Ich unterrichte seit Jahren an einer reinen Oberstufe. Oft ausschließlich Leistungskurse. Mann, Gadolinium, liegst du falsch.
Ich kann da nur wiederholen, was die Vorrednerin schrieb.
Zitat
Ich bin nicht ganz sicher, aus welcher Mickey-Maus-Welt du deinSchulbild bezogen hast, aber mit der Realität hat das leider nichts gemein. Die oben beschriebenen Zustände findest du nicht nur in Berlin Kreuzberg, sondern überall, nur nicht bei ALLEN SuS, aber bei EINIGENund die können dir den Unterricht sprengen. Eine Kommilitonin von mir hat ihre Schulzeit in einem SEHR elitären Internat am Bodensee verbracht. Die Probleme, von denen sie berichtete, waren vielleicht
andere als in Berlin Kreuzberg, aber mit der Feuerzangenbowle-Idyllehatte das auch nichts zu tun.
Dein Ideal von Schule- in den Unterricht rein, die SuS mit abgehobenen Fachinhalten füttern, SuS hören begeistert zu und am Ende der Stunde entschwebst du wieder- gibt es einfach nicht. Wenn du dein Fach wirklich liebst und du dich für deine SuS mit allen ihren Macken, Problemen, Eigenarten und Persönlichkeiten einfach nicht interessierst, dann bist du an einer Universität einfach besser aufgehoben. Als Lehrer hast dueinen Bildungsauftrag und der geht weit über irgendwelche Induktionen
und Taylorkrams hinaus.
Wir hatten übrigens schonmal solche Quereinsteiger aus der Uni. Vier Stück. Drei davon hatten genau diese Einstellung: ich komme, ich erleuchte, ich siege.
Holier Than Thou saßen sie im Lehrerzimmer rum und jammerten die ganze Zeit ab, wie dumm diese Schüler seien und verstanden nicht, dass bei ihren unglaublich spannenden Vorträgen und Fachinhalten aus der Uni nicht leuchtende Augen und offene Münder zu sehen waren, sondern die Leute unterm Tisch aufs Handy guckten, aus dem Fenster träumten und unpasssende Antworten gaben oder pennten. Auch im Leistungskurs, die sind nämlich auch gut heterogen und viele sind da nicht aus fachlichem Interesse sondern weil in LK halt eine Naturwissenschaft oder FS sein muss.
In meinem Tutorenkurs wurde ich dann von Schülern gefragt, ob es eigentlich gesetzlich eine Verpflichtung für Lehrer gäbe, die Schüler zur Kenntnis zu nehmen und ihre Leistungsfähigkeit mit einzubeziehen - war ja klar, wer gemeint war. Ich habe die Kollegen dann mal drauf angesprochen. Aber davon, dass zum Unterrichten noch so 10-20 Kompetenzen mehr gehören, als nur das fachliche Wissen und ein inflationäres Selbstbild, wollten sie nichts wissen, und verbaten sich diese Einmischung.
Der Unterricht blieb grottig, die Noten waren haarsträubend, einigen hat es das Abitur versaut, die Beschwerdeschlangen wickelten sich drei mal durch den Gang vor dem Chefinnenzimmer und als Tutor hatteste auch immer deinen Spaß.
Alle drei sind nach ein paar - zum Glück wenigen - Jahren wieder verschwunden. Beleidigt und frustriert. Vermutlich murksen sie mit demselben überhöhten Selbstbild wieder an der Uni rum und jammern über die blöden, bösen Lehrer/Schüler ab, die ihre Grandiosität nicht anerkennen wollten und sie rausgemobbt haben.
Geblieben ist und der eine von der Uni, der von Anfang an sagte, er wolle eher pädagogisch arbeiten als dozieren, habe deshalb die Uni verlassen. Der hat sich reingeschafft. Hat uns gefragt, überdacht, reflektiert, kommuniziert, Rückschläge angenommen und geguckt, was er selbst damit zu tun hat, Schüler gemocht, beraten, als Mensch gesehen, seine Aufgabe als pädagogische, er hat sie unterrichtet und nicht vollgelabert, hat mit ihnen gelitten und sich gefreut, war offen für die Guten und die Schwachen, kurz: hat gelernt. Wie wir es halt täglich müssen. Ist ein sehr geschätzter Kollege mittlerweile und hat wirklich was drauf. Pädagogisch und fachlich.
Und dafür gibts dann A13..
Geil, hömma!
Vielleicht solltest Du an der Uni bleiben?
Aber ganz bestimmt.