Beiträge von Herr Rau

    Hier findet mal wieder eine moralische Bewertung statt, die ich tatsächlich problematisch finde. [...]
    Es gibt den Begriff der Strafmündigkeit [...]
    Es bleibt dir natürlich unbenommen, das ganz anders zu sehen. Nur wirst du auch damit leben müssen, dass andere deine Perspektive da nicht teilen.

    Strafmündigkeit und alle anderen Begriffe aus dem Strafrecht spielen hier keine Rolle. Ich halte es für Augenwischerei, das Thema darauf lenken zu wollen. Niemand will Aiwanger anklagen, niemand will ihn von einem Amt ausschließen (anders als Stoppt-Strauß-Buttonträgerinnen), die Frage, ob das sinnvoll ist oder nicht, stellt sich gar nicht. Wenn etwas legal oder verjährt ist, darf man selbstverständlich gesellschaftliche Kritik daran äußern. Oder etwa nicht?


    Ja, es findet eine moralische Bewertung statt. Die ist oft problematisch, das stimmt, aber gerade bei Politikern und Politikerinnen halte ich eine moralische Bewertung für absolut statthaft und angebracht. Es bleibt auch dir unbenommen, das anders zu sehen. Es bleibt dir auch unbenommen, Aiwangers Verhalten moralisch anders zu bewerten als etwa ich.

    Der Text wurde vor 35 Jahren vom Bundespräsidenten ausgezeichnet, hat seitdem niemanden interessiert und wird kurz vor einer Wahl aus der Versenkung geholt? Das stinkt nach Rufmord.

    Hier verwechselst du die Texte, um die es geht. Die ausgezeichnete Arbeit wurde nicht aus der Versenkung geholt, sondern Aiwangers Machwerk. Ein schönes Beispiel für Wahrnehmungsfilter, also wenn man die Dinge so wahrnimmt, dass sie zur Meinung passen.


    Was stinkt, ist das Machwerk. Natürlich hängt das Timing mit der Wahl zusammen, aber nicht kausal, sondern korrelierend: Aiwanger hält die Hetzrede vor der Wahl, und wegen der Hetzrede wird das Ding an die Presse gegeben, die sich natürlich dafür interessiert. (Vorher war das Machwerk innerörtlich und innerhalb der Freien-Wähler-Führung bekannt, ging aber eben erst danach an die Presse.)

    Ich sehe das eher so, dass das eben nach Aiwangers Hetzrede im Juni lanciert wurde - da hat sich die Lehrkraft bei der Zeitung gemeldet, dann hat die Zeitung recherchiert, dann hat sie Aiwanger kontaktiert, auf Antwort gewartet, dann veröffentlicht. Es ist also wohl keinesfalls so, dass die Zeitung lange auf dem Material gesessen ist und gewartet hat.


    Ja, der Vergleich mit den Grünen ist, ganz unabhängig davon, ob überhaupt eine sachliche Grundlage besteht, nicht angebracht.


    Zur Ausgangsfrage: Bei uns hebt tatsächlich die Schule nicht nur Zeugnisse auf, sondern alles andere, was ich als Lehrkraft sonst bei mir zu Hause lagern müsste, also insbesondere jegliche Prüfungsarbeiten. Aber auch nur zwei Jahre. Es kann also nur jemand illegalerweise das Original aufgehoben oder, ebenfalls nicht statthaft, eine Kopie davon.

    Ich finde es schlecht, dass hier diskutiert wird, wie sich Homosexuelle zu outen haben oder nicht. Ein formales "Outing" wie in den, oh Gott, frühen 1990er Jahren im Fernsehen habe ich ohnehin noch nie erlebt; anscheinend haben aber einige hier schlechte Erfahrungen mit solchen Ereignissen gehabt zu haben, die eher an Gender-Reveal-Partys erinnern. Aber selbst dann halte ich das mit der AfD-Verharmlosung hier im Thread für bemerkenswerter, die ist leider nur wenigen einen Kommentar wert.

    Nachdem der Threadstarter die Notbremse gezogen hat, kann ich wohl die Gefahr eingehen, den Thread mit zwei Ergänzungen zu derailen: Vermutlich interessiert es erstens wirklich nicht viele im Kollegium, ob jemand heterosexuell ist oder nicht. Aber beim Outen geht es nicht darum, anderen grundlos etwas über sich zu erzählen, sondern weil die Alternative im Rumdrucksen oder in Notlügen besteht. Zumindest wenn man einen Partner oder eine Partnerin hat, muss man sich verkneifen, von zuhause zu erzählen, oder von Dingen, die man am Wochenende getan hat. Bei uns im Kollegium ist das durchaus Thema, man lädt einander auch zum Essen ein; kann sein, dass das an anderen Schule nicht so ist.


