Beiträge von Herr Rau

    Meine Erfahrung ist außerdem, dass die negativ-Prognosen, die so einige Lehrer an Gymnasien oft zu schnell stellen, sich später in zu hoher Zahl nicht bewahrheiten.

    Meine nicht, so there. Ernsthaft, wenn ich so die Laufbahnen mancher Schüler anschaue, die in der 9., 10. Klasse scheitern, dann bin ich nicht überrascht, weil ich das in der 5. Klasse schon vorausgesehen habe. Aber wenigstens misstraue ich meiner Erfahrung grundsätzlich und harre wissenschaftlicher Erkenntnisse.

    Zitat

    Und dass erstaunlich viele Schüler mit großen Schwierigkeiten sehr wohl erfolgreich am Gymasium gehalten werden können

    Vielleicht, je nach Erstaunensgrenze. Aber wo hört da guter Unterricht auf und staatliche Nachhilfeeinzelförderung beginnt? Wenn die Parole lautet: einmal auf dem Gymnasium, immer auf dem Gymnasium, dann brauchen wir kein gegliedertes Schulwesen mehr. Wie gesagt: siehe Lehrplanauszug.

    Wenn die Ansage klar gemacht ist, dann wird halt im Unterricht ermahnt, vllt. ein 2. Mal, und dann heißt es Konsequenz.

    Gar so einfach ist das leider wirklich nicht. Wirklich wirklich nicht. Mit Verlaub: dann könnte wirklich so ziemlich jeder ohne pädagogisches Gespür den Job machen. Wäre vielleicht schön, wenn. Ist aber nicht so. (Jedenfalls nicht bei dem, was du dir als Konsequenz vorstellst.)

    Sehe ich genauso, Scooby, von der Gymnasialseite aus. Wenn das Gymnasium nicht die richtige Schule ist, dann sollte der Übertritt an die Realschule nach der 6. Klasse erfolgen. Später wird das auch nicht unbedingt leichter, auch wenn eine Fremdsprache wegfällt. Geschenkt wird einem Mathe an der Realschule auch nicht, das sei teilweise schwieriger als am Gymnasium. Und vor allem hat die Frustration der 6., 7., 8., 9. Jahrgangsstufe, bevor die Schüler dann doch wechseln, schon die Schulzeit vergällt.

    1. Zum Gymnasium:


    "Das Gymnasium sieht seine Aufgabe darin, alle Schüler gezielt zu fördern, die sich aufgrund ihrer Begabung, ihrer Einsatzfreude, ihres Leistungsvermögens und ihrer Leistungsbereitschaft für ein Studium und für herausgehobene berufliche Aufgaben eignen.
    Schüler des Gymnasiums sollen geistig besonders beweglich und phantasievoll sein, gern und schnell, zielstrebig und differenziert lernen sowie über ein gutes Gedächtnis verfügen. Sie müssen die Bereitschaft mitbringen, sich ausdauernd und unter verschiedenen Blickwinkeln mit Denk- und Gestaltungsaufgaben auseinanderzusetzen und dabei zunehmend die Fähigkeit zu Abstraktion und flexiblem Denken, zu eigenständiger Problemlösung und zur zielgerichteten Zusammenarbeit in der Gruppe entwickeln."


    2. Mehr Forendisziplin:


    Wenn es darum geht, vom Thema abzukommen: gern. Aber dann nicht nur bei den genannten, bei denen - wenn man ehrlich ist - weniger thread drift das Problem ist als die unpopulären Ansichten, sondern bei allen, die vom Thema abkommen. Und das passiert ständig.
    Das Problem ist eher, dass in einem Forum jeder das letzte Wort haben möchte. Klar schaukelt sich das hoch. Einfach mal aufs letzte Wort verzichten und einen Beitrag unkommentiert verhallen lassen?

    Uhm, jetzt mal eine kleine Pause in den ad hominems, zu denen sich Silicium immerhin nicht herablässt. Für ein Gymnasium in Bayern - nur dazu kann ich etwa sagen - hat er völlig recht und Elternschreck auch. Stühle werfen, hallo?


    "Aufgabe des Lehrers ist, sich nach vorhandenen Lösungen umzusehen, diese einzufordern und zu suchen, und kein Kind einfach aufzugeben, weil es nicht ins Raster passt."


