Schülern ganz klar die Noten geben, die sie aufgrund ihrer Leistung verdienen. Zu Beginn meiner Arbeit als Lehrer habe ich bei mir die Tendenz beobachtet, den Schnitt in einem solchen Fall nach oben zu korrigieren. Dadurch wird das Problem aber nur verschleppt und du ärgerst dich unter Umständen über Jahre hinweg mit dieser Klasse rum.

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    Original von Rolf1981
    Hallo,


    ein Kriterienkatalog ist kritisch, weil pädagogische Maßnahmen ebenso wie Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen immer Einzelfallentscheidungen sein müssen. Bekommt ein Schüler z.B. am Schuljahersende im Verhalten eine "ungenügend" wegen zu vieler Tagebucheinträge, so ist dies juristisch problematisch, wenn diese auf Grund eines Kriterienkataloges zustande kamen. Haben die Einträge dagegen keine Konsequenzen, sind sie sowieso überflüssig.


    Zumindest haben wir das in Schulrecht so gelernt, ich bin aber kein Schuljurist.


    Hm, also ich glaube, da muss man ein paar Dinge auseinander halten. Eine Verhaltensnote ist keine Erziehungs- und Ordnungsmaßnahme im Sinne des Schulgesetztes.


    Was den Kriterienkatalog anbelangt: Jeder hat doch seinen individuellen Kriterienkatalog, nach denen Einträge vorgenommen werden, so oder so im Kopf. Was soll rechtlich daran verwerflich sein, wenn ich diesen im Sinne der Transparenz vereinheitliche und mich dann auch noch tatsächlich daran halte?

    Inflationäres Eintragen in das Klassenbuch ohne Sanktionierung führt nach meinen Erfahrungen dazu, dass die Schüler das Ganze nicht mehr ernst nehmen und anfangen, da ein Spiel draus zu machen. Deshalb sollten wirklich nur die gravierenden Auffälligkeiten ins Klassenbuch und ein bzw. eine geringe Anzahl solcher Einträge pro Schüler sollte dann auch deutlich spührbare Folgen haben.


    Ich habe da mit Absprachen auf Klassenkonferenzebene ganz gute Erfahrungen gemacht. Für die "kleinen" Probleme, die in der Summe aber auch erheblichen Ärger machen können - Schüler sind da ja oft sehr geschickt im Dosieren - kann man, falls nötig, andere Formen der Dokumentation wählen. So ließe sich z.B. eine Art pädagogisches Tagebuch führen, dass von den KollegInnen bei Bedarf gefüllt werden kann und an zentraler Stelle im Lehrerzimmer aufbewahrt wird.

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    Original von Hawkeye
    ich bin einfach jemand, der auf den gesunden menschenverstand - also den eigenen - vertraut und damit bin ich auch ohne juristische beratung einzuholen auf all meinen klassenfahrten gut gefahren.
    diese ständige frage nach der absicherung - ich halte übrigens den threadstarter hier für ein kluges und selbständiges köpfchen, d.h. ich beziehe ihn hier nicht ein - führt oft dazu, dass manche kollegien/kollegen sich dazu entscheiden, gar keine fahrten mehr zu machen. und einige der referendare, die ich betreue, wurden ebenso panikmäßig in ihren seminaren ausgebildet.


    Das mit dem gesunden Menschenverstand und dem Recht ist so eine Sache. Leider gibt es da oft keine nachvollziehbaren Bezüge. Ein Beispiel, das mir spontan einfällt, wäre das Thema Arbeitszimmer und die steuerliche Absetzbarkeit. Mein gesunder Menschenverstand sagt mir da eindeutig etwas anderes als die Gerichte.


    Es ist wohl eher eine Frage des Restrisikos, das man persönlich bereit ist zu tragen. Und da muss ich einfach sagen, dass mir gerade die vergangenen Monaten wieder klar vor Augen geführt haben, das auch eine extrem geringe Eintrittswahrscheinlichkeit unrelevant ist, wenn der betreffende Fall tatsächlich passiert.


    Die Frage, ob ich unter den gegebenen rechtlichen Rahmenbedingungen noch Klassenfahrten anbiete, sehe ich auch etwas anders: Wenn wir immer dazu neigen, die schlechten Bedingungen (z.B. Kostenerstattungsfrage) und die Risiken im Sinne der Schüler zu kaschieren, wird sich daran auch nichts ändern.

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    Original von Schubbidu
    Vielen Dank für den Hinweis. Intuitiv würde ich jedoch sagen, das du (zumindest in Bezug auf BW) nicht Recht hast. Ich werde das aber mal mit meiner Direktion abklären und das Ergebnis dann hier zurück melden.


    Also, da habe ich dann wieder etwas dazu gelernt. Meine anfangs geäußerten Zweifel muss ich ganz klar zurückziehen.

    Ich schließe mich den skeptischen Stimmen an und habe auch abgebrochen. Ich finde es ja schade, dass Nina da bislang keine Stellung zu bezieht. Eine entsprechende Diskussion könnte ja (insbesondere für sie und ihr Vorhaben) ganz interessant sein.

    Also ich sehe das anders. Ich lebe nun bereits seit einigen Jahren mit einer Küche ohen Dunstabzugshaube. Der Wasserdampf ist dabei nicht dass Problem. Problematisch sind kleine Fettpartikel, die beim Kochen ebenfalls in die Luft entweichen und sich dann im Umfeld des Herdes langsam aber sicher als feiner Film wieder ablagern.


    Wenn man dann z.B. nicht regelmäßig seine Küchenwände streicht, hast du auch an diesen nach einiger Zeit einen Fettfilm. Der muss lange Zeit garnicht als solches sichtbar sein. In anfälligen Bereichen fühlst du ihn aber bereits nach wenigen Monaten, wenn du mit dem Finger über die Tapete streichst. Irgendwann kannst du dann noch nicht einmal einfach mehr drübermalen, sondern musst erst mit Lauge ran, um die Tapete/den Putz zu entfetten.


    Das Gleiche gilt natürlich auch für Gegenstände, die im unmittelbaren Umfeld stehen und selten benötigt werden. Die kannst du dann regelmäßig in die Spühlmaschine stellen. (Damit meine ich übrigens nicht die Gegenstände, die evtl. auf Kochniveau stehen. Diese sind kaum betroffen. Wenn sich neben dem Herd aber ein Regal befindet, wirds für die auf Kopfhöhe befindlichen Sachen auf Dauer eben problematisch.)

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    Original von Susannea
    Woraus nicht?


    Ich vermute mal, dass er nicht weiß welche Versorgungsgruppe (also welche Zeile in der Tabelle) für ihn relevant ist. Als Beamter muss ich ja bspw. auch wissen, ob ich eine A12- oder eine A13-Stelle habe, um die Besoldungstabelle lesen zu können.

    Zitat

    [i]Original von klöni[/i Könnten auch schon die ersten Anzeichen von Burnout gewesen sein.


    Falls du es nicht eh schon tust, würde ich dieses "Bauchgefühl" ernst nehmen. Auch wenns schließlich doch nur eine Grippe war. Sich mal intensiver mit dem Thema Burnout-Präventiion außeinanderzusetzen kann wahrscheinlich niemandem aus unserer Zunft schaden. Bin selbst auch gerade dabei.

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