    Zweitens gibt es kein "Neutraliätsgebot" an der Schule, Schule ist nicht politisch neutral und darf es nicht sein. Schule will und darf nicht nur Fakten vermitteln und Naturgesetze, sondern auch erziehen - zugegeben, eher bei allgemeinbildenden Schulen, ich weiß nicht genau, welche Art BBS hier gemeint ist, weil das je nach Bundesland unterschiedlich ist. (Exkurs: Ist das ein Ex-DDR-Relikt, dass man nicht möchte, dass die Schule die Kinder erzieht, weil zu viel schlechte Erfahrung damit gemacht? In meinem Blog und auf Twitter selig bin ich immer nur mit Leuten mit DDR-Hintergrund deswegen aneinander geraten.) Es gibt den Beutelsbacher Konsens, der aber kein Neutralitätsgebot ist, schon gar nicht gegenüber demokratiefeindlichen Parteien. Ich darf sehr wohl aufzählen, was AfD-Mitglieder und -Funktionäre an rassistischen und homophoben Aussagen von sich gegeben haben. Das darf ich auch bei anderen Parteien; bei der AFD gibt es nun mal deutlich mehr davon. Es stimmt zwar, dass diese Partei nicht verboten ist, aber sie ist "in Teilen" rechtsextrem, faschistisch und wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Das darf man selbstverständlich auch in der Schule sagen. (Ob man es sollte, also ob es etwas bringt, hängt vom Einzelfall ab.)


    Zum Threadstarter selber: Du musst machen, was für dich selbst am besten ist. Das ist das Wichtigste. Was das ist, können wir hier schlecht sagen, nur die verschiedenen Möglichkeiten aufzeigen. Den Kontakt vermeiden oder konfrontieren, im Kollegium nach Vertrauten suchen, das hängt von dir und dem Kollegium ab. Ich würde immer nach Vertrauten suchen, aber vielleicht ist das an dieser Schule oder Schulart schwer.


    (War im Sabbatjahr und nicht im Forum. Ich hoffte auf Veränderungen, da wie dort.)

    Wenn "Beleidigung" tatsächlich nur noch juristisch sauber verwendet werden darf, dann ist das in der Tat sehr weit weg von einer Beleidigung. Ich halte das für keine Idee, sollen wir wirklich auf ein Wort "Rüpelhaftigkeit" oder so ausweichen, um das zu bezeichnen, von dem wir doch alle wissen, was gemeint ist? Nämlich ein Forenton, den sich viele nicht wünschen. Manche wahrscheinlich schon, die sehen das halt als flapsig oder harmlos scherzhaft.

    Die wissenschaftliche Ausbildung ist bei Sportlehrkräften möglicherweise ähnlich tief wie bei Musik. Deswegen ist die Bezeichnung "wissenschaftlicher Unterricht" nicht sehr geeignet: Es geht vielleicht eher darum, dass in Musik und vor allem Kunst und Sport weniger schriftlich geprüft wird, was eben weniger Arbeit macht. In der Oberstufe zählt das ja alles als wissenschaftlich.

    Arbeiten durfte man im Fernunterricht (und am Weiterbildungskolleg auch viel in Präsenz), sonst durfte man NICHTS.

    Aber das stimmt doch gar nicht? Bei allem pro und contra sollte man doch bei den Tatsachen bleiben, Einkaufen und Sport draußen ging ziemlich problemlos. Ja, viel war geschlossen, nur Drogerien und Supermärkte waren offen. Ob das sinnvoll war oder nicht, darüber kann man gern streiten, aber einen echten Lockdown wie in anderen Ländern gab es ja nicht.

    Ich würde über GPS gehen. Oder über Google Lens.


    Der Vollständigkeit, weil es - dazu weiter unten - vermutlich auch nicht gehen wird: Es gibt Skripte, die nicht nur zu einem QR-Code, sondern zu einem Foto ein Augmented-Reality-Objekt zeigen. Für den Nutzer: Man geht auf eine (gerne privat gehostete) Webseite, auf der geht die Smartphone-Kamera auf. Zeigt die auf ein bekanntes Objekt, geschieht etwas - AR poppt auf, oder ein Textfeld. Vom Datenschutz recht sicher.


