Beiträge von Herr Rau

    Was meinen denn meine bayerischen Kollegen zu dem Thema? Gibt es ernsthaft jemanden, der ein Handy im Unterricht vermisst?

    Wenn ein Handy im Unterricht eingesetzt werden soll, meines oder das von Schülern, erlaube ich das. Es gibt also keinen Grund, etwas zu vermissen. (Handyverbot als solches gibt's ja auch in Bayern nicht, es muss auf dem Schulgelände nur aus sein, wenn es nicht durch eine Aufsicht führende Lehrkraft erlaubt wird.) Für wie sinnvoll man das auch hält: umsetzbar ist es an meiner Schulart auf jeden Fall, mit anderen habe ich keine Erfahrung.

    Gegenbeispiel: die Firmen, d.h. die Schulen, an denen ich schon gearbeitet habe. "Schild" ist da, "Schild" wird benutzt, fertig. Ich glaube übrigens, dass so mancher privatwirtschaftliche Betrieb erhebliche Schwierigkeiten damit hätte, wenn sensible Firmendaten in der Cloud gelagert und über Facebook verteilt würde. Dass das nicht bei allen Unternehmen so ist, sei dahingestellt.

    Bist du sicher, dass das ein gutes Gegenbeispiel ist? Wenn Lehrer an Schulen nicht eben gerade Facebook nutzen würden, müsste man es doch nicht verbieten, oder? Also scheinen Lehrer an Schulen die Werkzeuge zu nutzen, die sie für nützlich halten - und eben nicht die unpraktischen, die man ihnen gibt.

    Facebook nicht für dienstliche Kommunikation: voll einverstanden.


    Keine Facebookseite für die Schule: Quatsch. (Gut, in BaWü darf man das, in Bayern soll man das nicht, obwohl das Verbot auch nicht explizit ein solches ist. Meine Uni hat jedenfalls eine, und für die gilt das gleiche wie für die Schule.)


    >Noch schlimmer finde ich das Argument, dass Schüler mit Moodle, lo-net
    >und Co angeblich nicht umgehen können. Hallo?? Wer sind denn nun die digital natives - die oder ich?


    Das Konzept der digital natives/immigrants ist Quatsch. Sinnvoller ist es, digital resident und digital visitor zu trennen - und das ist keine Generationen-, sondern eine Temperamentsache. Unter den den Schülern gibt es auch nicht viel mehr digital residents als unter den Lehrern.


    >Und alle anderen asozialen Netzwerke auch. Die Dinger haben keinerlei
    >Nutzen. Sämtliche dorrt gepflegte Kommunikation kann auch anders
    >erledigt werden.


    Das sehe ich sehr anders. Erst mal geht es nicht ums "können" - man kann alles, was man mit dem Computer macht, auch mit Bleistift und Papier machen, nur weniger anschaulich und deutlich langsamer. Die Frage ist, ob die Kommunikation damit leichter fällt. Und das ist so was von selbstverständlich der Fall. Natürlich geht auch alles ohne soziale Netzwerke. Muss ja auch, weil ich Schüler nicht ermuntern möchte, dorthin zu gehen. Aber zu leugnen, dass Facebook riesige Vorteile hätte, das geht glaube ich nur, wenn man, äh, keine sozialen Netze nutzt.


    >Wenn die Schüler mit den vorhandenen offiziellen Plattformen wie Lonet
    >oder Fronter nicht klarkommen, dann müssen sie es eben lernen. Das ist
    >schließlich auch eine Vorbereitung auf die wirkliche Welt.


    Genau. Wenn die Firma sagt, hier habt ihr ein umständliches Werkzeug, ihr müsst es nutzen, dann wird - in der wirklichen Welt - genau das nicht geschehen. Die Mitarbeiter in den Firmen weichen alle auf Doodle, Dropbox, Google Calendar und GoogleDrive aus, weil die Firma keine äquivalenten Werkzeuge zur Verfügung stellt.

