Beiträge von Herr Rau

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    Toll fand ich ja auch die kontroversen Diskussionen zur Kommasetzung hier. Ich werde meiner Tochter wohl beizeiten einschärfen müssen, praktischt nie einen Kommafehler ohne Diskussion zu akzeptieren. Auch wenn sie sich dafür die Regeln halbwegs einprägen muss.


    Wenn sie das will: Unbedingt! Dann hätte sie viel verstanden. Wenn ein Schüler solche Begriffe wie "Nebensatz" und "beiordnend" verwendet, um zu argumentieren, dann ist das schließlich ein Teil dessen, was der Sprachunterrricht will.
    Wie gesagt, manche interessieren sich für Sprache, andere nicht.


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    Ich denke, die Diskussion um Gross-/Kleinschreibung ist müßig, die Schlacht ist schon verloren. Den Kiddies und ihren Gewohnheiten gehört die Zukunft, wenn auch erst morgen.


    Ich sehe das weniger apokalyptisch, und auch nicht als Schlacht. Schließlich lernen die Schüler ja auch etwas im Laufe ihrer Schulzeit, ändern ihre Meinungen und Schreibungen und Gewohnheiten, und sind spätestens danach keine "Kiddies" mehr.


    Ich weiß gar nicht, ob insgesamt schlechter geschrieben wird, rechtschriftlich oder stilistisch. Es schreiben halt vor allem mehr Menschen als früher. Vor zwanzig Jahren schrieb mein Vater nie, seit fünfzehn Jahren schreibt er sehr viel - E-Mails. Und viele der Leute, die jetzt grässliche Texte verfassen, hätten früher gar keine geschrieben. Ich nenne das immer noch Fortschritt.


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    Aber die KL meiner Tochter schreibt Mails an mich ebenfalls "klein".


    Finde ich schwach. Außer du hast angefangen, dann ist sie vielleicht nur höflich. :D

    Ich bin fast der einzige aus meinem Studien- und Freundeskreis, der Lehrer geworden ist. Aber wir haben alle Sprachen studiert, lesen viel und sind sehr an Sprache interessiert. Deswegen sehen wir jeden Rechtschreibfehler, und wir korrigieren zwar auch nicht jeden wildfremden Menschen (aber auch das kommt vor) - aber jeden halbwegs Vertrauten. Und einander. Und wenn wir einen Fehler nicht korrigieren, dann sehen wir ihn trotzdem und denken uns unseren Teil. Das nennt sich Liebe zur Schrift und Sprache und ist natürlich eine Marotte. Aber diese Marotte teilen viele Schreib-, Sprach- und Lesefreudige, auch wenn sie nicht Lehrer sind. Meine Frau zum Beispiel, und hier wird ja wohl keiner was gegen meine Frau sagen wollen! X(;)


    Ich denke mir, mit Verlaub, bei jedem Schreibfehler meinen Teil, auch in diesem Forum. Ich sag aber nie was dazu, und das ist auch bislang *nie* thematisiert worden, soweit ich mich erinnere. Aber wenn schon mal so eine Vorlage kommt, dann darf man auch mal drüber reden.


    Nebenbei: Natürlich hemmt zum Beispiel die konsequente Kleinschreiberei das Verstehen. Und ich nehm die Kleinschreiber immer etwas weniger ernst als andere, die freundlich genug sind, mir das Lesen leichter zu machen. Einer hat immer die Mühe: Der Schreiber oder der Leser, und aus Höflichkeitsgründen sollte es der Schreiber sein, der mehr Arbeit investiert.

    Ich schließe mich allen und allem anderen an.
    Trotzdem Senf:


    Ein Satz (Haupt- oder Neben-) hat ein finites Verb als Prädikat, also ein unter anderem nach Tempus und Numerus markiertes Verb. Präsens, Präteritum, 1. Person, was auch immer.


