hm,
ich finde, und das habe ich an anderer stelle gesagt, dass eine längere gemeinsame schulzeit der kinder sicher nicht die schlechteste entscheidung wäre. das problem ist und bleibt, dass man in bayern wenig raum für qualitative veränderungen hat (oder zumindestens für den gedanken besser werden kann). in einer perversen doppelmoral schielt man auf pisa und rühmt sich, dass man da so gut abgeschnitten hat - verwirft aber auf der anderen seite erkenntnisse, dass das bildungsssystem vielleicht nicht ganz so gerecht ist, wie alle glauben. aus ein und derselben schrift werden argumente für die gegensätzlichsten standpunkte gezogen.
ich bewerte den brlv protest eher als die angst davor, pfründe zu verlieren. ein blick in die regelmäßige verbandszeitschrift zeigt deutlich wessen geistes kind der verein ist.
vor allem scheint mir fragwürdig, immer das "gespenst" gesamtschule an die wand zu malen. ich kann meine aussagen jetzt nicht belegen, aber ich meine gehört zu haben, dass deutschland das einzige land in europa mit einem derart gegliederten schulsystem ist - will man jetzt die absolventen anderer länder alle irgendwie als "gesamtschuldeppen" abstempeln? ich finde dieses schreckgespenst immer schon etwas mager.
dass diese entscheidung jetzt getroffen wird und wieder mal so halbherzig, lässt in mir allerdings auch die furcht entstehen, dass wieder gestückelt wird bis zum gehtnichtmehr. erst r6 holprig umgesetzt, dann das g8 noch viel planloser eingeführt und nun das, alles wieder rückgängig. wieder neue lehrpläne, neue schulbücher - aber alte lehrer, alte schulgebäude usw.
und noch zur durchlässigkeit,weil ich das neulich mit meinen schülern diskutiert habe. schön und gut, dass die durchlässigkeit gewährleistet ist über umwege, aber wir haben uns an anderer stelle gefragt, warum diese 43% auf dem herkömmlichen wege es NICHT schaffen das abitur zu erlangen? das ist doch verschwendung von ressourcen.
und ganz privat: ich persönlich war unter 80 abiturienten das einzige arbeiterkind, an der uni kannte ich nur zwei, die einen ähnlichen hintergrund hatten und wenn ich ins kollegium schaue, dann sieht das ganz ähnlich aus. höhere schulbildung ist nicht ganz so gerecht, wies scheint - in bayern ebenso wenig wie in anderen bundesländern. achja, ich bin in hamburg zur schule gegangen bis zur 8.en, habe (ein schlechtes) abitur in nrw gemacht und schließlich in würzburg studiert - ich muss wohl glücklich sein, dass ich überhaupt einebay uni besuchen durfte - bei der vorbildung.
die weitergehende beobachtung zeigt, dass an unserer rs grade mal 10 (von 620) schüler aus türkischen familien kommen, am gym gegenüber siehts genau so aus - an der hauptschule daneben dagegen liegt der anteil bei gewiss 40%. (anmerkung: dieses "schulzentrum" liegt nicht in der stadt, sondern im provinziellen raum).
ich bin gewiss kein miesepeter, aber ich sehe einige aspekte des hiesigen schulsystems, die mich nicht zufrieden stellen.
grüße
h.