    Schön, dass "seit den 1960er Jahren" der Anteil an Erwachsenen, die nicht lesen können, kleiner geworden ist, dass die "verschiedenen Diktat- oder Aufsatzstudien seit dem Zweiten Weltkrieg" keinen Abwärtstrend zeigen; richtig mag sein, dass "50 oder 100 Jahren [...] fehlerfreies Schreiben im gesellschaftlichen Alltag wie auch in der Schule viel wichtiger " war. Aber das hat doch nichts mit den letzten zwanzig Jahren zu tun.

    BW: Keine Ahnung.


    Bayern: Da gab es früher ein Fach Informatik, das dann mit anderen, nicht wirklich verwandten Fächern zu einem gemeinsamen Fach wurde, der ITG heißt. Darin unterrichten zur Zeit Fachlehrer, studierte Informatiklehrer, und studierte Lehrer mit Informatik-Zusatzkurs. Inhalte sind z.B. Maschineschreiben, CAD, Technisches Zeichnen, Datenbanken, Office-Software, Programmierung und Modellierung. Das Informatikstudium für Lehramt Realschule ist dem für Gymnasium gar nicht so unähnlich, nur dass die studierten Inhalte weniger mit dem aktuellen Lehrplan zu tun haben-

    Camtasia ist mir zu teuer. Ich nehme Camstudio für Windows (bei dem man bei der Wahl der Codecs aufpassen muss) bzw., für Linux etliche andere Programme. Wenn Java läuft und man das mit Schülern macht - auch eine gute Idee - bieten sich Webdienste an, etwa das erwähtne Screencast-o-matic, von denen es auch mehrere gibt.
    Hauptschwierigkeit allgemein: Der Ton muss stimmen, mehr als das Bild.

    Ich würde selber keine Facebook-Seite tragen. (Shirts mit MINT-Sprüchen darauf: unbedingt.) Ich würde Schüler mit einem "fucking" auf dem Shirt ansprechen und sie bitten, das nicht mehr zu tragen. In diesem Fall kann ich das auch nicht selber tragen. - Das hängt aber auch davon ab, welche Art Schule das ist und was dort akzeptiert ist. Kann man beides gut oder schlecht machen, Laissez-faire/Meinungsfreiheit und Korrektheit/Penibilität. (Das letzte Wort habe ich erfunden, hat nichts mit Penis zu tun, klingt nur so.)

    Foto von mir: ja.
    Kollegen dazu zwingen: nein.


    Mit dem Druck, das mein Bild dort ist, müssen die Kollegen leben. Und ich unterstütze jeden, der sein Bild da nicht haben will.


    Meins darf aber. Den Eltern muss man sagen, dass das eine Entscheidung ist, die jeder selbst treffen darf.

    Das ganze kommt bei uns im Fach Deutsch relativ häufig vor, jedes Jahr einmal, dass man sich schon Gedanken machen muss, wie man prinzipiell damit umgeht. 0 Punkte darf man wegen Unterschleif geben, Plagiat gehört nicht dazu. Zu Plagiat steht nichts in der Schulordnung. Man könnte - je nach Umfang des abgeschriebenen Texts - Unterschleif unterstellen, nach Anscheinsbeweis. Das ist aber schwierig, denn tatsächlich gibt es schwache Schüler, die Absätze aus Büchern oder Webseiten auswendig lernen und hinschreiben - und möglicherweise auch noch meinen, sie hätten da etwas Anerkennenswertes getan. Bleibt also der Plagiatsvorwurf.


    Es kam mal ein Schreiben aus dem Kultusministerium, dass man wegen Plagiat nicht grundsätzlich 0 Punkte/Note 6 geben darf, anders als beim Unterschleif. (Das Kultusministerium ist nicjht die Schulordnung, trotzdem muss man auf es hören.) Es kommt also auf Umfang und restlichen Inhalt an. Meine Lösung: Den betroffenen Bereich wie nicht vorhanden (also fehlend, nicht verwertbar) behandeln, und den Rest dann auch sehr, sehr kritisch lesen, und so zu einer Note kommen.


