vielen Dank dafür, dass du Kollegen als Meckertanten bezeichnest, die nichts tun und die es ja nicht wagen sollen, die Arbeiten der Gewerkschaften zu kritisieren.
Ich erlebe das quasi täglich. Du muss dich nicht angesprochen fühlen, wenn es nicht auf dich passt. Die, auf die es passt, sollen sich hingegen angesprochen fühlen ...
ZitatAlles anzeigenFür mich sind die von mir erwähnten Punkte die Relevanten. Wenn ich mir
anschaue, dass bei einer Absenkung der Eingangsbesoldung von 8% über 3
Jahre wir hier über einen Betrag von über 10.000,00 € bei Junglehrern im
höheren Dienst sprechen, dann kann ich über die von dir aufgezählten
Punkte nur den Kopf schütteln.
Berechnet man die weiteren Kürzungen, die ich nur zum Teil oben
aufgezählt habe, über die gesamte Laufbahn einer Lehrperson, dann komme
ich nun einmal zu dem Schluss, das für mich die Relevanz nun einmal
stark darunter leidet.
Dagegen wehren sich die Gewerkschaften, vor allem die GEW, seit Jahrzehnten. Wenn du dir die Reaktionen der Lehrer anguckst, zum Beispiel exemplarisch hier im Forum, wirst du leicht erkennen, warum das nicht sehr einfach durchzusetzen ist. Viele sind der Meinung, sie bekämen mehr als genug Gehalt, andere finden, Streiks gehen gaaaar nicht, wiederum andere finden, es müsste mehr und länger gestreikt werden, gehen dann aber nicht hin... So lange die Lehrer sich - zum Beispiel durch Lobbyverbände - so gegeneinander ausspielen lassen, dass der eine gegen den anderen arbeitet (A13 für Grunschullehrer? Nur über meine Gymnasiallehrerleiche! Die GEW hat was rereicht? Jetzt muss aus Prinzip dagegen gewettert werden! usw), wird das wohl eher nix. Wenn die GEW in Hessen nicht gestreikt hätte (und was das an Ressourcen und Arbeit verschlingt!), gäbe es eine Dauernullrunde für 4-5 Jahre, das war der offizielle Plan des KuMi. Jetzt gibt es immerhin einenTarifabschluss über 2% und dann nochmal 2,4%. Das war nicht das, was wir wollten, und die Übertragung ist ein weiterer Kampf, aber es ist deutlich mehr, als nichts. Und dafür haben jetzt 6000 hessische Lehrer ein Disziplinarverfahren am Hals, das dank GEW-Klage erstmal ausgesetzt worden ist - und die Jammerer jammern weiter: Was macht die GEWEEEERKSCHAFT?? Die Gehaltserhöhung stecken sie dann aber ggf- schön ein.. Mannmannmann. Am liebsten hätte ich die von denen allen zurück, für die nächste Streikkasse.
ZitatEs wäre schön, wenn an Stelle möglicher Rabatte bei Reiseveranstaltern
und anderen Institutionen für Lehrkräfte herauszuholen, die zentralen
Probleme angegangen werden würden.
Die zentralen Probleme, siehe oben, bearbeiten wir andauernd. Täglich, immer wieder. Dass das ein dickes Brett und ein echt zäher Kampf ist, müsste man nicht erklären, wenn sich mehr Leute mal bemühen würden, wirklich nachzugucken, was da so gemacht wird. Aber lieber stellt man sich die Frage "Hab ich all das genau so wie ich es haben will? Nein? Warum nicht? Ach bestimmt die Gewerkschaften schuld. Was machen denn eigentlich die Gewerkschaften??"
Die Gewerkschaften sind die Mitglieder. Und die, die bei Aktionen, Sammelklagen, konsequenter Mitbestimmung und so weiter mitmachen. Und nun guck dich mal in den Kollegien um und frag dich mal, wie viel Beiträge die, die am lautesten meckern, so bringen. Den meisten ist es doch schon zu viel, eine Unterschrift zu leisten (das könnte ja rauskommen und dann wird man nicht mehr lieb gehabt). Von anderen Aktionen, die echte Konfrontationen bedeuten würden, rede ich mal gar nicht.
Glauben eigentlich wirklich alle, trotz akademischen Abschluss, dass es reicht ein paar - oder noch besser: keine - Mitgliedsbeiträge zu zahlen, und dann erledigen das die paar Engagierten in den Referaten und den Haupt- und Gesamtpersonalräten schon?
Weißt du eigentlich, dass die allermeisten gewerkschaftliche Arbeit ehrenamtlich gemacht wird? Es gibt ein paar Juristen und andere Mitarbeiter, die bezahlt werden können, der Rest sind Menschen in diversen Gremien und Referaten, die das aus gewerkschaftlichem Selbstveständnis tun - von der Rechtsberatung bis zur Erstellung von Publikationen über Koodination von Schulungen über Informationsweitergabe und Recherchen.
Gerne auch gegen die Gerüchteküche unter Lehren. Ziemlich frustrierend, manchmal. Am heftigsten und hasserfülltesten werden die übrigens von denen betrieben, die sich selbst schön raushalten. Dafür gibt es hier auch genug Beispiele.
Ich bin und bleibe halt nunmal fassunglos darüber, wie null und gar keine Ahnung darüber die meisten Lehrer haben, was Gewerkschaftsarbeit oder Arbeitsnehmervertretung in der Praxis bedeutet (bis auf die, die mal geholfen bekommen haben). Von den "ich will lieb gehabt werden"-Personalräten angefangen bis zu den "warum macht die Gewerkschaft mir die Welt nicht bis morgen früph um 8 so wie ich will"-Jammerern.
Ich kann nur empfehlen: sich selbst einbringen. Mal in einem Referat mitarbeiten. Oder wenigstens eine schulinterne Interessengruppe gründen. Irgendwas durchsetzen. Mal gucken, wie leicht oder schwer das ist. Halt mal den Arsch hoch kriegen. Dann urteilen.
Insgesamt verzweifele ich momentan nicht nur unter Lehrern an der Kindlichkeit vieler Erwachsener, die so in die Richtung geht: "Die Welt ist nicht so, wie ich sie will. Wieso gibt es keinen Politiker, der das bis morgen vormittag hinkiegt? Alle Scheiße. Blöde. Mist. Was ICH mache? Na, wieso denn ich?? Ich geh doch wählen (oder auch nicht, weil ich so frustriert bin *heul*) - ich erwarte, DASS ES MIR GEMACHT WIRD!" *boohhooohhoo.
Mir geht echt die Geduld aus.
Obwohl, nö. Das nehme ich zurück. Im richtigen Leben(tm) habe ich so viele Begegnungen mit Menschen, die ich zu Dienstgesprächen begleite, für die ich Versetzungen o heraushandele, denen ich Rechtsberatung gebe oder für die ich Bedingungen verbessern kann, deren feedback gleicht die Begegnungen mit den ahnungslosen Meckernasen mehr als aus. Sonst würd ich mir das wohl nicht reintun.