Seit diesem Schuljahr bin ich Informatiklehrer und unterrichte Informatik in Bayern am naturwissenschaftlich-technologischen Gymnasium, bislang nur 6. und 7. Klasse.
Das ist eine Umstellung für mich, plötzlich Nebenfachlehrer zu sein, und einstündig obendrein. Und mit der 6. Klasse habe ich noch Schwierigkeiten, mit den drei 7. Klassen rutscht das gerade aber sehr schön. Denn:
* ich brauche nur eine mündliche Note pro Halbjahr => kein Notenstress
* es sollte, ehrlich gesagt, auch niemand wegen Natur und Technik (zu dem Informatik gehört) durchfallen, obwohl das Fach Vorrückungsfach ist
* die Schüler arbeiten trotzdem
* durch die Struktur des Unterrichts (2 Schüler pro Rechner) bin ich gezwungen, in Partner- oder Gruppenform zu arbeiten, wenn ich viel praktisch arbeiten möchte.
In der 7. Klasse macht man "vernetzte Strukturen", nachdem die Schüler in der 6. Klasse einfachere hierarchische Strukturen kennen gelernt haben (Ordnersystem am Rechner, Wirbeltier-Taxonomie). Dazu sollen die Schüler auch vernetzte Dokumente erstellen - über Word, oder besser gleich WWW-Seiten, oder was auch immer.
Also habe ich meinen Schülern ein Wiki eingerichtet und das entgegen der Wiki-Philosophie so eingestellt, dass nur die angemeldeten Schüler mitschreiben können. Jeder Schüler kann grundsätzlich bei jedem Beitrag den Text verändern, und die Schüler sollen sogar Rechtschreibfehler, die sie bei anderen entdecken, diese verbessern. Wer an welchem Eintrag schreibt, steht an einer Pinnwand im Computerraum.
Die Schüler arbeiten jetzt vier Wochen (=vier Stunden) an ihren Seiten. Sie sind noch nicht ganz fertig: Mit dem gegenseitigen Verlinken haben sie erst angefangen, und Bilder gibt es noch wenige; auch das gegenseitige Kommentieren (statt: Verändern) der Beiträge fange ich systematisch erst nächste Woche an.
Aber hier kann man schon die Baustelle sehen, ich lade ein, sie euch anzuschauen (Kommenteiren geht leider nicht):
http://rau.graf-rasso-gymnasium.de/wiki/
Schön ist, dass die Schüler auch zu Hause daran arbeiten können, wenn sie Internetzugang haben. Das hat nicht jeder, und deshalb verlange ich das auch nicht. Aber es ist schön, dass die Schüler eben tatsächlich viel zu Hause daran werkeln. (Ich kann das über eine Log-Funktion verfolgen.)
Die Schüler lernen dabei Probleme des Urheberrechts kennen, müssen sich selber organisieren, und arbeiten überhaupt ziemlich selbstständig. Ihre Leistung ist für die Mitschüler zu sehen, die auch - bislang noch höflich - dazu Stellung nehmen. Die Note gibt's am Schluss, die Kriterien sind bekannt.
Ich habe heute nämlich wieder drei Stunden Informatik gehabt, und das hat mir so gefallen, dass ich das hier mal posten will.