    "Um zu schlafen" ist infinit; das einzige Verb darin ist ein Infinitiv (weder nach Tempus noch Numerus noch Person markiert).
    Ähnlich: "Gerade erst nach Hause gekommen, ging er sofort zum Kühlschrank." Da muss inzwischen auch kein Komma mehr stehen; der ganze Vorderteil ist wieder eine infinite Konstruktion, diesmal mit Partizip II statt mit Infinitiv. "Gekommen" ist auch nicht nach Person o.ä. flektiert.


    Diese infiniten Kosntruktionen können ebenso finale oder temporale Bedeutung haben wie Nebensätze, sind aber keine Sätze.

    Hm. Trotzdem, Animagus: Bist du sicher, dass dieser Nebensatz eingeschoben ist? Er ist es meienr Meinung nach nicht, der Fall ist völlig anders als die Duden-Regel 77.


    Vielmehr liegen meiner Meinung nach zwei nebengeordnete, gleichrangige Sätze vor, R76. Die werden durch Komma getrennt, außer bei folgenden Konjunktionen: und, oder, beziehungsweise, weder noch, entweder oder. (Wo das Komma allerdings erlaubt ist.)


    Allenfalls könnte man wegen dem "einerseits/andererseits" ein Komma verlangen, aber eingeschoben ist da nichts. Schau dir den Satz mal ohne das einerseits/andererseits an:


    "Sie tat es, weil ihr Freund sie darum gebeten hat(,) und weil sie die Götter respektierte."


    Das sind ein Hauptsatz und zwei nebengeordnete gleichrangige Sätze.

    Mein Alternativvorschlag:


    Hier stehen zwei Sätze gleichrangig nebeneinander, zwei kausale Nebensätze: "weil ihr Freund sie gebeten hat" und "weil sie die Götter respektierte". Sie sind mit der Konjunktion "und" verbunden, haben aber verschiedene Subjekte.
    Nach alter Rechtschreibung muss deshalb ein Komma stehen, nach neuer kann.


    Dass "einerseits, andererseits" spielt bei meiner Sichtweise gar keine Rolle. "Einerseits mag ich keinen Kaffee und andererseits wird mir auf Tee schlecht" - da ist ja auch ein "einerseits und andererseits", ohne dass ich da ein Komma setzen würde.

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    Es würde mich jetzt interessieren, ob sich das "mathematische Verfahren" einfach so eingeschlichen hat im Laufe der Jahrzehnte, oder ob nicht doch irgendwo ein Amtsblattauszug zu finden ist, der irgendetwas genauer festschreibt.


    Mich auch. Für Bayern/Gymnasium gilt: Der Fachlehrer macht aufgrund der errechneten und gewichteten Noten einen Notenvorschlag (gewichtet wird in den meisten Fächern schriftlich/mündlich im Verhältnis 2/1, nach MODUS 21 jetzt auch in den Sprachen 1/1 möglich).


    Die Klassenkonferenz entscheidet auf der Basis dieses Vorschlags, welche Note gegeben wird. Will der Lehrer bei 2,5 die bessere Note geben, kann er überstimmt werden, ebenso, wenn er die schlechtere Note gibt. Bei 2,2 und 2,7 wird sicher nicht nachgefragt, bei 2,4 und 2,6 hängt das Nachfragen/Abstimmen/Diskutieren von der Schule ab. Das sind aber nur Hausregeln, die helfen sollen, die Klassenkonferenzen kurz zu halten.


    Offiziell weiß ich von keinen anderen Vorschriften, schon gar nicht von Angaben, ab wann eine Note diskutiert/abgestimmt werden muss und ab wann nicht. Der Ministerialbeauftragte macht den Schulleitungen gegenüber aber sicher deutlich, wie er das am liebsten hätte.


    Würde mich aber auch interessieren, ob es da verbindliche Regeln gibt, also iregnd etwas, an das ich mich halten müsste.

