Ich arbeite in einem Viertel, in dem der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund den ohne übersteigt. Das Leben und Arbeiten empfinde ich als deutlich angenehmer als damals, als ich auf der "Eltern-und-ihr-Anwalt"-Speckgürtelschule war...
Ob es schlimm für mich wäre, wenn mehr Menschen mit Migrationshintergrund als ohne in Deutschland lebten?
Nein. Warum? Was ändert das für mich? Das wäre dann zunächst lediglich nur wie in Amerika seinerzeit: (fast) alle haben Migrationshintergrund.
Ich fände es schlimm, wenn ich in einem Land mit überwiegend Idioten leben müsste.
Ich fände es schlimm, wenn ich in einem Land mit überwiegend sturzkonservativen Reaktionären leben müsste.
Ich fände es schlimm, wenn ich in einem Land mit überwiegend religiösen Bibel- oder Koranschwingern leben müsste, die mir vorschreiben wollen, wie ich zu leben habe.
Ich fände es schlimm, wenn ich in einem Land mit überwiegend egomanischen Narzissten leben müsste, die auf die Zukunft des Planeten scheißen.
Ich fände es schlimm, wenn ich in einem Land mit überwiegend frauen/kinder/menschen/xyfeindlichen "Ich und meine Kultur sind das einzig Wahre"-...isten leben müsste.
Die Nationalität, der Migrationshintergrund(oder nicht) sowie das Geschlecht oder die Sexualität oder die Religion derselben sind mir egal.
Ich will einfach am liebsten mit coolen Leuten in einem Land/auf einem Planeten leben.
Ich wäre sehr (!) für eine Obergrenze für Vollidioten, Sozio/Psychopathen, Fanatikern, Irren und Terroristen, ob weiß oder schwarz oder gepunktet. Die darf auch gerne bei null liegen.
Ich glaube nicht, dass die deutsche Kultur an sich definierbar ist.
Ich glaube, Goethe sollte man kennen. Wie Shakespeare. Und Brecht. Grimm. Und Tausendundeine Nacht. Nasreddin Hodscha. Till Eulenspiegel. Und Salman Rushdie.
Ich finde die deutschen Philosophen großartig, und meine, man sollte studiert haben, was sie uns und was sie anderen Ländern/Kulturen bedeuten.
Ich finde, man sollte grüne Sauce kennen. Wie Döner. Und Curry. Und wissen, wo was jeweils herkommt.
Ich finde, man sollte über das Christentum Bescheid wissen. Wie über den Islam und den Buddhismus und Hinduismus und die Religionen der native Americans...
Ich finde, es gibt viele, viele bewahrenswerte lokale Traditionen - von der grünen Soße über den Weihnachtsmarkt - die sehe ich durch Zuwanderung aber auch nicht als gefährdet und weiß noch nicht mal, ob sie wirklich "deutsche Kultur" sind. Sie enthalten alle möglichen Elemente. Grüne Sauce hat Goethe glaub ich aus Italien mitgebracht. Verdammt!
Was ist "deutsche Kultur"? Was davon ist bewahrenswert?
Wie gesagt: wichtiger als das finde ich ein gutes Zusammenleben. Wenn schon eine deutsche Kultur, dann sollte sie eine der Offenheit, des Friedens, des Respekts, der Verhandlung, der Freundlichkeit, der Freiheit, der Gleichberechtigung, des nachhaltigen Fortschritts sein. Diese Werte sind aber auch nicht "typisch deutsch", es gab sie vor einigen Jahrhunderten/zehnten in Deutschland noch nicht - da gab es noch Leibeigene und Prügelstrafe und andere "teutsche" Tugenden. Waren die deutscher oder weniger deutsch als die heutige "deutsche Kultur"? Oder waren die einfach international arschloch?
Von daher... halte ich es für müßig, ein Deutschsein zu bewahren, das eh nicht älter als ein paar Jahrzehnte ist, das irgendwie keiner definieren kann und das es - vermute ich mal - so gar nicht gibt.
Und da es Deutschsein auch nicht biologisch / genetisch gibt - das Germanen-Gen oder so - bleibt die Frage: was soll das sein? Was gilt es zu verteidigen?
Ich finde: die oben genanten Werte. Die vertreten aber nicht allein die Deutschen (manche davon tun das explizit nicht!) - sondern die Menschen, die sie wollen. Aller Herkunft.