Hallo Tusnelda,
also "nur" ne 2 finde ich unpassend. 2 heißt du bist gut (mal abgesehen davon dass auch sehr gute Referendare ne 3 bekommen, wenn das Schicksal so spielt - und grottige ne eins, siehe oben) und da kannst du durchaus stolz drauf sein - der ganze Wahn dass nur noch einsen als nennenswerte Noten zählen ist ohnehin nicht gerade förderlich - immerhin besteht die Menschheit nicht nur aus einem funktionierenden Einheitsbrei.
Zur Grund- Haupt- und andere -Schul Debatte:
Ich will jetzt mit einer anderen Kollegin gerade mal wieder den hochnäsigen Gymnasialdünkel aufbrechen (aus gegebenen Anlass: von den 5ern an unserer Schule sind 15 % (!!!) sitzen geblieben) und mit ihr in unseren beiden dann neuen 5ten Klassen einen konsequenten Deutschunterricht mit offenen Elementen im nächsten Jahr planen (Wochenplan, Freiarbeit, Selbstorganisaton etc). Dazu war ich heute 6 Stunden lang an einer Grundschule zum Hospitieren und um mich mit den Lehrern dort zum Thema Übergangsprofil zu beraten.
Ich gebe ja zu, oft auch von Vorurteilen geplagt gewesen zu sein (einfach weil auch viele völlig hilflose kiddies in die 5te kommen), und muss jetzt sagen:
Ich bin schwer beeindruckt!!!
Was die Kinder da an Methoden schon längst drauf haben, die sie bei uns offensichtlich gerade wieder ausgetrieben bekommen! Mit welcher Planungskompetenz die Lehrerinen den Kleinen beigebracht haben, sich selbst zu organisieren, den Wochenplan in je einem Ordner an der Wand zu heften und regelmäßig selbst zu überprüfen, immer wieder bei den anderen Kindern nachzugucken, welche Aufgaben die gerade bearbeiten und dann selbst(-Hilfe-)Gruppen zu bilden - wie sie die Lehrerinnen darauf hingwiesen haben, dass Aufgabe 2c noch nicht korrigiert worden ist und wie sie eingefordert haben, dass sie ganz genau erklärt bekommen, was jetzt an dem Aufsatz gut und was schlecht ist. Zeitmanagement, Beurteilungskriterien, Gruppenbildung- und arbeitsorganisation: die "Wuslons" hatten das alles drauf. Ich habe Klötzer gestaunt und viel gelernt.
Dann kommen sie also zu uns ans Gymnasium gewuselt, werden ordentlich in Reihe gesetzt und frontal beschult (paar engagierte Refs & Kollegen mal ausgenommen). Klar wundern die sich und sind erstmal unruhig und schwer zu bändigen/zur Konzentration zu kriegen.
Ich will jetzt nich alles zu schön malen - manche die zu uns kommen, sind wirklich nur wegen der Elternsturheit da und tatsächlich ungeeignet. Aber einigen treiben wir das Lernen- und Forschenwollen, das Miteinander und das Zeitmanagement auch nachhaltig aus.
Klar ist es bei solchen Methoden/Formen in der Klasse nicht totenstill, und klar sind Ergebnisse dann nicht mehr so einfach ruck-zuck abprüfbar - aber ich habe den Eindruck, dass an den Grundschulen viel Großartiges geleistet wird, was später z.T. auch wieder kaputtgemacht wird.
Wohlgemerkt: Ich bin kein Fan von Babysprache und Kuschelpädagogik.
Aber auch keiner von Drill und Disziplin um der Disziplin willen, Überprüfbarkeit um Pisa willen und Allgemeinbildung um der auswendig gelernten Daten willen.
Ich habe jedenfalls meine Meinung über Grundschullernen und -Lehrer überdacht und werde versuchen, einige der Dinge die ich da gesehen habe, weiterzugeben.
Den Kollegen vor allem. Man sollte sie alle mal da vorbeischicken (ich fürchte nur, sie werden nicht gehen).
beeindruckt,
Heike
PS: Wenn jemand noch gleich gute "geheime" Net-Adressen für Wochenplan- und Freiarbeitsmaterial (Deu / Eng) kennt - ich freu mich! (Die "Standardseiten" die man so mit ein paar Begriffen in google findet, hab ich schon, glaub ich...)
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