Beiträge von Herr Rau

    Du weißt das. Ich weiß das. Und viele - offenbar auch @Lehramtsstudent - wollen nicht begreifen, wie "nützlich" dummes Volk für diese Regierung ist... bedenke... die wollen "brave Sklaven"... intelligente Menschen geben doch zu viele Widerworte...

    Das klingt nach Verschwörungswahn. Allein schon der Gedanke "die", als gäbe es da ein "die", die verschieden von "uns" sind. "Diese Regierung" bezieht sich dann auch nicht auf alle möglichen, sondern auf ganz konkrete, also die der letzten siebzig Jahre oder welche genau? Bundesregierung oder Länderregierungen? Oder sind alle gleich - was wieder nach Verschwörungswahn klingt. Sklaven will niemand, das ist das völlig falsche Wort, da helfen auch Anführungszeichen nichts. Bildung und Intelligenz sind auch verschiedene Dinge, wenn du die gleich setzt, weiß ich nicht so gut, was du eigentlich meinst.


    @Miss Jones: ich weiß nicht, ob Du mich richtig verstanden hast.
    Wenn Du sowas sagst wie "dummes Volk für diese Regierung" denke ich an vertuschte politische Skandale usw., aber nicht daran, dass es das Ziel des Bildungsystems (!) sei, die Leute zu verdummen.
    Ich formulier's mal anders: Meiner Ansicht nach sollen die Leute genau so dumm oder eben auch schlau werden, so viele oder wenig Abiturienten "produziert" werden, dass es sich rentiert. Es ist eine Kosten-Nutzen-Rechnung, Bildung eine Ware.


    Nochmal anders formuliert: viele Menschen, insbesondere Lehrer, haben ein Bildungsideal, halten Bildung per se für einen unmittelbaren ideellen Wert. Ein Staat hat dies nicht, für ihn ist Bildung seines Warencharakters nach auch wieder ein Produktionsmittel ("Wirtschaftswachstum"). Wie viel von welcher Bildung nötig ist, liegt daran wie/was produziert wird.
    (Etwas theoretischer: Kinderarbeiter in Afrika holen nicht das Kobalt mit bloßen Händen aus den Minen weil sie kein Abitur haben, sondern weil sie das Kobalt mit bloßen Händen aus den Minen holen, brauchen sie kein Abitur.)

    Das ist etwas differenzierter, aber auch hier: Wer ist "diese Regierung"? Oder gilt das für alle Zeiten und alle Kulturen (Zentralafrika)? Aber dass der Trend zu Utilitarismus geht, ja, das sehe ich auch. Verbunden allerdings damit, dass möglichst viele Abitur machen, sie OECD, und steigende Zahlen.

    Der Punkt war, dass ich mich nicht erinnern kann, dass wir damals solcherlei Dinge selbstständig organisiert haben.

    Anekdotisch-persönliches ist immer ein bisschen schwierig: Aber ja, klar, haben wir, also ich zumindest (Magazine, Conventions, Reisen, Clubgründungen). Aber nicht in der Schule, wozu auch: Die war zum Lernen da. Wenn sich das geändert hat und nicht mehr privat stattfinden kann, dann wird das in die Schule verlagert. Das gefällt mir nicht, ist aber nachvollziehbar und womöglich richtig.

    Auf arte kam vor Kurzem eine Doku über die Entwicklung des IQ. Da hieß es, der IQ würde seit den 90er Jahren stetig sinken.

    Ach? Ich dachte, IQ ist normiert auf 100 und kann deshalb gar nicht sinken Und dass die Tests dazu im Gegenteil immer schwieriger werden - das heißt, bei IQ-Tests vergangener Jahrzehnte kämen heute bessere Ergebnisse heraus, weshalb die Tests immer schwieriger werden. - Wohlgemerkt, ich spreche von IQ und IQ-Tests und nicht von dümmer oder klüger. Aber weiß da wer mehr oder hat diese Doku auch gesehen?

