Dem lieben Wolkenstein aus vollem Herzen zustimmend und der Werther - Metaphorik applaudierend, komme ich nochmal auf die Fragen von oben zurück:
Zitat
* wie ist das (ganze drumherum) bei euch, wenn es um freundschaftliche ansätze zu schülern geht ?
* wie kann ich mir das bei euch vorstellen ?
* oder bleibt ihr zum schutz auf distanz ?
* bzw. ist das immer möglich ?
* wie seht ihr das als menschen ?
Da hab ich mich doch letztens mit einem Bekannten über eben jenes Thema unterhalten und er sprach sich für "Bauch vor Kopf" aus: Freundschaft / Liebe sei, so lese man es ja auch in jeder Literatur, nicht zu kontrollieren, und wie es eben mit Gefühlen so sei, führten Kontrollversuche nur zu Psychoschäden. Zudem gäbe es ja auch immer wieder Paare, deren Alters/Bildungsunterschied massiv sei und die trotzdem glücklich wären.
Zu Punkt eins konnte ich nur fragen, ob diese Abneigung gegen Kontrolle bei ihm denn auch für Mordgedanken, Rachelust, Gier (den neuen DVDplayer in dem Laden da, den hätt ich gern!) und andere Gelüste gelte?
Muss ich mich als Teil einer Gesellschaft und als erwachsener Mensch nicht ständig kontrollieren, auch in Gefühlsdingen?
Ich verspüre noch keinen größeren Dachschaden davon - eher glaube ich, dass ein wenig Kontrolle einen vor eben jenem bewahrt.
Zum zweiten Punkt: Die glücklichen Paare. Jajaja, schon, so mag es scheinen oder gar sein. Bekannte habend, die sich der 50 nähern und seit Jahren nur mit Partnern um die 20 liiert sind, respektive einen, der 35 ist und sich mit einer 19jährigen zusammengetan hat, kommt mir aber langsam auch ein anderer Verdacht: Suchen sich vielleicht nur ganz bestimmte Menschen (nämlich solche, die Angst vor Machtverlust oder Unterlegenheit haben, die zu-ihnen-Aufschauer suchen statt gleichberechtigte Partner, deren Selbstbewusstsein angeknackst ist, etc) Partner aus, die ihnen verbal, finanziell, lebenserfahrungsmäßig, intelligenzmäßig etc. unterlegen sind?
Zufällig, oder auch nicht zufällig, passen nämlich alle jene Freunde genau in dieses Schema...
Dies ist erstmal eher eine Frage als eine Behauptung...
Zur ersten und zweiten Frage von oben:
Ich habe zu vielen Schülern ein Verhältnis, das u.a. den "privaten" Austausch über / von Lieblingsmusik, Videos, websites, Kinotipps, Kneipen etc. beinhaltet. Sehr bereichernd und sehr lebendig.
Ich habe auch schon mal mit kleinen Gruppen abendliche Kino/Kneipenbesuche gemacht und das sehr genossen.
Ich habe noch nie (und habe auch nicht die Abischt), das Bedürfnis verspürt, mich - trotz Genialität und Reife einiger Schüler - mit einem/einer allein zu treffen, mich auszuheulen, meine intimen Geheimnisse preiszugeben, oder die ihren zu hören. Ich glaube nicht, dass meine Lebenskrisen die ihren spiegeln können oder verstanden werden, ebenso sind ihre Probleme für mich eher "been there, done that!" - nichts, womit ich mich derzeit einhundertprozentig indentifizieren könnte. Als unglücklich verliebte 18jährige heult man sich am besten bei einer 18jährigen aus, die das gerade drei Monate hinter sich hat. Nicht bei einer 34jährigen, die seit vielen Jahren in einer glücklichen Beziehung lebt. Ebenso sind Ratschläge zu finanziellen Existenzängsten oder meiner "ist-es-zu-spät-zum-Kinderkriegen-und-will-ich-überhaupt-welche?"-Dauerfrage keine, die mir irgendeine 19 jährige beantworten könnte (oder wollte).
Also stellt sich doch die Frage: Was WILL ich überhaupt von einem/r Schüler/in? Was KANN sie/er mir geben und ich ihm/ihr, das nicht auf ein Berater/Beratene(r) Verhältnis hinausliefe (und das ist keine Freundschaft)?
Dies überlasse ich euch zu beantworten: ich weiß es nämlich nicht so genau. Außer den o.g. Theorien, die zutreffen mögen oder auch nicht.
Und damit habe ich die restlichen Fragen ja wohl auch beantwortet: Als Mensch sehe ich Schüler als andere Menschen - und "anders" ist hier genau so gemeint - Menschen, deren Planet ein anderer ist als meiner. Ein Planet von dem gute und wichtige Ipulse kommen, aber auf dem ich nicht leben kann, weil die Atmosphäre anders ist. Besuche sind willkommen - aber das spaceshuttle muss nach einem netten Austausch wieder abfliegen.
Lieber Gruß aus dem
über-30-space...
Heike