    Ich sage den Schülern vorher aber, dass Plagiate eine schlechte Idee sind. Sonst wissen die Dümmeren unter ihnen das nicht.


    Was ist, wenn der Schüler abschreibt *und* die Quelle nennt? Dann ist es auch kein Plagiat mehr, also einen Tick besser. Sage ich den Schülern. Wird ab mehr als ein, zwei Zeilen trotzdem negativ bewertet.

    Lesenswert:
    http://www.theatlantic.com/mag…or-your-introvert/302696/


    Nach dieser Sichtweise holen sich Introvertiete ihre Bestätigung von innen, Extrovertierte von außen. Schüchternen Introvertierten geht es gut, nicht schüchternen ebenfalls. Die schüchternen Extrovertierten, die sind die Unglücklichen. (Einigkeit über die Definition von intro-/extrovertiert gibt es nicht.) Selbst dieses Modell ist noch sehr einfach, vermute ich.


    Privat bin ich introvertiert und zurückhaltend, eine 1-2. Beruflich bin ich laut und vermutlich in der Mitte, 5.

    Ist es nicht so, dass man als Referendar nicht verbeamtet wird - aber trotzdem erst mal ein Referendariat macht - wenn angekreuzt hat, dass man in einer verfassungsfeindlichen Vereinigung war? Da gab es zumindest zu meiner Zeit diesen Fragebogen, einschließlich Kleintierzüchterveband der DDR, wenn ich mich recht erinnere. Und da hieß es immer, wenn man da ankreuzt, wird man erst mal nicht verbeamtet. Weiß aber nicht, ob das stimmt.


    (Schwören soll man nicht, aber eine Ehegelöbnis abgeben? Anderes Thema.)

    Ich frage das jetzt aus wirklichem Interesse, nicht (nur), weil ich diskutieren möchte: Findet ihr es wirklich anstrengender, Texte mit gemäßigter oder konsequenter Kleinschreibung zu lesen? Zumindest bei gemäßigter Kleinschreibung (also Satzanfang und Eigennamen groß) empfinde ich das nämlich überhaupt nicht so (wieder mal der Vergleich mit anderen Sprachen - ich finde es nicht anstrengender, einen französischen oder englischen Text zu lesen, nur weil dort bspw. Substantive eben nicht groß geschrieben sind).

    Ja, vermutlich weil ich mich an die Großschreibung gewöhnt habe und sie beim Lesen als Signale zur Orientierung im Satz verwende. Im Englischen vermisse ich sie keinesfalls; andererseits ist beim Englischen die Wortstellung weniger flexibel als im Deutschen. Ich habe etliche Romane in Kleinschreibung gelesen, hatte man in den wilden Siebzigern, das war jeweils anstrengend.

    In Bayern gibt es ein zentral administriertes Moodle für alle Gymnasien, das das Unterrichtsministerium (ursprünglich waren es die Ministerialbeauftragten, also eine Ebene darunter) zur Verfügung stellt. Vorteil: Kein Lehrer muss Admin machen; an jeder Schule gibt es einen Moodlebeauftragten, der die Kurse für die Kollegen einrichtet. Nachteil: Durch die zentrale und daher träge Installation noch eine alte Version 1.9x und wenig Konfigurierbarkeit für die einzelnen Schulen.


    (Für in ein paar Jahren ist ein bayerisches Bildungsnetz auf Basis eines erweiterten Moodle geplant, also dasselbe nochmal in einer Nummer größer. Bin skeptisch.)


    Ich bin der Moodlebeauftragte an meiner Schule und kriege das mit. Moodle ist recht hässlich und äußerst umständlich, aber dieses Angebot ist besser als nichts. Sechs, sieben Prozent der Lehrer an meiner Schule nutzen das, fast nur zur Kommunikation. Ich selber zur Kommunikation, Dateiablage, aber auch für Hausaufgaben und für Feedback/Abstimmungen.


    Dropbox ist so viel praktischer, aber datenschutzrechtlich bedenklicher und vor allem an unserer Schule nicht installiert. (Und wenn man nur die Webschnittstelle benutzt, verpasst man das beste.)

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