    Hier etwa beschrieben, ich habe schon damit gearbeitet:

    https://medium.com/swlh/ar-js-…y-on-the-web-10cbc721debc


    Allerdings glaube ich leider nicht, dass zwei verschiedene Stoplerscheine deutlich verschieden genug für das Skript sind. Aber man könntes es mal ausprobieren.

    zu meiner These, dass die Standesämter aufgrund der in D herrschenden Anmeldebürokratie "in der Regel" das biologische Geschlecht der Kinder kennen, gab es zwei Äußerungen: in der einen wurde behauptet, dass lediglich das so genannte Hebammengeschlecht erhoben würde, und nicht das biologische und in der anderen wurde darauf hingewiesen, dass die Untersuchung der äußeren Geschlechtsmerkmale nicht mit dem tatsächlichen übereinstimmt.

    Jetzt verstehe ich tatsächlich, was du meinst, und stimme stimme dir bei deiner Meinung sogar zu. Du sagst, glaube ich: Hebammen kennen das (augenscheinliche) Hebammengeschlecht; das deckt sich in der Regel mit dem biologischen Geschlecht; deshalb kennen die Hebammen in der Regel das biologische Geschlecht. Ich halte das allerdings für unzulässig formuliert, für eine inkorrekte Verwendung von "kennen", und lasse nur die ersten beiden Sätze gelten. Und so verstehe ich sowohl die ursprüngliche Aussage als auch deine Interpretation.

    Ich wüsste nicht, welche Rolle Popper hier spielen sollte. Eher geht es um die Definition von Wissen: Etwas für wahr halten, was wahr ist, aus den richtigen Gründen. (Natürlich wird diese Definition viel diskutiert, sie reicht vielleicht nicht aus.) Und die richtigen Gründe sehe ich hier eben nicht: Seitenweise ging es in diesem Thread um das biologische Geschlecht (ein Nebelkerzen-Thema; ich halte die Frage für wenig relevant), und als Gründe dafür wurden nie äußerlich sichtbare Geschlechtsmerkmale angeführt.

    sei in der Regel nicht mit dem biologischen Geschlecht übereinstimmend

    So habe ich das nirgendwo gelesen; ich glaube, das hat auch niemand behauptet. Behauptet oder impliziert wurde, dass das Hebammengeschlecht nicht automatisch und immer mit dem biologischen geschlecht übereinstimmt. Das ist dann doch etwas anderes. Ist dir das Wort zu despektierlich oder wie kommst du darauf?

    Am Gymnasium in Bayern ist nichtwissenschaftlicher Unterricht Kunst, Musik und Sport in Unter- und Mittelstufe; in der Oberstufe zählt auch dieser Unterricht als "wissenschaftlich". Wer nur wissenschaftliche Fächer unterrichtet, hat am Gymnasium in Bayern ein Deputat von 23 Stunden, wer nur nichtwissenschaftlich unterrichtet hat 27 Stunden. Wer teilweise wissenschaftlich, teilweise nichtwissenschaftlich eingesetzt ist (sagen wir, Mathe und Oberstufensport und ein bisschen Unterstufensport) hat ein Deputat anteilig dazwischen.


    Die Bezeichnungen sind nicht glücklich gewählt. Aber zumindest wird im Ansatz einkalkuliert, wenn auch nur sehr behutsam, dass manche Fächer mehr Arbeit machen als andere.

    Ich finde die Fragen und Gedanken von O. Meier immer recht sachlich und sehr tiefgreifend.

    Wenn schon jemand das persönliche Fass aufgemacht hat (und es wäre schön, das in Zukunft geschlossen zu halten): Ich finde das nicht immer so, aber in diesem Thread sind die Beiträge von O. Meier sinnvoll und leider angemessen.

    zu 1.) Die im Stundenplan ausgewiesene "Stunde" ist keine Unterrichtsstunde im Sinne einer Deputatsstunde, sondern technischer Natur (siehe oben).

    Also in unserem Stundenplanprogramm kann ich eine Stunde für alle blocken, auch ohne dass die als Dummy-Stunde im Plan erscheint; technische Gründe fallen da aus. Da würde bei uns also schon mehr dahinterstecken als das schlichte Freihalten. Aber wer weiß, vielleicht gibt es tatsächlich Programme, bei denen das nicht anders geht. (Zum Rest nur: bei uns undenkbar, aber anderes Land und andere Schulform.)

    Es ging mir im Post eher darum, dass einige viel mehr machen als andere, die sich überall verweigern oder in den Sand setzen und damit durchkommen. Dann noch Kollegen, die sogar eigenes Geld und Freizeit opfern, um den Schülern tolles zu ermöglichen.