    Nein. Es ist nicht Aufgabe des Gymnasiums, Schüler mit aller Gewalt am Gymnasium zu halten. Siehe Lehrplan und Gymnasiale Schulordnung. Richtig ist, dass Verhalten so gut wie nicht dazu führen kann, dass man das Gymnasium verlassen muss, sondern nur Leistung. Wer Stühle wirft, ist tendenziell aber auch nicht gut.


    Das mag ein Argument sein gegen das mehrgliederige Schulsystem. Das Gymnasium leistet sich den Luxus, Schüler an andere Schularten zu übergeben, wenn die Schüler schlechte Leistungen bringen - statt zu versuchen, alle irgend mögliche Leistung aus ihnen mit allen Mitteln herauszuholen.

    Ähem, wird es nicht Zeit, dass hier wieder gefordert, den Thread zu trennen, oder gilt das nur für unliebsame Beiträge?


    Schräge Kultfiguren gibt es viel zu wenig an Schulen, finde ich. Die gibt es allerdings in allen Varianten: ernst genommen oder nicht, Furcht einflößend oder nicht, beliebt oder nicht. Everything else being equal: mehr schräge Lehrer bitte.

    Sind der Verfasser des WP-Artikels und der Verfasser des Themenheftes evtl. dieselbe Person?

    Irrelevant. WP-Artikel haben keinen Verfasser im herkömmlichen Sinn, und wenn es sie gäbe, hätten sie deshalb noch lange keine Verwertungsrechte jenseits der CC-Lizenz.

    Aber natürlich kann man als verbeamteter Lehrer einen lauen Job machen! magister999, schön wenn du das bei deinen Lehrern nicht durchgehen lassen würdest - meine Realität sieht anders aus.
    Angebot und Nachfrage das Gehalt regeln lassen: gerne.
    Schwierigkeit des Studiums: sagen wir so, es gibt eine Korrelation zwischen Abiturdurchschnitt und Entscheidung für ein bestimmtes Lehramt. Dafür kann es natürlich verschiedene Erklärungen haben - wer auf dem Gymnasium nicht zufrieden war, studiert dann eben explizit nicht auf Lehramt Gymnasium.

    Das ist nicht persönlich gemeint, aber solange Du keinen empirischen Gegenbeweis bringst ist dieser Fakt richtig.

    Eine etwas einseitige Auffassung wvon Wissenschaftlichkeit. Solange es für ein behauptetes, unbewiesenes Faktum keinen empirischen Gegenweis gibt, ist es richtig? -- Belastbare empirische Erkenntnisse gibt es in der Pädagogik ohnehin kaum welche, und das halte ich für ein Problem. Und dann bringen die Untersuchungen auch noch das falsche heraus, dass Mindmaps weniger bringen als stures Auswendiglernen etwa.

    Mein Traum wäre, dass alle Lehrer (einschließlich der Lehrpersonen im Kindergarten wie sie z.B. in der Schweiz genannt werden) auf einer Besoldungsstufe stehen. Entsprechend gleichwertig müsste aber folglich ihre Ausbildung sein. Sowohl von der Dauer, als auch von den Anforderungen. Dann erst würden die angehenden Studenten den anzustrebenden Abschluss nach Neigung und Interesse und nicht mit Blick auf den späteren Kontostand wählen.

    Ausbildung ist immer gut. Und der Vorschlag gefällt mir. -- Aber auch dann würden die angehenden Studenten den anzustrebenden Anschluss so wie jetzt wählen: sicher nicht mit Blick auf den späteren Kontostand, sondern abhängig davon, wie sehr sie die Fachwissenschaft reizt oder wie sehr sie kleine Kinder mögen. Noch ist es ja auch so, dass sich die Abischnitte der späteren Lehrer je nach Schulart unterscheiden, was im System implizit berücksichtigt wird. Sonst müsste man zugegeben, dass die Abischnitte nicht viel aussagen.

    Und die Kindergärtner? Denkt denn niemand an die Kindergärtner?


    Zitat

    meiner Meinung nach ist die Grundfrage doch folgende: Sollte die Bezahlung von Arbeitnehmern in Deutschland darauf beruhen, a) wie schwer die Ausbildung ist oder daran, b) wie schwer die eigentliche Berufsausübung ist?


