@ blue-airplane
ich habe genau SO eine Klasse, wie du sie beschreibst als dritte Lehrerin in ihrem ersten Schuljahr (nach Weihnachten) übernommen.
Anfangs habe ich fürchterlich viel geschimpft, habe getobt in der Klasse , habe aber immer auch nach Verbesserungsmöglichkeiten gesucht (wie auch in diesem Thread - siehe oben). Dachte, es kann ja nicht sein, dass die halbe Klasse (mindestens) schwer verhaltensauffällig ist, mag ja sein, dass sie erschüttert sind, ob der vielen verschiedenen Lehrer, aber IRGENDWANN sollten sie sich doch mal auch an mich gewöhnen *schnüff*. Nun, es ist aber ein sehr großer Teil auffällig, das ist eine Realität, die man zur Kenntnis zu nehmen hat, und wonach man sich einfach richten muss.
Jedenfalls war das ganze letzte Jahr ein arger Kampf. Inzwischen bin ich seit eineinhalb Jahren da, laut werden muss ich fast gar nicht mehr, es gibt Tage, an denen die Kinder wieder sind, wie vor einem Jahr, aber inzwischen ist es eben auch möglich sie zur Ruhe zu bringen, ohne Strafen, ohne Schnick Schnack. Keiner wirft mehr mit Stühlen durch die Klasse, keiner hüpft mehr absichtlich einem Mittschüler auf den Bauch, mein ADS-Schüler ist endlich ausgetestet und wird behandelt,...
Ja, unruhig und laut sind sie immer noch oft, so sind sie halt, auch da muss man halt sehen, was IHNEN möglich ist. Aber wie ich schon irgendwo schrieb, wenn's mal wirklich draufankommt, können sie sich einfach MUSTERGÜLTIG benehmen, und das reicht mir.
Kinder handeln nie aus purer Böswilligkeit so, wie sie es tun. Man muss immer hinterfragen, was denn im Moment los ist mit dem jeweiligen Kind (klar mühsam, wenn gerade 15 Kinder gleichzeitig ein Problem haben, aber dafür können SIE ja nichts), warum geht es dem Kind gerade nicht gut, was könnte ich DA tun.
Die Kinder wissen, dass ich so denke (ich frage auch oft den jeweiligen Störenfried leise, was ihn denn grad plagt), sie wissen, dass ich sie so schätze wie sie sind, sie wissen, dass es nicht wirklich schlimm ist (auf lange Sicht *g*), wenn sie sich danebenbenommen haben.
Sie haben einfach viel Vertrauen gewonnen - DAS erleichtert Vieles.
Was bringen diese Extraaufgaben für Schüler? Ich vermittle, dass Schulaufgaben eine Strafe sind? Das will ich doch gerade nicht. Meine Hauptaufgabe sehe ich darin, den Kindern zu zeigen, dass Lernen Spaß bringt, dass es ein Gewinn für jeden ist, dass man nur wissen muss, wie es geht und schon macht es Spaß, dass man weiß, woher man sich Informationen holen kann,...
Solange man nur stundenweise in einer Klasse ist, ist es sicherlich sehr schwer, eine gute Basis grundzulegen (bzw. dauert das sicher noch länger), aber in MEINER Klasse sollte es mir die viele Zeit, die ich die ersten Monate investieren muss, wert sein, ich muss auf Kosten anderer Dinge (HSU --> soziales Lernen) versuchen ein gutes Arbeitsklima zu schaffen. Erst DANN kann ich gut arbeiten.
... finde ich halt - Amen