Und was hat eine Teilleistungsstörung überhaupt mit psychischen Erkrankungen zu tun?
Es befremdet mich, dass in einem thread über Schülerinnen mit psychicher Erkrankungen - die Zahlen sind ja oben verlinkt - eine Randbemerkung sein muss, die plötzlich von (thematisch völlig anders gelagerten) "Förderschwerpunkten" und dann noch von "zurechtlegen/vortäuschen" handelt.
Mit ähnlicher Haltung und dem Mangel an Information einher geht oft die implizite Unterstellung, der sich psychisch Erkrankte ja auch im Arbeitsleben ot konfrontiert sehen, es handele sich um "Befindlichkeiten" oder "mangelnde Selbstdisziplin". Was ekelhaft ist, gelinde gesagt.
A) bitte unterscheiden, was was ist.
B) bitte anerkennen, dass eine psychische Erkrankung eine Erkrankung ist und keine Haltung.
Um mal aufs Ausgangsthema zurück zu kommen:
Zitat
Ich bin sehr zwiegespalten und weiß häufig nicht, wie ich mit diesen
SchülerInnen umgehen soll. Aktuell z.B. habe ich eine Schülerin in
meiner Klasse, die nur die erste Woche nach den Sommerferien anwesend
war und erst nach den Herbstferien wieder in die Schule kommen wird
(u.a. waren wohl Versagensängste Ursache für die Einweisung in die
Psychatrie). Um es mal ganz hart auszudrücken: In diesem Schuljahr wird
sie (schulisch) jetzt wohl wirklich versagen, denn ca. 1/4 des
Schuljahres aufzuholen wird nahezu unmöglich sein.
Die Entwicklung, wie ich sie wahrnehme, finde ich schlimm. Das sind
junge Menschen, die noch das gesamte Leben vor sich haben. Wenn ich auf
meine Schulzeit zurückblicke (mir ist klar, dass die SchülerInnen das
noch nicht können), war diese die unbeschwerteste Zeit meines Lebens.
(Meist) kommen doch erst nachher finanzielle Sorgen, mehr Verantwortung
und Organsisation etc. hinzu und ich frage mich, wie das einige meiner
besagten SchülerInnen verkraften werden.
Alles anzeigen
Wir haben als Schule für Schülerinnen nach Klinikaufenthalten durchaus auch Wiedereingliederungsmaßnahmen beschlossen: so viel Wochen nur so viele Fächer und so viele Wochen dann mehr Fächer, oder aber bestimmte Anfangszeiten erstmal - in Absprache mit Therapeuten kann das sehr viel Sinn machen, wenn die einen zB darauf hinweisen, dass bestimmte Medikamente so lange brauchen um zu wirken und Schüler/in davor eben einfach noch nicht leistungsfähig ist. Je näher das am Schuljahesendzeugnis liegt, desto schwerer wird es natürlich, da irgendwann jeder Lehrer eine Note geben und damit eben auch eine Form von Leistungsnachweis haben muss, aber auch da kann man ja sehr kreativ sein. Bei uns hat es ein paar Mal gut geklappt (und ein paar mal leider auch nicht, da war selbst das dann eine Überforderung.). Das Ziel muss aber dann nicht unbedingt sein, alles so aufzuholen, dass es auf dem Stand ist, sondern eine Wiedereingliederung möglich zu machen, indem man zunächst nur eine reduzierte Form von Leistung einfordert und dann guckt, wie es sich entwickelt im zweiten Halbjahr. Wenn bei einer Schülerin Versagensängte der Ursprung einer Krise war, ist es schon möglich auch Formen der Betätigung / Beteiligung anzubieten, die Erfolge und Bestätigung erzielen können, das dürfte am Anfang das Wichtigste sein. Da hat man ja grenzenlosen kreativen Spielraum: Gespräch über den Stoff zu zweit in ruhigem setting, kreativere Aufgaben zum zu Hause machen und Abgeben, xyz.
Dem zweiten Absatz kann ich nur zustimmen. Das sind so die Fälle, die man dann doch mit nach Hause nimmt und schlecht drüber schläft. Umso wichtiger, dass man seine Teil zur Genesung / Besserung beiträgt oder beizutragen versucht.
Jeden von uns kann's jeden Tag selbst erwischen. Und dann sind wir dankbar für ein Kollegium und Vorgesetzte, die uns den Raum lassen um uns wieder reinzukämpfen und nicht schematisch die Erwartungsskala ansetzen, mit der wir vorher gemessen wurden/uns selbst gemessen haben. Kann ne Weile dauern. Aber wenn es abgefedert und mitgetragen wird, funktioniert's wesentlich häufiger, als dass es nicht funktioniert.