    Gesellschaftlicher Konsens: selbstverständlich a) - Qualifikation entscheidet, nicht Schwere der Arbeit. Sonst gäbe es sehr viele Berufe, in denen man sehr viel mehr verdienen müsste als als Lehrer. Das Argument geht nach hinten los.

    Hm. Muss vielleicht an dem "Neues"-Knopf drehen, ich habe jedenfalls keine aktuelle Diskussion mitgekriegt mit dem Thema Bezahlung Grundschule/Gymnasium. Lief das unter einem anderen Thema? Ich war jedenfalls in anderen Threads - das Thema hatten wir schon einige Male - aus zur Zeit geltenden Gründen für eine unterschiedliche Bezahlung. Mittelfristig darf sich das gerne ändern - nach einer sachlichen Überprüfung von Studien- und Arbeitszeit und dem Verbot von Kettenrechnungen mit einem = und gemischten Grundrechenzeichen davor.

    Ich sehe das auch so wie Grisuline. Separate Wahlen für Klassensprecher und Stellvertreter; wenn es im ersten Durchgang keine absolute Mehrheit gibt, Stichwahl zwischen den Bestplatzierten. Vorher über das Wahlverfahren aufklären.


    Das halte ich für das Minimum, und auch das wird oft unzulässig abgekürzt.


    "Keine einzige Wahl wurde mit Überlegung gemacht, wer am besten geeignet ist und warum..."


    Daran kann man allerdings nur schwer etwas ändern; in der Unter- und Mittelstufe wird nach Kriterien gewählt, die nun mal nicht die des Lehrers sind.

    Von NRW weiß ich nichts. Erst mal zum Einstieg, hast du vielleicht schon, der Lehrplan NRW, der allerdings wohl nicht nach Jahrgangsstufen differenziert:
    http://www.ritterbach.de/lp_online/4725.pdf


    Hier habe ich den hausinternen Informatiklehrplan einer anderen NRW-Schule gefunden:
    http://www.hbg-troisdorf.de/fi…formatik/lehrplan_inf.pdf


    Für Bayern wäre bei Zeichenprogrammen (nicht: Bildbearbeitungsprogrammen) und Textvearbeitung die Objektorientierung wichtig - welche typischen Klassen gibt es bei Textverarbeitung (Zeichen, Absatz, Dokument, evtl. Liste und Tabelle) und wie hängen sie zusammen (jeder Absatz enthält n Zeichen). Ich weiß nicht, ob das in NRW eine Rolle spielt.
    Bei Tabellenkalkulation wäre in Bayern wichtig, den Funktionenbegriff einzuführen. Zwei Zellen dienen z.B. als Funktionseingabewerte, in einer dritte Zelle steht der Wert der Funktion. Der wiederum Eingabewert für eine weitere Funktion sein kann. Das mögen die Schüler nicht sehr, halten das für eine unnötige Verkomplizierung. Das ist dabei aber auch erst in Jahrgangsstufe 9 und noch nicht in 8, wo das vielleicht wirklich zu früh ist. Aber es ist hilfreiches Grundwissen für späteres Programmieren, wenn es um Methoden geht.


    Vermutlich bringt dir das alles nichts.
    Bei diesem hausinternen Lehrplan oben habe ich für 8 eine erste Programmiersprache gefunden. Wenn das bei dir auch inge, dann gib ihnen Python mit dem Zusatz VPython:
    http://vpython.org/
    Damit lassen sich sehr leicht 3D-Welten programmieren, objektorientiert oder - mein Vorschlag - erst mal nicht. Und mit VPython ist dein Schuljahr gerettet.


    Wenn es wirklich nur Office-Programme sein sollten... puh. Dann ist das nicht sehr informatisch. Was meine Acht- oder auch Elftklässler in Deutsch überhaupt nicht können: Formatvorlagen, automatisches Erstellen von Inhaltsverzeichnissen und Gliederungen, manueller Seitenumbruch. Ich lasse die Schüler gerne ein Dokument begleitend zu einer Schullektüre erstellen, bei dem das alles gefordert ist, dazu Bildeinbau, Aufzählungen, außerdem ein minimaler typographischer Anspruch. Protokolle und Lebenslauf üben? Bibliographieren?


    (Datenbanken sind nicht dabei, oder? Das wäre wieder ein ganz eigenes Kapitel.)

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