    In Bayern, Gymnasium, werden die SuS insofern schlechter, als ich das Material von vor zehn oder zwanzig Jahren nicht mehr benutzen kann, richtig. Das muss aber nicht schlecht sein - insgesamt werden die SuS wahrscheinlich besser, aber es gibt weniger Spitzen - und die kriegen nicht genug zu tun. Und dafür gehen andere Sachen besser als früher - vor der Klasse stehen; Gruppenarbeit; mündliches Englisch. Ob diese andere Sachen dann wirklich wichtig sind: schon wieder andere Frage.

    "Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."



    na, wer schreib das?
    Richtig: Sokrates. Vor 2000 Jahren.

    Nein, ich hab's mal recherchiert, weil es so gar nicht echt klingt: Das ist eine Ente. (Und selbst wenn nicht, würde das ja auch gar nichts heißen.)

    A15-Besetzungen, also nicht die stellvertretende Schulleitung, von außerhalb gegen den Willen der Schulleitung? Hört sich... seltsam an.

    Häufigster Fall: Jemand, der bereits A15 ist, wird an eine Schule versetzt und hat dort erst einmal keine Funktionsstelle. Dann muss er mehr oder weniger die nächste kriegen und nehmen, die frei wird, und jeder darauf wartende A14 hat Pech gehabt.

    Das Gefühl kenne ich schon lange nicht mehr. Ja, zu Prüfungsterminen, da würde ich mich wahrscheinlich reinschleppen, zu allem anderen - Lehrplanerfüllung, Prüfungsvorbereitung - nicht; ich weiß, dass ich überhaupt nicht unabkömmlich bin und dass das keiner von uns ist. Das gilt auch für Schulleitung, Stundenplaner, Oberstufenkoordinator, Systembetreuer - es hat noch immer irgendwie geklappt.

    Unter Kontrolle von kognitiven Grundfähigkeiten, sozioökonomischem Status,Bildungsniveau der Eltern, Wohlstandsinvestitionen, kulturellen Ressourcen, kulturellen Aktivitäten und kommunikativer Praxis sinkt die Gesamtleistung des Schulverbandes (also sowohl mit als auch ohne Migrationshintergrund) ab >40% Kinder mit Migrationshintergrund signifikant ab, das war Teil der PISA-E Studie, wer nachlesen möchte: Klick mich!

    Ja, in der verlinkten Studie allerdings differenzierter: "Der Leistungsnachteil in diesen Schulen, von dem Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund gleichermaßen betroffen sind, scheint allerdings nicht spezifisch an den Migrantenanteil gekoppelt zu sein, sondern mit einer mehrfachen Benachteiligung der Schülerschaft einherzugehen. Es handelt sich hierbei um Schulen, in denen viele Schülerinnen und Schüler nicht nur aus zugewanderten Familien stammen, sondern auch im Hinblick auf den sozioökonomischen Hintergrund und die kognitiven Grundfähigkeiten über wenig günstige Eingangsvoraussetzungen verfügen. Diese Aspekte der Benachteiligung sind in einem Maße konfundiert, dass sich ihre Effekte kaum voneinander trennen lassen."


    Die Schlussfolgerung "nicht ghettoisieren" teile ich allerdings voll und ganz.

    Das ist die Stundentafel für den sprachlichen Zweig, im häufigeren naturwissenschaftlich-technologischen Zweig gibt es Chemie in 8-11, Informatik in 9-11, Bio nur 8-10, davor Naturundtechnik, aber dafür keine dritte Fremdsprache.

    In Bayern gibt es bei Unterschleif 6, und die Möglichkeit, nur einen Teil als ungenügend zu werten, existiert nicht. (Sie gefällt mir auch nicht.)


