Es bleibt für mich dabei: die Wissenschaftsgläubigkeit heutiger Zeit ersetzt die Religion, was keinen Deut besser ist.
Heutige Zeit heißt: seit der Aufklärung? Und nein, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Wissenschaft fragt, was wahr ist. Woher weiß man, ob etwas wahr ist? Zugegebenermaßen letztlich immer nur durch das, was andere sagen: ich war noch nie Afrika, verlasse mich bei dessen Existrenz aber auf die Aussagen anderer. Davon abgesehen: woher weiß man, was wahr ist? Seit der Aufklärung, eigentlich schon früher, seit es wissenschaftliche Methode gibt, löst man das nicht durch Introspektion, nicht durch Gefühl, nicht durch Überlieferung und Autoritäten. Das alles aus guten Gründen. Sondern durch Theorien, Überprüfung durch Experimente, Überprüfung an der Realität, Überprüfung durch Öffentlichkeit und Peers. Und eben nicht durch: Ich habe das mal gehört oder gesehen. Auch selber mal gesehen haben reicht nicht. Das ist keine Glaubenssache. So funktioniert die Suche nach dem, was wahr ist. Bessere Möglichkeiten sind noch keine gefunden worden.
Das richtige Gegenargument muss lauten: mich interessiert nicht, was wahr ist, sondern was dazu führt, dass ich mich gut fühle. Das ist erst mal ein passables Argument. Ich glaube aber nicht, dass es mittel- und langfristig zum Wohlfühlen der größen Zahl beiträgt, wenn man die Wahrheit so wenig achtet, aber darüber könnte man streiten. Unserer geschmähten heutigen Zeit geht es bei all ihren Problemen so gut wie keiner zuvor. Das macht das Streben nach Wahrheit der letzten Jahrhunderte.
Leseempfehlung: G.C.Lichtenberg, "Über Gewitterfurcht und Blitzableitung" (Link, .odt ).
Heute mit Kollegin unterhalten, die an Lichtnahrung glaubt.