    Das sind möglicherweise beides Exteme, und hoffentlich gibt es viel dazwischen. Geld opfern: Bin ich dagegen und würde abraten, geht in BY am Gym glücklicherweise auch ohne. Das lässt sich messen. Freizeit opfern... was heißt schon Freizeit: zu den Dienstpflichten gehört (BY, Gym) nun mal mehr als nur Unterricht, insofern ist es nciht automatisch ein Opfern von Freizeit, wenn man außerhalb des Unterrichts etwas macht. Aber ja, da kann man zu viel machen.


    An meiner Schule gibt es in der Tat Lehrkräfte, die sich - soweit ich das weiß - verweigern; da ärgert es mich, wenn ich für sie mehr mache. Es gibt aber auch Lehrkräfte, die einfach nicht mehr können; wir haben auch längerfristige Krankschreibungen, andere stehen knapp davor. Für die arbeite ich gerne mehr mit, solange ich das leicht kann. (Besser wäre ein besseres System). Aber ich rede da leicht, ich habe jetzt erst einmal ein Sabbatjahr.

    Die einen machen weit mehr als nötig, damit die Schüler eine positive Erinnerung behalten,

    Zu dir kann ich nichts sagen, deshalb zu mir: Ich gelte vermutlich als jemand, der weit mehr als nötig macht, aber eher nicht, damit die Schülerinnen und Schüler eine positive Erinnerung behalten. Ich mache das für mich, weil es mir dann besser geht, oder weil ich halt nicht anders kann; außerdem arbeite ich sehr schnell, so dass der Aufwand oft nicht so groß ist, wie man meint.


    Ich stimme zu: Wer belastbar ist, kriegt mehr Arbeit. In gewissem Maß halte ich das sogar für fair.


    Der Stundenplan spielt in diesem Zusammenhang bei uns aber keine Rolle. Ich wüsste nicht mal, was bei Abendschule schlecht ist; mir wäre das liebste: spät anfangen und dafür mehr nachmittag. Ist Abendschule unbeliebt - weil schwieriger, oder weil man diese Zeit eher privat nutzen will?


    Ich trenne eher in: Kollegen und Kolleginnen, die glauben, mit Unterricht sei alle Dienstpflicht erledigt, und die, die das nicht tun.


    (Das mit dem schlecht vorebreiteten Unterricht: wollen die nicht oder können die nicht? Ich glaube immer mehr, dass unser Schulsystem darauf ausgerichtet sein sollte, auch mit mittelmäßigen Lehrkräften gut zu fahren. Das ist zur Zeit nicht so.)

    Was ich witzig finde, diejenigen die nicht gendern wollen sind die gleichen, die auch keinen Bock mehr auf Masken haben.

    Ja, das ist mir auch schon aufgefallen. Es ist so ein Spektrum von Putinversteher, Maskengegner, Corona-für-harmloser-Halter, Atomkraftschätzer, Ausgiebigduscher, Urlaubgutfinder auf der einen und den Entsprechungen auf der anderen Seite. Allein die Tatsache, dass da so viel korreliert, lässt vermuten, dass das nicht nur eine individuelle, psychologisch oder allein rational zu erklärende Haltung ist, sondern etwas Soziologisches. (Wenn man Schularten und Bundesland noch dazu nimmt, sicher noch mehr.) Auch diese Einsicht schreibe ich eher der einen Seite zu.


    Tatsächlich habe ich zum Beispiel mich hier kaum für oder gegen Gendern ausgesprochen, und niemand hier weiß aus diesem Thread, wie ich zu Doppelformen oder * oder : stehe. Ich beschränke mich darauf, nicht haltbare Argumente aufzuzeigen; das ist leichter.

    Nein, das würde Darwin auch sagen

    Nein. "Um zu" ist nicht Darwin, auch nicht moderne Evolutionstheorie. Das ist das teleologische Argument, von dem ich sprach. (Tatsächlich kann ich eine Lektüre von "The Origin of Species" nur empfehlen. Spannendes Buch, geschickt aufgebaut. Vor allem spannend die Stellen, wo er weiß, dass da noch etwas ist, das er nicht erklären kann: die Gene, wissen wir als moderne Leser.)

    Die Idee, die Biologie mache uns Vorgaben, wie wir unsere Gesellschaft zu gestalten haben, empfinde ich als grobes Missverständnis der deskriptiven Rolle von Wissenschaften.

    Ja. Lasst die sprachwissenschaftlichen und biologischen und teleologisch-evolutionären Argumente raus, die haben nichts mit irgendwas zu tun. Ein einfaches "Gefällt mir nicht/halte ich für unnötig/halte ich für schädlich" reicht.

Werbung