Shadow, ich habe versucht sehr ausführlich zu berichten warum es klappt und warum ich das System gut finde. Du bestreitest das einfach, ohne Argumente, ohne Beispiele.
Hallo,
ich hoffe, es wird jetzt kein Roman, was ich hier schreibe.
Anja, ich habe nicht bestritten, dass dein System, so wie DU es betreibst, nicht funktioniert. Schon in meinem 1. Posting habe ich geschrieben, dass es „solche und solche Schulen gibt und dass es letztlich darauf ankommt, wie der Lehrer es handhabt“. Es freut mich, wenn die Arbeit in deinen Matheklassen so funktioniert. Dennoch stößt mir etwas auf. So zum Beispiel das hier:
Auch bei mir arbeiten Kinder in den Ferien. Nämlich, die die im Grunde leistungsbereit sind, aber einfach Träumer oder Schnecken sind.
Sie könnten also mit mehr Zeit schon weiter sein und genau diese Kinder arbeiten bei mir auch mal in den Ferien. Alles auf freiwilliger Basis, aber schon mit meinem Wunsch.
Ich finde, das widerspricht sich, genau wie bei der Lehrerin, die Micky im Ausgangspost beschreibt. Wenn man doch nach so einem „individuellen und jeder in seinem Tempo Arbeitsplan-System“ arbeitet, kann man doch dann nicht ankommen und die Kinder in den Ferien arbeiten lassen, nur weil sie langsamer sind und schon weiter sein könnten?? Mal abgesehen davon, dass Kinder auch ein Recht auf Ferien haben. Finde ich äußerst fraglich.
Hast du denn so ein System wirklich schon unterrichtet?
Ja, das habe ich, da ich an eine Schule kam, die mit Arbeitsplänen arbeitete. Es war allerdings im Unterschied zu dir eine jahrgangsgemischte Klasse 1 – 4. Ich habe sowohl selbst damit arbeiten müssen, als auch einen Einblick in viele Klassen bekommen. Darüber hinaus habe ich an Schulen hospitiert, die ebenfalls mit Plänen arbeiteten.
Ich halte das Ganze für ein sehr schwieriges System. Es mag Lehrer geben, die das alles im Blick und im Griff haben, du gehörst vielleicht dazu, aber die scheinen selten zu sein. Obwohl fast alle Lehrer an solchen Schulen besonders engagiert sind und voll dahinter stehen, so habe ich es zumindest erlebt, steht die Umsetzung dann doch auf einem anderen Blatt. Es kommt viel zu wenig Lernzuwachs dabei rum. Ich persönlich kann und will nicht in dieser Weise arbeiten, weil ich sehe, dass
- die allermeisten Kinder mit Arbeitsplänen überfordert sind
- mindestens zwei Stunden täglich (Mathe und Deutsch) alleine vor sich hin gearbeitet wird und Gespräche über Unterrichtsinhalte nur sporadisch stattfinden
- viele Kinder unter ihren Leistungen bleiben und der Lernzuwachs gering ist
- die meisten Kinder die von ihnen geforderte und erwartete Selbstständigkeit und Selbstverantwortlichkeit für ihr Lernen einfach noch nicht haben (können)
Es wird meiner Meinung nach (zu) viel Selbstständigkeit von den Kindern verlangt. Das schlägt sich dann nieder in den Leistungen. An einer Schule war es zum Beispiel so, dass in einer Klasse weit über ein Drittel der Kinder eine Klasse wiederholen musste bzw. 3 Jahre die Schuleingangsphase besuchte. Da frage ich mich, ob das noch Sinn der Sache ist.
Wie gesagt, ich freue mich, wenn dein System, so wie du es umsetzt, funktioniert.
Alle Erfahrungen, die ich in dieser Hinsicht gemacht habe, gehen aber wirklich in eine andere Richtung. Mir tun die Kinder leid. Die einzigen, die meiner Meinung nach damit klar kommen, sind die wenigen wirklich leistungsstarken Kinder. Für Kinder mit Förderbedarf halte ich dieses System auch für gut, allerdings nicht, weil ich der Meinung bin, dass sie mit Plänen "mehr" lernen, sondern weil sie einfach mit ihrem Förderbedarf nicht auffallen, da sowieso jeder alleine vor sich hin arbeitet. Das ist wohl ein Vorteil für diese Kinder.
Für den Großteil (schwach bzw. normalbegabte Kinder) ist aus den Erfahrungen, die ich gemacht habe, dieses System eher von Nachteil.
LG
Shadow