    Grundsätzlich gibt es auch in Bayern in Deutsch nur Aufsätze, aber es gibt einen zentralen bayernweiten Ankreuztest, der als kleine Leistung gezählt werden kann oder zusammen mit einer weiteren, schulinternen, Prüfung gemeinsam als Schulaufgabe (große Leistungserhebung). Viele Schulen machen das mit dem ergänzenden schulinternen Test, so dass das Kultusministerium gerne zurückrudern würde und verlangt, dass dieser Test noch umfangreicher als der zentrale sein muss, weil das sonst insgesamt nicht schulaufgabenwertig sei. (In Englisch, ähnlicher Fall, ist das keinesfalls so.)


    On topic: So wie gingergirl oben. Den Fachbetreuer geht das am wenigsten an. Die Eltern können sich an den Ministerialbeauftragten wenden und die Note überprüfen lassen; die Chance ist nicht schlecht, dass der am Test etwas auszusetzen hat (da gibt es gerne etwa szu mäkeln), an der 6 aber wohl kaum.

    Würden Krankenhausärzte auf die Idee kommne, ihre Patientedaten auf ihren selbstmitgebrachten Tablets zu speichern und sich zur Sicherheit gleich noch eine private Cloud einzurichten? Oder Polizisten? Oder Finanzbeamte? Oder Pflegedienstmitarbeiter?

    Nennt sich Schatten-IT und gibt's in jedem größeren Unternehmen. Wenn die IT-Abteilung keine brauchbare Software zur Verfügung stellt, man aber arbeiten will oder muss, dann weicht man auf andere, nicht vorgesehen aus. Betriebsgeheimnis hin, Datenschutz her. Doodle, Google Calendar, Dropbox, und was bei uns in der Schule alles an portable software läuft, will der Systembetreuer gar nicht wissen.

    Ich würde den Eltern raten, gegen die Entscheidung der Schulleitung einen begründeten Widerspruch zu schreiben. Ihr werdet sehen, wie schnell die SL springen wird. Und dann ist der Fachlehrer und der Klassenlehrer schuld an dem Dilemma. Wetten??

    Beschwerde ja, Widerspruch nein: Das Zwischenzeugnis ist kein Verwaltungsakt.

    In Bayern wäre das Vorgehen der Schulleitung bei einem *Jahreszeugnis* korrekt: Diese Noten legt die Klassenkonferenz fest, und die ist verantwortlich, und vor der hat sich der notengebende Kollege zu rechtfertigen. Wieso sollte der danach ohne die anderen einfach die Note ändern können? Tatsächlich müsste da schon wieder eine Klassenkonferenz zusammentretenund das neu beschließen.


    Aber: Manchmal nehmen Schulleitungen da eine Abkürzung. Das ist vielleicht sogar manchmal sinnvoll. Aber die Grenzen zwischen Kurzem Dienstweg und Umgehung von gesetzlichen Regelungen (vulgo: Korruption) sind nun mal fließend.


    Beim *Zwischenzeugnis* gilt das alles in Bayern nicht, soweit ich weiß (müsste aber nachschauen). Da spricht nichts gegen eine Änderung.

    Bei mir (Bayern, 33% Teilabordnung) lief das ganz formlos über die Uni selber. Die wollte dann vor allem ein Gespräch, und danach Staatsexamensnote und letzte Beurteilung (weil das Kultusministerium darauf bestand). Ich habe Anschreiben und Lebenslauf mitgeschickt, das war's. Der Uni selber lag gar nichts vor. -- Aber das mag in SH und über das Ministerium wieder ganz anders sein.

    Interessieren tät's mich auch. Wie bei manchen schulpolitischen Entwicklungen will's danach wohl keiner mehr gewesen sein. Ich tippe auf Modesache.


    (Ungünstig am Punktesystem: Während eine 3- noch in der oberen Hälfte der Noten und damit akzeptabel ist, sind 7 Punkte gefühlt abgrundtief schlecht, nicht mal die Hälfte der möglichen Punkte.)

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