    Das von Enya vorgeschlagene Vergleichen ist ein guter Ansatz. Es gibt allerdings nicht nur Schüler, deren Eltern sich um Nachhilfe kümmern oder sonst Druck machen, so dass die Schüler trotz schlechtem Unterricht gute Noten machen - es gibt auch Schüler, denen man tatsächlich nur einmal kurz etwas erklären muss, so dass sie es verstanden haben und anwenden können.
    Das heißt nicht, dass es die Lehrer damit gut sein lassen könnten, sie müssen sich auch um die anderen Schüler kümmern.


    (Ich sollte auch öfter Hefte einsammeln, verwende meine Zeit aber für anderes. Ein Dilemma. Weniger Stunden würden helfen, oder eine andere Organisation des Unterrichts. Anderes Thema.)

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    Also mir gefällt es, wenn Lehrer unaufgefordert erklären, dass...


    Ich glaube, dass dir das gefällt, keine Frage, und verstehe das auch sehr gut. Das heißt natürlich noch lange nicht, dass ein Lehrer dir zu Gefallen sein muss.


    Morgen gehe ich zum ersten Elternstammtisch meiner 5. Klasse. Bin zwar kein Klassleiter, gehe aber trotzdem hin. Das ist sicher formloser, und ich bin dort Gast und nicht Gastgeber oder Vertreter der Gastgeber, deshalb lege ich mir auch kein Konzept zurecht. Fragen beantworte ich dort gerne, auch private - welcher Lehrer beantwortet nicht gerne ehrliche Fragen?


    Allerdings: Auf mein Privatleben und meine persönliche Geschichte haben Eltern kein Recht, so sehr es sie interessiert, und das impliziert, dass sie mir auch keinen Vorwurf machen können, wenn ich bestimmte Dinge nicht automatisch sage.


    Aber ich freue mich schon darauf, dass mich die Eltern etwas kennen lernen. Dass ich sie kennen lerne, das ist bei diesen Abenden eher selten so.

    Ich sehe das auch so wie Sunrise. Verfolgungswahn ist ein unkluger und sachlich falscher Begriff, ähnlich wie Verleumdung und so weiter. Lasst uns das für andere Sachen aufheben. ("Herr Rau schlägt seine Kinder.") Nicht dass ich da Spezialist wäre; den Unterschied zwischen "libel" und "slander" kenne ich, ob's Verleumdung und üble Nachrede überhaupt gibt und was der Unterschied ist, weiß ich nicht.


    Andererseits, so schlimm ist Gremline auch wieder nicht. Es gibt halt zur Zeit einen Schwung von neuen Forenteilnehmern, die nur stänkern oder ihre Meinung bestätigt haben wollen, und ich verliere da ein wenig den Überblick. Gremline gehört aber wohl nicht dazu.

    Rechtlich darf man damit für den Unterricht so ziemlich machen, was man will, denke ich. Urheberrecht ist da kein Problem.


    Bei Goethe und so weiter, bis weit nach 1900, hätte ich keinerlei Bedenken bei der Anpassung, da wir ohnehin nicht nach der Originalschreibweise (was immer das jeweils auch heißen soll) schreiben. All diese Autoren sind in den Schulbüchern und gängigen Ausgaben der modernen Schreibweise angepasst. Genauso könnte man verlangen, dass wir noch in Fraktur schreiben, wo es zwei verschiedene Zeichen für den Buchstaben "s" gibt - dürfen wir dafür einfach ein gemeinsames Zeichen "s" verwenden?


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    Nein, natürlich darf man keine literarischen Texte verfälschen, damit sie "richtiger" werden. Das ist aber keine rechtliche sondern eine prinzipielle Frage.


    Hm. Robert Gernhardt hat in dem Band "Gedanken zum Gedicht" einen Aufsatz geschrieben: "Darf man Dichter verbessern?" Der ganze Band ist sehr vergnüglich zu lesen. Er kommt zum Schluss: Man darf.

    Ich weiß nicht genau, was eine Fachleiterin ist. (Bei uns gibt es Fachbetreuer.) Aber mit jedem normalen Lehrer sollte man reden können; ich würde also einfach sagen, dass es andere Aussprachemöglichkeiten auch gibt. (Nachdem ich das nachgeprüft hätte und mir sicher wäre.)
    Wenn die Fachleiterin ein zickiger Kollege ist und einen gar benotet, ist das schwieriger. Ist das denn so?


    Ein anderes Problem ist, wie sehr man konsequent britisches oder amerikanisches Englisch sprechen muss. Die meisten Schüler und auch Lehrer, denke ich, verwenden Mischformen, also meist britische Aussprache mit ein paar amerikansichen Varianten. Wenn du also hauptsächlich britisch sprichst und ein paar Wörter amerikanisch, dann hat die Fachleiterin sachlich Recht. Ich finde das allerdings sehr wenig wichtig, zumal das in GB ja ohnehin auch bei den Muttersprachlern so ist.


    Edit: Doppelposting wegen Gleichzeitigkeit. Wörterbüchern würde ich trauen, Schulbüchern dagegen übrigens nicht immer. Das neue Green Line ist zumindest in der ersten Auflage voller Fehler bei der Lautschrift.

    Ich vergleiche das Gedicht gerne mit dem Spenser-Sonett 15:



    Das bietet sich doch an zum Vergleich; das Shaekspeare-Sonnett ist fast eine Replik dazu. (Ich nehme meistens noch ein modernes Liebesgedicht dazu, in dem es ebenfalls um die Beschreibung der Geliebten geht. "Reported Missing" von Barry Cole.)

    Ich stehe um fünf vor sechs auf, und knippse das Licht meist zwischen halb elf und elf aus. Davor habe ich meist noch zwanzig Minuten gelesen.


    Manchmal gehe ich schon um halb zehn ins Bett. Ich bin erwachsen, ich darf so früh ins Bett, wie ich will!

    Freilich zählt das! :) Aber 30 heutige Schüler zählen noch mehr als unsereiner früher, denke ich.
    - Nebenbei: Ich frage mich immer wieder, wie verschieden die Schüler heute sind. Als Schüler kannte ich mehr oder weniger nur eine Klasse, und mich, und beide sehr gut. Als Lehrer kenne ich viele Schüler und viele Klassen, aber nur oberflächlich. Aber dazu hatten wir schon mal einen thread, glaube ich. (Jedenfalls beklage ich mich keinesfalls pauschal über die Jugend von heute.)

    Enja, das bei deiner Tochter ist wirklich sehr stressig. Ich hoffe, dass das nicht repräsentativ ist - an unserer Schule gibt es so etwas allenfalls in der Kollegstufe und an einem Tag und nicht für alle, sondern für einzelne Schüler. Anders geht das im gegenwärtigen System nicht, außer man bietet weniger Kurse an. (Je größer das Kursangebot in der Kollegstufe, desto häufiger sind solche Pläne.) Und das natürlich mit mindestens einer Stunde Pause.


    Solche Pläne würde es auch bei späterem Beginn geben, aber natürlich nicht nachhinten verschoben. Was sagt deine Tochter denn zu dem Vorschlag? Ich bin bis jetzt der einzige in diesem Thread, der Schüler gefragt hat, auch wenn die natürlich nicht unbedingt wissen, was am besten für sie oder die Gesellschaft ist.

    Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich in einer Schule unterrichte, in der viele Schüler vom Land kommen - wo die Busverbindungen sehr schlecht sind, so dass die Schülöer gezwungen sind, eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn in der Schule zu sein. Oder danach.

    Ich habe eine Stichprobe bei meiner 9. Klasse gemacht, ob ihnen 8-13 oder 9-14 Uhr lieber wäre. (Nicht dass das die realistischste oder beste Umsetzung wäre.) Das Ergebnis: Fast alle waren für 9-14 Uhr.

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